Kennung: 4995

München, 18. Februar 1905 (Samstag), Bildpostkarte

Autor*in

  • Stollberg, Georg

Koautoren*in

  • Schwartze, Hans
  • Wedekind, Frank
  • Stollberg, Grete
  • Blei, Franz

Adressat*in

  • Brahm, Otto

Inhalt

Postkarte


Herrn
DirectorOtto Brahm war Direktor des Lessingtheaters in Berlin [vgl. Neuer Theater-Almanach 1905, S. 287], wo eigentlich die Uraufführung von „Hidalla“ hätte stattfinden sollen (siehe unten). Dr Brahm
Berlin
Lessingtheater |


[Foto]

Sünde istDer faksimilierte Satz „Sünde ist eine mythologische Bezeichnung für schlechte Geschäfte“ (darunter gesetzt der ebenfalls faksimilierte Namenszug des Autors) stammt aus dem „Marquis von Keith“ und ist ein Zitat der Titelfigur zu Beginn des 2. Aufzugs [vgl. KSA 4, S. 171]. Der Satz findet sich außerdem als Aperçu in der Liste der Aphorismen „Also sprach der ‚Marquis von Keith‘“ [vgl. Frank Wedekind: Also sprach der „Marquis von Keith“. In: Jugend. Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben, Jg. 7, Nr. 49, Dezember 1902, S. 826; KSA 5/II, S. 191]. eine mythologische Bezeichnung für schlechte Geschäfte.
Frank Wedekind.


Hidalla heuteam 18.2.1905, an dem Wedekind notierte: „Uraufführung Hidalla. Nachher im Hoftheaterrestaurant, dann bei die Weißwurst im Domhof.“ [Tb] Sein Schauspiel „Hidalla oder Sein und Haben“ wurde an diesem Abend im Münchner Schauspielhaus (Direktion: Georg Stollberg) unter der Regie von Georg Stollberg mit Wedekind in der Rolle des Karl Hetmann uraufgeführt; die Rolle des Rudolf Launhart (siehe unten) spielte das Ensemblemitglied Hans Schwartze [vgl. Neuer Theater-Almanach 1905, S. 503], der die Bildpostkarte mitunterschrieb, die nach der Vorstellung in einem der beiden Münchner Lokale geschrieben worden sein dürfte. sensationeller ErfolgDie Münchner Presse schrieb über die Uraufführung von „Hidalla“ (siehe oben): „Die Wiedergabe unter Direktor Stollbergs Leitung war im ganzen vortrefflich. Wedekind selbst bot als Hetmann eine schauspielerische Leistung, die in charakteristischer [...] Ausprägung alles übertraf, was man bisher von ihm als Darsteller zu sehen bekam. Herr Schwartze gab den Geschäftsmann Launhart mit treffendem Humor, Frau Gerhäuser die Fanny mit viel natürlichem Temperament [...]. Das ausverkaufte Haus spendete nach allen Akten starken, oft stürmischen Beifall, in dem der Widerspruch einzelner wirkungslos unterging; Wedekind wurde schon vom ersten Akt an wiederholt hervorgeklatscht und am Schlusse mit den übrigen Darstellern, mit Direktor Stollberg und auch allein oftmals gerufen.“ [Hanns v. Gumppenberg: Hidalla oder Sein und Haben. Schauspiel in fünf Akten von Frank Wedekind. (Uraufführung im Münchner Schauspielhause.) In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 58, Nr. 85, 21.2.1905, Vorabendblatt, S. 1-2, hier S. 2] Die Uraufführung von „Hidalla“ war zunächst am Lessingtheater in Berlin unter der Leitung von Otto Brahm geplant gewesen, war aber nach Wedekinds Protest gegen die Besetzung der Hauptrolle [vgl. Wedekind an Otto Brahm, 11.1.1905], der ignoriert wurde [vgl. Otto Brahm an Wedekind, 16.1.1905], was Wedekind nicht hinnahm [vgl. Wedekind an Otto Brahm, 18.1.1905], kurzfristig abgesagt worden.. Dreißig Hervorrufe. Gruß Stollberg


Schwartze


Ergebensten Gruß Frank Wedekind.


Grüße gleichfalls
Grete Stollberg


Franz Blei.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Papier. 9 x 14 cm.
Schreibraum:
Im Hoch- und Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Empfängeradresse hat Georg Stollberg geschrieben. Die Illustration auf der Bildseite zeigt ein Foto von Wedekinds Kopf (in seinen Umrissen ausgeschnitten), unter dem ein faksimiliertes Autograf von Wedekinds Hand (in Kurrentschrift) als Bildunterschrift platziert ist (hier wiedergegeben). Die Beschriftungen von Georg Stollberg, Hans Schwartze, Wedekind, Grete Stollberg und Franz Blei sind unterschiedlich positioniert (links und rechts neben dem Foto sowie unter dem faksimilierten Autografen). Sie sind in der vermuteten Reihenfolge ihrer Niederschrift wiedergegeben. Die nicht gestempelte Bildpostkarte ist mit einer aufgeklebten Briefmarke von 5 Pfennig frankiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 18.2.1905 ist als Ankerdatum gesetzt – das wahrscheinliche Schreibdatum, der Bemerkung von Georg Stollberg auf der Bildpostkarte zufolge („Hidalla heute sensationeller Erfolg“), die sich nur auf die Uraufführung am Münchner Schauspielhaus am 18.2.1905 beziehen kann, bei der er selbst Regie führte und Wedekind in der Hauptrolle als Karl Hetmann auftrat.

Die Bildpostkarte ist frankiert, aber nicht gestempelt; sie ist zudem im Nachlass von Georg Stollberg überliefert – insofern ist anzunehmen, dass er sie nicht abgesandt, sondern bei sich zurückbehalten hat.

  • Schreibort

    München
    18. Februar 1905 (Samstag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Ignaz Georg Stollberg
Signatur des Dokuments:
IGS 135
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Georg Stollberg, Hans Schwartze, Frank Wedekind, Grete Stollberg, Franz Blei an Otto Brahm, 18.2.1905. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

23.04.2024 11:52