Briefwechsel

von Carl Hauptmann und Frank Wedekind

Carl Hauptmann schrieb am 22. Februar 1905 in Schreiberhau folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Brief an Carl Hauptmann vom 17.5.1905 aus München:]


Ich habe Ihnen immer noch für Ihr herzliches Telegramm zu Hidalla meinen Dank auszusprechen.

Carl Hauptmann schrieb am 1. Mai 1905 in Schreiberhau folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Brief an Carl Hauptmann vom 17.5.1905 aus München:]


[...] empfangen Sie meinen herzlichen Dank für die Bücher die Sie mir geschickt haben und für die für mich so sehr schmeichelhaften Widmungen, mit denen Sie sie versehen.

Carl Hauptmann schrieb am 1. Mai 1905 in Schreiberhau folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Brief an Carl Hauptmann vom 17.5.1905 aus München:]


[...] empfangen Sie meinen herzlichen Dank für die Bücher die Sie mir geschickt haben und für die für mich so sehr schmeichelhaften Widmungen, mit denen Sie sie versehen.

Carl Hauptmann schrieb am 1. Mai 1905 in Schreiberhau folgende Widmung
an Frank Wedekind

Frank Wedekind

immer auch gedenkendIn seinem Beitrag zum „Wedekindbuch“ (1914) erinnerte sich Carl Hauptmann, der Wedekind „seit seiner Frühzeit [...] in Zürich“ (1887) kannte: „Es war seinerzeit in München, als ich Wedekind zum ersten Male als darstellenden Künstler, als Sänger seiner eigenen Lautenlieder hörte.“ [Friedenthal 1914, S. 177f.] Das war Anfang 1905, als Wedekind im Münchner Künstler-Kabarett Intimes Theater (bis Ende 1904: Die Sieben Tantenmörder) fast täglich Gastspiele hatte, die er unter dem Stichwort „Tantenmörder“ [Tb] notierte – seine Auftritte am 14. und 15.1.1905, 17. bis 20.1.1905, 27.1.1905 bis 5.2.1905 und 10.2.1905. Mindestens einen dieser Auftritte hat Carl Hauptmann besucht. Wedekind traf ihn in München dem Tagebuch zufolge am 16.1.1905 („Presseball. Karl Hauptmann getroffen. Tantenmörder ausgesetzt“), ging am 17.1.1905 in einen Vortrag von ihm und trat an diesem Tag auch selbst auf („Vortrag von Carl Hauptmann. Tantenmörder“) und besuchte schließlich am 23.1.1905 die Uraufführung von Carl Hauptmanns Stück „Die Bergschmiede“ am Hoftheater und klärte zugleich an diesem Tag mit dem Direktor des Schauspielhauses die anstehende Uraufführung seines Schauspiels „Hidalla“ („Abends die Bergschmiede. Mit Stollberg die Besetzung von Hidalla festgestellt“), die am 18.2.1905 stattfand – da war Carl Hauptmann nicht mehr in München. der schwermüthigsten Lieder, die ich jemals hörte und der ruhlos klopfenden, zupfenden Töne seiner Laute, die wie das Pathos des Poeten warmes unvergesslich sind.


Mathilde gedruckter Kurztitel auf dem Schmutztitel des Exemplars der Erstausgabe von Carl Hauptmanns Roman „Mathilde. Zeichnungen aus dem Leben einer armen Frau“ (1902), auf den der Verfasser seine Widmung geschrieben hat.


Carl Hauptmann


Mittel-SchreiberhauOrtsteil von Schreiberhau, wo Carl Hauptmann lebte [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1905, Teil II, Sp. 525].
1. Mai 1905

Frank Wedekind schrieb am 17. Mai 1905 in München folgenden Brief
an Carl Hauptmann

Lieber Herr HauptmannDr. phil. Carl Hauptmann, Bruder von Gerhart Hauptmann, Schriftsteller in Schreiberhau in Schlesien [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1905, Teil II, Sp. 525], mit dem Wedekind seit seiner Zeit in Zürich Ende der 1880er Jahre bekannt war.!

