Briefwechsel

von Frank Wedekind und Gustav Rickelt

Frank Wedekind schrieb am 8. September 1897 in Dresden folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Gustav Rickelt , Gustav Rickelt

[Hinweis in Gustav Rickelts Brief an Wedekind vom 28.10.1897 aus Berlin:]


[...] „Die junge Welt“ [...] wie Sie mir die einzelnen Bogen schickten [...]

Frank Wedekind schrieb am 27. Oktober 1897 in Dresden folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Gustav Rickelt , Gustav Rickelt

[Hinweis in Gustav Rickelts Brief an Wedekind vom 28.10.1897 aus Berlin:]


Heute Morgen nun stellten Sie sich mit [...] „Die junge Welt“ ein. [...] Für die Dedication meinen herzlichsten Dank.

Frank Wedekind schrieb am 27. Oktober 1897 in Dresden folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Gustav Rickelt

[Hinweis in Gustav Rickelts Brief an Wedekind vom 28.10.1897 aus Berlin:]


Heute Morgen nun stellten Sie sich mit Brief und „Die junge Welt“ ein.

Gustav Rickelt schrieb am 28. Oktober 1897 in Berlin folgenden Brief
an Frank Wedekind

Berlin 28.10.97.

Lessingstraße 54.


Mein lieber Wedekind!

