Briefwechsel

von Frank Wedekind und Fritz Basil

Frank Wedekind schrieb am 30. Mai 1904 in München folgenden Brief
an Fritz Basil

30.V.04Wedekind notierte am 30.5.1904 in München: „Brief an Basil.“ [Tb].


Sehr geehrter Herr BasilFritz Basil, seit 1894 [vgl. KSA 6, S. 686] „der Bonvivant des Hoftheaters“ [Falckenberg/Petzet 1944, S. 17], unter dem Pseudonym und seinem Geburtsnamen Friedrich Meyer, genannt Basil, in München (Widenmeyerstraße 4, 4. Stock) gemeldet [vgl. Adreßbuch für München 1904, Teil I, S. 28; Teil II, S. 768], war Hofschauspieler und Regisseur am Königlichen Hof- und Nationaltheater, Königlichen Residenztheater und Prinzregententheater in München [vgl. Neuer Theater-Almanach 1904, S. 437]. Wedekind war seit einigen Jahren mit ihm bekannt, wie der gemeinsame Eintrag in Max Halbes Gästebuch [vgl. Wedekind an Max Halbe, 21.5.1901] und briefliche Bemerkungen [vgl. Frank Wedekind an Emile Wedekind, 7.5.1900 und 10.10.1900] dokumentieren.!

Für die MüheFritz Basil hat Wedekind Schauspielunterricht gegeben. „Wedekind spielte viele Rollen seiner Stücke selber [...]. Schon früh von der Kritik wegen seines dilettantischen Spiels angegriffen, aber auch, weil er sich genötigt sah, um seinen Stücken zum Erfolg zu verhelfen, wichtige Rollen darin selbst zu spielen, nahm er 1900 bei dem Münchner Hofschauspieler Friedrich Basil Unterricht.“ [KSA 6, S. 969f.] Offenbar hat er bereits im Frühjahr 1900 diesen Unterricht vereinbart [vgl. Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 7.5.1900], der jedoch nicht so bald durchgeführt wurde [vgl. Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 10.10.1909]; seit wann genau er ihn nahm, ist unklar (frühe Belege fehlen). Wedekind hatte dem Tagebuch zufolge jedenfalls am 15.4.1904 mit Fritz Basil Schauspielunterricht verabredet („Mit Basil auf Dienstag Nachmittag 3 Uhr verabredet“) und diesen nachweislich dann auch am 19.4.1904 erhalten („Stunde bei Basil“), außerdem am 22.4.1904, 26.4.1904, 7.5.1904, 11.5.1904, 18.5.1904 und zuletzt am 26.5.1904 („Stunde bei Basil“ ist jeweils notiert), bis zum vorliegenden Brief also sieben Stunden., die Sie sich bis jetzt mit mir gegeben, habe ich mir erlaubt, Ihnen eine bescheidene SummeWedekind hat am 30.5.1904 notiert: „An Basil geschickt M. 56 für 7 Stunden.“ [Tb] Das war Honorar für den Schauspielunterricht, den Fritz Basil ihm vom 19. bis 26.5.1904 erteilt hat (siehe oben). zu übersenden und muß Sie zugleich bitten, mich dabei nicht mißverstehen zu wollen. Sie haben mir einen ganz neuen geistigen Horizont erschlossen; dafür werde ich für immer in Ihrer Schuld bleiben. Wollen | Sie bitte auch überzeugt sein, daß ich niemals zögern würde eine Gefälligkeit von Ihnen entgegenzunehmen aber die Zeit und Mühe die Sie mir opfern und die immense Bedeutung, die für mich darin liegt, schließen meinem Gefühl nach den Begriff der Gefälligkeit aus. Aber nun kommt die Hauptsache. Meßthaler schreibt mirHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Emil Meßthaler an Wedekind, 25.5.1904., ich möchte, wenn Sie dazu bereit wären, mir Ber unter Ihrer Leitung den HetmannWedekind hat, wie von Emil Meßthaler vorgeschlagen, die Hauptrolle des Karl Hetmann in der Uraufführung von „Hidalla“ gespielt, die aber am 18.2.1905 unter der Regie von Georg Stollberg im Münchner Schauspielhaus stattfand und erst danach, am 25.3.1905, am Intimen Theater in Nürnberg unter der Leitung von Emil Meßthaler über die Bühne ging [vgl. KSA 6, S. 536]; Wedekind spielte auch hier den Karl Hetmann. aus „Hidalla“ studieren um ihn im Herbst im Intimen Theater in Nürnberg zu spielen. Das ist noch nicht alles; als ich vor acht | Tagenam 22.5.1904. Dem Tagebuch zufolge reiste Wedekind am 19.5.1904 von München ab zu seinem „Rabbi Esra“-Gastspiel am Intimen Theater in Nürnberg (seine Partnerin in der Rolle des Moses war Dora Stratton), wo er noch am Abend die Titelrolle spielte („Um acht Uhr nach Nürnberg. Probe. Abends Rabbi Esra mit Dora Stratton“), ebenso am 20.5.1904 („Rabbi Esra gespielt“) und 21.5.1904 („Rabbi Esra gespielt“), und fuhr am 22.5.1904 zurück („Rückfahrt nach München“). in Nürnberg den Rabbi Esra spielte, fühlte ich mich in der Rolle absolut unsicher, weil ich fortwährend das Gefü Empfinden hatte, daß mein Spiel unrichtig war. Nicht besser wird es mir mit den anderen RollenWedekind hatte die Hauptrolle des Gerardo in seinem Einakter „Der Kammersänger“ gut drei Jahre zuvor am Münchner Schauspielhaus (Premiere: 16.2.1901) in 5 von 8 Vorstellungen übernommen und sie bereits oft auf anderen Bühnen gespielt [vgl. KSA 4, S. 392f.]. Die Hauptrolle des Marquis von Keith im gleichnamigen Stück hat er in der Inszenierung am Münchner Schauspielhaus am 20.10.1902 (eine geschlossene Vorstellung) gespielt, außerdem am 31.10.1903 in der Inszenierung am Intimen Theater in Nürnberg [vgl. KSA 4, S. 534]., Kammersänger und Marquis v. Keith gehen, die ich bis jetzt gespielt habe und auf die ich, nachdem ich sie einmal auswendig gelernt, nicht gerne verzichten möchte. Darf ich Sie also fragen, ob Sie bereit wären und Ihre Zeit es Ihnen erlaubt, den Unterricht mit mir fortzusetzenFritz Basil setzte den Schauspielunterricht fort. Wedekind notierte gleich am 31.5.1904 „Stunde bei Basil“ [Tb]; die nächsten sieben Stunden hatte er vom 8. bis 28.6.1904, weitere Stunden dann wieder ab dem 17.8.1904.. Ich würde mich um so mehr darüber freuen, da | meine EinkünfteHonorare für Wedekinds häufige Auftritte im Münchner Künstlerkabarett Die Sieben Tantenmörder (Intimes Theater) seit dem 16.5.1904; den entsprechenden Vertrag hat er am 12.5.1904 abgeschlossen: „Kontraktabschluß mit den 7. Tantenmördern“ [Tb]. diesen Sommer auch derart sind, daß ich mich ausschließlich diesem Studium widmen könnte. Wenn Sie mir dabei erlauben wollen, Sie für Ihre Opfer an Zeit wenigstens formell zu entschädigen, so nehme entheben Sie mich dadurch einer Befangenheit, die meinen Fortschritten nicht zuträglich sein könnte.