empfangen Sie meinen herzlichen Dank für die BücherCarl Hauptmann hat Wedekind drei Bücher geschickt, die er alle drei mit Widmungen versehen hat (siehe unten) und die alle drei gleichzeitig Ende 1902 im Verlag Georg D.W. Callwey in München erschienen sind [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 69, Nr. 275, 27.11.1902, S. 9833]: „Mathilde. Zeichnungen aus dem Leben einer armen Frau“ (sein Romandebüt), „Unsere Wirklichkeit“ (ein Vortrag), „Die Bergschmiede. Dramatische Dichtung“ (ein Drama). die Sie mir geschickt haben und für die für mich so sehr schmeichelhaften Widmungenvgl. Carl Hauptmann an Wedekind, 1.5.1905 (Widmung im Roman „Mathilde“) – zugleich Hinweis auf zwei nicht überlieferte Widmungen; erschlossene Korrespondenzstücke: Carl Hauptmann an Wedekind, 1.5.1905 (Widmung in der Broschüre „Unsere Wirklichkeit“); Carl Hauptmann an Wedekind, 1.5.1905 (Widmung im Drama „Die Bergschmiede“)., mit denen Sie sie versehen. Ich habe „u/U/nsere Wirklichkeiten“ sofort gelesen und werde sie jedenfalls bald wieder lesen | und vielleicht noch oft lesen. Ich finde auf diesen wenigen SeitenCarl Hauptmanns Broschüre „Unsere Wirklichkeit“ (1902 im Verlag Georg D. W. Callwey in München erschienen) hat einen Umfang von 31 Seiten; davon umfasst der Text 22 Seiten [S. 9-31]. Er ist auch als Aufsatz publiziert worden [vgl. Carl Hauptmann: Unsere Wirklichkeit. In: Der Kunstwart, Jg. 16, Heft 19, 1. Juliheft 1903, S. 293-305]. einen CanonCarl Hauptmann erzählt in seiner Broschüre „Unsere Wirklichkeit“ (siehe oben) nicht nur die im vorliegenden Brief thematisierte Anekdote von Otto von Bismarck (siehe unten), sondern Geschichten oder Anekdoten unterschiedlicher Herkunft. Sie stammen zum Beispiel aus der Sammlung „Tausendundeine Nacht“, aus der Reisebeschreibung „Die Wüste“ (1896) von Pierre Loti, aber auch aus dem Freundeskreis, aus eigenen Erlebnissen oder aus Erzählungen einfacher Leute., den sich jeder Künstler jedesmal mit Andacht einprägen sollte, sobadSchreibversehen, statt: sobald. er wieder an ein neues Werk geht. Sie sehen, daß ich denn Sinn der Betrachtung erfaßt habe; aber damit ist noch nichts gethan. Man kann sich diesen Sinn nicht oft genug wiederholen, mann müßte ihm eine Stelle im täglichen Leben geben, wie es der ein/pri/mitive Mensch | mit dem Vaterunser macht. Interessant war mir beiläufig Ihre Ausdeutung der Bismarkschen Anekt/d/ote„Fürst Bismarck war bekanntlich eine zeitlang Gesandter am Petersburger Hofe. Als solcher machte er einmal mit dem Kaiser Nikolaus einen Spaziergang im Parke des Winterpalais. Sie waren dabei in einen selten begangenen Teil des Parkes geraten. Dort steht mitten auf einem weiten, wohlgepflegten Rasenplatz eine Schildwache. Der Fürst sieht das mit Verwunderung und erlaubt sich an den Kaiser die Frage, weswegen wohl da ein Posten stehe? Der Kaiser weiß es nicht. Aber man frägt den Posten. Der Posten weiß es auch nicht. So läßt man weiter den wachthabenden Offizier rufen, der weiß es auch nicht. Und die Wachtbücher. Niemand weiß es mehr. Aber da es der Kaiser nun unbedingt wissen will, findet man endlich in einem Wachtbuch hundert Jahre zurück, daß die Kaiserin Katharina bei einem ersten Frühlingsgange einst dort ein Schneeglöckchen blühen sah, und eine Schildwache hinbefahl, damit die Hofdamen es nicht abpflücken sollten. Das Schneeglöckchen war bald verblüht. Aber der Wachtposten stand noch nach hundert Jahren. Eine drollige Geschichte, um so drolliger, als sie die ganze Tragikomödie unseres intellektuellen Sprachmenschentums treffend verkörpert. Denn auch jedes unserer Worte hat nur ursprünglich demonstrativen Sinn, es wollte einstmals wie jene Schildwache im Parke auf etwas hinweisen, was aus Erde oder Seele wirklich aufgeblüht war. Aber immer wieder starb der Mensch, wie das Schneeglöckchen, und die Worte blieben. Nun halten sich die Nachkommenden an die Schildwachen, als an das Wirkliche, die ahnungslosen Schildwachen fordern nur Respekt und wissen nicht für was, und das Schneeglöckchen, die ursprünglichen, lebendigen und sinngebenden Ereignisse und Erlebnisse sind vergessen. Denn die Worte lassen sich ja auch ohne Kern und rechten Eigensinn gesellschaftlich noch recht erfolgreich und respektvoll gebrauchen, und sind, dem Geiste erst einmal entflohen, eine starre Macht über dem Lebendigen geworden, derart, daß sie die Gemeinschaftsorganisationen wahrhaft eisern zusammenhalten. Sie sind, indem sie von Munde zu Ohre wirklich klingen, ja selbst ein Stück der wirklichen Gesellschaftsmacht.“ [Carl Hauptmann: Unsere Wirklichkeit. München 1902, S. 23f.] Die Deutung der Anekdote ist anschließend noch sehr viel weiter ausgeführt., die auch mir seiner ZeitWedekinds Lektüre der von Otto von Bismarcks Mitarbeiter Moritz Busch 1899 (Neuauflage 1902) publizierten „Tagebuchblätter“ ‒ Band 1 „Graf Bismarck und seine Leute während des Krieges mit Frankreich 1870-1871 bis zur Beschießung von Paris“ [Leipzig 1899, S. 78] ist die Quelle der Anekdote: „Sie kennen die heitere Geschichte, die Fürst Bismarck im Feldzug 1870 einmal seinen Leuten beim Abendbrote erzählte“ [Carl Hauptmann: Unsere Wirklichkeit. München 1902, S. 23] ‒ war bisher sicher erst für 1914 belegt [vgl. KSA 8, S. 668f.]. Die „Tagebuchblätter“ zählen zu den Quellen von Wedekinds „Bismarck“-Drama [vgl. KSA 8, S. 698]. einen tief-symbolischen Eindruck machte, ohne r/d/aß ich die Wirklichkeit, dessen Bild sie ist, gefunden hätte.

