Briefwechsel

von Wilhelm Rosenthal und Frank Wedekind

Wilhelm Rosenthal schrieb am 8. Februar 1905 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Brief an Josef Ruederer vom 9.2.1905 aus München:]


[...] Herrn Dr Rosenthal [...] der so liebenswürdig war, [...] an mich zu schreiben.

Wilhelm Rosenthal schrieb am 14. Dezember 1906 in München folgenden Brief
an Frank Wedekind

München, 14.12.06.


Lieber & verehrter Herr Wedekind,

soeben teilt mir meine CousineTherese Rosenthal war die Witwe des am 9.8.1906 verstorbenen Münchner Rechtsanwalts Friedrich Rosenthal, den sie am 5.6.1876 in Fürth geheiratet hatte. Er war der Sohn von Wilhelm Rosenthals Onkel Jacob Rosenthal. Therese Rosenthal gratulierte ebenfalls zur Geburt von Pamela Wedekind [vgl. Therese Rosenthal an Frank und Tilly Wedekind, 15.12.1906]. Mit den Rosenthals war Wedekind seit 1896 bekannt. die Ankunft Ihrer TochterPamela Wedekind, das erste Kind von Tilly und Frank Wedekind, wurde am 12.12.1906 in Berlin geboren: „Um 6 Uhr weckt mich Tilly durch ihr geschrei, bald darauf kommt Dr. Bresin um 8 Uhr ist Anna Pamela geboren“ [Tb]. mit & ich sende Ihnen & Ihrer verehrten Frau Gemahlin für meine Frau & mich die herzlichsten Glückwünsche für Sie beide & Ihre Tochter; hoffentlich geht alles weiter gut!! – dies wünsche ich auch im egoistischen Interesse des Münchener Publikums & | unseres Neuen VereinsWilhelm Rosenthal war der 1. Vorsitzende des Ende 1903 in Nachfolge des Akademisch-Dramatischen Vereins gegründeten Neuen Vereins e. V. (Vereinslokal: Türkenstraße 28, Geschäftsstelle: Buchhandlung Heinrich Jaffe, Briennerstraße 54) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1906, Teil III, S. 144]), der geschlossene Vorstellungen neuer Dramen veranstaltete, vor allem von Dramen Wedekinds. „Die von der Polizei verbotenen Stücke Wedekinds wurden vom ‚Neuen Verein‘ vor geladenem Publikum gespielt“ [Mühsam 2003, S. 137].; schreiben Sie mir, doch, bitte, recht bald, wann Sie & Ihre verehrte Frau Gemahlin im Januar 07 bei uns spielen können; wir wollen, Sie wissen ja schon, einen Wedekindabend veranstalten: TotentanzZu einer Aufführung des Einakters „Totentanz“ durch den Neuen Verein kam es nicht. Die Zensurbehörde hatte bereits am 11.6.1906 die vom Münchner Schauspielhaus geplante öffentliche Aufführung des Stücks verboten, dem Neuen Verein untersagte sie dies erneut am 22.12.1909 [vgl. KSA 6, S. 668]. & Frühling’s Erwachen, – letzteres will BasilFritz Basil, Hofschauspieler und Regisseur am Münchner Hoftheater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 510], plante für den Neuen Verein in München eine Inszenierung von „Frühlings Erwachen“ unter seiner Regie, die mit nur einer geschlossenen Vorstellung (eine zweite wurde von der Zensur nicht genehmigt) am 28.1.1907 im Münchner Schauspielhaus stattfand: „vor den Mitgliedern und geladenen Gästen des Vereins im Schauspielhause“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 60, Nr. 46, 28.1.1907, S. 4]. Wedekind hatte ihm aus Berlin Hinweise zur Inszenierung gegeben [vgl. Wedekind an Fritz Basil, 3.1.1907]. mit seinen Eleven einstudieren; für den Totentanz müssen wir uns die außer Ihre Gattin & Ihnen | nötigen Kräfte im Einzelnen zusammensuchen, da die Direktoren Stollberg. SchmedererGeorg Stollberg und Cajetan Schmederer, die beiden Direktoren des Münchner Schauspielhauses und des Theaters am Gärtnerplatz [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 514]. nicht eben vereinsfreundlich sind; aber es geht schon!! Empfehlen Sie mich Ihrer verehrten Frau Gemahlin & dem Fräulein Tochter, die sicher sehr brav sein wird, & nehmen Sie selbst herzlichen Gruß
Ihres aufrichtig ergebenen
DWRosenthal

Wilhelm Rosenthal schrieb am 18. September 1907 in München folgenden Brief
an Frank Wedekind

Dr. Wilhelm Rosenthal
Ludwig Strauss III
Rechtsanwälte.
Telephonruf No. 171.