Wir haben uns gestern Abend viel mit Ihnen beschäftigt, meine Frau, Nordalmnicht identifiziert (der erste Buchstabe N ist unsicher entziffert; der Familienname Nordalm ist aber in Gustav Rickelts Geburtsort Dortmund und andernorts belegt). und ich. Ich brachte nach dem TheaterGustav Rickelt, Regisseur und Schauspieler am Berliner Residenztheater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1898, S. 285], stand am 27.10.1897 in der fünften Vorstellung von Victorien Sardous Pariser Sittenbild „Odette“ als Darsteller auf der Bühne (in der Rolle des Morizot, bei der Premiere am 23.10.1897 in der Rolle des Froutenac) [vgl. Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 503, 27.10.1897, Morgen-Ausgabe, S. 16]; die Vorstellung begann um 19.30 Uhr. den „Simplicißimus“ mit nach Hause und las Ihr neuestes politisches Lieddas unter dem Pseudonym Hieronymus Jobs im aktuellen „Simplicissimus“ abgedruckte Gedicht „Ein politisch Lied“ [KSA 1/1, S. 462-466] ‒ unter demselben Titel publizierte Wedekind seine seit Juli 1897 im „Simplicissimus“ erschienenen politischen Gedichte; es erzählt vom Abschied von einer Redaktion (auf die Redaktion des „Simplicissimus“ und Konflikte mit dem Albert Langen Verlag anspielend), enthält aber die redaktionelle Anmerkung: „Hieronymus Jobs hat sich wieder eingefunden. Wir danken ihm.“ [Simplicissimus, Jg. 2, Nr. 31, S. 246] Gustav Rickelts Gattin hat sich ebenfalls über das Gedicht geäußert [vgl. Julia Rickelt an Wedekind, 26.10.1897]. vor. Die Unterhaltung war so anregend, daß wir Sie gern bei uns gehabt hätten. Heute Morgen nun stellten Sie sich mit Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Gustav Rickelt, 27.10.1897. Briefbeilage war ein druckfrisches Exemplar der im Verlag W. Paulis Nachfolger (H. Jerosch) erschienenen Buchausgabe „Die junge Welt. Comödie in drei Aufzügen mit einem Vorspiel“ [vgl. KSA 2, S. 646] mit einer Umschlagillustration von Hans Mützel, deren Erscheinen für November angekündigt war [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Nr. 248, 25.10.1897, S. 7761], offenbar aber schon vorlag. Das Exemplar hat Wedekind mit einer Widmung versehen (siehe unten). und „Die junge Welt“ ein. Noch im Bett las ich den Brief meiner Frau vor. Für die Dedicationnicht überlieferte Widmung in „Die junge Welt“ (siehe oben); erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Gustav Rickelt, 27.10.1897. meinen herzlichsten Dank. Mit meinem Urteil über „Die junge Welt“ halte ich noch zurück. Ich habe es eben zu | Ende gelesen. Die Lectüre desselben vollzog sich, wie Sie mir die einzelnen Bogen schicktenHinweis auf nicht überlieferte Begleitschreiben zu den Sendungen (die Druckbogen sind nicht erhalten); erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Gustav Rickelt, 8.9.1897 (und mindestens ein weiteres verschollenes Schreiben)., bruchstückartig, so daß ich das Ganze nicht einheitlich auf mich wirken lassen konnte. Ein abschließendes Urteil habe ich nur über das Vorspiel, das in Anlage & Ausführung, Handlung & Humor mir vorzüglich erscheint. Das Stück selbst wirkt durch die Häufung der Paare wohl etwas unklar ‒ doch sind Sie ja bald hier, dann ein ausführliches Eingehen. Unterdessen habe ich die Dichtung nochmal gelesen. ‒ Daß die literarische GesellschaftVorsitzender der Literarischen Gesellschaft in Leipzig war Kurt Martens, Schriftführer Hans von Weber, Schatzmeister und artistischer Direktor Carl Heine [vgl. Leipziger Adreß-Buch für 1898, Teil II, S. 220]. in Leipzig, deren BriefBriefbeilage war wahrscheinlich ein Brief des Vorsitzenden der Literarischen Gesellschaft in Leipzig an Wedekind [vgl. Kurt Martens an Wedekind, 9.7.1897], den Wedekind seinem Freund Gustav Rickelt ausgeliehen haben dürfte und nun zurück erhielt. ich übrigens einlege, sich des Erdgeistes annimmt, ist ja erfreulich ‒ auch finde ich die Idee, den ersten Act zu gebenKurt Martens hat als Vorsitzender der Literarischen Gesellschaft in Leipzig (siehe oben) angeboten, den 1. Akt des „Erdgeist“ aufzuführen [vgl. Kurt Martens an Wedekind, 9.7.1897]; aufgeführt wurde dann unter der Regie von Carl Heine an dessen neugegründetem Ibsen-Theater am 25.2.1898 im Theatersaal des Leipziger Kristallpalastes das gesamte Stück ‒ die erste Wedekind-Inszenierung überhaupt., gewissermaßen | als Einakter, nicht übel. Ich habe mich hier für die Aufführung sehr verwandt, gab das Buch PagayHans Pagay, Schauspieler im Ensemble des Berliner Residenztheaters [vgl. Neuer Theater-Almanach 1898, S. 285] und Kollege Gustav Rickelts; seine Lektüre des „Erdgeist“ ist durch den vorliegenden Brief belegt., der beim DirectorDirektor des Berliner Residenztheaters war Theodor Brandt [vgl. Neuer Theater-Almanach 1898, S. 285], der die Direktion am 1.9.1897 angetreten und Gustav Rickelt engagiert hat. viel gilt, zum Lesen ‒ derselbe findet dasselbe allerdings sehr talentvoll, aber unaufführbar, zumal den letzten Act. Meine Ansicht über das Stück kennen sie. Immerhin glaube auch ich, daß nur durch eine Milderung und teilweise Umarbeitung dem Stück zur Aufführung verholfen werden kann. Der erste Act ist jedenfalls der beste und wird zweifellos Erfolg haben, der dann gehörig tamtamt machen muß. Die Kaiserin von Neufundland wird allerdings in ärmlicher und beschränkter InscenierungKurt Martens hatte die Aussicht eröffnet, die in der Sammlung „Die Fürstin Russalka“ (1897) veröffentlichte Tanzpantomime „Die Kaiserin von Neufundland“ durch die Literarische Gesellschaft in Leipzig aufzuführen [vgl. Kurt Martens an Wedekind, 9.7.1897]; die Inszenierung kam nicht zustande. wesentlich verlieren, jedenfalls aber werden Sie an der | dortigen Aufführung einen Gradmesser für die Bühnenwirkung haben. Mehr aber wie von diesen Stücken erhoffe ich von „Fritz Schwiegerling“ einen BühnenerfolgWedekind hatte Gustav Rickelt offenbar auch seinen Schwank „Der Liebestrank“ („Fritz Schwigerling“) zur Begutachtung vorgelegt, der, nach jahrelangen Bemühungen Wedekinds um eine Aufführung, erst durch Carl Heine am 1.7.1898 vom Ibsen-Theater im Leipziger Kristallpalast wenig erfolgreich uraufgeführt wurde., der Ihnen auch materielle Vorteile bringen wird. Es ist vorläufig noch der Zug der Zeit, sich an übermütigen Schwänken & Schnurren zu begeistern und ich bin fest überzeugt, wenn Sie den Schwank durcharbeiten, daß er bald aufgeführt wird und Ihnen Geld bringt. Kommen Sie nur bald hierher und lassen Sie ihn uns gemeinsam durchgehen & bühnengerechter machen, der Erfolg wird dann nicht ausbleiben. Also auf baldiges Wiedersehen. Meine Frau schließt sich meinen Grüßen auf das Herzlichste an.

