Kennung: 402

München, 30. April 1916 (Sonntag), Postkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Martens, Kurt

Inhalt

30.4.16. Lieber Martens! Seit einigen Tagen bin ich wieder hierWedekind hatte sich vom 10. bis 24.4.1916 in Berlin aufgehalten, wo er er einige berufliche Unterredungen führte, im übrigen aber vorwiegend privaten Geschäften nachging. Nebenher arbeitete er an seinem Drama „Till Eulenspiegel“, der Neufassung von „Oaha“ [vgl. Tb]. und ersehne Deine Rückkehr. In Berlin habe ich mir allerhand Geschäfte aufgeladen, so daß für DresdenMartens verbrachte die Ferien in seinem Elternhaus in Loschwitz bei Dresden, wo er in früheren Jahren häufiger mit Wedekind zusammengetroffen war. keine freie Zeit übrig blieb und ich direkt zurückfuhr. Ich hoffe, daß Du die schönen Frühlingstage frohen Herzens genießest. In Berlin sprach ich allerhand Leute, die den | SchicksalsmächtenIn Berlin war Wedekind mehrfach mit dem Elektroindustriellen Walther Rathenau zusammengetroffen, der 1914/15 die Kriegsrohstoffabteilung im preußischen Kriegsministerium geleitet hatte [vgl. Tb, 15./16.4.1916]. Er besuchte häufig die Deutsche Gesellschaft 1914, einen im November 1915 unter der Präsidentschaft des Diplomaten und Staatsekretärs im Reichskolonialamt Wilhelm Solf gegründeten politischen Klub, der Angehörigen verschiedener gesellschaftlicher und politischer Richtungen zur Aussprache diente [vgl. Martin 1996, S. 131f.]. Für den 17.4.1916 notierte Wedekind beispielsweise im Tagebuch: „Vortrag im Klub. Da keine Bekannten da sind[,] esse ich am Zoo zu Abend. Nachher Klub. Exz[ellenz] Solf[,] [Max] Reinhardt[,] Theodor Wolff[,] Erich Reiß[,] Baron [Walter von?] Rummel.“ nahe stehen und freue mich sehr darauf, wenn wir unsere Wahrnehmungen wieder austauschen können. Seit einigen Tagen ist Kutscher hier, leicht verwundetDer Theaterwissenschaftler Artur Kutscher, der seit August 1914 im Felde stand, kurierte von Anfang April bis Mitte Juni 1915 eine Fußverletzung aus, die er sich während eines Marsches zugezogen hatte [vgl. Artur Kutscher: Der Theaterprofessor. Ein Leben für die Wissenschaft vom Theater. München 1960, S. 118–120]. Laut seinem Tagebuch traf Wedekind erst am 3. und 4.5.1916 in München mit Kutscher zusammen.. Mit herzlichsten Grüßen in alter Freundschaft

Dein Fr Wedekind.


Königreich Bayern
Postkarte


Herrn
Dr. Kurt Martens
Loschwitz bei Dresden/München/
Villa Starcke Nachs München Habsburgerstr. 3

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Die Textseite ist im Querformat, das Textfeld auf der Adressseite im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
Wedekind, Frank A I/27
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Kurt Martens, 30.4.1916. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Zuletzt aktualisiert

01.07.2019 09:48