München, den 18. September 1907.
Fürstenfelderstr. 10/II.


Verehrter Herr Wedekind,

in der AngelegenheitFrida Strindberg verlangte von Wedekind Unterhaltszahlungen für ihren gemeinsamen Sohn Friedrich Strindberg, der am 21.8.1897 geboren war. der Frau Strindberg habe ich heute mit Prof. LoewenfeldDr. jur. Theodor Löwenfeld war Rechtsanwalt und Honorar-Professor an der Münchner Universität, wohnhaft Pfandhausstraße 3, wo sich auch seine Kanzlei befand [vgl. Adreßbuch für München und Umgebung 1907, Teil 1, S. 315]. Er vertrat zu Beginn der Verhandlungen die Interessen Frida Strindbergs in der Sache. gesprochen; ich möchte Sie deshalb bitten, mich im Laufe des morgigen Tages zu einer Besprechung zu besuchen & grüße Sie bestens
als Ihr Ihnen sehr ergebener
DWRosenthal

Wilhelm Rosenthal schrieb am 3. Oktober 1907 in München folgenden Brief
an Frank Wedekind

Dr. Wilhelm Rosenthal
Ludwig Strauss III
Rechtsanwälte.
Telephonruf Nr. 171.


München, den 3. Octbr. 1907
Fürstenfelderstr. 10/II.


Sehr geehrter Herr Wedekind!

In der AngelegenheitFrida Strindberg verlangte von Wedekind Alimente für ihren gemeinsamen Sohn Friedrich Strindberg, der am 21.8.1897 geboren war. Wedekind wurde in der Sache durch Wilhelm Rosenthal vertreten, Frida Strindberg zunächst von Theodor Löwenfeld. der Frau Strindberg fand sich diese am 1. cr.currentis (lat.) = des laufenden Monats (oder: Jahres). auf meiner Kanzlei ein, um mit mir über die Angelegenheit auch persoenlich zu sprechen; ich erklaerte ihr, daß Sie principiell bereit seien, die Angelegenheit in Güte zu ordnen, daß Sie aber die Meinung haetten, daß das Kind doch nicht | in unsichere Verhaeltnisse kommen sollte; darauf sprach dann Frau Strindberg, daß das Kind in ein Internatdas städtische Schülerheim Stockerau [vgl. Wilhelm Rosenthal an Wedekind, 14.11.1907]. mit Realgymnasium in Stockerau bei Wien kommen soll, daß ihr aber vor Allem daran liege, daß der Familienstand des KindesFriedrich Strindberg galt aufgrund des Zeitpunkts der Scheidung Frida Strindbergs von August Strindberg noch als eheliches Kind dieser Verbindung. Die Ehe wurde am 5.2.1897 geschieden, Friedrich Strindberg am 21.8.1897 geboren. festgestellt werde.

Ich gab ihr zu erkennen, daß dies nach meiner Meinung sehr schwer sei, daß Sie aber selbstverstaendlich nach Verhaeltnis Ihrer Mittel, ihr beistehen würden, obwohl Sie wünschen, daß das Kind zu ihrer MutterFriedrich Strindberg war ebenso wie seine Halbschwester Kerstin Strindberg bislang in der Obhut seiner Großmutter Marie Uhl, der Mutter Frida Strindbergs, sowie der Urgroßmutter Marie Reischl aufgewachsen. kommen soll; dies erklaerte Frau Strindberg | wieder für unmoeglich, da die Mutter an religiösen Wahnvorstellungen leide; Frau Reichl, ihre Großmutter, sei verstorbenFriedrich Strindbergs Urgroßmutter Marie Reischl war 1904 verstorben. Vor der Übersiedlung Marie Uhls nach Mondsee wuchs Friedrich Strindberg in Saxen und Dornach bei seiner Großmutter und Urgroßmutter auf [vgl. Marie Reischl an Wedekind, 16.11.1901]., sonst hätte es zu dieser, welche das Kind sehr gern gehabt habe, kommen koennen.

Als ich bemerkte, daß Sie auch einen mäßigen Betrag für das Kind hinterlegen wollten und zunächst einen Betrag von 1200 M. nannte, wurde Frau Strindberg sehr aufgeregt, sprach von Almosen u. A., so daß ich sie nur mit großer Mühe beruhigen konnte.

