Briefwechsel

von Frank Wedekind und Bruno Cassirer

Frank Wedekind schrieb am 19. Januar 1904 in München folgenden Brief
an Bruno Cassirer

Sehr geehrter Herr CassirerBruno Cassirer in Berlin, Inhaber des Bruno Cassirer Verlags (Derfflingerstraße 18) [vgl. Berliner Adreßbuch 1904, Teil I, S. 250], der die Buchausgabe „Die Büchse der Pandora. Tragödie in drei Aufzügen“ (1903) herausbrachte [vgl. KSA 3/II, S. 862].!

Empfangen Sie meinen herzlichsten Dank für Ihre bereitwillige Hülfe. Die Quittungdie Beilage zum vorliegenden Brief. über das Honorar erlaube ich mir beizulegen. Am 1. Februar soll also in Nürnberg die Uraufführung, allerdings als SubscriptionsvorstellungVorstellung mit nur im Vorverkauf erhältlichen Theaterkarten. Die Uraufführung der „Büchse der Pandora“ am 1.2.1904 am Intimen Theater (Direktion: Emil Meßthaler) in Nürnberg [vgl. Neuer Theater-Almanach 1904, S. 453] unter der Regie von Egbert Soltau mit Else Schiff als Lulu [vgl. KSA 3/II, S. 1254-1256] fand „in geschlossener Veranstaltung“ [KSA 3/II, S. 1205] statt. Eine zweite Vorstellung wurde verboten, wie die Presse meldete: „Aus Nürnberg wird uns unter dem heutigen Datum gedrahtet: Der Polizeiausschuß verbietet die zweite Aufführung von Wedekinds ‚Büchse der Pandora‘ im ‚Intimen Theater‘ Meßthalers, weil die erste Vorstellung, obgleich als Subskriptionsaufführung angekündigt, sich durch Kassenverkauf von Billets zur öffentlichen gestaltet habe.“ [Vossische Zeitung, Nr. 68, 10.2.1904, Abend-Ausgabe, 2. Beilage, S. (2)] stattfinden. Wenn es aber ohne | Skandal abgeht, dann ist die öffentliche Aufführung so gut wie gesichert, da in Nürnberg keine Censur besteht. Das Interesse für das Stück ist sehr groß, da Erdgeist und Marquis v. Keith in diesem Winter in Nürnberg schon sehr beifällig aufgenommenHinweis auf den Wedekind-Zyklus vom 10.10.1903 bis 4.11.1903 am Intimen Theater in Nürnberg, bei dem „Erdgeist“ und „Marquis von Keith“ aufgeführt wurden, wie die Presse berichtete: „Im Intimen Theater führt zur Zeit Frank Wedekind das Zepter. Direktor Meßthaler bringt einen ganzen Wedekind-Zyklus heraus. Gestern Abend wurde die Tragödie ‚Erdgeist‘ zum ersten Male aufgeführt. [...] Der von Akt zu Akt steigende warme Beifall, mit dem das eigenartige Werk hier aufgenommen wurde [...]. Direktor Meßthaler hatte aber auch im Verein mit Wedekind, der acht Tage lang den Proben beigewohnt hat, für eine Musteraufführung gesorgt.“ [Nürnberger Theater. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 56, Nr. 484, 16.10.1903, Morgenblatt, S. 2] „Frank Wedekinds fünfaktiges Schauspiel ‚Marquis von Keith‘ hatte am Samstag bei der hiesigen ersten Aufführung im Intimen Theater starken Erfolg; der zweite und der dritte Akt wurden mit stürmischem Beifall aufgenommen, und zum Schluß wurde Herr Wedekind, der selbst die Titelrolle spielte, stürmisch gerufen.“ [Nürnberger Theater. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 56, Nr. 514, 3.11.1903, S. 3] wurden. Die Rolle der Gräfin Geschwitz wird Frl. Marya DelvartMarya Delvard – sie war der Star im Ensemble der Elf Scharfrichter gewesen und auch durch ihre Soloauftritte als Chanteuse berühmt – spielte in der Uraufführung der „Büchse der Pandora“ (siehe oben) die Rolle der Gräfin Geschwitz [vgl. KSA 3/II, S. 1255]. spielen, die sich in ihrer düstren Grandezzawürdevolle Eleganz im Auftreten. vorzüglich dafür eignet. |

Übrigens liegt keine notgedrungene Aushülfe darin; die Rolle ist zugleich von mit einem stehenden Mitglied des Intimen Theaters besetzt.

An das „Kleine Theater“ in Berlin habe ich gleichfalls eine Bühnenbearbeitung geschicktHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben zur Sendung; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Kleines Theater Berlin, 22.12.1903. Das beigelegte Typoskript „Die Büchse der Pandora. Tragödie in drei Aufzügen von Frank Wedekind. Vom Autor hergestellte Bühnenbearbeitung“ [KSA 3/II, S. 862], das „in Berlin [...] Max Reinhardts Kleinem Theater [...] 1904“ [KSA 3/II, S. 863] vorlag, wird auf „Ende 1903/Januar 1904“ [KSA 3/II, S. 862] datiert. Wedekind könnte es nach Berlin geschickt haben, kurz bevor er am 24.12.1903 für 14 Tage nach Dresden abreiste. aber bis jetzt noch keinerlei Nachricht darüber erhalten.

Also nochmals meinen besten Dank. Ich quittiere Ihnen vor der Hand die erhaltenen M. 300,−

Mit besten Grüßen
Ihr
Frank Wedekind


19.I.04 |


Quittung.

Als Anzahlung auf mein Honorar für „Die Büchse der Pandora“ Erste AuflageDie Buchausgabe von Wedekinds Tragödie „Die Büchse der Pandora“ im Bruno Cassirer Verlag in Berlin war zwar für Anfang November 1903 angekündigt [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 70, Nr. 249, 26.10.1903, S. 8522, 8512], lag aber wohl erst kurz „vor Jahresende 1903“ [KSA 3/II, S. 862] vor und wurde im neuen Jahr als erschienen gemeldet [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 71, Nr. 19, 25.1.1904, S. 797], vom Verlag als „Epilog zum ‚Erdgeist‘“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 71, Nr. 18, 23.1.1904, S. 776] beworben., bescheinige ich von Herrn Bruno Cassirer, Berlin
M. 300,−
(dreihundert Mark) in baar erhalten zu haben.


München, den 19. Januar 1904


Frank Wedekind.


Frank Wedekind schrieb am 3. Februar 1904 in München folgenden Brief
an Bruno Cassirer , Bruno Cassirer

Ich schicke Ihnen Obiges Telegrammnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Emil Meßthaler an Wedekind, 2.2.1904. – Emil Meßthaler, so darf spekuliert werden, dürfte Wedekind unmittelbar nach der erfolgreichen Uraufführung der Tragödie „Die Büchse der Pandora“ am 1.2.1904 im Intimen Theater in Nürnberg telegraphiert haben (unsicher), woraufhin Wedekind seinem Verleger Bruno Cassirer in Berlin, so darf weiter spekuliert werden, zu Werbezwecken eine Abschrift dieses den Erfolg meldenden Telegramms geschickt haben könnte (ebenfalls unsicher); zugleich sprach er Emil Meßthaler seinen Dank aus [vgl. Wedekind an Emil Meßthaler, 3.2.1904] – als Briefentwurf unmittelbar unter dem vorliegenden Briefentwurf notiert. zur eventuellen Veröffentlichung. Verändern Sie es wie Sie wollen. Auf jeden Fall herzlichen Dank. Gruß
Wedekind.

Bruno Cassirer schrieb am 11. März 1904 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Brief an Bruno Cassirer vom 12.3.1904 aus München:]


Ich bin mit dem Inhalt Ihres Briefes einverstanden [...]