Augenblicklich lebe ich zu zerfahren für eine größere Lectüre. Ich verspare mir die andern beiden Bücher auf den Sommer und werde Ihnen den Eindruck den sie in mir hervorrufen nicht schuldig bleiben. Ich habe Ihnen | immer noch für Ihr herzliches Telegrammnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Carl Hauptmann an Wedekind, 22.2.1905. Das Telegramm betraf die Uraufführung von „Hidalla“ am 18.2.1905 am Münchner Schauspielhaus unter der Regie von Georg Stollberg mit Wedekind in der Rolle des Karl Hetmann. Der Publikumserfolg war stark und Wedekind fand als Schauspieler bei der Kritik große Zustimmung [vgl. Seehaus 1964, S. 528, 542f.]. zu Hidalla meinen Dank auszusprechen. Es war ein Münchner Erfolg; ob es sonst einer ist, weiß ich nicht. Übrigens ist das ja auch gleichgültig. Als AnerkennungDie Uraufführung von „Die Bergschmiede. Ein Bühnenspiel in drei Akten von Carl Hauptmann“ am 23.1.1905 am Münchner Hoftheater [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 58, Nr. 36, 23.1.1905, General-Anzeiger, S. 3] hat keine Anerkennung gefunden. Die Münchner Presse urteilte: „ein verfehlter, unerquicklicher Abend.“ [Allgemeine Zeitung, Jg. 108, Nr. 39, 25.1.1905, Vorabendblatt, S. (1)] „Um es gleich zu sagen: dieses Bühnenspiel ist unverständlich. [...] nach dem ersten Akt regte sich keine Hand, nach den beiden späteren nicht viele Hände, wogegen zuletzt auch scharfer Widerspruch einsetzte.“ [Hanns von Gumppenberg: Die Bergschmiede. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 58, Nr. 39, 25.1.1905, Vorabendblatt, S. 1f.] Wedekind hat die Uraufführung gesehen, wie er am 23.1.1905 notierte: „Abends die Bergschmiede.“ [Tb] und als Propaganda hat mich sehr der PreisCarl Hauptmann hat am 7.5.1905 auf der Vorstandssitzung der Stiftung im Künstlerhaus in Berlin den Volks-Schillerpreis (gestiftet vom Goethe-Bund) für sein Stück „Die Bergschmiede“ zugesprochen bekommen; er musste ihn sich allerdings teilen. Darüber hat auch die Münchner Presse berichtet: „In der gestrigen Sitzung des Vorstandes und des Preisrichterkollegiums der Stiftung ‚Schiller-Preis‘ wurde das Urteil des Preisgerichts verkündet. Der 3000 Mark betragende Preis wird in drei Teile zu je 1000 Mark geteilt für die Dramen ‚Rose Bernd‘ von Gerhart Hauptmann, ‚Die Bergschmiede‘ (das in München und anderwärts abgelehnte Drama!) von Karl Hauptmann und ‚Der Graf von Charolais‘ von Richard Beer-Hofmann.“ [Allgemeine Zeitung, Jg. 108, Nr. 212, 9.5.1905, 2. Blatt, S. (5)] gefreut, den man der Bergschie/m/iede zuerkannt hat.