Sie sagte dann auch, daß ein solches Anerbieten bei Ihren Einkommensverhaelt|nissen (Sie haetten letztes Jahr 80000 M (!) verdient) unbegreiflich sei; und es scheint in der That, daß Frau Strindberg diesen Erzaelungen über Ihr Einkommen Glauben geschenkt hat, wenigstens ließ sie es sich nur sehr schwer ausreden. –

Ich habe dann mit ihr vereinbart, mich bei Loewenfeld odern BernsteinDer Rechtsanwalt und Schriftsteller Max Bernstein wohnte mit seiner Ehefrau, der Schriftstellerin Elsa Bernstein, einer Freundin Frida Strindbergs, in München (Briennerstraße 8a) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1906, Teil I, S. 39]. zu einer Besprechung zu treffen, wobei ich auch sagte, daß Sie bereits wieder verreistWedekind reiste am 3.10.1907 abends von München nach Berlin [vgl. Tb], dem Tag, auf den auch der vorliegende Brief datiert ist. seien; nun scheint es, daß Frau Strindberg Sie in der Stadt gesehen hat und darauf sandte (S) sie mir einen | maßlos aufgeregten Brief, mit der Mittheilung, sie werde nun alles Herrn Dr. Frischauer überlassen!

Ich habe Professor Loewenfeld von diesem Zwischenfall unterrichtet und ihnSchreibversehen, statt: ihm. erklaert, daß ich trotzdem zu einer Besprechung bereit sei und hoffe, die Sache noch in Güte regeln zu koennen.

Ich wollte nicht verfehlen, Ihnen hiervon Kenntnis zu geben und grüße Sie bestens
als Ihr Ihnen stets ergebener
DWRosenthal
Rechtsanwalt.

Frank Wedekind schrieb am 4. Oktober 1907 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Wilhelm Rosenthal

[Hinweis in Wilhelm Rosenthals Brief an Wedekind vom 9.10.1907 aus München:]


Ich danke Ihnen für Ihre letzte freundliche Mitteilung […]

Wilhelm Rosenthal schrieb am 9. Oktober 1907 in München folgenden Brief
an Frank Wedekind

Dr. Wilhelm Rosenthal
Ludwig Strauss III
Rechtsanwälte.
Telephonruf Nr. 171.


München, den 9. Oktober 1907
Fürstenfelderstr. 10/II.


Herrn
Frank Wedekind
Berlin


Verehrter Herr Wedekind,

Ich danke Ihnen für Ihre letzte freundliche Mitteilungnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Wilhelm Rosenthal, 5.10.1907.; ich habe Herrn Kollegen Prof. Dr. LöwenfeldDer Münchner Rechtsanwalt und Honorarprofessor Theodor Löwenfeld vertrat Frida Strindberg gegenüber Wedekind bei ihren Unterhaltsforderungen für den gemeinsamen Sohn Friedrich Strindberg, der am 21.8.1897 geboren war. Wedekind wurde in der Sache von Wilhelm Rosenthal vertreten. auf Grund Ihrer Mitteilung nochmals darauf hingewiesen, wie wenig berechtigt die Anschauung der Frau Strindberg über Ihre EinkommensverhältnisseFrida Strindberg ging von einem jährlichen Einkommen Wedekinds in Höhe von 80.000 Mark aus [vgl. Wilhelm Rosenthal an Wedekind, 3.10.1907]. gewesen sind. –

Herr Collega Löwenfeld hat mich nun gebeten, ihm bestimmte Vorschläge zur Erledigung der | Angelegenheit zu machen, ich würde, fassSchreibversehen, statt: falls. Sie damit einverstanden sind, vorschlagen:

Sie wollen ab 1. Oktober 07, jeweils in 1/4Jahresraten vorauszalbar, einen monatl. Unterhaltsbeitrag von Mk. 50.– für das Kind bezalen und einen Betrag von Mk. 1200.– für aussergewöhnliche Fälle auf den Namen des Kindes hinerlegenSchreibversehen, satt: hinterlegen..

Hiebei soll jedoch vorbehalten bleiben, dass die Höhe der Unterhaltsbeiträge ermässigt werden sollen, falls sich in Ihren Einkommensverhältnissen wesentliche Verschlechterungen ergeben sollten.

Frau Strindberg müsste hiebei aber auf alle Nachforderungen aus der Vergangenheit Verzicht leisten.

Ich meine, wir könnten diesen Vorschlag einmal machen, um abzuwarten, ob seitens der Gegenpar|tei vielleicht andere Vorschläge gemacht werden und ersuche ich um freundl. Mitteilung, ob Sie damit einverstanden sind.