Frank Wedekind und schrieben am 12. März 1904 in München folgenden Brief
an Bruno Cassirer

Sehr geehrter Herr Cassirer!

ich bin mit dem Inhalt Ihres Briefesnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Bruno Cassirer an Wedekind, 11.3.1904. Die Tantiemen-Abrechnung für die Erstausgabe der Tragödie „Die Büchse der Pandora“ (1903), die im Bruno Cassirer Verlag erschienen ist [vgl. KSA 3/II, S. 862], dürfte dem Brief des Verlegers beigelegen haben. einverstanden und möchte Sie nur ersuchen, wenn möglich die Tantiemenabrechnung bescheinigen zu wollen, da ich das Geld augenblicklich gut brauchen kann. Ich stecke immer noch in meiner ArbeitWedekind arbeitete an seinem Schauspiel „Hidalla oder Sein und Haben“ (1904), mit dessen Abfassung er fast fertig war [vgl. KSA 6, S. 369] und an die Korrekturen gehen konnte ‒ der erste Bogen war am 19.4.1904 „korrigiert“ [Tb] und die letzte Korrektur an der Druckfahne am 29.4.1904 abgeschlossen [vgl. Tb]. die mir mehr Zeit nimmt, als ich voraus gesetzt hatte. In einigen Tagen bin ich frei und werde dann daran | denken auch mal wieder nach BerlinWedekind war in München und reiste erst am 21.9.1904 wieder nach Berlin [vgl. Tb]. zu kommen.

Mit besten Grüßen
Ihr
Frank Wedekind.


12.III 04.

Frank Wedekind schrieb am 24. April 1904 in München folgenden Brief
an Bruno Cassirer

Sehr geehrter Herr Cassirer!

für die HerrenDer Vorstand der im Vorjahr in München gegründeten Dramatischen Gesellschaft setzte sich bei seiner konstituierenden Sitzung am 1.12.1903 „zusammen aus Dr. jur. Fritz Braumüller, Regisseur und Dramaturg am Münchener Schauspielhaus, erster Vorsitzender und provisorischer Schriftführer [...]; Edgar Steiger, zweiter Vorsitzender; Julius Nassauer, Schatzmeister; Kurt Aram; Friedr. Basil, Hofschauspieler und Regisseur; Hermann Bischoff, Komponist; Dr. Michael Georg Conrad; Dr. Georg Hirth; Albert Langen, Verleger; Dr. Hermann Popp, Kunsthistoriker; Alexander Salzmann, Kunstmaler; Karl Schüler, Hofbuchhändler; Bernhard Stavenhagen, Hofkapellmeister und Direktor der kgl. Akademie der Tonkunst, Beisitzer.“ [Zum Programm der Münchener Dramatischen Gesellschaft. In: Allgemeine Zeitung, Jg. 106, Nr. 346, 14.12.1903, 3. Abendblatt, S. 3] Die erste von diesem Verein organisierte Vorstellung fand am 11.2.1904 statt, die zweite am 29.3.1904 (siehe unten). von der Dramatischen Gesellschaft hat es sich jetzt herausgestellt, daß sie nicht verpflichtet sind, von der Pandora-VorstellungWedekind notierte am 29.3.1904: „Aufführung der Büchse der Pandora in München.“ [Tb] Das war eine einmalige geschlossene Vorstellung im Münchner Schauspielhaus, ein Gastspiel des Nürnberger Intimen Theaters, veranstaltet von der Münchener Dramatischen Gesellschaft, wie angekündigt war: „Wie wir erfahren, veranstaltet die Münchner ‚Dramatische Gesellschaft‘ Anfang nächster Woche im Schauspielhause eine Subskriptionsvorstellung, in welcher Frank Wedekinds ‚Büchse der Pandora‘ durch das Ensemble des ‚Intimen Theaters‘ in Nürnberg zur Aufführung gelangt.“ [Dramatische Gesellschaft. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 57, Nr. 141, 24.3.1904, Morgenblatt, S. 3] Die Vorstellung „endet [...] mit einem Publikumseklat.“ [KSA 3/II, S. 1205] Tantiemen zu zahlen. Dagegen wollen sie mir persönlich ein Honorar ausbezahlen, wenn sie die Sicherheit von Ihnen haben, daß keine weiteren Ansprüche geltend gemacht werden. Ich weiß nun zufällig durch einen HandelWedekind hatte mit der Literarische Gesellschaft in Dresden, die am 26.4.1903 ein Gastspiel des Berliner Kleinen Theaters mit Wedekinds Einakter „Der Kammersänger“ (Regie: Richard Vallentin) als Matinee im Neustädter Hoftheater, dem Königlichen Schauspielhaus (Direktion: Nikolaus von Seebach), veranstaltet hatte, um Aufführungsrechte und ein Honorar für ihn verhandelt (siehe Wedekinds Korrespondenz mit der Literarischen Gesellschaft Dresden vom 7.4.1904 bis 23.4.1904). mit der Literarischen Gesellschaft in LeipzigWedekind hat zunächst an die Literarische Gesellschaft in Leipzig gedacht, die 1898 erstmals ein Stück von ihm (den „Erdgeist“) auf die Bühne gebracht hat, um dann Leipzig durch Dresden zu korrigieren. Er hat am Vortag in einem Honorarfragen betreffenden Brief an die Literarische Gesellschaft in Dresden ausdrücklich auf die Literarische Gesellschaft in Leipzig verwiesen [vgl. Wedekind an Literarische Gesellschaft Dresden, 23.4.1904] Dresden, daß geschlossenen Gesellschaften gegenüber keine form rechtlichen Ansprüche bestehen. Wollen Sie also bitte mir oder der/m/ drama Vorstand der dramatischen Gesellschaft mittheilen daß Sie damit einverstanden sind, dann komme ich wenigstens zu meinem Geld. Ich hätte Sie mit dieser Bagatelle kaum belästigt, wenn ich mir Ihnen gegenüber keinen Formfehler hätte zu Schulden kommen lassene wollen. Jetzt handelt es /si/ch für mich nur darum, die kleine Summe zu retten. Ihrer baldigen Antwort entgegensehend.
mit besten Grüßen
Ihr
Frank Wedekind.


Franz Josefstr 42.II.

24.IV.04.

Frank Wedekind schrieb am 2. Mai 1904 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Bruno Cassirer

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 3.5.1904 in München:]


Briefeder hier erschlossene Brief sowie ein weiterer Brief [vgl. Wedekind an Bruno Cassirer, 3.5.1904]. an Cassirer.

Frank Wedekind schrieb am 3. Mai 1904 in München folgenden Brief
an Bruno Cassirer

Sehr geehrter Herr Cassirer!

