Briefwechsel

von Frank Wedekind und Erich Mühsam

Erich Mühsam schrieb am 29. Mai 1906 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[1. Hinweis und Referat in Erich Mühsams Brief an Karl Kraus vom 29.5.1906 aus Berlin (Jungblut 1984, S. 65):]


Eben habe ich Wedekind brieflichhier: schriftlich (nicht in einem Brief, sondern auf einer Postkarte). um ein Rendezvous gebeten.


[2. Hinweis und Referat in Erich Mühsams Brief an Karl Kraus vom 8.6.1906 aus München (Jungblut 1984, S. 70):]


Wedekind habe ich in Berlin nicht gesehn. Ich schrieb ihm eine Kartedas hier erschlossene Korrespondenzstück, eine Postkarte., in der ich ihn bat, mir mitzuteilen wann und wo er zu sprechen sei. Die Antwort erfolgte etliche Tage später durch einen Bekanntennicht identifiziert., durch den er mir sagen ließ, er wünsche mich dringend zu sprechen [...]. Ich schrieb ihm also wiederHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Erich Mühsam an Wedekind, 2.6.1906., ich müsse in den nächsten Tagen fort. Keine AntwortWedekind ist am 1.6.1906 von Berlin nach Dresden abgereist und blieb dort bis zum 4.6.1906 [vgl. Tb]..

Erich Mühsam schrieb am 2. Juni 1906 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis und Referat in Erich Mühsams Brief an Karl Kraus vom 8.6.1906 aus München (Jungblut 1984, S. 70):]


Wedekind [...]. Ich schrieb ihm also wiedermit dem hier erschlossenen Korrespondenzstück – einige Tage nach der am 29.5.1906 geschriebenen Postkarte [vgl. Erich Mühsam an Wedekind, 29.5.1906], die ebenfalls nicht überliefert ist., ich müsse in den nächsten Tagen fort. Keine Antwort. [...] ich [...] ging [...] am Tage vor der Abreiseam 6.6.1906. Erich Mühsam reiste am 7.6.1906 morgens von Berlin ab und traf abends in München ein [vgl. Jungblut 1984, S. 70]. in seine Wohnung. [...] Er war aber [...] nicht zu Hause.

Erich Mühsam schrieb am 15. Juli 1906 in Ascona folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Erich Mühsams Brief an Karl Kraus vom 20.7.1906 aus Ascona (Jungblut 1984, S. 78):]


Das Defizit wächst; ich habe mich trotz ungeheuren Widerstrebens, und trotz der beinah sicheren Aussicht entweder gar keine oder grobe Antwort zu bekommen, sogar an Wedekind gewandt. Das wird Sie ärgern. Mich ärgerts auch. Aber man macht in der Verzweiflung die verzweifeltsten Dummheiten.

Frank Wedekind schrieb am 23. September 1910 in München
an Erich Mühsam

[1. Hinweis und Notiz zum Kontext in Erich Mühsams Tagebuch vom 25.9.1910 in München (Tb Mühsam):]


Wedekind bedankte sich sehr bei mirbei einer Begegnung spätabends am 24.9.1910 im Münchner Weinlokal Zur Torggelstube. für meinen Schaubühnen“-ArtikelErich Mühsams Artikel über Wedekind in der von Siegfried Jacobsohn in Charlottenburg herausgegebenen Zeitschrift „Die Schaubühne“ [vgl. Erich Mühsam: Der Schauspieler Wedekind. In: Die Schaubühne, Jg. 6, Nr. 32/33, 11.8.1910, S. 803-808].Wedekind als Schauspieler“ und fragte mich, ob ich seinen Brief erhalten habe. Leider nicht. Ich werde heute gleich an Jacobsohn schreiben, denn ich bin sehr neugierig, was mir Wedekind darauf zu sagen hat. Er hat den Brief nämlich an die Redaktionan den Herausgeber Siegfried Jacobsohn: „Verantwortlicher Redakteur: Siegfried Jacobsohn, Charlottenburg, Dernburgstraße 25 Verlag von Erich Reiß. Berlin W 62“ (so die Angabe auf der letzten Seite des betreffenden Jahrgangs der Zeitschrift „Die Schaubühne“). der „Schaub.“ adressiert.