Mit besten Grüßen
Ihr dankbar ergebener
Frank Wedekind.


Daß Sie heute Morgen verhindertWedekind hat den Ausfall des Schauspielunterrichts am 30.5.1904 markiert, indem er den betreffenden Eintrag eingeklammert und gestrichen hat: „(Um elf Uhr zu Basil bestellt)“ [Tb]. waren, kam mir ganz willkommen, da ich mich für morgen AbendIm Münchner Schauspielhaus (Direktion: Georg Stollberg) stand am 31.5.1904 auf dem Programm: „Zum 25. Male: Der Kammersänger. Drei Szenen von Frank Wedekind.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 57, Nr. 251, 31.5.1904, General-Anzeiger, S. 3] In dieser Inszenierung (Premiere: 14.1.1904) spielte Hans Schwartze die Hauptrolle des Gerardo, der auch in der 25. Vorstellung für diese Rolle angekündigt war. um so besser vorbereiten kann.

Fritz Basil schrieb am 28. Juli 1904 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Brief an Fritz Basil vom 3.8.1904 aus München:]


Über Ihre liebenswürdige Karte habe ich mich herzlich gefreut.

Frank Wedekind schrieb am 3. August 1904 in München folgenden Brief
an Fritz Basil

Lieber Freund,

mit bestem Dank erstatte ich Ihnen hiemit Jaket und WesteDer vorliegende Brief war ein Begleitbrief zu einer Sendung, welche die offenbar von Fritz Basil geliehenen Kleidungsstücke enthielt, wie Wedekind am 3.8.1904 notierte: „Basil Jacket zurückgeschickt.“ [Tb] zurück. Wenn Sie zurückgekommen sind, werde ich mir erlauben, Sie gelegentlich aufzusuchen, wenn Sie mir nicht vielleicht mittheilen wollten, | wann ich zu einer StundeSchauspielunterricht; die nächste Stunde bei Fritz Basil hat Wedekind mit ihm am 15.8.1904 ausgemacht: „Mit Basil auf Mittwoch Stunde verabredet.“ [Tb] Sie fand am 17.8.1904 auch statt: „Stunde bei Basil.“ [Tb] Weitere Schauspielunterrichtstunden erhielt Wedekind von Fritz Basil am 20. und 22.8.1905, dann wieder ab dem 5.9.1904. zu Ihnen kommen darf. Die Rolle HetmannWedekind übte seit einigen Wochen die Hauptrolle des Karl Hetmann in seinem Stück „Hidalla“ – so notierte er vom 4. bis 6.7.1904 „Hetmann memoriert“ [Tb], dann wieder am 12. und 13.7.1904 sowie am 20.7.1904, schließlich am 2.8.1904: „Hetmann studiert.“ [Tb] glaube ich auswendig zu können. Über Ihre liebenswürdige Kartenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Fritz Basil an Wedekind, 28.7.1904. Fritz Basil dürfte Wedekind auf der Postkarte (oder Visitenkarte) alles Gute gewünscht haben für die kurzfristig für den Abend des 28.7.1904 angesetzte Vorstellung des Einakters „Der Kammersänger“ (1899) mit Wedekind in der Hauptrolle des Gerardo am Münchner Schauspielhaus (siehe unten). habe ich mich herzlich gefreut. Über die KammersängervorstellungWedekind hat am 28.7.1904 notiert: „Kammersänger angesetzt. Kammersänger gespielt.“ [Tb] Das war ein Gastspiel in der Inszenierung seines Einakters „Der Kammersänger“ am Münchner Schauspielhaus, in dem er die Hauptrolle des Gerardo spielte; es wurde am 31.7.1904 wiederholt [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 57, Nr. 344, 26.7.1904, Vorabendblatt, S. 5], wie angekündigt war: „Schauspielhaus. Frank Wedekind wird am Sonntag, 31. Juli, nochmals in der Titelrolle seines Einakters ‚Der Kammersänger‘ auftreten.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 57, Nr. 352, 30.7.1904, Vorabendblatt, S. 2] Wedekind hat auch dieses Gastspiel am 31.7.1904 notiert: „Kammersänger gespielt“ [Tb]; er trat dann nochmals am 4. und 6.8.1904 als Gerardo auf [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 57, Nr. 354, 31.7.1904, S. 5]. wage ich Ihnen selbst nichts zu sagen, als daß ich auf das lebhafteste dabei empfand, wie viel ich Ihnen zu danken habe.

Mit besten Grüßen Ihr
Frank Wedekind. |


München 3.VIII.04.

Frank Wedekind, Emil Lind, Carl Rößler und Max Langheinrich schrieben am 24. September 1904 in Berlin folgende Bildpostkarte
an Fritz Basil

Postkarte ‒ Carte Postale
Weltpostverein ‒ Union postale universelle
[...]


Herrn Fritz Basil
Hofschauspieler
München
Wiedenmaierstrasse 4. |


Herzl. Grüße. Emil Lind.


Die Sache scheint gut gegangen zu seinWedekind beziehtsich auf den von ihm im Rahmen der Premiere der „Erdgeist“-Neueinstudierung im Neuen Theater (Direktion: Max Reinhardt) in Berlin am 23.9.1904 gesprochenen Prolog zum „Erdgeist“, ein Auftritt, den er festhielt: „Abends Prolog gesprochen.“ [Tb] Nach der Vorstellung war er im Weinlokal Witwe Helmer (Inhaberin: Clara Helmer) in Berlin (Jägerstraße 19) zusammen mit dem Schriftsteller Carl Rößler (Franz Ressner), dem Schauspieler Emil Lind und Max Langheinrich: „Nachts mit Reßner Lind Langheinrich bei Wittwe Helmer“ [Tb]; mit ihnen schrieb er dort die vorliegende Bildpostkarte. Die Presse lobte seinen Auftritt: „Im Neuen Theater wurde gestern die Aufführung von Frank Wedekinds ‚Erdgeist‘ eingeleitet durch den zu diesem Drama gedichteten Prolog, und Frank Wedekind selbst sprach seinen Prolog. Er hat ihn in Berlin schon einmal ‒ auf der Bühne des entschlafenen Bunten Theaters ‒ vorgetragen; aber damals war er losgelöst von dem Schauspiel und konnte nur als Fragment geboten werden. Gestern erfüllte die groteske Dichtung, die einem peitscheknallenden Cirkusdirektor in den Mund gelegt ist, und die eine Schale bitteren Hohnes über die schwache Menschheit ausgießt, als unmittelbare Einleitung zum ‚Erdgeist‘ erst ihre rechte Wirkung. Und Frank Wedekind sprach sie mit einer famosen urwüchsigen Frische und Derbheit, frei von jeder Schauspielerei, rein als Ausdruck seines starken Temperaments.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 33, Nr. 487, 24.9.1903, Morgen-Ausgabe, S. (3)] Die Vorstellung „erhielt dadurch einen besonderen Reiz, daß der Verfasser selbst sie durch einen Prolog einleitete.“ [Norddeutsche Allgemeine Zeitung, Jg. 43, Nr. 226, 25.9.1904, Beilage, S. 2] Wedekind sprach den Prolog nochmals zur „Erdgeist“-Vorstellung vom 25.9.1904 [vgl. Tb].. Herzliche Grüße Frank


Gruss Langheinrich.


