Kennung: 398

München, 3. Juni 1913 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Martens, Kurt

Inhalt

Lieber Martens!

Empfang meinen herzlichen Dank für Deine liebe Einladung. Leider erhielten wir vorgestern Abend die Nachricht, daß wir nach WienFrank und Tilly Wedekind fuhren am 4.6.1913 nach Wien, wo sie am 6.6.1913 in der Wiener Erstaufführung von Wedekinds Drama „Franziska“ am Deutschen Volkstheater gastierten. Auf die Premiere folgten zwei Wiederholungen [vgl. Tb, 4.–12.6.1913]. fahren müssen. Es galt zuerst die Kinder unterzubringen und dann die Koffer zu packen. Heute Abend fahren wir. Ich kann aber nicht | reisen, ohne Dir vorher meinen aufrichtigen herzlichen Dank gesagt zu haben für die großen Opfer an Zeit und Mühe, die Du in den letzten Wochen in meinen Angelegenheiten gebracht hast. Wenn sich meine Angelegenheiten mit denjenigen der Allgemeinheit theilweise deckten so entbindet mich das nicht meiner Dankbarkeit Dir | gegenüber.Hierzu machte Martens auf der letzten Seite des Briefes eine Anmerkung mit Einweisungszeichen: „bezieht sich auf W’s Kampf mit der Münchner Zensur u einen Leitartikel von mir darüber in d. M[ünchner] N[euesten N[achrichten] | Martens“. Martens hatte wiederholt öffentlich gegen das Zensur-Verbot von Wedekinds fünfaktiger „Lulu“-Tragödie protestiert, von der die Münchner Polizeibehörde nur eine einmalige geschlossene Vorstellung am 29.5.1913 genehmigt hatte [vgl. Wedekinds Brief an Martens vom 25.5.1913]. Einen Tag zuvor hatte sich die Münchner Ortsgruppe des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller, deren Vorsitzer Martens war, auf ihrer Mitgliederversammlung im Café Luitpold geschlossen hinter Wedekind gestellt. Am selben Tag veröffentlichte Martens auch einen längeren Artikel zu den Vorgängen, in dem er insbesondere die Mitwirkung des mit Künstlern und Honoratioren besetzten Münchner Zensurbeirats an dem Verbot kritisierte [vgl. Kurt Martens: Das neueste Zensurverbot. In: Münchner Neueste Nachrichten, Nr. 266, 28.5.1913, Abendblatt, S. 1; vgl. auch KSA 3/II, S. 1289f.].

Empfiel mich bitte Deiner verehrten Gattin und sei bestens gegrüßt von

Deinem alten
Frank Wedekind.


3.6.13.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaße 12 x 17,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    3. Juni 1913 (Dienstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
281-282
Briefnummer:
400
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
Wedekind, Frank A I/16
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Kurt Martens, 3.6.1913. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (08.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Zuletzt aktualisiert

01.07.2019 09:48