Ich bitte, mich Ihrer Frau Gemahlin zu empfehlen und grüsse Sie bestens
als Ihr Ihnen sehr ergebener
DWRosenthal
Rechtsanwalt.

Wilhelm Rosenthal schrieb am 12. Oktober 1907 in München folgenden Brief
an Frank Wedekind

Dr. Wilhelm Rosenthal
Ludwig Strauss III
Rechtsanwälte.
Telephonruf Nr. 171.


München, den 12. Oktober 1907
Fürstenfelderstr. 10/II.


Herrn
Frank Wedekind
Berlin


Sehr verehrter Herr Wedekind,

Von Frau Strindberg erhalte ich heute den hier abschriftlich anliegenden Brief.

Dieser Brief spricht für sich selbst und ich übersende inSchreibversehen, statt: ihn. Ihnen auch nur, damit Sie über die momentane Stimmung der Frau Strindberg unterrichtet sind.

Ich habe Herrn Prof. Löwenfeld geschrieben, ob er glaubt, dass trotz dieses Briefes noch eine Einigung möglich ist; ich | bitte Sie deshalb jedenfalls um gütige Mitteilung auf meine Anfrage vom 8.vgl. Wilhelm Rosenthal an Wedekind, 9.10.1907. Wilhelm Rosenthal irrt sich hier um einen Tag im Datum. Er hatte einen Vorschlag über die Modalitäten der Unterhaltszahlungen für Wedekinds Sohn Friedrich Strindberg unterbreitet und bat um Zustimmung. cr.currentis; (lat.): des laufenden Monats (oder: Jahres).

Mit den besten Grüssen wie immer
Ihr sehr ergebener
DWRosenthal
Rechtsanwalt.



[Beilage: Frida Strindberg an Wilhelm Rosenthal, 12.10.1907:]


Abschrift!


Veithgasse 3, III. Wien.


Sehr geehrter Herr Doctor!

Haben Sie nochmals Dank für eine FreundlichkeitZusammenhang nicht ermittelt., die Ihnen meine Nervosität schlecht lohnte.

Ich habe mein Söhnchen inzwischen in Stockerauim städtischen Schülerheim Stockerau zum Besuch des dortigen Landes-Realgymnasiums [vgl. Wilhelm Rosenthal an Wedekind, 3.10.1907]. Die genannte Beilage ist nicht überliefert.untergebracht wie sie aus Beil. ersehen.

Nack Rücksprache mit meinem hiesigen RechtsanwalteEs dürfte sich um den Rechtsanwalt Dr. Robert Gruber in Wien handeln (Lichtenfelsgasse 5) [vgl. Lehmanns Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger […] für […] Wien 1908, Bd. 1, Teil IV, S. 464]. Er vertrat später Frida Strindberg erfolgreich als Beklagte in einem Ehrbeleidigungsprozess gegen Karl Fröhlich, den sie der Erpressung bezichtigt hatte [vgl. Neues Wiener Journal, Jg. 16, Nr. 5439, 11.12.1908, S. 9]. Ihr Vorhaben, ihn als Vormund für Friedrich Strindberg einzusetzen, wurde von ihrer Familie verhindert [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 11.4.1914]. und treuestem Freunde, Bubi’s künftigen VormundeIn einem späteren Brief nannte Frida Strindberg gegenüber Wilhelm Rosenthal als Vormund für Friedrich Strindberg „Dr. Karl Wachter, Tiefer Graben 11“ [Beilage zu Wilhelm Rosenthal an Wedekind, 12.3.1908]. Es dürfte sich dabei um den Notar Dr. Karl Wagner gehandelt haben, der unter der angegebenen Adresse im Wiener Adressbuch verzeichnet ist [vgl. Lehmanns Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger […] für […] Wien 1908, Bd. 2, Teil VII, S. 1210]. hat sich mein durch Herrn Wedekinds Verhalten gereifter Entschluss vollensSchreibversehen, statt: vollends. gefestigt.

Ich denke nicht mehr daran, mit Herrn Wedekind jenes naive Abkommen zu treffen, das eigentlich mich zur Alimentation verpflichtet, und ihm die Rechte eingeräumtSchreibversehen, satt: einräumt..

Ich habe Jahre lang für Herrn Wedekind Not gelitten, denn für sein Kind.

Ich bin heute zum Zusammenbrechen müde, von Sorgen und Schulden so | überlastet, dass ich nicht aus noch ein weiss.

Natur- U/u/nd Menschengesetz befehlen, dass der Mann für sein Kind sorgt, wenn schon nicht für die Frau.