Gruß
F. Ressner


GERTRUD EYSOLDTGertrud Eysoldt spielte in der Berliner „Erdgeist“-Neueinstudierung wieder die Hauptrolle der Lulu – „meisterhaft“ [Berliner Tageblatt, Jg. 33, Nr. 487, 24.9.1903, Morgen-Ausgabe, S. (3)]. Wedekind stand mit ihr beim Prolog zum „Erdgeist“ auf der Bühne. Er war mit ihr dann am 23.9.1904 verabredet: „Ich diniere mit Gertrud Eisoldt im Kaiserkeller, fahre mit ihr durch den Thiergarten“ [Tb], außerdem am 25.9.1904: „diniere mit Gertrud Eysold im Kaiserkeller“ [Tb], bevor er am 26.9.1904 zurück nach München reiste..

Frank Wedekind schrieb am 30. September 1904 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Fritz Basil

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 30.9.1904 in München:]


An Basil geschicktWedekind schickte die Geldsumme – wohl per beigelegtem Scheck übermitteltes Honorar für Schauspielunterricht, den er bei dem Münchner Hofschauspieler nahm – mit dem hier erschlossenen Begleitschreiben an Fritz Basil (Friedrich Meyer, genannt Basil) in München (Widenmeyerstraße 4) [vgl. Adreßbuch für München 1905, Teil I, S. 310]. M. 72.‒ [...]

Frank Wedekind schrieb am 19. Februar 1905 in München folgende Bildpostkarte
an Fritz Basil

Postkarte ‒ Carte Postale
Weltpostverein ‒ Union postale universelle
[...]


Herrn Fritz Basil
München
Wiedenmaierstr 4.
|


Ich bin Ihnen zu unendlichem Dank verpflichtetWedekind bedankt sich bei Fritz Basil, bei dem er Schauspielunterricht hatte (siehe die vorangegangene Korrespondenz mit ihm), unmittelbar nach der Uraufführung von „Hidalla“ am 18.2.1905 (19.30 Uhr bis 22 Uhr) im Münchner Schauspielhaus (Direktion: Georg Stollberg) [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 58, Nr. 81, 18.2.1905, Vorabendblatt, S. 5], bei der er die Hauptrolle des Karl Hetmann gespielt hat. Er notierte am 18.2.1905: „Uraufführung Hidalla. Nachher im Hoftheaterrestaurant, dann bei die Weißwurst im Domhof.“ [Tb] Die Bildpostkarte dürfte er nach der Vorstellung in einem der beiden Lokale geschrieben haben. Frank

Frank Wedekind und Max Döscher schrieben am 26. März 1905 in Nürnberg folgende Bildpostkarte
an Fritz Basil

POSTKARTE.


An Herrn Fritz Basil
München
Wiedenmaierstrasse 4.
|


Es scheint nicht schlecht gegangenWedekind bezieht sich auf die Premiere von „Hidalla“ am 25.3.1905 unter der Regie von Emil Meßthaler am Intimen Theater in Nürnberg, die er im Tagebuch notierte („Nürnberg [...] Hidalla Premiere“) und bei der er die Hauptrolle des Karl Hetmann spielte. „Wedekinds Darstellung trifft auf allgemeinen Beifall“ [KSA 6, S. 536]. Seine Nachricht bezieht sich insofern auch auf den Schauspielunterricht, den er von Fritz Basil erhalten hat. zu sein. In Dankbarkeit
Ihr Frank


GrussDer Gruß stammt von Max Döscher, mit dem Wedekind dem Tagebuch zufolge in Nürnberg auch am Abend des 26.3.1905 nach der zweiten „Hidalla“-Vorstellung („Nürnberg [...] Hidalla [...] Karl Kraus kommt von Wien. Abend mit Constanze von Linden, Döscher und Kraus im Grand Hotel“) und am Abend des 27.3.1905 („Abend mit Kraus, Döscher“) zusammen war. Wedekind kannte den „klugen Journalisten Max Doescher“ [Falckenberg/Petzet 1944, S. 100] aus München. Döscher


NÜRNBERG. Schöner Brunnen nach seiner Wiederherstellung.

Frank Wedekind schrieb am 25. Mai 1905 in München folgende Widmung
an Fritz Basil

[1. Entwurf:]


Meinem hochverehrten Lehrer Friedrich Basil in Bewunderung grösster Verehrung seiner Kunst und in dankbarer/m/ Erinnerung/n/ an Hidalla.

Frank Wedekind, München im Frühjahr 1905.


[2. Entwurf:]


Meinem LehrerFritz Basil hat Wedekind Schauspielunterricht gegeben, ausdrücklich in der Darstellung der Rolle des Karl Hetmann in „Hidalla“ [vgl. Wedekind an Fritz Basil, 30.5.1904 und 3.8.1904]. Friedrich Basil in grösster Verehrung und zur freundlichen ErinnerungWedekind erinnerte an „Hidalla“ (1904), da er Fritz Basil für den Schauspielunterricht dankbar war, der ihn insbesondere befähigt hat, die Hauptrolle des Karl Hetmann in diesem Stück in seinem Sinn zu spielen und damit Erfolg zu haben, wie die vorangehende Korrespondenz mit Fritz Basil bezeugt. an „Hidalla[“].

Frank Wedekind


München im Frühjahr 1905.

Frank Wedekind schrieb am 24. Juni 1905 in München folgenden Brief
an Fritz Basil

Sehr geehrter Herr Basil!

Wollen Sie mir gestatten, einem längst gehegten Herzenswunsch symbolischen Ausdruck zu geben. Ich wünsche | Ihnen von Herzen, daß Sie in recht vielen frohen Stunden manchen guten Schluck aus diesem BecherWedekind hat den Becher als Dank für den von Fritz Basil erhaltenen Schauspielunterricht in der Darstellung der Figur des Karl Hetmann in „Hidalla“ (1904) zwei Tage später persönlich überreicht, wie er am 26.6.1905 notierte: „Abends mit Basil [...] im Café Victoria, dann Torggelstube, dann Café Orlando. Ich schenke Basil einen goldenen Becher für Hidalla.“ [Tb] thun. Was ich Ihnen verdanke, empfinde ich als die größte BefreiungWedekind war glücklich darüber, die Rolle des Karl Hetmann in „Hidalla“ selbst adäquat spielen zu können (und nicht auf andere Schauspieler angewiesen zu sein)., die mir in meinem | Leben zutheil geworden ist.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Frank Wedekind.


München 24. Juni 1905.

Frank Wedekind schrieb am 3. Januar 1907 in Berlin folgenden Brief
an Fritz Basil

Lieber verehrter Freund!

