Kennung: 5214

Lenzburg, 8. Mai 1884 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Emilie

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Lieber Beby.

In Willy’s Korbder Korb mit der Schmutzwäsche von Frank Wedekinds Bruder William; die beiden Brüder wohnten seit Anfang Mai 1884 zusammen im Haus des Tierarztes Emile Gros in Lausanne [vgl. Frank Wedekind an Friedrich Wilhelm Wedekind, 2.5.1884]. wirst Du ein Stück von meinem GeburtstagskuchenAm 8.5.1884 wurde Emilie Wedekind 44 Jahre alt; den Kuchen dürfte sie zusammen mit Minna von Greyerz und ihrer Haushaltshilfe Frau Eichberger zur Vesper gegessen haben [vgl. Minna von Greyerz an Frank Wedekind, 8.5.1884]. vorfinden. Verspeise ihn zu meinem Wohlsein. Herr Gysivermutlich der Atelierfotograf Otto Gysi, der 1863 mit seinem Bruder, dem Fotografen, Feinmechaniker und Retuscheur Arnold Gysi, das Fotoatelier Fr. Gysi in Aarau vom Vater (Friedrich Gysi) übernommen hatte. ließ sich erkundigen, wie uns Deine PhotographieFriedrich Wilhelm Wedekind schickte seinem Sohn die Ausführungen der Fotografie nach Lausanne [vgl. Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 11.5.1884], eine Beschreibung mit Zwicker liegt von Olga Plümacher vor [vgl. Olga Plümacher an Wedekind, 30.6.1884]; vermutlich handelt es sich um eine Variante des in der Wedekind-Biographie Kutschers abgebildeten Portraitfotos [vgl. Kutscher 1, S. 6]. gefalle worauf wir natürlich keine Antwort geben konnten. Ich wäre sehr neugierig etwas davon zu sehen.

Morgen soll Hr Pestalozzivermutlich Konrad Pestalozzi, der älteste Sohn des Vorbesitzers von Schloss Lenzburg und Mitglied der Erbengemeinschaft, die das Schloss 1872 für 90.000 Franken an Friedrich Wilhelm Wedekind verkauft hatte. kommen, den ich aber wahrscheinlich nicht das Vergnügen haben werden zu sehen, da ich | nothwendig nach Sirnach muß zu ZweifelsGemeint sein dürften die 3 Brüder Heinrich, Nicolaus und Peter Zweifel, die nach dem Ausscheiden des letzten Mitgründers (Jost Schiesser-Zweifel) die Weberei Sirnach in Sirnach unter dem Namen „Gebr. Zweifel“ in alleiniger Verantwortung übernahmen. In der Bekanntmachung heißt es: „Die Gebrüder Nicolaus, Heinrich und Peter Zweifel von und wohnhaft in Sirnach haben unter der Firma Gebr. Zweifel in Sirnach eine Kollektivgesellschaft eingegangen, welche mit der Eintragung in das Handelsregister ihren Anfang nimmt.“ [Schweizerisches Handelsamtsblatt Jg. 2, Nr. 80, 5.10.1884, S. 698]..

Schicke Deine Wäsche nicht mit Willy’s in einem Koffer, da Uebergewicht doppelt kostet. Pake sie in Deinen Korb D und Willy die seinige auch in den seinen somit kostet jedes Paquet blos 48. cs.

Ich ersuche Dich mit Minna unter allen Umständen sogleich die Photographieein Foto von Fanny Amsler-Laué, einer Cousine von Wedekinds ehemaligem Schulfreund Walther Laué, die 1882 den Arzt Gerold Amsler geheiratet hatte. Wie Minna von Greyerz trat auch sie in den 1880er Jahren bei Konzerten des Musikvereins Lenzburg als Solistin für Gesang und Klavier auf [Braun 1932, S. 76]. von Fr. Dr. A retour zu senden, es ist grenzenlos taktlos sie Dir gegeben zu haben. Wir sind alleVon der Kernfamilie lebten seit Anfang Mai 1884 auf Schloss Lenzburg noch die Eltern Friedrich Wilhelm und Emilie Wedekind und die drei jüngeren Geschwister, Erika, Donald und Emilie (Mati). wohl was auch von Dir hofft Deine
treue Mutter.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 11 x 18 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 8.5.1884 ist als Ankerdatum gesetzt – Emilie Wedekind, die vor dem Kaffeetrinken an ihrem Geburtstag (8.5.1884) Wäsche bügelte [vgl. Minna von Greyerz an Wedekind, 8.5.1884] dürfte den vermutlich nach dem Kaffeetrinken geschriebenen Brief zusammen mit dem Geburtstagskuchen dem Wäschekorb William Wedekinds beigelegt haben.

  • Schreibort

    Lenzburg
    8. Mai 1884 (Donnerstag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Lausanne
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel mit den Eltern 1868‒1915. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2021
Seitenangabe:
22-23
Briefnummer:
10
Kommentar:
Der Brief ist im Erstdruck auf den 10.5.1884 datiert.
Status:
Ermittelt (sicher)

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 307
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Emilie Wedekind an Frank Wedekind, 8.5.1884. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

11.04.2024 11:45