München, 19.VIII.1914.
Sehr verehrter Herr Hofrath!
Darf ich Sie ersuchen, für die überaus wohlwollenden und
herzlichen Glückwünsche, die Sie die Freundlichkeit hatten, mit Ihrem Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Karl Zeiß an Wedekind, 23.7.1914. aus
Bad Kissingen zu senden, aufrichtigen herzlichen Dank entgegenzunehmen. Vor
allem aber, verehrter Herr Hofrath, haben Sie mich tief verpflichtet durch
Ihren freundlichen ausführlichen BeitragIn dem von Joachim Friedenthal als Ehrengabe zu Wedekinds 50. Geburtstag herausgegebenen Band „Das Wedekindbuch“ (1914) befindet sich die „Dr. Karl Zeiß / Künstlerischer Leiter des Königlichen Hofschauspiels Dresden“ [S. 282-285] überschriebene Würdigung. zu der Urtheilssammlung des Herrn Dr.
Friedenthal. Ihr Urtheil ist sicherlich das gewichtigste, das zur Verteidigung,
wenn nicht zur Rechtfertigung meiner schauspielerischen Bethätigung darin
geäußert wurde.
Was ich dem Dresdener Hoftheater für die ausgezeichneten
glänzenden Aufführungen„Der Kammersänger“ war am 30.5.1913 (Premiere) und „Der Marquis von Keith“ am 28.5.1914 (Premiere) erstmals am Königlichen Schauspielhaus Dresden unter der künstlerischen Leitung von Carl Zeiß erfolgreich inszeniert worden. von Kammersänger und Marquis von Keith schuldig bin,
dessen bin ich mir tief bewußt. Jetzt sind schwere ZeitenAnspielung auf den Ersten Weltkrieg. hereingebrochen, das
Theater kann froh sein, wenn ihm seine Existenzberechtigung nicht völlig
abgesprochen wird, und kein Mensch darf an sich selber denken. Um so dringender
fühl ich das Bedürfnis, mich für alles das, was Sie für mich gethan haben,
dankbar zu zeigen.
Mit der Bitte, Ihrer verehrten Frau Gemahlin meiner Frau und
meine Empfehlungen auszusprechen und besten Grüßen Ihr ergebener
Frank Wedekind.