Es ist mir bis heuteWedekind hielt am 3.5.1904 fest: „Kurze erfolglose Unterredung mit Langen.“ [Tb] noch nicht gelungen, meinen VertragWedekind hat mit dem Albert Langen Verlag eine ganze Reihe an Verträgen geschlossen, den ersten Vertrag am 10.7.1895 (über „Der Erdgeist“), dann einen Vertrag am 3.3.1897 (über Novellen, Gedichte und Tanzpantomimen) und einen Vertrag am 12.9.1897 (über „Der Hänseken“), schließlich am 18.11.1898 in Zürich den Vertrag, „der ihm einerseits die Veröffentlichung der nächsten Werke sowie ein monatliches Salär von rund 300 Reichsmark sicherte und ihn andererseits zur weiteren Mitarbeit am ‚Simplicissimus‘ verpflichtete.“ [KSA 8, S. 508] In diesem von Wedekind und Albert Langen am 18.11.1898 unterschriebenen Vertrag heißt es abschließend in § 4: „Herr Wedekind verpflichtet sich, Herrn Albert Langen jede neue künstlerische Arbeit von ihm zuerst zum Verlag und Bühnenvertrieb anzubieten.“ [Mü, PW B 89] Ein weiterer Vertrag wurde am 2.5.1902 geschlossen (unterzeichnet von Wedekind und Ludwig Thoma), in dem es heißt, „Herr Wedekind“ sei „nach wie vor verpflichtet, Herrn Albert Langen seine sämtlichen zukünftigen Arbeiten zum Verlage [...] anzubieten & dieselben zu überlassen, falls die Firma Albert Langen Anspruch darauf erhebt.“ [Aa, Wedekind-Archiv E, Nr. 3] mit Albert Langen zu lösen. Trotzdem bin ich aber fest entschlossen einen anderen Verleger zu nehmen und frage bei Ihnen an, ob Sie auch unter diesen Verhältnissen Ihr vorjähriges AngebotBruno Cassirer dürfte Wedekind im Vorjahr angeboten haben, seine gesamten Werke zu verlegen. Er verlegte vorerst ein Stück; in Wedekinds Vertrag mit dem Bruno Cassirer Verlag vom 13.10.1903 heißt es: „Herr Frank Wedekind übergiebt dem Verlage Bruno Cassirer seine Tragödie ‚Die Büchse der Pandora‘. Der Verlag Bruno Cassirer stattet das Buch würdig aus und sorgt für einen intensiven Vertrieb.“ [Aa, Wedekind-Archiv E, Mappe 5] Dem Albert Langen Verlag hatte Wedekind die Entscheidung, die „Büchse der Pandora“ einem anderen Verleger zu übergeben, mitgeteilt [vgl. Wedekind an Albert Langen Verlag, 19.8.1903]. aufrecht erhalten und meine künftigen Arbeiten übernehmen würden. Ich füge hinzu, daß Albert Langen in diesem Fall keinerlei nach dem Verlags-Gesetz keinerlei Ansprüche an Sie hätte sondern nur zu einer SchatzersatzklageSchreibversehen, statt: Schadensersatzklage. mir gegenüber berechtigt wäre.

Ihrer baldigen Antwort entgegensehend
In vorzüglicher Hochschätzung
Frank Wedekind


München 1/3/. Mai 1904Wedekind notierte am 3.5.1904 in München: „Briefe an Cassirer.“ [Tb] Das war der vorliegende Brief sowie ein weiterer nicht überlieferter Brief [vgl. Wedekind an Bruno Cassirer, 2.5.1904]..

Bruno Cassirer schrieb am 7. Mai 1904 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 8.5.1904 in München:]


Brief von Cassirer ?

Frank Wedekind schrieb am 9. Mai 1904 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Bruno Cassirer

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 9.5.1904 in München:]


BriefBei dem nicht überlieferten Brief dürfte es sich um eine Antwort handeln auf einen ebenfalls verschollenen Brief [vgl. Bruno Cassirer an Wedekind, 7.5.1904]. an Cassirer.

Frank Wedekind schrieb am 26. Mai 1904 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Bruno Cassirer

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 27.6.1904 in München:]


Briefeder hier erschlossene Brief sowie ein weiterer Brief [vgl. Wedekind an Bruno Cassirer, 27.5.1904]. an Cassirer [...]

Frank Wedekind schrieb am 27. Mai 1904 in München
an Bruno Cassirer

[Hinweis und Zitat in J. A. Stargardt: Katalog 517 (1954), Nr. 156:]


WEDEKIND, Frank. […] München 27.V.1904. [...]

An seinen Verleger Paul Cassirerein Irrtum, richtig: Bruno Cassirer. Paul Cassirer hat seine Verlagstätigkeit erst 1908 wieder aufgenommen, nachdem er sich 1901 von dem seit 1898 gemeinsam mit seinem Vetter Bruno Cassirer betriebenen Verlag getrennt hatte und bei der Trennung eine Verlagssperre bis 1908 vereinbart worden war. Bruno Cassirer war seit 1903 Verleger Wedekinds (siehe Wedekinds vorangegangene Korrespondenz mit Bruno Cassirer), nicht dessen Vetter. Bei Paul Cassirer war Jahre später das Versdrama „Der Stein der Weisen“ (1909) verlegt [vgl. KSA 6, S. 916], mit dem Wedekind sich erst am 1.9.1909 über die Buchausgabe einigte [vgl. KSA 6, S. 903]., einen Vorschuß betreffend. „Sobald ich das Geld erhalten habe, werde ich mit der Niederschriftnicht eindeutig ermittelt; bei dem noch ungeschriebenen Werk dürfte es sich aber um das Romanprojekt mit dem Arbeitstitel „Die große Liebe“ gehandelt haben [vgl. Wedekind an Bruno Cassirer, 7.6.1904]. beginnen.“

Bruno Cassirer schrieb am 2. Juni 1904 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Brief an Bruno Cassirer vom 7.6.1904 aus München:]


Ich danke Ihnen bestens für Übersendung des Contraktes [...]

Frank Wedekind schrieb am 7. Juni 1904 in München folgenden Brief
an Bruno Cassirer

Sehr geehrter Herr Cassirer!

Ich danke Ihnen bestens für ü/Ü/bersendung des ContraktesHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben zu einem Verlagsvertrag; erschlossenes Korrespondenzstück: Bruno Cassirer an Wedekind, 2.6.1904. Die Sendung hat Wedekind in München wohl am 3.6.1904 und damit zwei Tage zu spät erreicht (siehe unten). der aber leider zwei Tage zu spätDie langwierigen Verhandlungen mit Albert Langen, von dem Wedekind sich trennen wollte, hatten zu dem Vertrag mit dem Albert Langen Verlag geführt, von dem in diesem Brief die Rede ist. „Im Juni 1904 kam endlich ein neuer Kontrakt zustande.“ [KSA 8, S. 396] Die Unterzeichnung erfolgte am 1.6.1904, wie Wedekind an diesem Tag notierte: „Contrakt unterschrieben“ [Tb] ‒ zwei Tage vor dem Erhalt von Bruno Cassirers Brief mit beigelegtem Verlagsvertrag (siehe oben). kam. Ich hatte mich in der Zwischenzeit wieder auf vier Jahre an Albert Langen verpflichtetDer von Wedekind am 1.6.1904 unterzeichnete Vertrag mit dem Albert Langen Verlag (von Reinhold Geheeb unterschrieben) betraf den Bühnenvertrieb von „Erdgeist“, „Der Kammersänger“, „Der Liebestrank“ und „Die junge Welt“ sowie „alle künftig erscheinenden Bühnenwerk seiner Feder“ und hielt fest: „Dieser Vertrag ist auf die Dauer von drei Jahren für beide Teile unkündbar.“ [Aa, Wedekind-Archiv E, Mappe 5] da was ich schon deshalb thun mußte, weil es der einzige Weg war, den kündigungslosen Vertragder Vertrag mit dem Albert Langen Verlag vom 2.5.1902 (unterzeichnet von Wedekind und Ludwig Thoma), der keine Kündigungsregelung enthält und in dem es heißt, „Herr Wedekind“ sei „nach wie vor verpflichtet, Herrn Albert Langen seine sämtlichen zukünftigen Arbeiten zum Verlage [...] anzubieten & dieselben zu überlassen, falls die Firma Albert Langen Anspruch darauf erhebt.“ [Aa, Wedekind-Archiv E, Nr. 3] den ich bisher mit ihm hatte, loszuwerden. Ich möchte Ihnen gegenüber nun nicht gerne in den Verdacht kommen, als sei es mir mit meinem Anerbieten vielleicht nicht Ernst gewesen. Den RomanDas Romanprojekt mit dem Arbeitstitel „Die große Liebe“ – angekündigt auch unter dem Arbeitstitel „Fanny Kettler“ [vgl. KSA 5/I, S. 1132], „ein moderner Roman: ‚Fanny Kettler‘ der einen Band von 200 bis 300 Seiten füllen wird“ [Wedekind an Albert Langen Verlag, Albert Langen, 1.9.1903] – hat Wedekind zwar nicht vollständig ausgeführt, er hat die Arbeit daran im Oktober 1906 aber wieder aufgenommen und bis März 1907 umfangreiche Aufzeichnungen dazu angefertigt [vgl. KSA 5/I, S. 1132-1143], die überliefert sind [vgl. KSA 5/I, S. 917-1011]. werde ich vor der Hand jedenfalls nicht schreiben, da mir mein öffentliches AuftretenWedekind trat seinerzeit fast täglich im Münchner Kabarett Sieben Tantenmörder auf – zuerst am 16.5.1904: „Auftreten bei den Tantenmördern“ [Tb]; oder es kommt mit der Bemerkung „Wedekinds Selbsteinschätzung, statt als Romanautor als Dramatiker größere und damit seine Existenz als Schriftsteller sichernde öffentliche Erfolge erzielen zu können“ [KSA 5/I, S. 1132], zum Ausdruck. ein ausreichendes Einkommen gewährt und ich in den nächsten Jahren voraussichtlich hauptsächlich auf diesem Gebiete thätig sein werde.