Zuerst meinen Dank dafür daß Du Frl. Erw. auf der BühneFritz Basil, nach wie vor Hofschauspieler und Regisseur am Münchner Hoftheater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 510], plante in München unter seiner Regie eine Inszenierung von „Frühlings Erwachen“, die ‒ veranstaltet vom Neuen Verein ‒ realisiert wurde und mit nur einer geschlossenen Vorstellung (eine zweite wurde von der Zensur nicht genehmigt) am 28.1.1907 im Münchner Schauspielhaus stattfand: „vor den Mitgliedern und geladenen Gästen des Vereins im Schauspielhause“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 60, Nr. 46, 28.1.1907, S. 4]. bringen willst. Ich habe eben das Personenverzeichnis an Ruederer geschicktHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Josef Ruederer, 3.1.1907. ‒ Beilage war die (verschollene) Abschrift eines im Notizbuch überlieferten vollständigen Personenverzeichnisses von „Frühlings Erwachen“ [vgl. KSA 2, S. 775]. Josef Ruederer war Vorstandsmitglied des Neuen Vereins und dessen langjähriger Vorsitzender (Vorsitzender war inzwischen Wilhelm Rosenthal). und werde morgender 4.1.1907; der Versand des (nicht erhaltenen) Soufflierbuchs von „Frühlings Erwachen“ von Berlin nach München verzögerte sich, da Max Reinhardt zunächst nicht bereit war, es herauszugeben [vgl. Wedekind an Josef Ruederer, 7.1.1907], dann aber offenbar doch [vgl. Wedekind an Josef Ruederer, 9.1.1907]. für Absendung des Soufflierbuches sorgen.

Darf ich nur auf etwas von vorn herein hinweisen. Ich wurde hier in Berlin erst zur 10. ProbeBei den Proben für die dann äußerst erfolgreiche Uraufführung von „Frühlings Erwachen“ an den Kammerspielen des Deutschen Theaters (Direktion: Max Reinhardt) in Berlin am 20.11.1906 war Wedekind wohl erstmals am 25.10.1906 mit dabei (das war ein Tag nach der Freigabe durch die Zensur) – er notierte: „Vormittags auf der Probe“ [Tb], dann am 27.10. 1906: „Vormittags Probe. Ich arrangiere Kirchhofsscene“ [Tb], am 30.10.1906: „Abends Probe“ [Tb], um erst am 31.10.1906 auch den Titel des Stücks zu notieren: „Fr Erwachen Probe“ [Tb]; von da an bis zum Premierenabend hat Wedekind noch eine ganze Reihe Proben besucht. | zugelassen und fand da eine leibhaftige wirkliche Tragödie mit den höchsten dramatischen Tönen vor, in der der Humor gänzlich fehlte. Ich that dann mein möglichstes um den Humor zur Geltung zu bringen, ganz besonders in der Figur der WendlaDie Rolle der Wendla Bergmann wurde in der Inszenierung von „Frühlings Erwachen“ an den Kammerspielen des Deutschen Theaters (siehe oben) von Camilla Eibenschütz gespielt, Schauspielerin im Ensemble Max Reinhardts [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 287]., in allen Scenen mit ihrer MutterDie Rolle der Frau Bergmann wurde in der Inszenierung von „Frühlings Erwachen“ an den Kammerspielen des Deutschen Theaters (siehe oben) von Hedwig Wangel gespielt, Schauspielerin im Ensemble Max Reinhardts [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 287]., auch in der letzten„Frühlings Erwachen“ (1906), 3. Akt, 3. Szene [vgl. KSA 2, S. 366-368]., das Intellektuelle, das Spielerische zu heben und das Leidenschaftliche zu heben dämpfen, auch in | der Schlußscene„Frühlings Erwachen“ (1906), 3. Akt, 5. Szene [vgl. KSA 2, S. 369-376]. auf dem Kirchhof. Ich glaube, daß das Stück um so ergreifender wirkt, je harmloser, je sonniger, je lachender es gespielt wird. So vor allem der MonologMoritz Stiefels letzter Monolog am Ende des 2. Akts, 7. Szene von „Frühlings Erwachen“ (1906) [vgl. KSA 2, S. 295f.]. von MoritzDie Rolle des Moritz Stiefel wurde in der Inszenierung von „Frühlings Erwachen“ an den Kammerspielen des Deutschen Theaters (siehe oben) von Alexander Moissi gespielt, Schauspieler im Ensemble Max Reinhardts [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 287]., Schluß vom 2. Akt, den ich bis auf den Schluß durchaus lustig sprechen ließ. Ich glaube, daß das Stück, wenn die Tragik und Leidenschaftlichkeit betont wird, leicht abstoßend wirken kann.

Du verzeihst mir, lieber Freund | daß ich Dir diese Bemerkungen als Ergebnis der hiesigen Einstudierung mittheile. Ich bin sonst ganz sicher Dich auf der Seite des Lustigen Witzigen gegenüber dem Humorlosen zu wissen. Aber dann wären sicher Leute gekommen, die Dir vorgeworfen hätten, Du hättest mich mißverstanden.

Mit den herzlichsten Grüßen an Dich und alle unsere Freunde und Freundinnen, bin ich Dein
dankbarer Schüler
Frank Wedekind.


Berlin 3.I.7.

Frank Wedekind schrieb am 21. Januar 1907 in Berlin folgenden Brief
an Fritz Basil

Lieber Freund,

hier sind die ersten beiden Akte in der BühnenbearbeitungÜberliefert ist ein maschinenschriftlich angefertigtes Textbuch, das im Zusammenhang mit der einmaligen geschlossenen Aufführung am 28.1.1907 durch den Neuen Verein am Münchner Schauspielhaus erstellte wurde: „Bühnenmanuskript Nr. 11. Frühlings Erwachen. Eine Kindertragödie in drei Akten. Von Frank Wedekind. Übersetzungsrecht vorbehalten. Für sämtliche Bühnen ausschließlich durch den Bühnenvertrieb Albert Langen in München beziehen, von dem allein das Recht der Aufführung zu erwerben ist. Alle Rechte vorbehalten. München 1907 (Archiv der Münchner Kammerspiele, Nr. 545/2)“ [KSA 2, S. 775].. Den dritten hoffe ich Dir morgen schicken zu können. Das Manuscript | war vom Deutschen Theater nicht zu bekommen da das Regiebuchnicht überliefert [vgl. KSA 2, S. 995]. erst hätte abgeschrieben werden müssen, was ebensoviel Zeit in Anspruch genommen hätte. Außerdem enthält das Reinhardtsche Regiebuch manche Entstellungen die durch ganz unberechenbare Censorenlaunen hineinge|kommen sind (z.B. die Änderung aller ProfessorennamenIn der Genehmigung der Berliner Zensurbehörde vom 6.11.1906 für die Uraufführung von „Frühlings Erwachen“ an den Kammerspielen des Deutschen Theaters (Direktion: Max Reinhardt) in Berlin am 20.11.1906 wurde zur „Bedingung“ gemacht, „daß die Namen der Professoren durch indifferente Bezeichnungen ersetzt werden“ [KSA 2, S. 935f.]. Die Namen der Professoren in „Frühlings Erwachen“ (Affenschmalz, Knüppeldick, Hungergurt, Knochenbruch, Zungenschlag, Fliegentod und der Rektor Sonnenstich) wurden unter „dem Druck der Zensur“ für die Berliner Inszenierung „auf polizeiliche Anordnung hin [...] umgeändert in Sanftleben, Lindemann, Friedepohl, Schweighofer, Wunderhold, Morgenroth und Ehrsam“ [KSA 2, S. 811; vgl. KSA 2, S. 774]. ins Blödsinnige) und die ich nicht gern hätte sich anderwärts fortpflanzen lassen.

