Kennung: 4670

München, 15. Januar 1910 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Kraußneck, Arthur

Inhalt

Ew. HochwohlgeborenArthur Kraußneck, einer der Schauspieler, die Wedekind für die geplante Umfrage „Wie denken Sie über Frank Wedekind als Schauspieler?“ [Wedekind an Berliner Tageblatt, 16.1.1910], die er gemeinsam mit Oskar Geller konzipierte – er notierte am 15.1.1910: „Im Café Orlando präparire ich mit Oskar Geller die Umfrage über meine Schauspielerei“ [Tb], anzuschreiben dachte. Er hat wenige Seiten nach dem vorliegenden Briefentwurf Adressen von Schauspielern (Gustav Maran, Paul Wiecke, Arthur Bauer, Mathieu Lützenkirchen, Arthur Kraußneck, Josef Klein, Paul Wegener, Hermann Nissen, Max Marx, Oscar Sauer, Josef Kainz, Reinhold Gollbach) aufgelistet (alle im Notizbuch [Nb 18, Blatt 81r, 81v] als Adressaten notiert), die womöglich angeschrieben wurden, darunter Arthur Kraußneck, Schauspieler in Berlin (Großbeerenstraße 25) am Königlichen Schauspielhaus [vgl. Neuer Theater-Almanach 1910, S. 271]. Wedekind hat zu ihm notiert: „Kgl. Schauspielhaus Arthur Kraußneck, Großbeerenstr. 25.“ [Mü, Nb 18, Blatt 81v]!

Ohne den geringsten Erfolg bemühe ich mich seit einer Reihe von Jahren das Interesse der deutschen Schauspielerwelt auf meine dramatischen Arbeiten zu lenken, vor allem auf meine die CharakterschauspieleWedekind nannte Rollen aus seinen Stücken „Hidalla“, „Der Marquis von Keith“ und „König Nicolo oder So ist das Leben“ in einem Appell an Schauspieler (im Entwurf zu einem „Vorwort“ zum Einakter „In allen Wassern gewaschen“) im Notizbuch wenige Seiten nach dem vorliegenden Briefentwurf: „Ich appeliere an die Ehre des deutschen Schauspielers. Ich fordere den deutschen Schauspieler auf, mir doch endlich zu zeigen wie man die Rollen Karl Hetmann M. v. Keith König Nicolo besser spielt als wie ich sie leider seit Jahren zu spielen genötigt bin, wenn ich meine dramatische Arbeit nicht als unkünstlerisch unbeholfen und unwirksam gebrandmarkt wissen will.“ [Mü, Nb 18, Blatt 82r] Hidalla Der M. v. Keith So ist das Leben Hidalla und Totentanz zu lenken

Mit M. v. Keith und So ist das Leben wurden bis jetzt nur ganz vereinzelen/t/ Versuche unternommen, während den Stücken Hidalla und Totentanz auch nicht einmal diese bescheideSchreibversehen, statt: bescheidene. Ehre von Seiten irgend eines Charakterdarstellers zutheil geworden ist.

Wollen es mir Ew. Hochwohlgeboren daher nicht verdenken wenn ich mit der Bitte an Sie herantrete mir folgende nachstehende Frage gütigst freundlichst beantworten zu | wollen:

Wie denken Sie über die Aufführbarkeit und eventuelle Bühnenwirksamkeit meiner dramatischen Arbeiten Hidalla M. v. K. So ist das Leben und Totentanz

Die Beantwortung dieser Frage durch eine geistige und wie künstlerisch


kann nur gutes zur Folge haben. Entweder wird dem Streben und Schaffen des deutschen Schauspielers neues und so dankbares ich darf wohl so sagen zieml ansehnlich reiches Feld erschlossen S oder ich kann nicht länger an der Unaufführbarkeit meiner künstlerischen Absichten zweifeln und werde in Zukunft die Deutsche Bühne mit meinen unwillkommenen Arbeiten nicht mehr behelligen.

Sollten Ihnen die erwähnten Werke Schauspiele nicht bekannt sein, dann bin ich gerne bereit, Ihnen das eine oder andere davon auf Wunsch zur Verfügung zu stellen |

rischen Ansichten zweifeln und werde die Deutsche Bühne in Zukunf nicht länger mit meinen unwillkommenen Arbeiten behelligen.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Liniertes Papier. Notizbuchseiten. 11 x 17 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der seitenrückläufig geschriebene Briefentwurf ist im Notizbuch überliefert [Nb 18, Blatt 87v, 87r, 86v].

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 15.1.1910 ist als Ankerdatum gesetzt – nach der Lage im Notizbuch. Der Briefentwurf ist zwischen zwei exakt datierbaren Briefentwürfen [vgl. Wedekind an Berliner Tageblatt, 14.1.1910 und 16.1.1910] niedergeschrieben und betrifft denselben inhaltlichen Zusammenhang, ein Umfrageprojekt „Wie denken Sie über Frank Wedekind als Schauspieler?“ ‒ Wedekind notierte es am 15.1.1910: „Im Café Orlando präparire ich mit Oskar Geller die Umfrage über meine Schauspielerei.“ [Tb] Der Briefentwurf als Anschreiben zu einer Umfrage war jeweils an einzelne Schauspieler gerichtet, darunter Arthur Kraußneck, wobei nicht belegt ist, ob auf dieser Grundlage ein Brief geschrieben und abgesandt wurde, was aber denkbar ist.

  • Schreibort

    München
    15. Januar 1910 (Samstag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
L 3501/18
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Arthur Kraußneck, 15.1.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

11.07.2023 09:14