Verehrter Herr
Landsberger!
Empfangen Sie meinen aufrichtigen herzlichen Dank
für Ihre lieben Zeilennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Landsberger an Wedekind, 22.4.1910.. Ihre TheilnahmeArtur Landsberger nahm Anteil an Wedekinds Streit mit seinem Verleger Bruno Cassirer. So schrieb Landsberger am 26.4.1910 an Maximilian Harden: „Ich möchte nun Wedekind, der seit dieser Affaire in seinem Schaffen lahm gelegt ist, gern, so weit oder so wenig ich dazu imstande bin, in jeder Weise unterstützen. Darf ich Ihnen, hochverehrter Herr Harden, über den Fall Jonas sprechen?“ Er bat Harden um ein Gespräch in der Sache und bemerkte, Wedekind sei „meines Erachtens bei Justizrat Jonas in den ungeeignetsten Händen. Ich habe ihm zu Philipp geraten, und er acceptierte freudig unter der Bedingung, daß für Jonas ein plausibler Grund gefunden würde.“ [Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Maximilian Harden, Nr. 63] ist mir eine große Freude, ich nehme
Ihre Hülfe an in der Zuversicht, vielleicht auch Andern einmal helfen zu
können.
Was Sie über J. R. J.Justizrat Jonas. schreiben finde ich nur
alz/l/zu richtig. Ich sehe | aber gar keinen Weg, wie ich das mit ihm besprechen
soll. Ich kann mir die Wirkung nicht anders vorstellen, als daß er
sofort das Mandat niederlegen würde. Mit dem mir von Ihnen empfohlenen
Rechtsanwalt Dr.
PhilippIm Berliner Adressbuch sind für den fraglichen Zeitraum zwei promovierte Rechtsanwälte mit dem Nachnamen Philipp zu identifizieren: Dr. Hans Philipp (Pressemeldungen zufolge eher auf Strafrechtsfälle und Gewaltverbrechen spezialisiert) und Dr. Richard Philipp (wie Wedekinds Anwalt Dr. Paul Jonas am Landgericht II in Berlin tätig und daher wohl die gemeinte Person). wäre ich
einverstanden. Könnten Sie mir eine Formel verraten, wie die beiden Herren
miteinander zu vereinigen wären? Ich habe eben bei Jonas angefragtnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Frank Wedekind an Paul Jonas, 23.4.1910., wie meine
Angelegenheit denn nun |
eigentlich steht nachdem ich vierzehntage Waffenstillstand gehalten habe um das
Zustandekommen eines Vergleiches zu ermöglichen. Die Forderungen Cassirers
waren aber so horrend, daß eine Abge/lö/sung der Rechte mir vollkommen
ausgeschlossen scheint und daß ich lebhaft vermute, daß er nur auf die
Vergleichsverhandlungen einging um Ruhe vor mir zu haben.
Ich schreibe
jetzt zugleich an | Hardenvgl. Wedekind an Maximilian Harden, 23.4.1910., der sich mit seiner ganzen Herzenswärme für die Sache interessierte.
Wollen Sie, verehrter Herr Landsberger, mir
Ihre Hülfe leihen, dann bin ich Ihnen für jeden Wink dankbar.
Mit den besten Grüßen von meiner Frau und mir
Ihr ergebener
Frank Wedekind.
München, Prinzregentenstraße 50
23.4.10Im Tagebuch vom 23.4.1910 hielt Wedekind fest: „Briefe an Harden Jonas Landsberger“ (das sind der vorliegende Brief an Artur Landsberger sowie die Briefe an Maximilian Harden und an den Rechtsanwalt Paul Jonas)..