Empfehlen Sie mich bitte ergebenst Ihrer verehrten Frau GemahlinMartha Hauptmann (geb. Thienemann), Carl Hauptmanns erste Ehefrau (Heirat 1884, Scheidung 1908).. Gerhart hat Ihnen vielleicht schon von Berlin erzählt, wo er mir in schwerer Not große DiensteGerhart Hauptmann hatte sich bereit erklärt, im Prozess um die „Büchse der Pandora“ gegen Wedekind und seinen Verleger Bruno Cassirer am 12.5.1905 am Königlichen Landgericht I in Berlin als Gutachter tätig zu werden [vgl. KSA 3, S.1102, 1151]. Das Gericht zog sein Gutachten zwar nicht heran, er war aber bei der Verhandlung dabei, wie Wedekind am 12.5.1905 notierte: „Gerichtsverhandlung in Berlin. Fahre um 9 Uhr ins Gerichtsgebäude in Moabit. Treffe Gerhart Hauptmann. Wir müssen zwei Stunden warten. Verhandlung Freisprechung.“ [Tb] erwiesen hat. Noch mehr freute es mich allerdings, ihn einmal wiederzusehenWedekind sah Gerhart Hauptmann am 12.5.1905 nicht nur vormittags im Gericht beim Prozess um die „Büchse der Pandora“ (siehe oben), sondern verbrachte mit ihm auch den Abend: „Abends mit Hauptmann Welti und Donald im Spatenbräu.“ [Tb].

Seien Sie, lieber Herr Hauptmann, noch einmal herzlichst bedankt. Auf baldiges Wiedersehn./!/

In Verehrung Ihr
Frank Wedekind.


17.5.5.

Franz Josefstraße 42.

Carl Hauptmann schrieb am 20. September 1905 in Berlin folgenden Brief
an Frank Wedekind

HOSPIZ IM CENTRUM BERLINS

HOLZGARTEN-STR. 9 u. 10 AN DER KUR-STR.
Fernsprecher: Amt I No 7450
76 Zimmer und Salons.
Elektrisches Licht. Zentralheizung.


Berlin C.19, am 20. Sept. 1905

Kurz vor Abreise


Lieber Herr Wedekind

Es thut mir herzlich leid, dass ich hier durchkommen und ohne Sie und Ihr interessantes Werk als Dichter und DarstellerWedekind spielte bei der Premiere (und den folgenden Vorstellungen) seines Schauspiels „Hidalla oder Sein und Haben“ am 26.9.1905 im Kleinen Theater (Direktion: Victor Barnowsky) in Berlin wie schon in München und Nürnberg wieder die Hauptrolle des Karl Hetmann, wie er notierte: „Hidalla Premiere in Berlin. Spiele zum 29. Mal Hetmann.“ [Tb] Die Presse vermerkte: „Eine Première von Wedekind ist schon an sich ein Ereignis ersten Ranges. Wenn nun aber gar noch der Dichter selber als Schauspieler mitwirkt, dann ist es kaum noch zum Aushalten.“ [Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 453, 27.9.1905, Morgen-Ausgabe, S. 8] gesehen zu haben, weiter fahren muss. Aber leider sagt man mir vom Theater die Unmöglichkeit, einen Platz zu bekommenDie Berliner „Hidalla“-Premiere (siehe oben) war gut besucht. „Ganz Berlin drängte sich zu dem Ereignis, wenigstens soweit es im ‚Kleinen Theater‘ Platz hat.“ [Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 453, 27.9.1905, Morgen-Ausgabe, S. 8]Die Berliner „Hidalla“-Premiere war gut besucht. „Ganz Berlin drängte sich zu dem Ereignis, wenigstens soweit es im ‚Kleinen Theater‘ Platz hat.“ [Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 453, 27.9.1905, Morgen-Ausgabe, S. 8], als einen solchen höchstens, wo man weder sieht noch hört. Da fahre ich lieber und | hoffe, dass ich bei Gelegenheit eigener Arbeit an dem selten prächtig intimen KunsthauseDas Kleine Theater in Berlin (Unter den Linden 44), eröffnet am 1.10.1901 unter den Namen Schall und Rauch, fasste 400 Personen [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 277]. mich an Ihr Werk ganz in Ruhe werde versenken können.

