Kennung: 933

Hamburg, 16. März 1899 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Heine, Carl

Koautoren*in

  • Heine, Beate

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Carl Schultze-Theater
HAMBURG.
Direction: J. Ferenczy.


Hamburg, d. 16.III 1899


Mein lieber Herr Wedekind.

Sie haben mir wirklich eine große Freude dadurch bereitet, daß Sie den KammersängerWedekind hatte ein Exemplar seines soeben erschienenen Einakters „Der Kammersänger“ [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Nr. 52, 4.3.1899, S. 1742], der eine gedruckte Widmung an Carl Heine enthält (siehe unten), nach Hamburg geschickt [vgl. Wedekind an Beate Heine, 12.3.1899]. mir zugeeignetDie Erstausgabe des Einakters „Der Kammersänger. Drei Scenen von Frank Wedekind“ (1899) im Albert Langen Verlag enthält die gedruckte Widmung: „Dem Meister deutscher Bühnenkunst / Dr. Carl Heine / in treuer Freundschaft gewidmet“ [KSA 4, S. 333] In der 2. Auflage (1900) lautet die Widmung dann gekürzt: „Dem Meister deutscher Bühnenkunst / Dr. Carl Heine / gewidmet“ [KSA 4, S. 9] ‒ sie wurde so nach den Verlagswechseln auch in die 4. Auflage (Bruno Cassirer Verlag) und im Abdruck des Einakters 1913 in den „Gesammelten Werken“ (Georg Müller Verlag) übernommen [vgl. KSA 4, S. 9; 333f.]. haben; er ist so ganz Sie selbst, enthält ihre Kunst- und Lebensanschauung so sehr in nuce comprimiert, daß ich glaube ein Stück von Ihnen selbst zu besitzen, und weiß Gott ich sehne mich oft danach mit Ihnen wieder einmal zu plaudern. Ob wir nach Paris kommen können hängt von der weiteren Gestaltung meiner Zukunft ab, davon ob meine Pläne für Hamburg oder Berlin zur Reife kommen oder nicht.

Ob ich den Kammersänger zur Aufführung bringen kann (es würde sich um Mai handeln) ist mir noch ungewiß, da ich keinen Titelhelden besitze der den Kredit beim Publikum hat, daß ich ihm das Schicksal | des Stückes anvertrauen kann. Haben Sie die letzte Scene nicht erheblich gekürzt? Übrigens hat EntschDer Bühnenvertrieb von Wedekinds Dramen lag bei dem seit 1882 von dem Theateragenten Theodor Entsch geführten Theaterverlag A. Entsch in Berlin (Neue Wilhelmstraße 1) [vgl. Adreßbuch für Berlin 1899, Teil I, S. 301]. wegen des Erdgeistes„Erdgeist“ war von Carl Heines Ibsen-Theater in Leipzig am 25.2.1898 uraufgeführt und mehrfach gespielt worden; dazu kamen 10 Aufführungen während der Tournee des Ensembles, wie in der Presse zusammengerechnet war: „Frank Wedekind’s Erdgeist 10 Mal.“ [Leipziger Tageblatt, Jg. 92, Nr. 355, 16.7.1898, Morgen-Ausgabe, 3. Beilage, S. 5398] noch immer nicht mit mir abgerechnet, so daß ich Ihnen den Autorensold noch nicht senden konnte.

Von näheren Erlebnissen ‒ z.B. daß Riechers und WaldemarBeate Heine hat Wedekind über das Gastspiel des Schauspielerpaars Helene Riechers und Arthur Waldemar aus Leipzig am Carl Schultze-Theater in Hamburg berichtet [vgl. Beate Heine an Wedekind, 16.3.1899]. bei mir gastiert hatten! daß ich mit meinem Cyclus moderner DramenBeate Heine hat Wedekind ausführlich von dem Zyklus moderner Dramen (Stücke Henrik Ibsens, Otto Erich Hartlebens und anderer Autoren) berichtet [vgl. Beate Heine an Wedekind, 16.3.1899], der seit dem 29.1.1899 am Carl Schultze-Theater in Hamburg unter der Regie von Carl Heine sonntagnachmittags erfolgreich zur Aufführung kam. mitten im controleur des vagons litin der Spielzeit des französischen Schwanks „Le Contrôleur des wagons-lits“ (1898) von Alexandre Bisson in der deutschen Fassung „Der Schlafwagen-Kontrolleur“ von Benno Jacobsen am Carl Schultze-Theater in Hamburg, der am 26.2.1899 vor ausverkauftem Haus Premiere hatte [vgl. Beate Heine an Wedekind, 16. und 17.3.1898]. viel Glück hatte u.s.w. wird meine Frau wohl ausführlich erzähltvgl. Beate Heine an Wedekind, 16. und 17.3.1898. haben. Ich wollte Ihnen heute nur meinen Dank für Ihre Widmung aussprechen.

Herzlichst
Ihr
Dr Carl Heine


[Beate Heine:]

Verzeihen Sie, ich hatte vergessen, den Brief gesternam 17.3.1898 ‒ Beate Heine hat ihren an zwei Tagen geschriebenen letzten Brief an Wedekind [vgl. Beate Heine an Wedekind, 16. und 17.3.1898] wohl an diesem Tag abgeschickt und vergessen, den Brief ihres Mannes in das Kuvert mit ihrem Brief einzulegen, der daher einen Tag später versandt wurde als ihr Brief. einzulegen!

Herzlichste Grüße!

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte. Bleistift.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14 x 21,5 cm. Mit gedrucktem Briefkopf. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Nachsatz von Beate Heine ist mit Bleistift geschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Dem Nachsatz Beate Heines zufolge dürfte der Brief am 18.3.1899 versandt worden sein.

  • Schreibort

    Hamburg
    16. März 1899 (Donnerstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Hamburg
    18. März 1899 (Samstag)
    Ermittelt (sicher)

  • Empfangsort

    Paris
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 65
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Carl Heine, Beate Heine an Frank Wedekind, 16.3.1899. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

08.03.2024 15:40