Wie gerne wäre ich in München, um Dir bei der ArbeitFritz Basil führte bei der Inszenierung der vom Neuen Verein veranstalteten Aufführung von „Frühlings Erwachen“ am 28.1.1907 im Münchner Schauspielhaus (eine geschlossene Vorstellung) die Regie. zusehen und zuhören zu können. Daß Lili Marberg bei ihrem feinen | Differenzierungsvermögen den richtigen Ton trifftLili Marberg, Schauspielerin am Münchner Schauspielhaus [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 515], spielte in der Münchner Inszenierung von „Frühlings Erwachen“ die Rolle der Wendla Bergmann; angekündigt war: „Montag, 28. Januar findet im Schauspielhaus, unter Leitung des Regisseurs Herrn Fritz Basil, die erste und einzige Aufführung von Wedekinds Kindertragödie ‚Frühlings Erwachen‘ statt. Hiebei werden Mitglieder des Schauspielhauses und der Hofbühne mitwirken. Fräulein Lilli Marberg wird die Rolle der Wendla spielen. Zu dieser Vorstellung haben Mitglieder des Vereins und namentlich geladene Gäste Zutritt.“ [Der Neue Verein. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 60, Nr. 30, 18.1.1907, Morgenblatt, S. 2] Die Kritik urteilte: „Die Wiedergabe unter Regisseur Basils Leitung brachte die sechzehn Bilder im ganzen zu entsprechender Geltung, auch hinsichtlich des dekorativen Rahmens. Für die naive und doch wieder nicht naive Wendla war Fräulein Marberg eine unübertreffliche Darstellerin; sie wußte das Kindliche in Miene, Geberde und Bewegungsweise trefflich festzuhalten und wurde anderseits auch allen pikanten Intentionen des Autors gerecht.“ [Hanns von Gumppenberg: Frühlings Erwachen. Eine Kindertragödie in drei Aufzügen (16 Bildern) von Frank Wedekind.) Aufführung des Neuen Vereins im Münchner Schauspielhause. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 60, Nr. 49, 30.1.1907, Vorabendblatt, S. 2] „Die schwierigste Rolle der Wendla lag in den Händen von Frl. Marberg. Muß man hinzusetzen, daß sie nicht gespielt, sondern vorgelebt wurde? Der Applaus war groß und verdient“ [Allgemeine Zeitung, Jg. 110, Nr. 49, 30.1.1907, Vorabendblatt, S. 3]. davon bin ich hagelbombensicher überzeugt. Wenn sie nur nicht zu groß aussieht. Ich bitte Dich, ihr meine herzlichsten Grüße zu bestellen und bin mit herzlichem Gruß
Dein dankbarer Schüler
Frank Wedekind.


21.1.7.

Frank Wedekind und Tilly Wedekind schrieben am 1. Februar 1907 in Berlin folgenden Brief
an Fritz Basil

Lieber Freund und vermummter HerrFritz Basil führte bei der Inszenierung der vom Neuen Verein veranstalteten Aufführung von „Frühlings Erwachen“ am 28.1.1907 im Münchner Schauspielhaus (eine geschlossene Vorstellung) nicht nur die Regie, sondern spielte auch die Rolle des vermummten Herrn. Die Rolle des vermummten Herrn wiederum spielte Wedekind in der Berliner Inszenierung von „Frühlings Erwachen“ (Uraufführung: 20.11.1906) an den Kammerspielen des Deutschen Theaters unter der Regie von Max Reinhardt.!

DaßDruckfehler, statt: Das. Im Zweitdruck (1924): „Das“ [GB 2, S. 172]. muß ja eine glänzende Aufführung gewesen sein! Nach allgemeiner Beurteilungim Zweitdruck (1924): „Beurtheilung“ [GB 2, S. 172].. Selbst Gumppenberg hat an der Darstellung nichts auszusetzenHanns von Gumppenbergs Besprechung der Aufführung am 29.1.1907 in den „Münchner Neuesten Nachrichten“ (im Vorabendblatt auf den Folgetag datiert) war zwar ein Verriss, gegen den sich Bewunderer Wedekinds empörten, etwa Hans Brandenburg in seiner Streitschrift „Hanns von Gumppenberg muß entfernt werden“ (1907), in der Tat aber hatte der Rezensent an den Schauspielern und Schauspielerinnen von einigen Kritteleien abgesehen nichts größer auszusetzen; so lobte er sogar, und zwar Lili Marberg: „Für die naive und doch wieder nicht naive Wendla war Fräulein Marberg eine unübertreffliche Darstellerin; sie wußte das Kindliche in Miene, Geberde und Bewegungsweise trefflich festzuhalten und wurde anderseits auch allen pikanten Intentionen des Autors gerecht.“ [Hanns von Gumppenberg: Frühlings Erwachen. Eine Kindertragödie in drei Aufzügen (16 Bildern). Aufführung des Neuen Vereins im Münchner Schauspielhause. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 60, Nr. 49, 30.1.1907, Vorabendblatt, S. 4].! Das Resultat freut mich vor allenDruckfehler, statt: allem. Im Zweitdruck (1924): „allem“ [GB 2, S. 172]. als Entgelt für die ungeheuereim Zweitdruck (1924): „ungeheure“ [GB 2, S. 172]. Mühe, die Dir die Einstudierungim Zweitdruck (1924): „Einstudirung“ [GB 2, S. 172]. in so kurzer Zeit gemacht haben mußDruckfehler (fehlender Punkt); im Zweitdruck (1924): „muß. ‒“ [GB 2, S. 172]. Vor allem aber freut es mich, daß Lili Marberg aus der WendlaLili Marberg spielte in der Münchner Inszenierung von „Frühlings Erwachen“ die Rolle der Wendla Bergmann – und wurde dafür sogar von dem Kritiker Hanns von Gumppenberg gelobt (siehe oben). eine Rolle gemacht hat, die sie offenbar ausgezeichnet kleidet. Willst Du Lilliim Zweitdruck (1924): „Lili“ [GB 2, S. 172]. meinen aufrichtigen herzlichen Dank aussprechen. Dir selber, lieber Freund, aber danke ich dafür, daß Du meiner Arbeit zu einem so glänzenden Siege verholfen hast.

Mit herzlichenim Zweitdruck (1924): „herzlichsten“ [GB 2, S. 172]. Grüßen
derim Zweitdruck (1924): „Der“ [GB 2, S. 172]. Berliner
vermummteim Zweitdruck (1924): „Vermummte“ [GB 2, S. 172]. Herr.


