Briefwechsel

von Léon Goldschmidt und Frank Wedekind

Léon Goldschmidt schrieb am 4. August 1908 in Hamburg folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Brief an Léon Goldschmidt vom 5.8.1908 aus Berlin:]


[...] empfangen Sie meinen ergebensten Dank für Ihre liebenswürdigen Zeilen.

Frank Wedekind schrieb am 5. August 1908 in Berlin folgenden Brief
an Léon Goldschmidt

Sehr geehrter Herr GoldschmidtLéon Goldschmidt, Buchhändler und Verleger in Hamburg (Bleichenbrücke 6), war 1. Vorsitzender der Literarischen Gesellschaft zu Hamburg [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1909, Teil I, Sp. 39].!

empfangen Sie meinen ergebensten Dank für Ihre liebenswürdigen Zeilennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Léon Goldschmidt an Wedekind, 4.8.1908.. Leider ist es mir aber ganz unmöglich, Ihnen für 6. OktoberDen auf den 6.10.1908 angesetzten ersten Vortrag im Veranstaltungsprogramm 1908/09 der Literarischen Gesellschaft zu Hamburg hielt dann Carl Hermann Schmidt (Münchner Korrespondenzpartner Wedekinds), während ein Vortrag Wedekinds für den 11.3.1909 angekündigt war: „Die Literarische Gesellschaft zu Hamburg veröffentlicht ihren Vortragsplan für den kommenden Winter. Sie plant folgende Veranstaltungen: Dienstag, 6. Oktober 1908: Vortrag des Franziskanermönchs Pater Dr. Expeditus Schmidt: Theater und Kirche in ihrem geschichtlichen Verhältnis. [...] Donnerstag, 11. März 1909: Vorlesung des Herrn Frank Wedekind aus seinen Dichtungen. [...] Sämtliche Veranstaltungen finden im großen Saale des Conventgartens statt.“ [General-Anzeiger für Hamburg-Altona, Jg. 21, Nr. 213, 10.9.1908, S. 4] zuzusagen. Ende September – Anfang Oktober siedle ich von hier nach MünchenWedekind reiste dem Tagebuch zufolge am 21.9.1908 von Berlin zunächst ab nach Dresden („Abreise von Berlin nach Dresden“) und von dort am 30.9.1908 nach München („Reise von Dresden nach München. Abends Ankunft“), wo er am 1.10.1908 die Wohnung in der Prinzregentenstraße 50 (3. Stock) besichtigte („Besichtigung der Wohnung [...] in der Wohnung“), sie in den Tagen darauf einrichtete und am 9.10.1908 bezog. über und habe direkt daran anschließend ein GastspielEin Gastspiel Wedekinds in Wien im Herbst 1908 kam nicht zustande. in Wien zu absolvieren, | das sich bis in den November hineinziehen kann. Ich würde Sie bitten den Vortrag nach dem 1. DezemberWedekinds Vortrag bei der Literarischen Gesellschaft zu Hamburg war für den 11.3.1909 angekündigt (siehe oben); er fand nicht statt [vgl. Wedekind an Léon Goldschmidt, 18.2.1909]. stattfinden zu lassen.

Ob es mir möglich sein wird, über ein theoretisches Thema zu sprechen weiß ich nicht, auf jeden Fall würde ich ersuchen einen derartigen Vortrag nicht anzukündigen.

In vorzüglicher Hochschätzung
ergebenst
Frank Wedekind.


5.8.8.

Léon Goldschmidt schrieb am 16. Februar 1909 in Hamburg folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis und Referat in Wedekinds Brief an Léon Goldschmidt vom 18.2.1909 aus München:]


Sie beehren mich mit der Anfrage, ob ich an dem von der Literarischen Gesellschaft in Hamburg veranstalteten Vortragsabend nicht einige Lieder zur Laute singen könne.

Frank Wedekind schrieb am 18. Februar 1909 in München folgenden Brief
an Léon Goldschmidt , (Verein) Literarische Gesellschaft zu Hamburg

[1. Briefentwurf:]


Literarische Gesellschaft


Fr.W. sendet an den Vorstand der Literarischen Gesellschaft zu Hamburg folgende Zeilen:


Sehr geehrter Herr!

