Sehr geehrter
Herrnicht identifiziert.!
Sie hatten
vor einiger Zeit die große Liebenswürdigkeit, mir einige herzliche, für mich
sehr wohlwollende Zeilennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Unbekannt (ein Herr) an Wedekind, 5.10.1904. Möglicherweise wurde der verschollene Brief auch schon Monate früher geschrieben, je nachdem, auf welche Ankündigung einer „Hidalla“-Aufführung (siehe unten) sich der Herr bezogen hat. zu schreiben. Unter anderem sprechen Sie mir darin
Ihre Glückwünsche aus für die bevorstehende AufführungWedekinds „Hidalla“ (1904) war einige Monate zuvor für eine Inszenierung am Münchner Schauspielhaus angekündigt gewesen – „Münchner Schauspielhaus. [...] An [...] Novitäten sind folgende Werke zur Aufführung erworben: ‚Hidalla‘, Schauspiel in fünf Akten von Frank Wedekind“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 57, Nr. 465, 5.10.1904, Vorabendblatt, S. 2] – und wurde dort auch uraufgeführt (siehe unten), zuvor aber war die Uraufführung im Berliner Lessingtheater (Direktion: Otto Brahm) geplant gewesen, die nicht zustande kam; das Vorhaben war auch in München angekündigt: „Frank Wedekind hat, wie man in Berliner Blättern liest, sein neuestes Werk ‚Hidalla‘ Dr. Brahm in Berlin zur Aufführung übergeben, der es als eine der ersten Novitäten der Spielzeit im Lessing-Theater bringen wird.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 57, Nr. 200, 29.4.1904, Vorabendblatt, S. 2] Unklar ist, auf welche Ankündigung der nicht identifizierte Herr sich in seinem verschollenen Brief (siehe oben) bezogen hat. meines Schauspiels |
Hidalla. Heute, da ich am Vorabendam 17.2.1905, der Tag vor der Uraufführung von „Hidalla“ im Münchner Schauspielhaus (Direktion: Georg Stollberg) am 18.2.1905. dieser Aufführung stehe, drängt es mich,
Ihnen für Ihre Wünsche meinen herzlichen aufrichtigen Dank zu sagen. Sie fragen
mich nun natürlich, warum ich so lange mit der Beantwortung eines Briefes
gezögert habe, der zu den schönsten Erträgnissen gehört, die ein Autor seiner
Arbeit zu danken haben kann. Sollten Sie sich gelegentlich das Stück Hidalla
ansehen, | dann finden Sie die deutliche Beantwortung dieser Frage im letzten
Akt in einer Unterredungdas Gespräch im 5. Akt von „Hidalla“ [vgl. KSA 6, S. 93-95], in dem Walo von Brühl dem von ihm verehrten Karl Hetmann stolz mitteilt, er habe ein Buch über ihn geschrieben, dabei aber auf wenig Interesse stößt. zwischen Karl Hetmann und Walo von Brühl.
Sie erweisen
mir dann noch die Ehre, mich um ein Autogramm zu ersuchen. Sollte Ihnen dieses
hier nicht genügen, dann theilen Sie es mir bitte mit, ich werde Ihnen mit
Vergnügen ein anderes überlassen. Aber sollte es Ihnen nicht vielleicht
verständlich sein, daß es einem Menschen nicht ganz | leicht wird, sich in
diese Situation hineinzufinden, in die Situation meine ich, daß seinem
Autogramm irgend welche besondere Bedeutung beigelegt wird. Sollen Sie dieses
Gefühl noch nicht begreifen, dann wünsche ich Ihnen aufrichtig und von ganzem
Herzen, daß Sie es bald einmal in Ihrem Leben kennen lernen mögen. Die große Freundlichkeit,
die aus Ihren Zeilen spricht, glaube ich nicht besser als mit diesem Wunsche
erwidern zu können.
Mit
herzlichen Grüßen
Ihr
Frank Wedekind.
München, 17
II 5.