Ich bin kein Lasttier und mag nicht länger Ausbeutungsobjekt sein. Herr Wedekind soll meine Hände ansehen – dann seine daneben und – für sein Kind arbeiten. Will er nicht dafür schaffen, so soll er die Verantwortung tragen, dem Kinde gegenüber. Man setzt nicht Kinder in die Welt, damit die Mütter daran zu Grunde gehen. Wehe dem Manne, der ein Weib zwingt, den Tag zu verfluchen, an dem sie sich ihm in Liebe gab.

Herr Wedekind wird ganz für sein Kind sorgen müssen, fortab. Wie es sich für einen Mann gehört. Nimmt er diese Pflicht eines jeden anständigen Menschen nicht freiwillig auf sich, gut; wenn nicht, – – – auch gut.

Der Weg ist beschritten. Dann wird sein zehnjähriger Knabe den fremden | Richter anrufen zum Schutze gegen den eigenen Vater. Und nichts auf der Welt wird das je wieder von Frank – Wedekind weggewaschenSchreibversehen, statt: wegwaschen. – – denn ich bin Kalt und hart und erbarmungslos gegen ihn geworden und – – Kenne meine Macht! – –

Ich bitte Sie sehr, verehrter Doktor, Herrn Wedekind gütigst von diesem in Kenntnis zu setzen und stelle es ihnenSchreibversehen, statt: Ihnen. frei, ihm diesen Brief zu senden.

Mit allervorzüglichster Hochachtung:
gez: Fridl/a/ Stindberg.


Pro copia(lat.) die Richtigkeit der Abschrift wird bestätigt.:
DWRosenthal
Rechtsanwalt!

Wilhelm Rosenthal schrieb am 14. November 1907 in München folgenden Brief
an Frank Wedekind

Dr. Wilhelm Rosenthal
Ludwig Strauss III
Rechtsanwälte.
Telephonruf No. 171.


München, den 14. Novbr. 1907.
Fürstenfelderstr. 10/II.


Sehr geehrter Herr Wedekind!

In Sachen StrindbergFrida Strindberg verlangte von Wedekind Unterhaltszahlungen für ihren gemeinsamen Sohn Friedrich Strindberg, der am 21.8.1897 geboren war. Wedekind wurde in der Sache durch Wilhelm Rosenthal vertreten, Frida Strindberg von Theodor Löwenfeld. teilt mir Herr Professor Loewenfeld im Auftrage der Frau Strindberg mit, Sie moechten die in Aussicht gestellten 1200 Mvgl. Wilhelm Rosenthal an Wedekind, 3.10.1907. direct an Frau Strindberg und die als Unter|haltsbeitrag in Aussicht gestellten M 50.– pro Monat an Professor Loewenfeld überweisen, damit dieser diesen Betrag sodann dem Schülerheim in StockerauFrida Strindberg hatte ihren Sohn Friedrich Strindberg dort zum beginnenden Schuljahr 1907/08 angemeldet [vgl. Beilage zu Wilhelm Rosenthal an Wedekind, 12.10.1907]. Das städtische Schülerheim Stockerau hatte zum aktuellen Schuljahr in der Presse freie Internatsplätze beworben: „Mit Beginn des ersten Semesters des Schuljahres 1907/08 werden an dem Schülerheim in Stockerau mehrere Plätze frei. Das Schülerheim steht unter der Oberleitung der Gymnasialdirektion und unter unmittelbarer Fürsorge eines Professors des von den Zöglingen besuchten hiesigen Real- und Obergymnasiums. Dem Leiter stehen mehrere fachkundige Präfekten zur Seite. Die Anzahl der Zöglinge beträgt bloß zirka fünfzig. Die Anstalt ist in gesunder freier Lage erbaut. An das Gebäude schließt sich ein großer Spielplatz und an demselben ein ausgedehnter schöner Park an. Die Einrichtung des Schülerheims ist eine anerkannt mustergültige, eine große Anzahl illustrer Persönlichkeiten, welche das Schülerheim besucht haben, sprachen sich hierüber höchst lobend aus. Stockerau ist von Wien zu jeder Tagesstunde in 3/4stündiger Bahnfahrt zu erreichen. Die Anstalt besitzt ein in den interurbanen Verkehr einbezogenes Telephon. Der Pensionspreis beträgt monatlich 100 Kronen. Die Leitung des Schülerheims, die Gymnasialdirektion sowie das Bürgermeisteramt sind bereit, weiter Auskünfte zu erteilen, über Wunsch Prospekte zuzusenden und definitive Anmeldungen entgegenzunehmen. Stockerau, im Juni 1907.“ [Deutsches Volksblatt, Jg. 19, Nr. 6690, 18.8.1907, Morgen-Ausgabe, S. 20] bei Wien übermittle. Herr Professor Loewenfeld meint, ihm waere es lieber, wenn ich diese Einzalungen besorgen wollte.