[2. Hinweis, Notiz zum Kontext, Referat und Zitat in Erich Mühsams Tagebuch vom 28.9.1910 in München (Tb Mühsam):]


Diesem Briefvon Siegfried Jacobsohn an Erich Mühsam. lag nun auch der angekündigte von Wedekind bei, ohne Kuvert, da er auf dem Verlag „aus Versehen“ geöffnet wurde. Wedekind dankt mir darin für den „Schaubühnen“-Artikel, von dem er glaubt, daß er großen Nutzen haben werde, „da die Schaubühne ja wol in erster Linie von Literaten gelesen wird“. Sachlich meint er – und darin stimmen wir ganz überein – „Je selbständiger der Schauspieler um so werthvoller ist er. Nur dürfte er dem Autor nichts schuldig bleiben. Wenn er erfüllt hat, was die Rolle als notwendig fordert, dann mag er darüber hinausgestalten, soviel er kann. Aber wenn er das für die Rolle absolut notwendige nicht aufbringt, dann ist er meiner Ansicht nach im Unrecht.“ – Schon recht. Wenn aber Wedekind etwa findet, daß Gertrud Eysoldt das für die LuluHauptfigur der Tragödie „Der Erdgeist“, die von Gertrud Eysoldt und Tilly Wedekind gespielt wurde. Beide Darstellerinnen hat Mühsam in seinem Artikel (siehe oben) gewürdigt und Wedekind ist in seinem nicht überlieferten Brief darauf offenbar eingegangen. absolut notwendige weniger aufbringt als Tilly Wedekind, so ist er im Unrecht. Mag Tilly tausendmal mehr die Auffassung betonen, die Wedekind für die richtige hält, – die strömende Genialität der Eysoldt ist garnicht fähig, einer Rolle etwas schuldig zu bleiben. Und da – weiß ich nicht, ob Wedekind mit mir mitgeht. Der Brief ist mir jedenfalls als documentum humanum(lat.) menschliches Dokument. viel wert.

Frank Wedekind schrieb am 26. Oktober 1910 in München folgende Postkarte
an Erich Mühsam

Königreich Bayern
Postkarte


Herrn Erich Mühsam
München
Akademiestrasse 10Erich Mühsam wohnte in einer Pension im Erdgeschoss der Akademiestraße 9 (München). Wedekind schrieb auf einer anderen Postkarte die richtige Hausnummer [vgl. Wedekind an Erich Mühsam, 3.11.1910]..


Sehr geehrter Herr Mühsam!

Darf ich Sie morgender 27.10.1910, an dem das Treffen stattfand, wie Wedekind notierte: „Conferenz mit Mühsam.“ [Tb], Donnerstag Nachmittag um 7 Uhrum 19 Uhr. im Café | Wittelsbacher Passage erwarten. Ich hätte Ihnen einen Abänderungsvorschlagim Zusammenhang mit der „Solidaritäts-Erklärung“ für Erich Mühsam, über die Erich Mühsam am 24.10.1910 an Richard Dehmel schrieb, die „Redaktion der ‚Jugend‘ von Herrn Dr. Sinzheimer“ habe ihm „eröffnet, daß das Blatt leider fortab auf meine Mitarbeit verzichten müsse [...]. Daß meine Vermutung über den Grund der Ausschließung zutreffend war, erfuhr ich dann mit absoluter Zuverlässigkeit durch Frank Wedekind, der schon ehe ich von dem gegen mich verhängten Boykott wußte, deswegen mit Herrn Dr. Sinzheimer einen heftigen Zusammenstoß hatte. Während ich noch in Charlottenburg im Gefängnis saß, hatte Dr. Sinzheimer in der Torggelstube, dem Weinlokal, in dem wir alle verkehrten, erklärt, daß das zu ihm gedrungene Gerücht, ich sei homosexuell, ihn veranlassen würde, mich fernerhin von der Mitarbeit der ‚Jugend‘ auszuschließen. Herr Wedekind nahm sehr energisch meine Partei und die beiden Herren gerieten so heftig aneinander, daß Dr. Sinzheimer den Tisch verließ und sich seither in der Weinstube nicht wieder hat sehen lassen. Der Bericht hierüber ist durchaus zuverlässig. Ich habe ihn von diversen Augen- und Ohrenzeugen, u.a. von Herrn Wedekind selbst.“ [Jungblut 1984, S. 127f.] Wedekind hat am 1.11.1909 notiert: „Krakel wegen Mühsam in der Torgelstube mit Sinsheimer“ [Tb]. Erich Mühsam erklärte Richard Dehmel, den er um Unterschrift der Solidaritätserklärung bat, am 28.10.1910, er habe die Sache „mit den Herren Wedekind und Heinrich Mann ausführlich besprochen, die ganz meiner Meinung sind –, daß die allgemein gehaltene Fassung meiner Anklage richtiger ist als die Darstellung spezieller Fälle.“ [Jungblut 1984, S. 129] Die von Erich Mühsam verfasste unbetitelte Solidaritätserklärung wurde von Hermann Bahr, Heinrich Mann, Thomas Mann und Wedekind unterzeichnet in der „Zukunft“ veröffentlicht [vgl. Die Zukunft, Jg. 19, Nr. 9, 26.11.1910, S. 299-300], vorangestellt eine umfangreiche Erklärung Erich Mühsams, betitelt „Protest“ [ebd. S. 298-299]. zu machen.

