München, undatiert. Etwa Mitte 1903.irrtümliche Datierung des Erstdrucks, die hier – mit Ausnahme des Schreibortes – verworfen wird.
Lieber Richard,
es hat mich sehr gefreut, daß ich Dir helfen konnteWedekind hatte Weinhöppel am 17.6.1905 von München aus telegrafisch 100 Mark angewiesen [vgl. Weinhöppels Brief an Wedekind vom 18.6.1905].. Ich glaube
nur, daß Du augenblicklich zu hohe Ansprüche an Dich stellst. Du schreibst, Du
könntest nicht | nach Münchennicht in seinem vorigen Brief vom 18.6.1905, sondern in dem diesem vorhergehenden, nicht überlieferten Brief, in welchem er Wedekind um Hilfe gebeten hatte; erschlossenes Korrespondenzstück: Weinhöppel an Wedekind, 12.-16.6.1905. zurückkehren ohne einen Erfolg als Componist
erzielt zu haben. Aber so etwas läßt sich schließlich nicht erzwingen. Ich
hatte den Eindruck, daß Du vor allem der Ruhe und Behaglichkeit bedarfst, und
Du findest das schließlich nirgends leichter als hier in München. Ohne Humor
läßt sich schließlich nicht arbeiten, und Humor ist ein Luxusgefühl. Wenn
Du also Deine künstlerische Arbeit lieb hast, dann versöhne Dich mit ....,Auslassung des Herausgebers im Erstdruck des Briefs. Gemeint ist offenbar Weinhöppels Frau Stella Brokow, von der er getrennt lebte [vgl. Weinhöppels Brief an Wedekind vom 18.6.1905].
die es herzlich gut mit Dir meint und komm nach München. Ich glaube, daß Du gegenwärtig
Deinen größten Feind in Deinem Mißtrauen hast.
Verzeih mir, daß ich es wage, Dir gute Rathschläge zu geben. Ich
selber war nie dafür, die Rathschläge meiner Freunde zu befolgen, so gern ich
auch immer ihre Hülfe annahm. Immerhin danke ich Dir, daß Du Dich an mich
gewandt hast und bitte Dich, mir auch weiter zu vertrauen. Deine liebe Frau
habe ich, seit Du hier warst, nicht mehr gesehenvgl. Weinhöppels Brief an Wedekind vom 18.6.1905..
Du schreibst selber, in Berlinin seinem Brief an Wedekind vom 18.6.1905. sei jetzt tote Zeit. Ließe sich
diese Zeit nicht besser hier in München überstehen? Hier lebt man schließlich
von der Luft und der guten Unterhaltung und ist sicher, wenigstens keine Kräfte
dabei zu vergeuden. Also überleg es Dir!
Mit herzlichem Gruß Dein alter
Frank.