Mit Dr. BraumüllerDr. jur. Fritz Braumüller in München (Adelgundenstraße 34) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1904, Teil I, S. 74], Dramaturg am Münchner Schauspielhaus [vgl. Neuer Theater-Almanach 1904, S. 441], war seit der konstituierenden Sitzung des Vereins am 1.12.1903 der 1. Vorsitzende der Münchener Dramatischen Gesellschaft: „Dr. jur. Fritz Braumüller, Regisseur und Dramaturg am Münchener Schauspielhaus, erster Vorsitzender und provisorischer Schriftführer“ [Zum Programm der Münchener Dramatischen Gesellschaft. In: Allgemeine Zeitung, Jg. 106, Nr. 346, 14.12.1903, 3. Abendblatt, S. 3]. habe ich bis jetzt noch nicht gesprochenUnklar ist, wann oder ob es überhaupt zu dem Gespräch mit Fritz Braumüller (siehe oben) kam. Wedekind notierte das nächste Treffen erst am 15.7.1905: „Torggelstube Herr und Frau Braumüller“ [Tb].; daß der/ie/ Literarische GesellschaftDer Vereinsname legt zwar die Literarische Gesellschaft München nahe, deren 1. Vorsitzender Ludwig Ganghofer war (er hat sie 1897 gegründet); an deren Status als eingetragener Verein bestand kein Zweifel [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1903, Teil III, S. 129]. Allerdings legt der Zusammenhang mit Fritz Braumüller (siehe oben) nahe, dass Wedekind die Münchener Dramatische Gesellschaft meinte, mit der er finanzielle Angelegenheiten zu regeln hatte [vgl. Wedekind an Bruno Cassirer, 24.4.1904]. Eine Namensverwechslung könnte einerseits dadurch zustande gekommen sein, dass Wedekind gerade an die Freie literarische Gesellschaft in Frankfurt am Main schrieb oder geschrieben hat [vgl. Wedekind an Freie literarische Gesellschaft Frankfurt am Main, 7.6.1904], insofern aus Versehen eine Literarische Gesellschaft auf das Papier brachte, aber die Dramatische Gesellschaft im Sinn hatte, andererseits durch den Namenswechsel: „Ende November 1903 änderte ein [...] für das Münchner Theaterleben bedeutender Verein seinen Namen: Aus der ‚Münchner Litterarischen Gesellschaft‘ wurde die ‚Münchner Dramatische Gesellschaft‘.“ [Mayer 1982, S. 48] eine juristische Person ist, scheint mir zweifellos. Und da die Aufführung nun | einmal stattgefundendie einmalige geschlossene Vorstellung am 29.3.1904 im Münchner Schauspielhaus, ein Gastspiel des Nürnberger Intimen Theaters, veranstaltet von der Münchener Dramatischen Gesellschaft, wie angekündigt war: „Wie wir erfahren, veranstaltet die Münchner ‚Dramatische Gesellschaft‘ Anfang nächster Woche im Schauspielhause eine Subskriptionsvorstellung, in welcher Frank Wedekinds ‚Büchse der Pandora‘ durch das Ensemble des ‚Intimen Theaters‘ in Nürnberg zur Aufführung gelangt.“ [Dramatische Gesellschaft. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 57, Nr. 141, 24.3.1904, Morgenblatt, S. 3] Die Vorstellung „endet [...] mit einem Publikumseklat.“ [KSA 3/II, S. 1205] bin ich natürlich auch dafür, daß man seine Rechte in vollstem Maße geltend macht. Ich werde also, sobald ich Braumüller treffe, mit ihm sprechen und Ihnen dann Bescheid geben.

Mit besten Grüßen
Ihr
Frank Wedekind.


7.VI 04.

Frank Wedekind schrieb am 10. Juni 1904 in München folgenden Brief
an Bruno Cassirer

Sehr geehrter Herr Cassirer!

Meiner Handlungsweise liegt durchaus kein StimmungswechselWedekind war nach wie vor willens, den Verlag zu wechseln [vgl. Wedekind an Bruno Cassirer, 3.5.1904], auch wenn er nochmals einen Vertrag mit dem Albert Langen Verlag unterschrieben hat [vgl. Wedekind an Bruno Cassirer, 7.6.1904]. zu Grunde. Ich habe meine Situation auch offen und ernstlich mit so und so viel Leuten besprochen, daß ich ziemlich sicher zu sein glaube, mir keine Unrichtigkeit zu schulden haben kommen zu lassen. Ich werde jedenfalls im Juli hierWedekind war fast den gesamten Juli 1904 in München (lediglich vom 15. bis 17.7.1904 datiert ein Ausflug nach Bad Tölz) [vgl. Tb]. Ein Treffen mit Bruno Cassirer ist nicht dokumentiert. sein und freue mich darauf, Sie bei der Gelegenheit persönlich näher kennen zu lernen und unsere Angelegenheitender geplante Verlagswechsel von Albert Langen (München) zu Bruno Cassirer (Berlin). besprechen zu können. Was Sie über S. Fischer hörten beschränkt sich darauf, daß mir Fischer in der irrthümlichen Annahme, daß ich für das Stück „HidallaWedekinds Schauspiel „Hidalla oder Sein und Haben“ war soeben im Verlag Dr. J. Marchlewski & Co. in München erschienen [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Nr. 132, 10.6.1904, S. 5042]. Wedekind dachte bereits an die nächste Auflage und notierte am 10.6.1904 in München: „Korrektur für Hidalla 2. Auflage gemacht“ [Tb]. noch keinen Verleger hätte, einen VerlagsvorschlagHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Samuel Fischer, S. Fischer Verlag an Wedekind, 7.5.1904. Der Verleger Samuel Fischer, Inhaber des S. Fischer Verlag in Berlin (Bülowstraße 90) [vgl. Berliner Adreßbuch 1904, Teil I, S. 416], dürfte Wedekind angeboten haben, „Hidalla“ im S. Fischer Verlag zu veröffentlichen. Wedekind hat ihm vermutlich in dieser Angelegenheit geschrieben [vgl. Wedekind an S. Fischer Verlag, 9.5.1904], wie er am 9.5.1904 notierte: „Brief an Fischer Verlag.“ [Tb] machte. Der Romandas zurückgestellte Romanprojekt „Die große Liebe“ [vgl. Wedekind an Bruno Cassirer, 7.6.1904]. bleibt jedenfalls vor der Hand ungeschrieben und andere literarische Pläne habe ich auch noch nicht gefaßt. Braumüller zu sprechenWedekind hatte ein Gespräch mit Fritz Braumüller bereits seit einigen Tagen in Aussicht genommen [vgl. Wedekind an Bruno Cassirer, 7.6.1904]. hatte ich bis jetzt noch keine Gelegenheit.

Mit besten Grüßen
Ihr
Frank Wedekind.


10.6.04.

Frank Wedekind schrieb am 11. Juni 1904 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Bruno Cassirer

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 11.6.1904 in München:]


Briefeder hier erschlossene Brief sowie ein weiterer Brief [vgl. Wedekind an Bruno Cassirer, 10.6.1904]. an Cassirer [...]