Die Rechnung des „Schülerheim“ beträgt laut Brief des Herrn Professors Loewenfeld 90 fl. | im Monat. –

Ich erlaube mir Ihnen hievon Kenntnis zu geben und muß es natürlich Ihrer Wohlmeinung überlassen, ob Sie die 1200 M.– an Frau Strindberg übermitteln wollen.

Lieber und zweckmäßiger waere es wohl, wenn sie für das Kind deponiert würden, da sonst doch wohl die Gefahr besteht, daß der betreffende Betrag zu rasch und vielleicht auch für andern Zweck, als | Sie beabsichtigen, Verwendung findet.

Ich bitte mir Ihre gütige Rückäußerung hierüber noch zukommen lassen zu wollen und grüße Sie wie immer mit den besten Empfehlungen
ergebener
Dr. Rosenthal
Rechtsanwalt.

Frank Wedekind schrieb am 21. November 1907 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Wilhelm Rosenthal

[Hinweis in Wilhelm Rosenthals Brief an Wedekind vom 25.11.1907 aus München:]


[…] Ihres jüngsten Briefes […]

Wilhelm Rosenthal schrieb am 25. November 1907 in München folgenden Brief
an Frank Wedekind

Dr. Wilhelm Rosenthal
Ludwig Strauss III
Rechtsanwälte.
Telephonruf No. 171.


München, den 25. Novbr. 1907.
Fürstenfelderstr. 10/II.


Sehr verehrter Herr Wedekind!

In Erwiderung Ihres jüngsten Briefesnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Wilhelm Rosenthal, 21.11.1907. diene Ihnen, daß ich gerne bereit bin, die AuszalungenWilhelm Rosenthal war offenbar von Wedekind gebeten worden, die vereinbarten Unterhaltszahlungen für Wedekinds Sohn Friedrich Strindberg anzuweisen, die er in Wedekinds Auftrag mit Theodor Löwenfeld, dem Anwalt Frida Strindbergs, vereinbart hatte [vgl. Wilhelm Rosenthal an Wedekind, 14.11.1907]. für Sie jeweils zu betätigen; ich werde in diesem Sinne mit Herrn Professor Loewenfeld, sobald ich den Betrag von Ihnen eingehent/d/Wedekind notierte dazu am 25.11.1907: „Entnommen und an Rosenthal geschickt M.1500,–“ [Tb]. erhalte, | das Weitere veranlassen und begrüße Sie wie immer

Ihr
Ihnen sehr ergebener
Dr. WRosenthal
Rechtsanwalt.

Frank Wedekind schrieb am 13. Dezember 1907 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Wilhelm Rosenthal

[Hinweis in Wilhelm Rosenthals Brief an Wedekind vom 7.1.1908 aus München:]


[…] bestätige ich noch den Empfang Ihres Briefes vom 13. v. Mts. […]

Wilhelm Rosenthal schrieb am 7. Januar 1908 in München folgenden Brief
an Frank Wedekind

Dr. Wilhelm Rosenthal
Ludwig Strauss III
Rechtsanwälte.
Telephonruf Nr. 171.


München, den 7. Januar 1908.
Fürstenfelderstr. 10/II.


Herrn
Frank Wedekind,
Berlin


Sehr geehrter Herr Wedekind,

In der Angelegenheit StrindbergFrida Strindberg verlangte von Wedekind Unterhaltszahlungen für ihren gemeinsamen Sohn Friedrich Strindberg, der am 21.8.1897 geboren war. bestätige ich noch den Empfang Ihres Briefesnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Wilhelm Rosenthal, 13.12.1907. vom 13. v. Mts. mit der Zuschrift des Herrn Kollegen EllbogenDer Wiener Rechtsanwalt Dr. Friedrich Elbogen (Schottenring 14), hatte seine Kanzlei im I. Bezirk im Graben 29 und Goldschmidgasse 7A [vgl. Lehmanns Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger […] für […] Wien 1908, Bd. 2, Teil VII, S. 199]. Offenbar hatte Frida Strindberg in dem Alimentestreit mit Wedekind ihren Anwalt gewechselt und den bisher zuständigen Theodor Löwenfeld durch Friedrich Elbogen ersetzt.; ich habe mit der Beantwortung deshalb gewartet, weil ich Ihnen gleichzeitig mitteilen wollte, was mir Herr Kollega Ellbogen, an welchen ich mich in Be|antwortung seiner an Sie gerichteten Zuschriftnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Friedrich Elbogen an Wedekind, 12.12.1907. gewandt hatte, erwidern würde, insbesondere, ob er damit einverstanden ist, dass der Betrag von Mk. 1200.–Mit der Zahlung dieser Summe wollte Wedekind alle Unterhaltsansprüche für die ersten 10 Lebensjahre seines Sohnes Friedrich Strindberg abgelten (siehe Beilage). hinterlegt wird.