Auch Sie beehren mich mit der Anfrage, ob ich an dem von der Literarischen Gesellschaft in Hamburg veranstalteten Vortragsabend nicht einige Lieder zur Laute vortragen singen würde wolle könne. Zu meinem größten Bedauern kann ich Ihnen keinen anderen Bescheid Antwort daraufzuerst gestrichen, durch Unterpunktung wiederhergestellt. geben als wie ich was ich fr auf die nämliche Fragedurch vorangestellte Ziffer („I“) von der Zeile darunter an diese Stelle umgestellt; Beginn der durch drei Ziffern markierten Umstellung der ursprünglichen Reihenfolge („dem Vorstand des Göthebundes in Dresden auf die nämliche Frage erwidern“). demdurch vorangestellte Ziffer („II“) mit den nachfolgenden Worten in der Zeile darunter („Vorstand des Göthebundes in Dresden“) an diese Stelle umgestellt. Vorstand des Göthebundes in Dresden geben erwiderndurch vorangestellte Ziffer („III“) an diese Stelle verwiesen. mußte. Sollte Wenn sich/die/ hamburger Polizeibehörde die öffentliche Aufführung meiner ernsten Arbeiten „Totentanz[“] und „Die Büchse der Pandorazu gestattet, dann würde ich mir es mir zur größten | Ehre anrechnen, vor den Gästen der Literarischen Gesellschaft meine Lieder zur Laute vorzutrage/zu singen/. Solange aber die öffentliche Aufführung meiner ernsten Arbeiten polizeilichirrtümlich nicht gestrichen. verboten wird

Solange diese Aufführungen meiner Stücke aber nochzuerst gestrichen, durch Unterpunktung wiederhergestellt. polizeilich verboten sindzuerst gestrichen, durch Unterpunktung wiederhergestellt. werden würde ich durch mein Auftreten mit der Laute nur die Würdigung, die ich für meine ernsten Arbeiten fordern muß, beeinträchtigen.
nur die Würdigung beeinträchtigen die ich als Dramatiker für meine ernsten Arbeiten zu fordernzuerst gestrichen, durch Unterpunktung wiederhergestellt. beanspruchen genötigt bin.

In vorzüglicher Hochschätzung
ergebenst
Frank Wedekind.


[2. Druck „Neue Hamburger Zeitung“:]


Frank Wedekind sendet an den VorstandVorstandsmitglieder der 1891 gegründeten Literarischen Gesellschaft zu Hamburg, die sich der literarischen Moderne verpflichtete sah [vgl. Léon Goldschmidt: Die litterarische Gesellschaft zu Hamburg. Ein Rückblick auf die ersten zehn Jahre ihres Bestehens. Hamburg 1901] und Vortragsabende veranstaltete (meist im Conventgarten), waren 1909 Léon Goldschmidt (1. Vorsitzender), Carl Müller-Rastatt (2. Vorsitzender), Fritz Winter (3. Vorsitzender), dazu drei für die Schriftführung zeichnende Personen, ein Schatzmeister, ein Bibliothekar und als Beisitzer zwölf weitere Personen [vgl. Hamburger Adressbuch 1909, Teil V, S. 133]. der „Literarischen Gesellschaft“ in Hamburg folgende Zeilen:


Sehr geehrter HerrLéon Goldschmidt, Hamburger Buchhändler und Verleger sowie langjähriger 1. Vorsitzender der Literarischen Gesellschaft zu Hamburg (seit 1902) und Gründungsmitglied des Vereins; mit ihm hat Wedekind zuvor schon korrespondiert [vgl. Wedekind an Léon Goldschmidt, 5.8.1908]. Korrespondenzadresse war seine Verlagsbuchhandlung in Hamburg (Bleichenbrücke 6) [vgl. Hamburger Adressbuch 1909, Teil V, S. 133].!