1.2.7.


Geehrter Herr Basil!

Ich habe mich furchtbar gefreut über den schönen Erfolg, den SeiDruckfehler, statt: Sie. mit „Frühlings Erwachen“ in München erzielt haben! Ich selber bin sehr wehmütig, daß ich jetzt nicht spielen kannDie Schauspielerin Tilly Wedekind hat erst wenige Wochen zuvor, am 12.12.1906, ihre Tochter Pamela geboren.. Ich danke Ihnen auch herzlich und grüße Frl. Marberg und Sie aufs beste.

Tilly Wedekind.

Frank Wedekind schrieb am 21. Oktober 1910 in München folgende Widmung
an Fritz Basil

Wedekind

Die Büchse der Pandora


Meinem lieben verehrten Meister
Fritz Basil
mit herzlichen Grüßen
Frank Wedekind.


München, im Herbst 1910

Fritz Basil schrieb am 8. April 1911 in München
an Frank Wedekind

Vor 2 Jahren, vielleicht auch noch vor 1 JahrDie Münchner Zensurbehörde hatte am 24.5.1910 eine öffentliche Aufführung von „Tod und Teufel“ („Totentanz“) untersagt, nachdem sie Gutachten eingeholt hatte [vgl. Meyer 1982, S. 215-217], darunter auch ein am 20.4.1910 angefragtes Gutachten von Fritz Basil, der sich in seiner undatierten Stellungnahme gegen eine öffentliche Aufführung aussprach: „Wedekind will sicher moralisch und sittlich wirken, verfolgt sein Ziel aber auf ganz falschem Wege; ich muß mich dem Urteil des Herrn Weigand anschließen, daß man einem Publikum in öffentlicher Aufführung dieses Stück nicht vorsetzen darf, es eignet sich höchstens für eine intime Darstellung.“ [KSA 6, S. 686] wäre ich gegen eine öffentliche Aufführung des „Totentanzes“ gewesen – das Theaterpublikum war damals noch nicht reif genug, um Wirklichkeit und Theorie darin zu unterscheiden. – Jetzt liegt die Sache anders und besonders in München: Wedekind, der „Theoretiker und Moralist„Theoretiker“ und „Moralist“ – beide Charakterisierungen des Autors sind in der zeitgenössischen Wedekind-Rezeption zu finden.“, hat sich seine große Gemeinde hier geschaffen, sie wächst von Jahr zu Jahr, das beweisen die ausverkauften Häuser des Schauspielhauses im Monat JuliSpielzeit der beiden Wedekind-Zyklen am Münchner Schauspielhaus; der erste Wedekind-Zyklus fand im vorvorigen Jahr statt (1. bis 30.7.1909), der zweite im Vorjahr (1. bis 31.7.1910).. Dieser Gemeinde, meine ich, kann man den „Totentanz“ oder „Mephistos TodWedekind hat in einem Briefentwurf einmal bekannt, als möglichen Titel für „Totentanz“ habe ihm anfänglich „Mephistos Tod“ vorgeschwebt, was er aber aus mehreren Gründen wieder verworfen habe [vgl. Wedekind an Victor Barnowsky, 4.6.1907].“ – diesen Untertitel würde ich zu größerem Verständnisse entschieden hinzufügen – getrost in die Hände legen und es wird erschütternd auf sie wirken als eine fern von der Wirklichkeit auf Theorien aufgebaute Menschheitstragödie.

BasilFritz Basil ist außer als Hofschauspieler ausgewiesen als „K. Regisseur“ [Adreßbuch für München 1911, Teil I, S. 25], also als königlicher Regisseur, genau genommen war er als Regisseur am Münchner Hoftheater königlich bayrischer Regisseur.,
kgl. b. Reg.


München, April 1911.

Frank Wedekind schrieb am 8. Juni 1911 in München folgenden Brief
an Fritz Basil

Es ist mir nicht möglich den Tag zu Ende gehen zu lassen ohne Ihnen, sehr verehrter MeisterWedekind hat diese Anrede oder Bezeichnung für Fritz Basil auch andernorts verwendet [vgl. Wedekind an Fritz Basil, 21.10.1910]. für Ihre tatkräftige Hilfe noch einmal aus vollem Herzen zu danken. Als Schriftsteller, der durch Schaffung der | Zensur dazu erniedrigt und entwürdigt ist sich von seinen eigenen Berufsgenossen begutachtet zu werden und dadurch bevormunden lassen zu müssen, bin ich ohne die HilfeFritz Basil war einer der Unterzeichner des Aufrufs „Eine Aktion für Wedekind“ [vgl. Berliner Tageblatt, Jg. 40, Nr. 287, 8.6.1911, Abend-Ausgabe, S. (3)], der eine große Resonanz hatte und den Wedekind selbst entworfen hat [vgl. KSA 5/III, S. 316-322]. Die anderen Unterzeichner waren: Hermann Bahr, Michael Georg Conrad, Lovis Corinth, Oskar Fried, Ludwig Ganghofer, Carl Hagemann, Max Halbe, Karl Henckell, Georg Hirth, Leopold Jeßner, Alfred Kerr, Max Liebermann, Heinrich Mann, Thomas Mann, Adolf Paul, Hans Pfitzner, Max Reinhardt, Arthur Schnitzler, Max Slevogt, Richard Strauss, Felix Weingartner; dazu kommen andernorts noch aufgelistet [vgl. Ein Aufruf für Frank Wedekind. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 64, Nr. 266, 9.6.1911, Vorabendblatt, S. 3]: Artur Kutscher, Gustav Meyrink, Wilhelm Rosenthal, Georg Stollberg., die Sie mir/in/ Ihrer großherzigen Weise | mir angedeihen zu lassen die Güte haben jeder Willkühr preisgegeben. Daraus bittet Sie, verehrter Meister die tiefe des Dankes ermessen zu wollen

In größter Verehrung
Ihr ergebener
FrW

Frank Wedekind schrieb am 27. Dezember 1911 in München folgenden Brief
an Fritz Basil , (Gremium) Münchner Zensurbeirat