Mit besten Grüßen
Ihr
FrWedekind.

Frank Wedekind schrieb am 31. Oktober 1910 in München folgenden Brief
an Erich Mühsam

Sehr geehrter Herr Mühsam!

Besten Dank für Ihre Informationenvermutlich im Zusammenhang mit der anstehenden geschlossenen Aufführung von Wedekinds Tragödie „Die Büchse der Pandora“ am 8.11.1910 im Münchner Künstlertheater durch den Neuen Verein [vgl. KSA 3/II, S. 1272], dessen Mitglied Erich Mühsam war, der sich erinnerte: „Jede Veranstaltung dieses Vereins war ein Kulturereignis für München. Die von der Polizei verbotenen Stücke Wedekinds wurden vom ‚Neuen Verein‘ vor geladenem Publikum gespielt“ [Mühsam 2003, S. 137]. Die Presse hatte gemeldet: „Der Neue Verein wird [...] auch in dieser Saison seinen Mitgliedern große Theateraufführungen bieten. Wedekinds Büchse der Pandora unter Herrn Steinrücks Regie ist als erste in Aussicht genommen.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 63, Nr. 468, 6.10.1910, Morgenblatt, S. 2]. Die Betheiligung Rüderersnicht ermittelt. Josef Ruederer war Mitglied des Münchner Zensurbeirats [vgl. Meyer 1982, S. 92], aber auch des von ihm mitgegründeten Neuen Vereins, dessen Vorstandsmitglied er war [vgl. Kutscher 1912, S. 288]. hatte ich allerdings anders verstanden. Ich bin jetzt sehr auf die Konferenzam 4.11.1910 im Zusammenhang mit der Solidaritätserklärung für Erich Mühsam [vgl. Wedekind an Erich Mühsam, 26.10.1910]. Wedekind sagte seine Teilnahme ab [vgl. Wedekind an Erich Mühsam, 3.11.1910]. gespannt. Inliegend das BilletEintrittskarte für die geschlossene Vorstellung der Tragödie „Die Büchse der Pandora“ am 8.11.1910 im Münchner Künstlertheater durch den Neuen Verein (Regie: Albert Steinrück) mit Wedekind in der Rolle des Jack, wie er am 8.11.1910 notierte: „B. d. Pandora im Künstlertheater. Ich spiele Jack.“ [Tb] Erich Mühsam besprach die Vorstellung: „Solange deutsches Publikum für die Beaufsichtigung seines moralischen Wohlergehens eine Polizei besoldet, darf es sich nicht darüber beklagen, daß besagte Behörde die Vermittlung eines Dramas von so genialischem Wurf, von so faszinierender Eindringlichkeit wie der ‚Büchse der Pandora‘ verhindert, indem sie die Bühnenvorhänge festkettet. Seien wir dankbar, daß die Oeffentlichkeit ein Mittel gefunden hat, durch Vereinsveranstaltungen den von ihr der Polizei bezahlten Zensursold unwirksam zu machen. Dem sehr lebendigen Neuen Verein in München gebührt reichliches Lob für die Aufführung der Tragödie, die er am achten November in München veranstaltete. Diese Aufführung führte sechshundert Menschen zusammen, die sich fähig wußten, ohne polizeiliche Obhut Großes zu erleben, und die ein großes Erlebnis heimtragen durften.“ [Erich Mühsam: Von Wedekind. Die Büchse der Pandora. In: Die Schaubühne, Jg. 6, Nr. 47, 24.11.1910, S. 1209-211, hier S. 1210] für die B. d. Pandora.

Mit besten Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


31.10.10.

Frank Wedekind schrieb am 3. November 1910 in München folgende Postkarte
an Erich Mühsam

Königreich Bayern
Postkarte


Herrn Erich Mühsam
München
Akademiestrasse 9.


Sehr geehrter Herr Mühsam!

Zu meinem Bedauern muß ich Ihnen mittheilen, daß es mir unmöglich, morgen Freitagder 4.11.1910. an der Conferenzim Zusammenhang mit der Solidaritätserklärung für Erich Mühsam [vgl. Wedekind an Erich Mühsam, 26.10.1910]. Wedekind hatte eigentlich an der Besprechung teilnehmen wollen [vgl. Wedekind an Erich Mühsam, 31.10.1910]. | theilzunehmen, da ich Vormittags und Nachmittags ProbeWedekind notierte am 4.11.1910: „Probe von Liebestrank im Residenztheater. Um 3 Uhr Probe von Pandora im Künstlertheater.“ [Tb] Wedekinds Schwank „Der Liebestrank“ hatte unter der Regie von Eugen Kilian am 17.11.1910 am Münchner Residenztheater Premiere. Die Tragödie „Die Büchse der Pandora“ wurde am 8.11.1910 im Künstlertheater durch den Neuen Verein in geschlossener Gesellschaft unter der Regie von Albert Steinrück einmalig aufgeführt. habe. Das kann Sie aber nicht hindern, die Konferenz abzuhalten und sich davon zu überzeugen, wie weit die Bereitwilligkeit der Theilnehmernicht sicher identifiziert; darunter möglicherweise Heinrich und Thomas Mann (beide waren am 4.11.1910 in München), die außer Wedekind und Hermann Bahr die Solidaritätserklärung für Erich Mühsam in der „Zukunft“ mitunterzeichnet haben [vgl. Die Zukunft, Jg. 19, Nr. 9, 26.11.1910, S. 299-300]. geht. Bitte, diese Karte nicht zu zeigen

