Briefwechsel

von Frank Wedekind und Fritz Mauthner

Frank Wedekind schrieb am 17. Juni 1892 in Paris folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Fritz Mauthner

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 17.6.1892 in Paris:]


Expedireexpedieren = zum Versand fertig machen, versenden. ExemplareWedekind schickte ein Exemplar der Erstausgabe von „Frühlings Erwachen. Eine Kindertragödie“ (1891) ‒ erschienen im Verlag von Jean Groß in Zürich, auf dem Umschlag die Illustration von Franz Stuck, die eine Frühlingslandschaft darstellt [vgl. KSA 2, S. 771f.] ‒ an Fritz Mauthner, Schriftsteller und Mitherausgeber der Zeitschrift „Das Magazin für Litteratur“ [vgl. Deutscher Litteratur-Kalender auf das Jahr 1892, Teil II, Sp. 675] in der Kolonie Grunewald (seit dem 1.4.1892) in Berlin (Wangenheimstraße 46) [vgl. Berliner Adreß-Buch für das Jahr 1892, Teil I, S. 845]. an [...] Fritz Mauthner.

Frank Wedekind schrieb am 31. März 1914 in Berlin folgenden Brief
an Fritz Mauthner

ERICH REISS VERLAG
BERLIN W. 62.
WICHMANNSTR. 8a


Hochgeehrter Herr MauthnerFritz Mauthner lebte inzwischen in Meersburg am Bodensee [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1914, Teil II, Sp. 1125]; er wohnte im sogenannten Glaserhäusle (eine Villa).,

wollen Sie mir erlauben, ein Erfordernis unserer Zeit zu nennen. Maximilian Harden erlebte vor drei JahrenWedekind hatte bereits zu Maximilian Hardens 50. Geburtstag am 20.10.1911 im Erich Reiß Verlag (Berlin) ein Gedenkbuch mit Würdigungen des Publizisten geplant [vgl. Wedekind an Ernst Schweninger, 7.4.1911; Wedekind an Erich Reiß Verlag, 21.9.1911] – ein nicht realisiertes Projekt., ohne dass etwas davon verlautete, sein fünfzigstes Jahr. Soll der grösste, verdienstvollste Kämpfer im Vergleich zu hundert namhaften Männern keiner Verehrung würdig sein oder scheinen? Ihm tut es keinen Eintrag, unsere Kinder denken seiner mit Stolz, aber dem Lebenden wurde ein Gut entzogen, ein Besitz unterschlagen und totgeschwiegen.

Ich beabsichtige im Verlage Erich ReissIm Erich Reiß Verlag (Berlin) erschienen Maximilian Hardens Bücher. ein Maximilian Harden-GedenkbuchEntwürfe Wedekinds zu einem solchen von ihm im Erich Reiß Verlag herausgegebenen Gedenkbuch sind unter dem Stichwort „Hardenbuch“ oder „Harden Buch“ erhalten [vgl. KSA 5/III, S. 565]. herauszugebenMaximilian Hardens Lebensgefährtin Selma Isaac hatte Fritz Mauthner bereits am 13.2.1914 die geplante Herausgabe einer Festschrift für den Publizisten durch Wedekind angekündigt: „Hochverehrter Herr Mauthner, bei der Frage, eine Reihe Großer unserer Nation zur Würdigung des Wirkens von Harden zu nennen, die zu gemeinsamer Arbeit sich in einer Brochure zusammenfänden, nannte ich, Herrn Reiß, dem Verleger meines Mannes, natürlich in treuem Gedenken, Ihren Namen. Wedekind wird der Leiter oder literarische Herausgeber des Bändchens sein, mit dessen Erscheinen M.H. natürlich überrascht wird. ‒ Etwas aus Ihrer Feder über seine literarischen Qualitäten zu lesen wird nicht nur für Harden sondern auch für Ihre große Gemeinde eine Freude und ein Genuß sein!“ [Leo Baeck Institute (New York), Fritz Mauthner Collection, Box 2]. Wollen Sie, hochverehrter Herr Mauthner, Ihrer aufrichtigen Ueberzeugung über Maximilian Harden als Mensch und Schriftsteller in dem Buch einen ausführlichen Beitrag widmen? Dann versichere ich Sie meines Dankes für die Zeit, die ich noch mit Ihnen erlebe.