Frank Wedekind schrieb am 6. Oktober 1904 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Bruno Cassirer

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 6.10.1904 in München:]


Ankündigung der GerichtsverhandlungDer Prozess gegen Wedekind als Verfasser der Tragödie „Die Büchse der Pandora“ (1903) und seinen Verleger Bruno Cassirer wegen ‚Verbreitung unzüchtiger Schriften‘ nach § 184 (Absatz 1) des Strafgesetzbuchs wurde am Landgericht I (Strafkammer 3) in Berlin am 12.3.1905 eröffnet [vgl. KSA 3/II, S. 1149-1161]. in Berlin. Briefeein Brief an den Verleger Bruno Cassirer, der die Ankündigung der Gerichtsverhandlung in Berlin betraf (siehe oben). an [...] Cassirer [...]

Frank Wedekind schrieb am 22. Februar 1905 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Bruno Cassirer

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 22.2.1905 in München:]


Brief [...] an CassiererDer Verleger Bruno Cassirer war wie der Verfasser der Tragödie „Die Büchse der Pandora“ wegen ‚Verbreitung unzüchtiger Schriften‘ nach § 184 (Absatz 1) des Strafgesetzbuchs angeklagt; der Prozess zog sich über drei Instanzen hin und wurde mit der Gerichtsverhandlung am 12.3.1905 vor dem Landgericht I (Strafkammer 3) in Berlin eröffnet [vgl. KSA 3/II, S. 1149-1161]. Die anstehende Gerichtsverhandlung dürfte Gegenstand von Wedekinds verschollenem Brief an seinen Verleger gewesen sein. [...]

Frank Wedekind schrieb am 31. Mai 1905 in München folgenden Brief
an Bruno Cassirer

Geehrter Herr Cassirer

Darf ich Sie um Zusendung des HonorarsWedekind hat das Honorar in Höhe von 500 Mark für die 2. Auflage seiner Tragödie „Die Büchse der Pandora“ von seinem Verleger Bruno Cassirer am 7.6.1905 erhalten, wie er vermerkte: „Von Cassierer erhalten für zweite Auflage der Büchse der Pandora M. 500.“ [Tb] für die zweite AuflageDie 2. Auflage der Tragödie „Die Büchse der Pandora“ lag schon über ein Jahr vor; sie war aber beschlagnahmt und konnte daher seit Sommer 1904 nicht verkauft werden (abgesehen von den paar Tagen zwischen dem Freispruch vom 12.3.1905 im ersten „Pandora“-Prozess durch das Landgericht I in Berlin und der spätestens am 24.5.1905 von der Staatsanwaltschaft einlegten Revision). Ihr Erscheinen hatte der Bruno Cassirer Verlag für den 24.3.1904 angekündigt [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 71, Nr. 64, 18.3.1904, S. 2570, S. 2547], was er nochmals präzisierte: „Die Büchse der Pandora [...] Zweite Auflage [...] gelangt am 25. und 26. März zur Ausgabe.“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 71, Nr. 71, 26.3.1904, S. 2818] der Büchse der Pandora bitten gemäß unserer kontraktlichen AbmachungIn dem die Buchausgabe „Die Büchse der Pandora“ (1903) betreffenden Vertrag Wedekinds mit dem Bruno Cassirer Verlag vom 13.10.1903 [vgl. KSA 3/II, S. 842] heißt es lediglich zur Erstausgabe: „Der Verlag Bruno Cassirer zahlt an Herrn Frank Wedekind 20% des auf etwa M 1,50 pro Exemplar festgesetzten Ladenpreises als Honorar. Das hiernach zu berechnende Honorar für die erste Auflage (1000 Exemplare) ist bei Ausgabe des Buches pränumerando zahlbar.“ [Aa, Wedekind-Archiv E, Mappe 5, Nr. 10] daß das Honorar für jede Auflage vor ihrem Erscheinen zu bezahlen ist.

Hochachtungsvoll
Frank Wedekind.

Bruno Cassirer und (Verlag) Bruno Cassirer Verlag schrieben am 6. Juni 1905 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 7.6.1905 in München:]


Von Cassierer erhalten für zweite AuflageWedekind hatte den Verleger „um Zusendung des Honorars für die zweite Auflage der Büchse der Pandora“ [Wedekind an Bruno Cassirer, 31.5.1905] gebeten. der Büchse der Pandora M. 500.

Frank Wedekind schrieb am 14. September 1908 in Berlin folgenden Brief
an Bruno Cassirer

Sehr geehrter Herr Cassirer,

ich erfahre aus München, daß mandezenter Hinweis auf die Mitarbeiter der im Albert Langen Verlag in München erscheinenden Zeitschrift „Simplicissimus“, wie der Briefkontext verrät. sich dort schon lebhaft auf das BuchDie Literatursatire „Oaha“ (1908), in der Wedekind die Majestätsbeleidigungsaffäre um den „Simplicissimus“ und seine Konflikte mit dem Verleger Albert Langen verarbeitete [vgl. KSA 8, S. 395-397, 507-510], erschien im Bruno Cassirer Verlag, der die Druckvorlage am 13.6.1908 erhalten hat [vgl. KSA 8, S. 297]. Der Vertrag wurde am 20.6.1908 in Berlin geschlossen, wie Wedekind festhielt: „Vertragsabschluß mit Cassirer über Oaha.“ [Tb] Er notierte am 12.9.1908 in Berlin: „In 4 Tagen soll Oaha erscheinen.“ [Tb] Und am 17.9.1908: „Cassirer bringt mir das erste fertige Buch OAHA.“ [Tb] Die Erstausgabe von Wedekinds Schauspiel „Oaha“ war dann einige Tage später als erschienen gemeldet [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 75, Nr. 230, 2.10.1908, S. 10646]. vorbereitet und daß man auch nicht im Zweifel darüber ist was man sich davon zu erwarten„Oaha“ wurde als Schlüsselstück gelesen [vgl. KSA 8, S. 573-575], gleich in den ersten Pressereaktionen: „Oaha, Wedekinds neues fünfaktiges Schauspiel, ist, wie man jetzt aus der Lektüre sieht, wieder ein Schlüsselstück. Als Hauptpersonen treten in sehr durchsichtigen Masken der Verleger des ‚Simplicissimus‘ und seine Leute auf.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 61, Nr. 454, 29.9.1908, Vorabendblatt, S. 2] Davor bezog man sich auf den Waschzettel: „Oaha“ sei „eine Satire über die Satire. Frank Wedekind macht in diesem Stück den Witz zum Gegenstand des Witzes.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 61, Nr. 444, 23.9.1908, Vorabendblatt, S. 3] Der am 31.8.1908 von Wedekind geschriebene Waschzettel [vgl. KSA 8, S. 404] ist als Entwurf überliefert [vgl. KSA 8, S. 521f.]. hat. Es wäre nun doch wirklich schade, wenn ich schon meine PrügelIm „Simplicissimus“ wurde Wedekind nach dem Erscheinen von „Oaha“ verspottet und karikiert, so von Ludwig Thoma (unter dem Pseudonym Peter Schlemihl) in den von Olaf Gulbransson satirisch illustrierten Szenen „Der Satanist“ [vgl. Simplicissimus, Jg. 13, Nr. 30, 26.10.1908, S. 490]. Das war aber bereits vorher der Fall gewesen, etwa in Thomas Theodor Heines Karikatur „Moderne Dichter“, deren Bildunterschrift „Das verfluchte Fett verdirbt mir noch meinen ganzen Satanismus!“ [Simplicissimus, Jg. 9, Nr. 9, S. (5)] Wedekind als Motto für sein Stück aufgriff: „Das verdammte Fett verdirbt mir meinen ganzen Satanismus“ [KSA 8, S. 11]. bekäme, bevor man noch weiß, wofür. Ich würde deshalb bitten, an/us/ der Walserschen RandlinieDesignelement im Buchdruck, das auch im Fall der von Bruno Cassirer verlegten Werke Robert Walsers diskutiert worden sein dürfte. Im Bruno Cassirer Verlag war zuletzt Robert Walsers Roman „Der Gehülfe“ (1908) erschienen [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 75, Nr. 74, 30.3.1908, S. 3667] ‒ ohne Randlinien (ebenfalls ohne Randlinien „Oaha“). keinen Grund zur Verzögerung werden zu lassen, da die Linie ja vollkommen überflüssig ist.