Auch Sie beehren mich mit der Anfragenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Léon Goldschmidt an Wedekind, 16.2.1909., ob ich an dem von der Literarischen Gesellschaft in Hamburg veranstalteten VortragsabendEine Lesung Wedekinds war zunächst für den 1.10.1908 geplant gewesen [vgl. Wedekind an Léon Goldschmidt, 5.8.1908], dann angekündigt für den 11.3.1909: „Die Literarische Gesellschaft zu Hamburg veröffentlicht ihren Vortragsplan für den kommenden Winter. Sie plant folgende Veranstaltungen: [...] Donnerstag, 11. März 1909: Vorlesung des Herrn Frank Wedekind aus seinen Dichtungen. [...] Sämtliche Veranstaltungen finden im großen Saale des Conventgartens statt“ [General-Anzeiger für Hamburg-Altona, Jg. 21, Nr. 213, 10.9.1908, S. 4]; sie kam aber nicht zustande. Wedekind allerdings las „Totentanz“ sowie „Der Stein der Weisen“ dann am 26.11.1909 in Hamburg bei seinem „Vortrag im Conventgarten“ [Tb], dem üblichen Veranstaltungsort der Literarischen Gesellschaft zu Hamburg – ob von ihr veranstaltet, ist unklar, da sie weder in den Besprechungen des Vortragsabends [vgl. C.M.R. (= Carl Müller-Rastatt, Vorstandsmitglied der Literarischen Gesellschaft zu Hamburg): Frank Wedekind. In: Hamburgischer Correspondent, Jg. 179, Nr. 604, 28.11.1909, Morgen-Ausgabe, 1. Beilage, S. (1); Altonaer Nachrichten, Jg. 60, Nr. 557, 28.11.1909, Morgen-Ausgabe, S. (2)], noch in der Ankündigung der Veranstaltung erwähnt ist [vgl. Hamburgischer Correspondent, Jg. 179, Nr. 591, 21.11.1909, Morgen-Ausgabe, 4. Beilage, S. 4] nicht einige Lieder zur Laute singen könne. Zu meinem größten Bedauern kann ich Ihnen keinen anderen Bescheid darauf geben, als was ich auf die nämliche Frage dem Goethebund in Dresden erwidern mußtevgl. Wedekind an Dresdner Goethebund, 8.2.1909.. Wenn die Hamburger Polizeibehörde die öffentliche AufführungDie Zensur hat „Totentanz“ für Hamburg nicht freigegeben (das Stück wurde erst 1920 in Hamburg aufgeführt), Wedekind las „Totentanz“ aber am 26.11.1909 bei seinem Vortragsabend in Hamburg (siehe oben). Die Tragödie „Die Büchse der Pandora“ hatte am 23.4.1911 am Thalia-Theater in Hamburg unter der Regie von Leopold Jeßner Premiere (insgesamt fünf öffentliche Vorstellungen) [vgl KSA 3/II, S. 1266]. meiner ernsten Arbeiten „Totentanz“ und „Die Büchse der Pandora“ gestattet, dann würde ich es mir zur größten Ehre anrechnen, vor den Gästen der Literarischen Gesellschaft meine Lieder zur Laute zu singen. Solange die Aufführungen meiner Stücke aber polizeilich verboten sind, würde mein Auftreten mit der Laute nur die Würdigung beeinträchtigen, die ich für meine ernsten Arbeiten zu fordern genötigt werde.

In vorzüglicher Hochschätzung ergebenst
Frank Wedekind.


[3. Druck „Hamburgischer Correspondent“:]


Frank Wedekind sendet an den Vorstand der „Literarischen Gesellschaft“ in Hamburg folgende Zeilen: Sehr geehrter Herr! Auch Sie beehren mich mit der Anfrage, ob ich an dem von der Literarischen Gesellschaft in Hamburg veranstalteten Vortragsabend nicht einige Lieder zur Laute singen könne. Zu meinem größten Bedauern kann ich Ihnen keinen anderen Bescheid darauf geben, als was ich auf die nämliche Frage dem Goethebund in Dresden erwidern mußte. Wenn die Hamburger Polizeibehörde die öffentliche Aufführung meiner ernsten Arbeiten „Totentanz“ und „Die Büchse der Pandora“ gestattet, dann würde ich es mir zur größten Ehre anrechnen, vor den Gästen der Literarischen Gesellschaft meine Lieder zur Laute zu singen. Solange die Aufführungen meiner Stücke aber polizeilich verboten sind, würde mein Auftreten mit der Laute nur die Würdigung beeinträchtigen, die ich für meine ernsten Arbeiten zu fordern genötigt werde. In vorzüglicher Hochschätzung ergebenst Frank Wedekind.