Da ich aber bisher keine Antwort erhalten habe, wollte ich bei Herrn Dr. Ellbogen monierenbeanstanden.. Heute nun erhielt ich plötzlich den Besuch der Frau Strindberg, welche auf der Durchreise nach Paris ist, wo sie beruflich zu arbeiten hat.

Sie hat mir erklärt, dass sie auf Veranlassung ihrer Mutter für das Kind einen erheblichen Betrag hinterlegen musste und auch für den Fall ihres Todes für das Kind Vorsorge getroffen habe.

Ich habe ihr gesagt, dass diese Mitteilungen Sie nichts angehen können; ich habe ja auch gar nicht die Möglichkeit diese Angaben zu | kontrollieren.

Schliesslich hat mir dann FraiSchreibversehen, statt: Frau. Strindberg die hier abschriftlich anliegende Erklärung abgegeben, worin sie gegen Zalung von Mk. 1200 – für sich und das Kind definitiv auf alle Ansprüche für die Vergangenheit verzichtet und sich zunächst mit einem unterhaltsbeitragSchreibversehen, statt: Unterhaltsbeitrag. von Mk. 50.– pro Monat, beginnend am 1. Januar 08 zufrieden gibt.

Da ich annehmen konnte, dass sie prinzipiell mit diesem Vorschlag einverstanden sein werden, und mir Frau Strindberg erklärte, dass sie unbedingt sofort einen kleinen Betrag benötige, habe ich ihr aus dem bei mir hinterlegten | BetrageWedekind hatte am 25.11.1907 einen Transfer von 1500 Mark an Rosenthal veranlasst: „Entnommen und an Rosenthal geschickt M.1500,–“ [Tb]. Mk. 100.– ausgezalt.

Ich bitte nun um gütige Mitteilung, ob ich den Vorschlag der Frau Strindberg, welcher ja, wenigstens für die Vergangenheit, ein für allemal die Sache erledigt, für Sie annehmen soll, da Frau Strindberg, nachdem einige Monate in den Verhandlungen ein sehr langsames Tempo geherrscht hat, jetzt wieder sehr pressantösterreichisch für: dringlich. tut, bitte ich wenn möglich um kurze telegrafische Mitteilung.

Mit den besten GrsüsenSchreibversehen, statt: Grüssen. bin ich wie immer
Ihr Ihnen sehr ergebener
DWRosenthal
Rechtsanwalt.



[Beilage 1:]


Abschrift


München, den 6. Januar 08.


Erscheint Frau Frieda Strindberg, geb. Uhl in Wien, Veitgasse 3 und erklärt:

Ich bin bereit, auf alle Ansprüche, welche ich selbst für mich oder für mein Kind Max Friedrich aus irgend welchem Rechtsgrunde gegen Herrn Frank Wedekind in Berlin bis zum 1. Januar 1908 geltend machen kann, insbesondere auf jeden Ersatz von Unterhaltsbeitrag bis zu diesem Zeitpunkte gegen eine einmalige Zalung von Mk. 1200.– Zwölfhundert Mark – mich für abgefunden zu erklären.

Ich selbst werde, sobald es mir möglich ist, diesen Betrag für das Kind Max Friedrich wieder hinterlegen.–

Als Unterhaltsbeitrag für die Zukunft des Kindes Max Friedrich beanspruche ich einen | monatl. Beitrag von Mk. 50.– fünfzig Mark – bis auf weiteres, wobei ich erkläre, selbst auf diesen Beitrag zum Unterhalt zu verzichten, sobald ich aus eigenen Mitteln den gesamten Unterhalt des Kindes bestreiten kann.

Ich ersuche Herrn Wedekind von vorstehendem zu verständigen und mir den Betrag der Abfindungssumme an die von mir anzugebende Adresse einzusenden.

L. U.
Frieda Strindberg Uhl.

––––––––

Beglaubigt:
DWRosenthal
Rechtsanwalt.