Mit besten Grüßen
Ihr
FrWedekind.

Frank Wedekind schrieb am 7. August 1911 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Erich Mühsam

[Hinweis und Referat in Erich Mühsams Tagebuch vom 15.8.1911 in München (Tb Mühsam) :]


In BerlinErich Mühsam reiste am 3.8.1911 von München ab, zunächst nach Nürnberg, dann nach Dresden und von dort am 11.8.1911 weiter nach Berlin, wo er bis zum 13.8.1911 blieb. erhielt ich einen nachgesandten Brief von Wedekind. Darin beglückwünscht er mich zur Entwicklung des „Kain“, den er speziell stilistisch außerordentlich gut findet und schickt mir ein „Memorandum“, betitelt als „ZensurbeiratEs handelte sich um eine erste Fassung. Wedekinds Polemik gegen den Münchner Zensurbeirat wurde, nach einem vorangestellten offenen Brief Wedekinds [vgl. Wedekind an Erich Mühsam, 16.8.1911], in einer dann endgültigen Fassung unter einem neu formuliertem Gesamttitel von Erich Mühsam in seiner Zeitschrift veröffentlicht [vgl. Frank Wedekind: Aus dem Münchner Zensurbeirat. In: Kain, Jg. 1, Nr. 6, September 1911, S. 90-95]., das ich als Material für mein Blatt„Kain. Zeitschrift für Menschlichkeit“, herausgegeben von Erich Mühsam, im Kain-Verlag München; das erste Heft erschien im April 1911. verarbeiten soll. Es greift zwei ProfessorenFranz Muncker (seit 1896 Professor für Literaturgeschichte an der Universität München) und Emil Sulger-Gebing (seit 1902 Professor für Literaturgeschichte an der Technischen Hochschule München), beide Mitglieder des Münchner Zensurbeirats [vgl. Meyer 1982, S. 87, 90]. wegen ihrer Gutachtendas „Gutachten des Herrn Prof. Dr. Franz Muncker“ – ein Brief an Wedekind [vgl. Franz Muncker an Wedekind, an 25.3.1911], der im Druck undatiert ist – und das „Gutachten des Herrn Professor Sulger-Gebing“ (datiert: 3.4.1911) über „Tod und Teufel“, beide erschienen in der Veröffentlichung „Aus dem Münchner Zensurbeirat“ [vgl. Kain, Jg. 1, Nr. 6, September 1911, S. 93-95]. über seinen „Totentanz“ an.

Erich Mühsam schrieb am 11. August 1911 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis und Referat in Erich Mühsams Tagebuch vom 15.8.1911 in München (Tb Mühsam):]


Wedekind. […] Ich habe ihm geschrieben, daß ich das Manuskripteine erste Fassung von Wedekinds Polemik gegen den Münchner Zensurbeirat, die in einer dann endgültigen Fassung von Erich Mühsam in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift „Kain“ veröffentlicht wurde [vgl. Frank Wedekind: Aus dem Münchner Zensurbeirat. In: Kain, Jg. 1, Nr. 6, September 1911, S. 90-95]. Wedekind hatte sie Erich Mühsam geschickt, wie dieser am 15.8.1911 notierte: „Wedekind […] schickt mir ein ‚Memorandum‘, betitelt als ‚Zensurbeirat‘, das ich als Material für mein Blatt verarbeiten soll.“ [Tb Mühsam] am liebsten in seiner eignen Fassung brächte und erwarte nun seine Einladung zum RendezvousDiese erfolgte nicht, sondern Wedekind stand am 15.8.1911 gleich vor der Tür, wie er im Tagebuch festhielt: „Besuch bei Mühsam.“ Erich Mühsam notierte am 16.8.1911 über den nachmittäglichen Besuch vom Vortag: „Als ich die Treppe hinaufkam, stand Wedekind vor der Wohnungstür. Wir besprachen dann in meinem Zimmer sein Memorandum […]. Es ist […] hübsch von ihm, daß er es mir zur Veröffentlichung überläßt. Ich glaube, es wird dem ‚Kain‘ sehr nützen, und die Presse wird ihre Taktik, das Blatt totzuschweigen, diesem Beitrag gegenüber kaum fortsetzen können.“ [Tb Mühsam].