Eine Bekanntenicht identifiziert. schrieb einmal bei Gelegenheit einer Première das Wort: „Theile Tränen gut als Verachtung“. Mit diesem Weiberwort heute grüsst tausend mal
Ihr
Carl Hauptmann


Um sich gegenseitig vor Nachteilen zu schützen, wird sehr gebeten, Aenderungen des Reisetages rechtzeitig, eventuell per Draht, zu melden.

Carl Hauptmann schrieb am 16. März 1917 in Berlin folgende Visitenkarte
an Frank Wedekind

Lieber Herr Wedekind.

Ich war gesternCarl Hauptmann besuchte am 15.3.1917 in Berlin im Theater in der Königgrätzer Straße eine Vorstellung des „Erdgeist“ (Beginn: 19.30 Uhr), in der „Wedekind als Darsteller“ [Berger 2001, 244] in der Rolle des Dr. Schön zu sehen war. Wedekind hatte bei dieser erfolgreichen „Erdgeist“-Inszenierung (Premiere: 4.11.1916) für einige Vorstellungen eine Gastspielrolle übernommen: „Die Direktoren Meinhard und Bernauer haben Frank Wedekind eingeladen, in den nächsten Vorstellungen seiner Tragödie ,Erdgeist‘ die Rolle des ‚Dr. Schön‘ selbst darzustellen. Der Dichter hat diese Einladung angenommen und tritt zum ersten Male am Freitag sowie in den weiteren Ausführungen von ‚Erdgeist‘ neben Maria Orska und der übrigen bekannten Besetzung aus.“ [Wedekind im Theater i. d. Königgrätzer Straße. In: Berliner Tageblatt, Jg. 46, Nr. 120, 7.3.1917, Morgen-Ausgabe, S. (2)] Carl Hauptmann sah die vierte dieser Vorstellungen. Wedekind notierte am 15.3.1917 entsprechend: „Erdgeist 4. Carl Hauptmann und Frau im Theater“ [Tb], hielt dann aber nach der Vorstellung ein Beisammensein fest, das dem Inhalt der vorliegenden Visitenkarte zufolge allenfalls kurz ausgefallen sein kann: „Habsburger Hof mit Carl Hauptmann und Frau. Sehr animiert“ [Tb]. bei Ihnen in Gesellschaft meiner FrauMaria Hauptmann (geb. Rohne). Carl Hauptmann hat nach der Scheidung am 19.6.1908 in Berlin von seiner ersten Ehefrau Martha Hauptmann (geb. Thienemann) durch standesamtliche Trauung in Potsdam am 17.10.1908 in zweiter Ehe die Malerin Maria Rohne geheiratet [vgl. Berger 2001, S. 176, 180], die er 1906 in der Künstlerkolonie Worpswede kennengelernt hatte. u Schwester die um 9.45um 21.45 Uhr. Carl Hauptmanns Schwester Johanna Charlotte (Lotte) Hauptmann war demnach nicht im Theater (siehe oben). angekommen mich gleich begleitet hatten, und genoss wieder denselben wunderbaren Sphinxeindruck | für den ich Ihnen nicht genug dankbar sein kann. Wenn wir nicht blieben, um mit Ihnen zusammen zu sein, wars nur, weil meine Frau noch nervös sehr runter war. Sie leidet an penetranten Nervenschmerzen. Herzlichen Gruss Ihres Carl Hauptmann


CARL HAUPTMANN

MITTEL-SCHREIBERHAUOrtsteil von Schreiberhau, wo Carl Hauptmann nach wie vor lebte [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1917, Teil II, Sp. 633]. Die mit Textaufdruck versehene Visitenkarte Carl Hauptmanns kam hier in Berlin zum Einsatz. I. RIESENGEBIRGE