An jedes einzelne Mitglied des Münchner ZensurbeiratesDer Münchner Polizeipräsident Julius von der Heydte hatte Anfang 1908 ein aus Münchner Honoratioren zusammengesetztes Gremium (Schriftsteller, Theaterleute, Universitätsprofessoren, Oberstudienräte) berufen, um seine „zensurpolitischen Entscheidungen durch den Rat der Gutachter zu legitimieren.“ [Vinçon 2014, S. 213] Nach der ersten Besprechung am 20.3.1908 war der Münchner Zensurbeirat konstituiert, dessen Vorsitzender der Münchner Polizeipräsident war und der bis zur Aufhebung der Theaterzensur am 21.11.1918 in teils wechselnder, teils konstanter Zusammensetzung bestehen blieb [vgl. Meyer 1982, S. 86]. Der Münchner Zensurbeirat sprach sich wiederholt mehrheitlich gegen die Aufführung von Wedekinds Dramen aus [vgl. KSA 5/III, S. 776f.]; „Objekt und Opfer der Zensurverbote war regelmäßig Frank Wedekind.“ [Meyer 1982, S. 68] Wedekind hat seinen auch jeweils privat versandten offenen Brief „Sieben Fragen“ nur an 12 Mitglieder des Zensurbeirats adressiert (sie sind alle namentlich genannt); er „führte [...] nur die Hälfte der Mitglieder auf [...] prominente Namen [...] fehlten, von denen er wußte, daß sie dem Beirat angehörten“; es „muß in der von Wedekind getroffenen Auswahl eine Absicht gelegen haben, die [...] nicht mehr erkennbar ist.“ [Meyer 1982, S. 259], an die Herren:
Hofschauspieler BasilFritz Basil (Pseudonym für Friedrich Meyer) in München (Widenmayerstraße 4) [vgl. Adreßbuch für München und Umgebung 1912, Teil I, S. 26], Regisseur und Schauspieler am Münchner Hoftheater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1912, S. 551f.], bei dem Wedekind in früheren Jahren Schauspielunterricht genommen (siehe Wedekinds Korrespondenz mit ihm seit 1904) und ihm sein Stück „Der Stein der Weisen“ (1909) gewidmet hatte [vgl. KSA 6, S. 234], war Mitglied im Münchner Zensurbeirat [vgl. Meyer 1982, S. 91]. Wedekind pflegte nach wie vor freundschaftliche Kontakte mit ihm und hat sich mit ihm getroffen – dem Tagebuch zufolge zuletzt am 18.8.1911 („Abend bei Basil“), 9.9.1911 („Franziskaner mit Basil“) und 18.9.1911 („Im Franziskaner mit Basil“)., Geheimer Hofrat Crusiusvgl. Wedekind an Otto Crusius, 27.12.1911., Medizinalrat Dr. Grubervgl. Wedekind an Max von Gruber, 27.12.1911., Schulrat Dr. Kerschensteinervgl. Wedekind an Georg Kerschensteiner, 27.12.1911., Hofrat Professor Dr. Kraepelinvgl. Wedekind an Emil Kraepelin, 27.12.1911., Professor Graf Du Moulin-Eckartvgl. Wedekind an Richard Du Moulin-Eckart, 27.12.1911., Professor Dr. Munckervgl. Wedekind an Franz Muncker, 27.12.1911., Intendant Ritter v. Possartvgl. Wedekind an Ernst von Possart, 27.12.1911., Oberregisseur Savitsvgl. Wedekind an Jocza Savits, 27.12.1911., Professor Stadlervgl. Wedekind an Anton von Stadler, 27.12.1911., Professor Dr. Sulger-Gebingvgl. Wedekind an Emil Sulger-Gebing, 27.12.1911., Professor Dr. Vollvgl. Wedekind an Karl Voll, 27.12.1911.,
beehre ich mich, öffentlich folgende Fragen zu richten:

1. Frage: Kennen Sie meinen EinakterWedekinds Stück „Die Zensur. Theodizee in einem Akt“ (1908), in dem sich in der 2. Szene der Literat Walter Buridan (Verfasser eines Trauerspiels „Pandora“) und der Sekretär des Beichtvaters Dr. Cajetan Prantl über Theaterzensur unterhalten und über die „sittlichen Empfindungen“ [KSA 6, S. 219] des Theaterpublikums unterschiedlicher Ansicht sind.Die Zensur“ und wissen Sie, was ich darin über die Beziehungen zwischen Sittlichkeit und Schauspiel gesagt habe?

Was haben Sie über die Beziehungen zwischen Sittlichkeit und Schauspiel geschrieben oder veröffentlicht, woraus ich meine Ansichten über diesen Gegenstand korrigieren könnte?

2. Frage: Wie vereinbaren Sie es mit dem Charakter des anständigen Menschen, einen Kollegen oder gar Konkurrenten eventuell zu schädigen durch ein Gutachten, das niemals zur Kenntnis der Oeffentlichkeit gelangt, das vor Ihrem Kollegen oder Konkurrenten aufs strengsteim einzigen überlieferten Originalbrief, den Wedekind an Mitglieder des Münchner Zensurbeirats sandte, handschriftlich ergänzt [vgl. Wedekind an Ernst von Possart, 27.12.1911]. geheim gehalten wird, gegen das sich zu verteidigen Ihr Kollege oder Konkurrent nicht die allergeringste Möglichkeit hat?

3. Frage: Billigen Sie das Inquisitionsprinzipdas „dem Inquisitionsprozeß [...] zugrunde liegende Prinzip, daß Beweise und Beweismittel vom Gericht und nicht, wie beim Verhandlungsprinzip [...], von den Parteien aufgesucht und beschafft werden.“ [Meyers Großes Konversations-Lexikon. Bd. 9, Leipzig 1907, S. 856] Es beruht auf dem Ausschluss der Öffentlichkeit, auf strenger Geheimhaltung dem Betroffenen gegenüber, dem damit Verteidigungsmöglichkeiten genommen sind; verfolgende und urteilende Instanz sind identisch. Wedekind hat in den „Sieben Fragen“ die „als Gegendiskurs zur Aufklärung geläufige Inquisitionsmetapher“ [Martin 2018a, S. 26] rhetorisch aufgenommen, um gegen Zensur als Phänomen struktureller Gewalt anzugehen, verkörpert im Münchner Zensurbeirat, den er auch in seinen „satirischen Gedichten“ [KSA 5/III, S. 777] „Zensurbeirat“ [vgl. KSA 1/I, S. 587f.], im Druck „Münchner Zensurbeirat“ [vgl. KSA 1/I, S. 682f.], und „Herr von der Heydte“ [vgl. KSA 1/I, S. 592-594] verspottete. „Der besondere Witz“ der im offenen Brief formulierten sieben Fragen „liegt darin, dass es scharf formulierte Fragen sind und Wedekind somit das der Inquisition eigene Verfahren der ‚peinlichen Befragung‘ für seine Zwecke anwandte. Er betrieb zudem mit diesen Fragen das Gegenteil von Geheimhaltung, einem für das Inquisitionsprinzip konstitutiven Element, indem er mit ihnen in die Öffentlichkeit und in die Offensive ging.“ [Martin 2018a, S. 33f.], das von der Münchner Polizeibehörde in Zensurangelegenheiten insofern Anwendung findet, als die Beweise nicht von dem zu Beurteilenden, sondern vom Richter aufgesucht und beschafft werden, als die Gründe, die die Entscheidung bestimmen, vor dem Beurteilten aufs strengste verheimlicht werden, als dem Beurteilten jede Möglichkeit, sich zu erklären oder zu verteidigen, benommen ist?

4. Frage: Welcher wesentliche Unterschied besteht zwischen dem Geheimverfahren eines Inquisitionsgerichtesein Gericht im Zusammenhang der Inquisition im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit, das insbesondere Häresie verfolgte und das Inquisitionsprinzip (siehe oben) anwandte. und demjenigen des Münchner Zensurbeirates?