Wollen Sie, hochgeehrter Herr Mauthner, den Ausdruck grösster Hochschätzung entgegennehmen von
Ihrem ergebenen
Frank Wedekind.


München, Prinzregentenstr. 50.

April 1914Mit der Angabe von Monat und Jahr ist nicht das Schreibdatum angegeben und mit München auch nicht der Schreibort. Wedekind unterschrieb diesen und weitere Briefe mit Briefkopf des Erich Reiß Verlags (Berlin) am 31.3.1914 in Berlin: „Ich unterschreibe die Hardenbriefe.“ [Tb] Am Abend reiste er von Berlin ab und traf morgens am 1.4.1914 in München ein [vgl. Tb] Antworten auf seine Anfrage erwartete er an seine im Brief angegebene Münchner Adresse..

Fritz Mauthner schrieb am 10. April 1914 in Meersburg folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Brief an Fritz Mauthner vom 11.4.1914 aus München:]


[...] Ihre liebenswürdige warmherzige Zusage [...]

Frank Wedekind schrieb am 11. April 1914 in München folgenden Brief
an Fritz Mauthner

Lieber hochverehrter Herr Mauthner

Empfangen Sie verbindlichsten Dank für Ihre liebenswürdige warmherzige Zusagenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Fritz Mauthner an Wedekind, 10.4.1914. Fritz Mauthner hat zugesagt, sich mit einem Beitrag zu einem Gedenkbuch für Maximilian Harden zu beteiligen, um den Wedekind ihn angefragt hatte [vgl. Wedekind an Fritz Mauthner, 31.3.1914]. zu unserem UnternehmenWedekind plante zu Maximilian Hardens 53. Geburtstag (20.10.1914) in dessen Verlag Erich Reiß ein Gedenkbuch für den Publizisten herauszugeben, für das er im Frühjahr 1914 Entwürfe angefertigt hat [vgl. KSA 5/III, S. 565]. Der Plan wurde nicht realisiert.. Ihre erste Frage, ob ein halber Druckbogen nicht zu viel wäre kann ich nur mit einem freudigen Nein beantworten. Auch der Verleger, Herr Erich Reiß wird sich nur freuen, wenn | das Werk einen achtungsgebietenden Anfang hat. Was die zweite Ihrer freundlichen Fragen, die noch den Termin betrifft, so wäre Ende Mai sicherlich früh genug.

Es sind bald zwölf Jahre her als Sie schon einmal eine ähnlich liebenswürdige Anerkennung über meine Arbeit aussprachen wie sie jetzt wenn ich richtig lese in Ihren freundlichen Zeilen enthalten ist. Damals wandten Sie einen SuperlativAnspielung auf die Schlussworte von Fritz Mauthners Besprechung der Berliner Inszenierung von „So ist das Leben“ am Neuen Theater (Premiere: 27.11.1903), die auf den Schwank „Der Liebestrank“ aufmerksam machen und ihn als ‚genial‘ im Superlativ bewerten: „Hätten unsere Theaterleiter mehr natürlichen Mut als Experimentierlust, so hätten sie Frank Wedekind zu der ihm gebührenden Stellung verhelfen können durch Vorführung eines andern seiner Werke, der genialsten Posse, die seit langer Zeit geschrieben worden ist. Sie heißt ‚Der Liebestrank‘ und liegt seit vier Jahren gedruckt vor.“ [Fritz Mauthner: Neues Theater. In Berliner Tageblatt, Jg. 32, Nr. 605, 28.11.1903, Abend-Ausgabe, S (2)] auf meinen | Schwiegerling (Liebestrank) an, sicherlich in dem großen Wohlwollen, einem Kämpfenden zu helfen.

In größter Verehrung
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


München 11.4.14.