Mit besten Grüßen
Ihr
Frank Wedekind.


14.9.8.

Frank Wedekind schrieb am 3. Dezember 1908 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Bruno Cassirer

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 3.12.1908 in München:]


Brief an Cassirer wegen LiebestrankDer Bruno Cassirer Verlag (Berlin) hatte vom Albert Langen Verlag (München) die Rechte an der 1907 erschienenen 2. Auflage [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Nr. 256, 2.11.1907, S. 11484] des Schwanks „Der Liebestrank“ übernommen. Bei der vom Bruno Cassirer Verlag 1909 verlegten 2. Auflage „wird der Umschlag mit der Titelei der 1. Auflage von 1899 beibehalten, während der Text mit demjenigen der 2. Auflage 1907 (Langen-Verlag) identisch ist. Nur im Innentitel erscheint der neue Verlag Bruno Cassirer.“ [vgl. KSA 2, S. 999] Einige Wochen nach Wedekinds verschollenem Brief an seinen neuen Verleger kündigte der Bruno Cassirer Verlag in einer Anzeige der Werke Wedekinds diese Ausgabe an: „Der Liebestrank. Schwank in 3 Aufzüg. 2. Aufl.“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Nr. 16, 21.1.1909, 881].

Frank Wedekind schrieb am 18. Februar 1909 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Bruno Cassirer

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 18.2.1909 in München:]


Brief an Cassirer.

Bruno Cassirer schrieb am 20. Februar 1909 in Berlin
an Frank Wedekind

[1. Referat und Zitat in Wedekinds Brief an Maximilian Harden vom 25.4.1910 aus München:]


Bruno Cassirer [...] fand [...] sehr bald, daß er, wie er selber schreibt, die Bücher viel zu theuer gekauft habe und daß er von Albert Langen „hineingelegt“ worden sei.


[2. Zitat in Wedekinds Brief an Maximilian Harden vom 30.4.1910-1.5.1910 aus München:]


[...] mich Cassirer in seinen Briefen mit Phrasen abspeiste wie: „Während Langen für Ihre Bücher sehr wenig gethan hatte“ [...]


[3. Hinweis, Referat und Zitat in der Beilage zu Wedekinds Brief an Maximilian Harden vom 30.4.1910-1.5.1910 aus München:]


[...] als ich [...] einen Brief erhielt mit der Klage, daß Herr Cassirer meine Bücher viel zu theuer bezahlt habe [...].

[...]

Der Wortlaut des Cassirerschen Briefes an mich heißt: „und er (Langen) hat neulich einem Bekannten gegenüber seine Freude darüber ausgedrückt, daß er mich mit dem Verkauf der Bücher hineingelegt habe.“ ist vom 20. Februar 09.


[4. Hinweis und Referat in Wedekinds Brief an Maximilian Harden vom 2.5.1910 aus München:]


Laut seinen Briefen vom 20.2.9 und 19.11.9. hat Cassirer an Albert Langen für 16,659 Exemplare [...] 23,500 Mark bezahlt.


[5. Hinweis in Wedekinds Notizbuch (Nb 62, Blatt 49v):]


Contra Cassirer

Laut Brief vom 20.2.9 [...]

Frank Wedekind schrieb am 27. April 1909 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Bruno Cassirer

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 27.4.1909 in München:]


Sende ManuscriptWedekind hatte nach dem Erscheinen der Erstausgabe von „Oaha“ (1908) nochmals in das Manuskript eingegriffen, das er Bruno Cassirer am 27.4.1909 mit den Änderungen sandte. „Die 2. Auflage von 1909 bei Cassirer jedoch war ein unveränderter Nachdruck.“ [KSA 8, S. 397] Oaha an Cassirer.

Frank Wedekind schrieb am 3. September 1909 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Bruno Cassirer

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 3.9.1909 in München:]


Brief an B. Cassirer. AbsageWedekind gab seinen Einakter „Der Stein der Weisen“ (1909) nicht dem Verleger seiner Werke, Bruno Cassirer, sondern dessen Vetter Paul Cassirer zum Verlag [vgl. KSA 6, S. 903], mit dem er am 1.9.1909 darüber einig geworden war: „Paul Cassirer kommt zu uns. Mit Cassirer im Stachus und auf dem Bahnhof. Ich gebe ihm St. d. W. in Verlag.“ [Tb] Der Vertrag kam am 17.9.1909 zustande [vgl. Wedekind an Paul Cassirer, 17.9.1909]. Im Laufe des Jahres 1909 hatten sich die geschäftlichen Beziehungen zwischen Wedekind und seinem Verleger Bruno Cassirer verschlechtert. Die Absage, den „Stein der Weisen“ nicht bei Bruno Cassirer zu veröffentlichen, verschärfte die Konflikte zwischen Autor und Verleger und bildete den Auftakt zu dem 1910 auch öffentlich ausgetragenen Streit, an dem sich Wedekind unter dem Titel „Contra Cassirer“ abarbeitete [vgl. KSA 5/III, S. 126-141]. v. St. d. W.

Frank Wedekind schrieb am 9. September 1909 in München folgenden Brief
an Bruno Cassirer

[1. Briefansatz und Entwurfsnotizen:]


Contra Cassirer.

Ich habe Sie als einen Menschen kennen gelernt, der mit Lügen arbeitet. In Ihrem Brief vo

Angekündigter Prospekt. |

Contra Cassirer.

Hätte zur Bedingung gemacht, kein zu hoher Kaufpreis.

Cassirer nennt mir 20,000 M.

Jetzt erfahre ich, es waren 23,000 M. Vor zw/dr/ei Jahren hatte ich die Verhandlung eingeleitet.

Vor 1. Jahr giengen Sie über meinen Kopf hinweg.


[2. Briefentwurf:]


So wie ich Sie kenne beurtheile kann IchUmstellung, zuvor: Ich kann. mir wohl denken daß Sie dumm und eitel genug sind es noch als ein Vergnügen oder eine Ehre empfinden unter diesen Umständen mein Verleger zu sein.

noch eine Ehre oder und ein Vergnügen darin zu erblicken, daß Si mein Verleger zu sein.

Auf 3/X/ Punkten kontraktlich bestehen und sie festlegen

1. Sortimenterpreis

2. Ladenpreis

3. Ausstattung

4. Prospekt.

5 Genaues Datum des Erscheinens.

Seit meine Bücher unter Ausschluß der Öffentlichkeit erscheinen, als Ladenhüter |

1

Ich bestätige Ihnen den Empfang von M 200 aber wenn Sie, wie Sie schreiben die mein [Textlücke] mit BlochDer Vertrag über den Bühnenvertrieb mit dem Bühnenverlag Felix Bloch Erben (Inhaber: Adolf Sliwinski und Ernst Bloch) war zwar am 1.6.1908 erloschen [vgl. Wedekind an Felix Bloch Erben, 20.9.1909], unklar war aber, ob die Aufführungsrechte der Stücke Wedekinds noch dort oder beim Bruno Cassirer Verlag lagen. nichts angehen warum schicken Sie Hornochse ihm dann mein Geld

3 Übrigens haben Sie augenscheinlich

Als Sie den Kauf abschließen wollten sagte ich Ihnen daß man mich vor Ihrer geschäftlichen Unfähigkeit gewarnt habe, daß ich deshalb wenn ich ein Recht dazu hätte, gegen den Ankauf Einspruch erheben würde. Trotzdem waren Sie gewissenlos genug, den Kauf abzuschließen. Jetzt beklagen Sie sich darüber, daß Sie mit dem Kauf „hineingelegtZitat aus einem Brief des Verlegers [vgl. Bruno Cassirer an Wedekind, 20.2.1909].“ worden seien ‒ bestätigen damit also selber Ihre geschäftliche Unfähigkeit. Offenbar sind Sie ja aber noch viel mehr „hineingelegt“ worden als Sie sich bis jetzt träumen lassen, indem Sie Rechte gekauft haben, |

daß mit dem Verkauf des Verlages meinerSchreibversehen, statt: mit meiner. schriftstellerischen Arbeit Mißbrauch getrieben worden ist und daß ich deshalb gegen jede weitere Transaktion die ohne meine Einwilligung stattfindet mit aller Entschiedenheit Protest einlege.