Frank Wedekind schrieb am 16. August 1911 in München folgenden Brief
an Erich Mühsam

München, den 16. August 1911.


Sehr geehrter Herr Mühsam!

Darf ich Sie zur Veröffentlichung folgender ErörterungenWedekinds Polemik gegen den Münchner Zensurbeirat, die unter einer gemeinsamen Überschrift dem offenen Brief folgt [vgl. Aus dem Münchner Zensurbeirat. In: Kain, Jg. 1, Nr. 6, September 1911, S. 90-95; vgl. KSA 5/II, S. 413-415]. Wedekind hatte sie bereits in einer ersten Fassung an Erich Mühsam geschickt [vgl. Wedekind an Erich Mühsam, 11.8.1911]. Dem vorliegenden Brief zufolge lag ihm als Beilage eine Fassung als Druckvorlage bei. Eine überarbeitete Fassung sandte Wedekind allerdings nochmals am 18.8.1911 an Erich Mühsam: „Sendung an Mühsam“ [Tb]. Erich Mühsam wiederum hielt am 19.8.1911 fest: „Nachher zur Druckerei, um Wedekinds Memorandum, das er mir jetzt in der endgültigen Form gesandt hat, abzuliefern.“ [Tb Mühsam] um die Gastlichkeit Ihrer Monatsschrift „ Kain“ bitten. Voraussichtlich erscheint im Laufe dieses HerbstesWedekinds Schauspiel „Franziska. Ein modernes Mysterium in fünf Akten“ lag vordatiert auf 1912 im November 1911 [vgl. KSA 7/II, S. 994] in Broschur, gebunden und als Luxusausgabe im Georg Müller Verlag in München gedruckt vor [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 78, Nr. 275, 27.11.1911, S. 14819]. ein modernes Myste|riumvon mir, dem ich diese Polemik als Vorwort„Franziska“ erschien ohne die Polemik gegen den Münchner Zensurbeirat. Allerdings hatte Wedekind bei seinem Besuch bei Erich Mühsam am 15.8.1911 noch vorgehabt, sie als Vorwort zu verwenden, wie dieser am 16.8.1911 notierte: „Wir besprachen dann in meinem Zimmer sein Memorandum, das, wie er erzählte, später als Vorwort zu seinem nächsten Buch Verwendung finden soll. Es ist aber hübsch von ihm, daß er es mir zur Veröffentlichung überläßt.“ [Tb Mühsam] vorauszuschicken denke. Sie würden mich aber, sehr geehrter Herr Mühsam, zu besonderem Dank verbinden, wenn Sie diese Zeilen durch Wiedergabe im „ Kain“ jetzt schon zur Kenntnis Ihrer Leser gelangen lassen wollten.

Mit dem Ausdruck vorzüglichster Hochschätzung
Ihr ergebener
Frank Wedekind.

Frank Wedekind schrieb am 18. August 1911 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Erich Mühsam

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 18.8.1911 in München:]


Sendung an Mühsam [...]

Frank Wedekind schrieb am 3. Dezember 1911 in München
an Erich Mühsam

[Notiz und Referat mit Zitat in Erich Mühsams Tagebuch vom 4.12.1911 in München (Tb Mühsam, S. 74):]


