Lieber Frank!
Kannst du mir etwasgemeint ist: etwas Geld. zum Beginn nächsten Monats senden.
Wenn ja, würdest du mich dadurch sehr verpflichten. Ich tue alles Mögliche, um
mich über Wasser zu halten, aber es ist schwer, du weißt das aus Erfahrung. Ich
verfolge dabei zwei Direktiven, erstens durch Schreiben jo/k/urzer
Correspondenzen aus BerlinAktuelle Beiträge von Donald Wedekind für Schweizer Zeitungen sind nicht ermittelt, Donald Wedekind schrieb unter anderem für die „Züricher Post“ (archivalisch in Deutschland nicht verfügbar). Im Juli erschien von ihm der Beitrag „Berliner Secession“ in der „Neuen Zürcher Zeitung“ [Jg. 122, Nr. 184, 5.7.1901, Morgenblatt, S. (1-2)]. Die gleiche Zeitung hatte noch im März irrtümlich vom Tode Donald Wedekinds berichtet: „Mit großem Bedauern verzeichnen wir die Nachricht, daß am 9. März in Dresden der auch in Zürich, speziell den Lesern unseres Blattes als Mitarbeiter bekannte schweizerische Schriftsteller Donald Wedekind in jugendlichem Alter gestorben ist. […] In unserm Blatte war Donald Wedekind nicht selten durch Proben eigener Produktion, wie durch vortreffliche Uebersetzungen namentlich italienischer Novellen vertreten.“ [Neue Zürcher Zeitung, Jg. 122, Nr. 71, 12.3.1901, Zweites Abendblatt, S. (2)], das für den Tag Notwendige zu schaffen, was mir
partiell ja leidlich gelingt, dann durch einen gesicherten Verkehr die |
Gelegenheit abzuwarten um durch eine Tat aus der Stagnation
herauszukommen. Es wird viel vorbereitet und es müßte mich wundern, wenn nicht
auch mir es gelingen sollte etwas dabei zu tun. Ich las vor einigen Tagen den
Artikel von Bierbaumvermutlich das programmatische Vorwort „Ein Brief an eine Dame anstatt einer Vorrede. München im Sharetmonat: September 1900.“ in Otto Julius Bierbaums Sammlung „Deutsche Chansons (Brettl-Lieder)“ [Berlin/Leipzig 1900, S. V-XVI]. Bereits in seinem Roman „Stilpe“ (1897) hatte er die Gründung eines Cabarets dargestellt und soll damit Ernst von Wolzogen zu seinem Bunten Theater (Überbrettl) angeregt haben, das am 18.1.1901 in Berlin eröffnete [vgl. Budzinski/Hippen 1996, S. 437]. über die Überbrettlidee. Grüße Weinhöppel und versichere
ihn, daß ich ernstlich nie etwas gegen ihn gehabt habe, und war mir der Verkehr
durch Frieda damalssiehe dazu die Korrespondenz zwischen Frank Wedekind und Hans Richard Weinhöppel zwischen November 1898 und Mai 1899. sehr erschwert. Ich verkehrte ja auch im Übrigen mit
Niemandem. Frieda traf ich vor 8 Tagen etwa zufällig im Ca|baret TilkeDer Maler Max Tilke eröffnete am 2.10.1901 im Hinterzimmer der „italienischen Weinstube“ [Mühsam 2003, S. 55] Zum Vesuv (Inhaber: Carlos Dalbelli) in Berlin (Königin Augustastraße 19) [vgl. Adreßbuch für Berlin 1902, Teil I, S. 1783] das Cabaret zum hungrigen Pegasus [vgl. Budzinski/Hippen 1996, S. 26]. Zuvor fand sich sein Kabarett „als fröhliche Runde eines sangesfreudigen Wirtes und seiner Stammgäste“ zusammen. „Bald animierte Tilke seine Freunde regelmäßig dazu, etwas eigenes zum besten zu geben […] Auftrittsort und -zeiten kannten zuerst nur die regelmäßigen Dalbelli-Kunden. Am Ende des Abends ging ein ‚Klingelbeutel‘ herum, und das spontan zusammengetretene Ensemble teilte sich den Erlös.“ [Heinrich-Jost 1984, S. 71] Auch Donald Wedekind trat dort auf, wie ein Foto belegt [Heinrich-Jost 1984, S. 73].. Ich
wechselte ein P/p/aar Worte mit ihr, sie behauptete in München gewesen
zu sein und dich besucht zu haben. Sie sagte, du habest die am
geschmackvollsten eingerichtete Wohnung, die ich/sie/ je in Deutschland
gesehen.
Also nicht wahr, wenn du etwas vermagst, dann tue es,
du würdest mir gerade jetzt eine große Erleichterung verschaffen und mir
ersparen, daß ich an einer andern Stelle anklopfen muß.
In Liebe und mit Gruß
Donald
Berlin, Paulsstraße 8.
am 29. Mai 1901