2

Warum kaufen Sie mit Ihrem Gelde Geschäfte von denen Sie nichts verstehen, um diejenigen um Hab und Gut zu bringen die von den Geschäften leben sollen. Schämen Sie sich denn der ekelhaften scheußlichen niederträchtigen Rolle nicht, die Sie in meinem Leben spielen. Bei Ihrer Dickfelligkeit kann ich mir schon vorstellen, daß Sie noch stolz auf darauf sind. Deshalb werde ich natürlich alles thun was in meiner Macht steht, um Sie von der Ekelhaftigkeit dieser Rolle zu überzeugen. |

Es ist mir eine Ekelhaftigkeit mit unbegabten Menschen zu arbeiten. Ich habe Sie seit drei Jahren davor gewarnt, den Verlag meiner Bücher zu hoch zu bezahlen. Jetzt beklagen Sie sich darüber, daß Sie ihn zu hoch bezahlt haben und entnehmen daraus die Berechtigung mich in einer harten Weise zu schädigen.

Ich habe die unumstößliche Überzeugung gewonnen, daß Sie sich in keiner Weise zum Verleger meiner Werke eignen.

Gegen Ihren Ankauf des Verlags meiner Bücher wandte ich Ihnen ausdrücklich ein, daß man mir vorausgesagt hatte, ich werde dadurch um den ganzen Ertrag meiner Arbeit kommen. Sie ließen sich dadurch nicht abhalten, den Verlag meiner Werke zu erwerben. Ich bin dadurch um den ganzen | wie man mir vorausgesagt hatte, um den ganzen Ertrag meiner Arbeit gekommen.

Ein roher Patron, der nicht ein Wort der Entschuldigung findet. |

½ Jahr. Ihnen gegenüber jeder Äußerung erspare. Um so wirkungsvoller kann ich die Theilnahme anderer Stellen voraussetzen. Ich kann Ihnen nur das eine sagen daß ich Sie weder um Ihren Verstand noch um Ihre schamlose Dickfelligkeit beneide |

War nach dem Preis den Herr Bruno Cassirer für die Bücher bezahlt hat, mit den verkauften Exemplaren noch ein Profit für den Verleger zu erzielen.

Erhalten Sie in Folge der Nichtabänderung der Titel zahlreiche Anfragen nach meinen Büchern.

Was thun Sie mit diesen Anfragen

Sind Sie dazu verpflichtet das zu thun.

Idelle Rechte. keine Ware

Kündigung des Theatervertrages

Frank Wedekind schrieb am 18. September 1909 in München folgendes Telegramm
an Bruno Cassirer

Bruno Cassirer Berlin
Derfflingerstrasse 16die Adresse des Bruno Cassirer Verlags in Berlin (Derfflingerstraße 16), nicht Bruno Cassirers Privatadresse in Charlottenburg (Carmerstraße 18) [vgl. Berliner Adreßbuch 1910, Teil I, S. 376]..

Bitte mir sofort mein GeldBezug nicht ermittelt. zu schicken

Wedekind.

Frank Wedekind schrieb am 18. November 1909 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Bruno Cassirer

[1. Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 8.11.1909 in München:]


Setze mit RosenthalWedekind war mit dem Münchner Rechtsanwalt Dr. jur. Wilhelm Rosenthal (Franz Josephstraße 19) befreundet, der in München in Sozietät mit dem Rechtsanwalt Ludwig Strauß eine Anwaltskanzlei betrieb (Fürstenfelderstraße 10) [vgl. Adreßbuch für München 1910, Teil I, S. 484, 602]. Er beriet ihn bei der angestrebten Trennung vom Verlag Bruno Cassirer. Brief an Cassirer auf.


[2. Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 18.11.1909 in München:]


Besuch bei Rosenthal. Brief mit Kündigungender vertraglich abgeschlossenen Rechte des Bruno Cassirer Verlags an den Werken Wedekinds mitsamt der Bühnenvertriebsrechte. Der Verleger hat die Kündigungen wohl nicht akzeptiert [vgl. Bruno Cassirer an Wedekind, 19.11.1909], was zu heftigen Auseinandersetzungen führte, die Wedekind 1909/10 in seinen Notizen und Briefentwürfen „Contra Cassirer“ [vgl. KSA 5/III, S. 126-141; Vinçon 2014, S. 227-230] verarbeitete. an Cassirer. [...] gearbeitet und über Cassirer gebrütet.

Bruno Cassirer schrieb am 19. November 1909 in Berlin
an Frank Wedekind

[1. Zitat in Wedekinds Brief an Maximilian Harden vom 25.4.1910 aus München:]


[...] einen Brief [...], in dem mir Bruno Cassirer selber schreibt:Es folgt ein Zitat aus dem verschollenen Brief, der eine Antwort war auf Wedekinds am 18.11.1909 notierten „Brief mit Kündigungen“ [Tb], die der Verleger nicht akzeptierte, wie die nachfolgende Korrespondenz zu erkennen gibt. Der nicht überlieferte Brief scheint grundsätzlich die Verbindung mit dem Autor seit der Übernahme der Werke Wedekinds vom Albert Langen Verlag resümiert zu haben.Sie wünschten damals über diese Bücher keinen Vertrag abzuschließen, sagten mir aber, daß Sie natürlich keine Veranlassung hätten, mir diese künftigen Bücher nicht zu geben.“


[2. Hinweis und Referat in Wedekinds Brief an Maximilian Harden vom 2.5.1910 aus München:]


Laut seinen Briefen vom 20.2.9 und 19.11.9. hat Cassirer an Albert Langen für 16,659 Exemplare [...] 23,500 Mark bezahlt.


[3. Hinweis in Wedekinds Notizbuch (Nb 62, Blatt 49v):]


Contra Cassirer

[...]

Laut Brief vom 19.11.9 [...]

Frank Wedekind schrieb am 21. November 1909 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Bruno Cassirer

[1. Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 20.11.1909 in München:]


Im Hoftheaterrestaurant Brief an Cassirer aufgesetztDer von Wedekind seinem Tagebuch zufolge am 20.11.1909 aufgesetzte und am 21.11.1909 fertiggestellte Brief an seinen Verleger reagiert wohl unmittelbar auf einen (ebenfalls nicht überlieferten) Brief Bruno Cassirers [vgl. Bruno Cassirer an Frank Wedekind. Berlin, 19.11.1909]..


[2. Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 21.11.1909 in München:]


Brief an Cass Bruno Cassirer [...]

Frank Wedekind schrieb am 23. November 1909 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Bruno Cassirer

[1. Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 22.11.1909 in München:]


Mit Dr. StraußDer Rechtsanwalt Ludwig Strauß betrieb in Sozietät mit dem Rechtsanwalt Dr. jur. Wilhelm Rosenthal, der Wedekind bei dem Kündigungsbrief in der Verlagsangelegenheit beraten hat [vgl. Wedekind an Bruno Cassirer, 18.11.1909], eine Anwaltskanzlei (Fürstenfelderstraße 10) [vgl. Adreßbuch für München 1910, Teil I, S. 484, 602]. setze ich AnfechtungDer laut Wedekinds Tagebuch am 22.11.1909 aufgesetzte und am 23.11.1909 fertiggestellte Brief focht den letzten Brief des Verlegers an [vgl. Bruno Cassirer an Wedekind, 19.11.1909], der die von seinem Autor brieflich ausgesprochenen Kündigungen [vgl. Wedekind an Bruno Cassirer, 18.11.1909] wohl nicht akzeptiert hat. gegen Cassirer auf.