Heute kam von Wedekind ein Brief, der auf unser Gespräch von vorgesternÜber dieses am 2.12.1911 mit Wedekind geführte Gespräch notierte Erich Mühsam: „Wir sprachen über […] den ‚Kain‘ […] und den ‚Pan‘. Wedekind berichtete, Fred habe ihn ersucht, für den ‚Pan‘ einen Artikel über die Wahlen zu schreiben. […] Wedekind forderte mich auf, statt seiner den Artikel zu schreiben, und schlug mir vor, mir ein Pseudonym zu wählen, unter dem ich dem ‚Pan‘ regelmäßig politische Beiträge gäbe. Seit Kerr dort weg sei, sei dort kein Mensch, der die öffentlichen Dinge zu behandeln wüßte. Auf diese Weise würde ich genug verdienen, um den ‚Kain‘ davon bezahlen zu können. Ich will’s versuchen.“ [Tb Mühsam, 3.12.1911] Bezug nimmt. Er habe an Fred geschriebennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Alfred Wechsler (W. Fred), 3.12.1911. und ihn „mit allen Mitteln“ auf mich gehetzt wegen der Mitarbeit am „Pan“. Zugleich bittet er mich, von meiner Kenntnis der Vorgänge beim AbdruckErich Mühsam beschrieb diese wie folgt: „Wedekind hatte im Schauspielhaus eine Rede zum hundertjährigen Todestage Kleists gehalten. Diese Rede war in den ‚Münchner Neuesten‘ abgedruckt, und man las mit Erstaunen darin eine Stelle, die etwa so lautete: ‚Bei der Angstmeierei der Parteien wird keine Zeitung es wagen, die Worte, die ich jetzt spreche, zu drucken.‘ Man sagte sich: Aha, die Kuhhaut will Mut markieren und druckt es jetzt grade. Dann erzählte mir Wedekind, seine Worte hätten gelautet: ‚Bei der Angstmeierei der Sozialdemokraten und Liberalen ebenso wie der andern Parteien –‘. Das hat er aber ändern müssen für die tapferen ‚Neuesten‘. Aber doch die Angstmeierei! Also grade im Abdruck dieses Satzes, der ihn widerlegen soll, die Bestätigung! Es ist toll.“ [Tb Mühsam, 4.12.1911] Wedekinds am 20.11.1911 in München gehaltene Rede erschien unter dem Titel „Heinrich v. Kleist“ zwei Tage darauf in den „Münchner Neuesten Nachrichten“ [Jg. 64, Nr. 546, 22.11.1911, Morgenblatt, S. 1-2]. seiner Kleist-Rede in den Münchner Neuesten Nachrichten keinen Gebrauch zu machen. (Er hatte mir vorgestern die Erlaubnis dazu gegeben).

Frank Wedekind schrieb am 3. Dezember 1911 in München folgende Widmung
an Erich Mühsam

Erich Mühsam, dem tapferen Kampfgefährten.


[Hinweis zum Zitat in Erich Mühsams Tagebuch vom 4.12.1911 in München (Tb Mühsam):]


Gleichzeitig schickt mir Wedekind sein neues Stück „Franziska. Ein modernes Mysterium in fünf Akten.“ Georg Müller 1912. Er schreibt hinein: [...]


Erich Mühsam, Ludwig Strauß, Albert Steinrück, Gustav Waldau, Fritz Basil, Max Halbe, Wilhelm Rosenthal und Hertha von Hagen schrieben am 18. Juni 1912 in München folgendes Telegramm
an Frank Wedekind

Bankett Frank Wedekind. Berlin. Hotel Esplanade. Wir freuen uns von Herzen der Eroberung Berlins. Fritz Basil. Hertha v. Hagen. Max Halbe. Erich Mühsam. RechtsanwälteWilhelm Rosenthal und Ludwig Strauß, die Wedekind in juristischen Auseinandersetzungen vertraten, betrieben in München gemeinsam eine Anwaltskanzlei. Rosenthal und Strauß. Albert Steinrück. Gustav Waldau.


[Hinweis und Zitat in Erich Mühsams Tagebuch vom 19.6.1912 in München (Tb Mühsam):]


Wedekind hatte in den letzten Wochen in Berlin am Deutschen Theater einen Aufführungszyklus seiner Dramen, wie er ihn sonst jedes Jahr hier im Schauspielhause veranstaltet hatte. Der Erfolg war enorm, und gestern fand zu seinen Ehren im Berliner Esplanade-Hotel ein Festbankett statt [...]. Ich rief nachmittags Gustel Waldau telefonisch an, weil mir eingefallen war, daß ein gemeinsames Sympathie-Telegramm seiner Freunde am Platze sei. Ich bekam von ihm und Halbe Vollmacht, und telegrafierte nachts folgendes: [...] ‒ Ich denke, Wedekind wird sich über die Aufmerksamkeit gefreut haben. Morgen wird er wohl wieder im Torggelhaus sein.

Frank Wedekind schrieb am 7. Mai 1913 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Erich Mühsam

[Hinweis in Wedekinds Brief an Erich Mühsam vom 7.5.1913 aus München:]


Erlauben Sie mir daher, geehrter Herr Mühsam, Ihnen die genannte Summe mit gleicher Post zu übersenden.

Frank Wedekind schrieb am 7. Mai 1913 in München folgenden Brief
an Erich Mühsam , (Zeitschrift) Kain

[1. Abgesandter Brief:]


München, Prinzregentenstraße 50

7. Mai 1913.


An die RedaktionRedaktion und Verlag (Kain-Verlag) des „Kain. Zeitschrift für Menschlichkeit“ lag bei dem Herausgeber Erich Mühsam in München (Akademiestraße 9); zusätzlich verzeichnet ist eine Geschäftsstelle (Baaderstraße 1a) [vgl. Adreßbuch für München 1913, Teil III, S. 159]. des „Kain“, Zeitschrift für Menschlichkeit
München.


Sehr geehrter Herr Mühsam!