[Beilage 2:]


Abschrift


München, den 6. Januar 08.


Erscheint Frau Frieda Strindberg, geb. Uhl in Wien, Veitgasse 3 und erklärt:

Ich bin bereit, auf alle Ansprüche, welche ich selbst für mich oder für mein Kind Max Friedrich aus irgend welchen Rechtsgründen gegen Herrn Frank Wedekind in Berlin bis zum 1. Januar 1908 geltend machen kann, insbesondere auf jeden Ersatz von Unterhaltsbeitrag bis zu diesem Zeitpunkt gegen eine einmalige Zalung von Mk. 1200.– zwölfhundert Mark – mich für abgefunden zu erklären.

Ich selbst werde, sobald es mir möglich ist, diesen Betrag für das Kind Max Friedrich wieder hinterlegen.–

Als Unterhaltsbeitrag für die Zukunft des Kindes Max Friedrich beanspruche ich einen monatl. Beitrag von Mk. 50.– fünfzig Mark – | bis auf weiteres, wobei ich erkläre, selbst auf diesen Beitrag zum Unterhalt zu verzichten, sobald ich aus eigenen Mitteln den gesamten Unterhalt des Kindes bestreiten kann.

Ich ersuche Herrn Wedekind von vorstehendem zu verständigen und mir den Betrag der Abfindungssumme an die von mir anzugebende Adresse einzusenden.

L. U.
Frieda Strindberg Uhl.

––––––––

Beglaubigt:
Ludwig Strauß III
Rechtsanwalt.

Frank Wedekind schrieb am 9. Januar 1908 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Wilhelm Rosenthal

[Hinweis in Wilhelm Rosenthals Brief an Wedekind vom 12.1.1908 aus München:]


Hiermit bestaetige ich den Empfang Ihrer Depesche […]

Wilhelm Rosenthal schrieb am 12. Januar 1908 in München folgenden Brief
an Frank Wedekind

Dr. Wilhelm Rosenthal
Ludwig Strauss III
Rechtsanwälte.
Telephonruf No. 171.


München, den 12. Jan. 1908
Fürstenfelderstr. 10/II.


Sehr geehrter Herr Wedekind!

Hiermit bestaetige ich den Empfang Ihrer Depeschenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Wilhelm Rosenthal, 9.1.1908. in Sachen StrindbergWilhelm Rosenthal vertrat Wedekind bei den Alimenteforderungen Frida Strindbergs für ihren gemeinsamen Sohn Friedrich Strindberg, der am 21.8.1897 geboren war.; ich habe demgemäß noch den Betrag von 1100 M (außer den ihr zu ihrem Hiersein bereits gegebenen 100 Mvgl. Wilhelm Rosenthal an Wedekind, 7.1.1908.) an Frau | Strindberg übersandt und sie angefragt, an welcher Stelle künftig die Raten mit 50 M. – pro Monat einbezalt werden müssen.

Mit besten Grüßen bin ich wie immer
Ihr
Ihnen sehr ergebener
DWRosenthal
Rechtsanwalt.

Wilhelm Rosenthal schrieb am 22. März 1911 in München folgenden Brief
an Frank Wedekind

Dr. Wilhelm Rosenthal
Ludwig Strauss III
Rechtsanwälte
Telephonruf Nr. 8416.


München, den 22. März 1911.
Sonnenstr. 3/II.


Herrn
FankSchreibversehen, statt: Frank. Wedekind,
Schriftsteller
Hier.
––––––––


Sehr geehrter Herr Wedekind!

Anliegend erlaube ich mir Ihrem Wunsche gemäss Gesuch an die PolizeidirektionDie Beilage ist nicht überliefert. Es dürfte sich um eine erneute Bitte zu Freigabe des verbotenen Stücks „Totentanz“ gehandelt haben, die Wedekind zu dieser Zeit zu erreichen versuchte und deswegen auch Mitglieder des Zensurbeirats kontaktierte und um Stellungnahmen bat [vgl. KSA 6, 689-691]. in zweifacher Fertigung zur weiteren Veranlassung zu übersenden.

Hochachtungsvollst!
ergebenst
DWRosenthal
Rechtsanwalt.

Wilhelm Rosenthal schrieb am 2. Oktober 1916 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Tilly Wedekinds Postkarte an Frank Wedekind vom 3.10.1916 aus München:]


Schicke Dir gleichzeitig noch 3 Briefeder hier erschlossene Brief (Absender unsicher) und zwei weitere nicht überlieferte Briefe, deren Absender im einen Fall sicher erschlossen ist, im anderen Fall nicht. [...]