Ihr alterAnspielung auf die 1889/90 in München entstandene „innige Freundschaft“ [Rickelt 1930, S. 152] zu Wedekind. „Mit Frank Wedekind [...] hatte ich Freundschaft geschlossen“ [Rickelt 1930, S. 160], „einer der besten Freunde, die ich hatte“ [Rickelt 1930, S. 352]. Gustav Rickelt
∙/∙hier wohl im Sinne eines Gedankenstrichs (oder als Verweis auf die Briefbeilage).

Gustav Rickelt, Willy Rudinoff und Julia Rickelt schrieben am 8. Oktober 1900 in Berlin folgende Bildpostkarte
an Frank Wedekind

Deutsche Reichspost

Postkarte


An Herrn Frank Wedekind
Schriftsteller
in Schwabing c/München
Wohnung (Straße und Hausnummer) Franz Josephstrasse |


Neues Affenhaus.

Lieber Wedekind! Damit Sie sehen, woim neuen Affenhaus des Zoologischen Gartens in Berlin, wie die Bildseite der Bildpostkarte ausweist. wir an Sie schreiben, folgt dieses KärtchenEs handelt sich um die zweite versandte Bildpostkarte ‒ voran geht eine Bildpostkarte gleichen Datums [vgl. Willy Rudinoff, Gustav Rickelt, Julia Rickelt, Lucia Rickelt an Wedekind, 8.10.1900].. Es lebe DarwinCharles Darwin, berühmt durch seine Evolutionstheorie, nach der der Mensch vom Affen abstamme – der Name des Naturforschers stellt eine Beziehung her zur Bildseite der Bildpostkarte., Blumenburg & KadelthalVerballhornung der Namen des in der Lustspielproduktion routinierten Autorenduos Oscar Blumenthal, Eigentümer des von ihm begründeten Lessingtheaters in Berlin [vgl. Neuer Theater-Almanach 1901, S. 242], und Gustav Kadelburg, Schauspieler und Dramatiker in Berlin [vgl. Neuer Theater-Almanach 1901, S. 186], die beim Publikum beliebt waren durch ihr erfolgreiches Lustspiel „Im weißen Rößl“ (uraufgeführt am 31.12.1898 im Berliner Lessingtheater); die ebenso erfolgreiche Fortsetzung, das Lustspiel „Als ich wiederkam...“ (uraufgeführt am 1.10.1898 im Lessingtheater), rezensierte am 3.10.1899 Heinrich Hart und nannte die Autoren ironisch „Blumenburg und Kadelthal“ [Heinrich Hart: Gesammelte Werke. Bd. 4: Aufsätze. Reisebilder. Vom Theater. Berlin 1907, S. 225]. Die verballhornten Namen des Erfolgsduos finden sich später in einer szenischen Glosse über sie in der satirischen Rubrik „Kasperletheater“ der von Siegfried Jacobsohn herausgegebenen Zeitschrift „Die Schaubühne“, wo sie als „Blumenburg und Kadelthal“ [Die Schaubühne, Jg. 4, Nr. 44, 29.10.1908, S. 415f.] persifliert sind.! Rickelt.