Der Stiftungsrat der Johannes-Fastenrat-StiftungStiftung für bedürftige Schriftstellerinnen und Schriftsteller mit Sitz in Köln [vgl. KSA 5/III, S. 42]. Das Stiftungsratsmitglied Walter Laué hat Wedekind brieflich über die Bewilligung der Ehrengabe unterrichtet [vgl. Walter Laué an Wedekind, 3.5.1913], die Wedekind am 4.5.1913 im Tagebuch festhielt („Fastenrat Preis“) und die Weitergabe am 6.5.1913 notierte („Fastenrathpreis erhalten und weiter spediert“). Der von Walter Laué im Auftrag des Stiftungsrats gezeichneten Pressemitteilung zufolge wurden auf der Sitzung vom 5.3.1913 außer Wedekind die Schriftsteller Arno Holz, Gustav Meyrink, Gerdt von Bassewitz, Maurice Reinhold von Stern und Gustav Renner mit Ehrengaben bedacht [vgl. Johannes-Fastenrat-Stiftung. In: Kölnische Zeitung, Nr. 522, 6.5.1913, Mittags-Ausgabe, S. (3)]. in Köln hat mir eine Ehrengabe von M. 1000 zugesprochen. Die hohe Auszeichnung bedeutet für mich ohne Zweifel eine große ideelle Förderung, da sie unzähligen Vorwürfen, die auf Mißverständnis meiner Arbeiten beruhen entgegentritt. Da ich mich augenblicklich aber nicht in bedrängter Lage befinde, frage ich mich, wie der materielle Wert der Gabe im Geist seines hochherzigen Stifters seiner | segensvollen Bestimmung am besten erhalten bleibt. Diesen Zweck glaubte ich am sichersten zu erreichen, wenn ich die Hälfte der Summe, M. 500, der von Ihnen in München erscheinenden herausgegebenen Zeitschrift für Menschlichkeit „Kain“ zuwende, während die andere Hälfte dem Schutzverbandder Ortsgruppe München des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller [vgl. Adreßbuch für München 1914, Teil III, S. 213], gegründet am 7.3.1913 [vgl. Schutzverband deutscher Schriftsteller e.V., Ortsgruppe München. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 66, Nr. 253, 20.5.1913, Morgenblatt. S. 3], deren Syndikus Maximilian Brantl war, wie die Presse mitteilte: „Der Schutzverband Deutscher Schriftsteller e. V. mit dem Sitz in Berlin, die erste Organisation Deutschlands zur Wahrung der wirtschaftlichen und rechtlichen Interessen der deutschen Schriftsteller, hat einen bedeutungsvollen weiteren Schritt in seiner Entwicklung getan“ und die Gründung von Ortsgruppen „beschlossen. Die Ortsgruppen sollen, in enger Verbindung mit dem Hauptverband in Berlin stehen, genießen aber im Rahmen des neuen allgemeinen Verbandsstatutes das volle Recht der Selbstverwaltung. [...] Als erste Ortsgruppe wurde die Ortsgruppe München des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller gegründet [...]. Sie zählt bereits über 60 Mitglieder [...]. [...] Syndikus der Ortsgruppe München ist Rechtsanwalt Dr. Brantl, Sofienstraße 5b.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 66, Nr. 243, 15.5.1913, Vorabendblatt. S. 2] Deutscher Schriftsteller zufallen soll.

Erlauben Sie mir daher, geehrter Herr Mühsam, Ihnen die genannte Summe mit gleicher PostHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreibens zur Geldsendung; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Erich Mühsam, 7.5.1913. zu übersenden.

Mit dem Ausdruck größter Hochschätzung
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


[2. Druck:]


München, Prinzregentenstrasse 50

7. Mai 1913.


An die
RedakttonDruckfehler, statt: Redaktion. des „Kain“, Zeitschrift für Menschlichkeit
München.


Sehr geehrter Herr Mühsam!

Der Stiftungsrat der Johannes-Fastenrat-Stiftung in Köln hat mir eine Ehrengabe von Mk. 1000 zugesprochen. Die hohe Auszeichnung bedeutet für mich ohne Zweifel eine große ideelle Förderung, da sie unzähligen Vorwürfen, die auf Missverständnis meiner Arbeiten beruhen, entgegentritt. Da ich mich augenblicklich aber nicht in bedrängter Lage befinde, frage ich mich, wie der materielle Wert der Gabe im Geist seines hochherzigen Stifters seiner segensvollen Bestimmung am besten erhalten bleibt. Diesen Zweck glaubte ich am sichersten zu erreichen, wenn ich die Hälfte der Summe, Mk. 500, der von Ihnen in München herausgegebenen Zeitschrift für Menschlichkeit „Kain“ zuwende, während die andere Hälfte dem Schutzverband deutscher Schriftsteller zufallen soll.