[2. Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 23.11.1909 in München:]


Brief an Kassirer [...]

Bruno Cassirer schrieb am 27. Januar 1910 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis im Entwurf zu Wedekinds Brief an Bruno Cassirer vom 30.1.1910 aus München:]


Auf Ihre Anfrage vom X X kann ich Ihnen nur erwidern [...]

Frank Wedekind schrieb am 30. Januar 1910 in München folgenden Brief
an Bruno Cassirer

[1. Entwurfsnotiz:]


Ich verpflichte michEntwurf einer Verpflichtungserklärung von Bruno Cassirer, eine Textsorte, die Wedekind während des Streits mit seinem Verleger mehrfach ausprobiert hat. hiermit die Werke Frank Wedekinds nicht um einen Pfennig theurer an die Buchhändler, Sortimenter zu verkaufenDie fingierte Verpflichtungserklärung reagiert auf die Weigerung von Wedekinds Verleger, die Werke seines Autors zu verkaufen. Das war der Anlass des nur in Entwürfen erhaltenen Briefs, den Wedekind am 30.1.1910 entsprechend charakterisierte: „Brief an Cassirer, der den Verkauf verweigert.“ [Tb] als wie sie vom Verlag Albert Langen verkauft worden sind.

Sollte ich mich gegen diese Verpflichtung jemals verfehlen dann ver habe ich an Herrn Wedekind eine Conventionalstrafe von 10,000 Mark (Zehntausend Mark) zu bezahlen.


[2. Briefentwurf und Entwurfsnotiz:]


Contra Cassirer.

Auf Ihre Anfrage vom X Xnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Bruno Cassirer an Frank Wedekind, 27.1.1910. kann ich Ihnen nur erwidern, daß ich so wenig wie irgend möglich mit Ihnen zu thun haben will. Ein armer Teufel der von Hunger gequält einen anderSchreibversehen, statt: andern. bestiehlt oder beraubSchreibversehen, statt: beraubt. steht mir himmelhoch über Ihnen der Sie als reicher Mann aus lächerlicher Eitelkeit darauf ausgehen andere andere Menschen die nichts als den Ertrag Ihrer Arbeit haben um diesen Ertrag betrügen. Ich sage schreibe mit vollem Bewußtsein betrügen, denn Sie haben mir vier Jahre fünf Jahre hindurch die Propaganda die Albert Langen für meine Bücher machte als unzulänglich und hingestellt und Sie selber haben meinerseits nichts gethan was an diese Propaganda auch nur im entferntesten heranreicht, sondern außer|dem Maßregeln getroffen, die das Geschäft mit aller Sicherheit ruinieren mußten. Wenn Sie jetzt noch irgend eine Antwort von mir haben wollen, dann bitte ich Sie mich vorher wegen Ehrbeleidigung zu verklagen. Ich muß den geschäftlichen Verkehr mit jemandem, der sich solchen Vorwürfen gegenüber nicht zu rechtfertigen sucht schlechterdings ablehnen.

[...]

Wer als Vermittler zu einem Geschäft zu dem ihn niemand beauftragt hat zu schreiben imstande ist der soll das Vieh hüten gehen oder meinetwegen sein Geld auf Renngäule setzen aber nicht die Lebensbedingungen seiner Mitmenschen an sich reißen, die zwanzig Jahre um ihre Posit Stellung gekämpft haben.


[3. Entwurfsnotiz:]


Contra Cassirer

Wenn Sie im Recht sind, dann können Sie ja auch meine sämmtlichen Bücher in die Erde vergraben, ohne daß ich mich dagegen wehren kann.


[4. Entwurfsnotiz:]


Contra Cassirer

Bekanntlich kann der ärgste Bösewicht nicht so viel Schaden anrichten wie ein eingebildeter Dummkopf:Die Notiz leitet durch den Doppelpunkt den Briefentwurf an einen nicht identifizierten Theaterdirektor ein [vgl. Wedekind an Unbekannt, 28.1.1910], um darunter mit an Bruno Cassirer adressierten Text fortzufahren. |

[...]

Ich fordere Sie somit öffentlich auf, mir zu erklären, ob Sie den Ruin meiner Existenz (Frechheit e.ct) noch weiter fortsetzen wollen!


[5. Briefentwurf:]


Contra Cassirer

Offener Brief an B C.

Ich zweifle nicht daran daß Sie ein glücklicher Spekulant auf Re bei PferderennenEröffnung des Motivfeldes um Pferdewetten und Pferderennen, das Wedekind seinem Verleger charakterisierend zuordnet. In der Tat war Bruno Cassirer außer Verleger auch Pferdezüchter (Traber), besaß einen Rennstall und betrieb Traberrennen. sein mögen. Von den Geschäften, von denen ich seit [Textlücke] verstehen Sie nichts

Ich ersuche Sie noch einmal ein/drin/gend den Verlag meiner Bücher zu verkaufen, da Ihr Geschäft absolut ungeeignet und unbefähigt ist meine Interessen zu vertreten. Selbstverständlich behalte ich mir als Autor die Bestätigung eines eventuellen Verkaufes vor. Unter der wichtigen Begründung, daß | ich

Ich mache Ihnen den Vorschlag, den Verlag meiner Bücher an mich zu verkaufen. Wieviel verlangen Sie dafür.

Von den Bühnenvertriebsrechten kann dabei natürlich nicht die Rede sein.

Ich ersuche Sie dringend um baldige Antwort.

Hochachtungsvoll

FW.

Ich gehe in drei Tagen auf eine vierzehntägige VortragstournéeWedekind brach am 31.1.1910 zu einer Vortragsreise auf, die ihn zuerst nach Berlin (dort kam es am 1.2.1910 zu einer heftigen Auseinandersetzung mit Bruno Cassirer) und dann am 6.2.1910 nach Düsseldorf führte, von wo aus er am 18.2.1910 zurück nach München fuhr [vgl. Tb]. und wäre dankbar wenn ich vorher eine Antwort von Ihnen bekäme.

Hoch

Habitué(frz.) Stammgast. der Berliner Rennställe/plätze/.

Bruno Cassirer schrieb am 1. März 1910 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Frank Wedekinds Kartenbrief an Tilly Wedekind vom 2.3.1910 aus Wien:]


Bruno Cassirer schickt mir heute eine gleichgültige Carte. In den Verlust des Bühnenvertriebes scheint er sich also schon gefunden zu haben.

Bruno Cassirer schrieb am 1. März 1910 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[1. Hinweis in Tilly Wedekinds Brief an Frank Wedekind vom 4.3.1910 aus München:]


[...] meinen Brief, den ich Dir gestern [...] schrieb, wirst Du erhalten haben. Abends sandte ich Dir noch einen Brief von Bruno Cassirer nach.


[2. Referat in Frank Wedekinds Postkarte an Tilly Wedekind vom 4.3.1910 aus Prag:]


B. Cassirer ist einverstanden zu verkaufen, aber vom Preis war noch nicht die Rede.


[3. Referat in Frank Wedekinds Brief an Tilly Wedekind vom 5.3.1910 aus Prag:]


Bruno Cassirer willigt ein, zu verkaufen und stellt allerhand Bedingungen. Über den Preis ist aber noch gar nicht verhandelt worden.

Bruno Cassirer schrieb am 23. März 1910 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[1. Hinweis in Wedekinds Brief an Maximilian Harden vom 2.5.1910 aus München:]


Laut seiner eigenen AufstellungBei dem erschlossenen Korrespondenzstück dürfte es sich entweder um ein Begleitschreiben zu der genannten Aufstellung gehandelt haben oder diese war in einen Brief integriert. vom 23.3.10 hat er jetzt 18,665 Exemplare meiner sämmtlichen Bücher zu verkaufen [...]


[2. Hinweis in Wedekinds Notizbuch (Nb 62, Blatt 49v):]


Contra Cassirer

[...]

Laut Aufstellung vom 23.3.10 [...]