Bitte, den letzteren zu trennenGustav Rickelt, der als Regisseur am Berliner Residenztheater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1901, S. 245] bevorzugt Schwänke zu inszenieren hatte, wollte sich nicht in einer Reihe mit Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg (siehe oben) sehen..

Offizielle Postkarte herausgegeben von der Direction des ZOOLOGISCHEN GARTENS BERLIN.


W. Rudinoff.


Herzliche Grüsse
Julia Rickelt

Frank Wedekind schrieb am 31. März 1901 in München folgende Widmung
an Gustav Rickelt

Meinem lieben Freunde
Gustav Rickelt.

München, im März 1901.

Frank Wedekind.

Marquis von Keith

Gustav Rickelt schrieb am 23. Juli 1914 in Berlin-Wilmersdorf folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Brief an Gustav Rickelt vom 26.8.1914 aus München:]


Für Deine [...] Glückwünsche zum Geburtstag bitte ich Dich [...] Dank entgegenzunehmen [...]

Frank Wedekind schrieb am 26. August 1914 in München folgenden Brief
an Gustav Rickelt

München, den 26. August 1914.


Lieber Freund!

Für Deine lieben freundlichen Glückwünschenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Gustav Rickelt an Wedekind, 23.7.1914. Wedekind hat den alten Freund zuletzt am 20.6.1914 in München gesehen: „Begegne Rickelt [...] T.St. mit Rickelt“ [Tb]. zum Geburtstag bitte ich Dich herzlichsten aufrichtigen Dank entgegenzunehmen
von Deinem alten getreuen
Frank Wedekind.


Bitte, an Frau JuliaWedekind hat die frühere Geliebte (siehe seine Korrespondenz mit ihr) zuletzt Jahre zuvor in Berlin gesehen; er notierte am 6.11.1906 in Berlin: „Abends treffe ich Julia Rickelt und den Sohn von Drach mit denen ich im Spaten alte Erinnerungen auffrische.“ [Tb] meine ergebensten Empfehlungen übermitteln zu wollen.

Frank Wedekind schrieb am 22. April 1917 in München folgende Widmung
an Gustav Rickelt

„Dem Präsident„Gustav Rickelt, der Präsident der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger“ [Dortmunder Zeitung, Jg. 90, Nr. 144, 20.3.1917, 2. Blatt, S. (3)], zuvor Vize-Präsident, ist 1914 zum Präsidenten der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehörigen gewählt worden [vgl. Das Parlament der Schauspieler. In: Vorwärts, Jg. 31, Nr. 99, 10.4.1914, Bezirks-Beilage des „Vorwärts“ für Süden-Westen, S. (1)] und blieb bis 1927 in diesem Amt, das er in Vollzeit ausübte; er ist ab 1916 nicht mehr als Regisseur und Schauspieler verzeichnet, sondern als „Präsident“ [Berliner Adreßbuch 1917, Teil I, S. 2375]. Gustav Rickelt war außerdem Präsident des Deutschen Bühnen-Klub, der seinen Sitz ebenfalls in Berlin hatte [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1917, S. 217]. der Genossenschaftdie 1871 gegründete Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehörigen mit Sitz in Berlin, deren Präsident Gustav Rickelt war [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1917, S. 184, 191, 769].,
Gustav Rickelt,
dem tatkräftigen, warmherzigen Freunde der Künstler, in Verehrung, Freundschaft und Dankbarkeit!

Frank Wedekind.“


München, im April 1917.