Erlauben Sie mir daher, geehrter Herr Mühsam, Ihnen die genannte Summe mit gleicher Post zu übersenden.

Mit dem Ausdruck grösster Hochschätzung
Ihr ergebener
Frank Wedekind

Erich Mühsam schrieb am 8. Mai 1913 in München folgenden Brief
an Frank Wedekind

München, Akademiestrasse 9

8. Mai 1913.


Hochgeehrter Herr Wedekind!

Empfangen Sie meinen herzlichen und aufrichtigen Dank für die ausserordentliche Anerkennung, die Sie meiner Arbeit durch die fördernde Tat zuteil werden lassen. Ich nehme Ihre Spende freudig anvgl. Wedekind an Erich Mühsam, 7.5.1913., weil ich weiss, dass sie als Ausdruck der Zustimmung gedacht ist zu dem Kampf um freie Menschlichkeit, für den der „Kain“ bemüht ist. IckDruckfehler, statt: Ich. nehme sie an als Zeugnis dafür, dass die Sache des „Kain“ gemeinsame Sache aller derer ist, die nach Wahrheit und Kultur und nach freier Luft im Leben und in der Kunst trachten. Zu denen, glaube ich, hat auch Johannes Fastenrat gehörtJohannes Fastenrath, gestorben am 16.3.1908, nach dem die Johannes-Fastenrat-Stiftung zur Unterstützung hilfsbedürftiger deutscher Schriftsteller benannt ist, die er testamentarisch verfügte., und ich bin stolz genug zu denken, dass der Preis, den Ihr dichterisches Werk in seinem Namen erhielt, mit der Förderung des „Kain“ in seinem Geiste verwendet wird. Der „Kain“ wird sich der grossen Auszeichnung wert zu zeigen bestrebt sein, indem er, unbekümmert um Verkennung und Anfeindung, auf dem Wege vorwärts geht, den er für den rechten hält.

Mit ausgezeichneter Hochachtung
Ihr Sie dankbar verehrender
Erich Mühsam.

Frank Wedekind schrieb am 16. Februar 1915 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Erich Mühsam

[Hinweis und Referat in Erich Mühsams Tagebuch vom 17.2.1915 in München (Tb Mühsam):]


Wedekind, den ich seit seiner ErkrankungWedekind war einige Wochen zuvor schwer erkrankt; er hielt am 29.12.1914 fest: „Werde mit dem Sanitätswagen in die Klinik gebracht und operiert.“ [Tb] nicht sah, schreibt mir einen Brief. Er entschuldigt sich, weil er neulich, als M. Harden hier warMaximilian Harden war am 12.2.1915 zu einem Vortrag in München gewesen ‒ „Freitag abend hielt im großen Saal der Tonhalle Maximilian Harden vor einem zahlreichen Publikum einen Kriegsvortrag“ [Kriegsvortrag von Maximilian Harden. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 68, Nr. 81, 14.2.1915, Vorabendblatt, S. 4]; er traf vormittags in München ein und reiste am 13.2.1915 spätnachmittags zurück nach Berlin. Wedekind hat seinem Tagebuch vom 12.2.1915 zufolge den Vortrag besucht („Harden Vortrag mit Tilly“) und war anschließend bis nachts mit dem Redner in kleiner Runde zusammen („Hotel Continental mit Fr. Pringsheim Bruckmanns. Mit Harden bis 3½ Uhr bei Bruckmanns“)., mich nicht von dem Zusammensein verständigen konnte, dankt für meine AnteilnahmeErich Mühsam hatte sich besorgt nach Wedekinds Befinden erkundigt, wie seiner Notiz vom 28.12.1914 zu entnehmen ist: „Wedekind ist leider wirklich recht krank. Ich habe mehrfach Frau Tilly antelefoniert […]. Es hat sich ein Abszeß gebildet, der operiert werden müßte. Doch kann man Wedekinds Herzens wegen eine Operation nicht riskieren. Hoffentlich treten keine verhängnisvollen Wandlungen ein. Ich sorge mich mehr um Wedekind, als ich irgendwem zeige.“ [Tb Mühsam] bei seiner Krankheit und hofft auf ein baldiges ZusammenseinWedekind sah Erich Mühsam am 1.3.1915 in der Stammtischrunde Krokodil im Kreis von Artur Kutscher, Max Halbe und Karl Henckell wieder: „Krokodil Kutscher Halbe Mühsam Henckel“ [Tb]. Erich Mühsam hielt dieses Treffen ebenfalls fest: „Gestern abend: Krokodil. Henckell, Kutscher, Wedekind, Halbe und ich sah Wedekind seit seiner Krankheit zum ersten Mal wieder. Er hat furchtbar gealtert, sieht sehr eingefallen und schwach aus.“ [Tb Mühsam, 2.3.1915].