5 Frage: Welche Gründe haben Sie dafür anzuführen, daß ich, Frank Wedekind, dem Münchner Zensurbeirat nicht angehöre, sondern für diese Institution nur als Begutachteter, nur als Be- und Verurteilter in Betracht komme?

6. Frage: Da das Verhältnis vom Gutachter zum Begutachteten, zwischen Ihnen und mir kein gegenseitiges, sondern ein durchaus einseitiges ist, wollen Sie mir die Frage verzeihen, durch welches besondere Verdienst Ihrerseits und durch welches besondere Verschulden meinerseits Sie diese für mich sehr nachteilige Einseitigkeit für begründet und gerechtfertigt halten?

7. Frage: Da ich in Ihren persönlichen Mut keinen Zweifel setze, frage ich Sie, ob Sie mir die Ehre erweisen wollen, mir gegenüber für die Urteile einzutreten, die Sie zu Handen der Münchner Polizeibehörde über meine Theaterstücke gefällt haben.

Wenn ja, wie lauteten Ihre Urteile?

Diese sieben Fragen wurden durch die beschimpfende menschenunwürdige Behandlungsweise veranlaßt, die ich mir seit drei Jahrenseit 1908, als im Frühjahr der Münchner Zensurbeirat gegründet wurde (siehe oben). von der Münchner Zensurbehörde bieten lassen muß und die sich nach der Aussage des Münchner PolizeipräsidentenJulius von der Heydte, der Münchner Polizeipräsident, hatte Anfang 1908 den Münchner Zensurbeirat initiiert (siehe oben). Wedekind hatte ihn am 2.6.1911 in München aufgesucht: „Audienz [...] beim Polizeipräsidenten“ [Tb]. auf die Urteile gründet, die der Zensurbeirat über meine literarischen Arbeiten gefällt hat.

Frank Wedekind schrieb am 9. März 1912 in München folgenden Brief
an Fritz Basil

Mein lieber Fritz!

Gesternam 8.3.1912. Wedekinds Begegnung mit Albert Steinrück, Hofschauspieler in München [vgl. Neuer Theater-Almanach 1912, S. 552], ist im Tagebuch für diesen Tag nicht vermerkt. Wedekind hat Gespräche in der Sache aber am 26.12.1911 („Unterredung mit [...] Steinrück wegen Wetterstein“) und 27.12.1911 („Unterredung mit Steinrück [...] wegen Wetterstein“) notiert. begegnete ich Steinrück und wir sprachen über die in folge mangelnder Vorbereitung so schmählich gescheiterte WettersteinaufführungDie zuletzt auf den 2.3.1912 angesetzte Uraufführung von „Schloß Wetterstein“ (1912), die in Wien in einer geschlossenen Nachmittagsvorstellung für geladene Gäste, veranstaltet vom Akademischen Verband für Literatur und Musik, stattfinden sollte, wurde „während der Proben abgesagt“ [KSA 7/II, S. 908]. „Schloß Wetterstein“ wurde erst am 15.11.1917 in Zürich uraufgeführt. | in Wien. Ich fragte Steinrück, ob er nicht glaube, daß das Stück hier herauszubringen wäre. Steinrück meinte Ja, wenn Du den LucknerMeinrad Luckner (ein Frauenverführer), Figur in „Schloß Wetterstein“ [vgl. KSA 7/I, S. 100] ‒ Wedekind wünschte sich in dieser Rolle Fritz Basil, Regisseur und Schauspieler am Münchner Hoftheater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1912, S. 551f.]; in Wien hat sie auf den Proben (siehe oben) Alexander Rottmann gespielt. spielen wolltest den in Wien Rottmann in Händen hatte. Die Gerhäuser müßte die LeonoreLeonore von Gystrow (Gemahlin von Rüdiger von Wetterstein), Figur in „Schloß Wetterstein“ [vgl. KSA 7/I, S. 100] ‒ Wedekind wünschte sich in dieser Rolle Ottilie Gerhäuser, Gattin des mit Wedekind befreundeten Tenors Emil Gerhäuser, als Schauspielerin engagiert am Theater am Gärtnerplatz und am Münchner Schauspielhaus [vgl. Neuer Theater-Almanach 1912, S. 562]. spielen. Ich habe nun in Wien | gesehenWedekind war zu den Proben von „Schloß Wetterstein“ vom 24.2.1912 bis 3.3.1912 in Wien gewesen [vgl. Tb]., daß das Stück kinderleicht zu inscenieren ist und eine Aufführung, glaube ich, für alle Beteiligten ein Vergnügen werden könnte.

Ich habe Dir noch immer nicht für die großen schönen WorteFritz Basils Beitrag zur Umfrage „Der Fall Wedekind“ der Münchner Halbmonatsschrift „Janus“ (unterzeichnet: „Friedrich Basil. Regisseur am Hoftheater zu München“) lautet: „Als vor einigen Jahren der Zensur-Beirat ins Leben gerufen wurde, bin ich ihm freudig beigetreten, galt es doch in erster Linie darüber zu urteilen, ob Wedekinds ‚Frühlings Erwachen‘ für die öffentliche Aufführung freizugeben sei. / Ich bin mit aller Kraft, begeistert für die gewaltige Kindertragödie, die wohl wie keine andere erzieherisch und läuternd wirkt, eingetreten, konnte ich doch nach unserer Aufführung im Neuen Vereine, die kurz vorhergegangen war, am besten beurteilen und schildern, welch’ tiefgehende, erschütternde Wirkung sie ausgeübt hatte. / Von der ‚Büchse der Pandora‘ habe ich geweissagt, sie würde in einigen Jahren an jedem vornehmen Theater, vielleicht sogar von diesem oder jenem Hoftheater, aufgeführt werden – mit dieser Weissagung scheine ich leider kläglich Schiffbruch zu leiden, ein großer Schmerz für mich, denn ich halte die ‚Büchse der Pandora‘ für eine gewaltige und erschütternde Menschheitstragödie. / ‚Hidalla‘, ‚Erdgeist‘, ‚Marquis von Keith‘, ‚So ist das Leben‘, ‚Der Kammersänger‘ sollten zu dem feststehenden Repertoire aller Theater, sämtliche Hoftheater inbegriffen, gehören – alle bisher genannten Werke halte ich für Kunstwerke im weiteren Sinne. / Den ‚Totentanz‘ würde ich gerne an allen sogen. intimen Theatern sehen, auf alle Fälle sollte ihn jeder literarische Verein aufführen. / ‚Musik‘ und ‚Oaha‘ möchte ich als Schlüsselstücke, auf deren Tendenz ich nicht näher eingehen will, von öffentlichen Aufführungen ausgeschlossen sehen, sie sind der hohen und erzieherischen Kunst Frank Wedekinds nicht würdig.“ [Fritz Basil: Der Fall Wedekind. In: Janus, Jg. 1 (1911/12), Nr. 12, 15.2.1912, S. 273] gedankt, die Du im „Janus“ über mich geschrieben hast. Ich werde alles aufbieten, | daß Dir die Zukunft recht giebt. Also nochmals innigsten Dank

Mit herzlichem Gruß
Dein alter
Frank Wedekind.


9.3.12.