Sehr geehrter Herr HolzbockAlfred Holzbock war Schriftsteller in Berlin (Dessauer Straße 15) [vgl. Berliner Adreßbuch 1910, Teil I, S. 1119] und Redakteur des „Berliner Lokal-Anzeiger“ (Redaktion: Zimmerstraße 36-41) [vgl. Berliner Adreßbuch 1910, Teil I, S. 172]. Wedekind war seit Jahren mit ihm bekannt, wie seine Notiz „Holzbock“ [Tb] am 13.8.1904 dokumentiert.!
Würden Sie sich nicht dazu verstehen können,
einmal an verschiedene Schauspieler, aber ausschließlich an Schauspieler,
von Kainz abwärts, die Frage zu richten: „Wie denken SieDie Frage „Wie denken Sie über Frank Wedekind als Schauspieler?“ hatte Wedekind am 16.1.1910 bereits dem „Berliner Tageblatt“ für eine Umfrage unter Schauspielern vorgeschlagen [vgl. Wedekind an Berliner Tageblatt, 16.1.1910]. Weder im „Berliner Tageblatt“ noch im „Berliner Lokal-Anzeiger“ ist eine solche Umfrage „Wie denken Sie über Frank Wedekind als Schauspieler?“ bisher nachgewiesen. Möglicherweise sprach Wedekind ein paar Tage später mit dem Theaterreferenten des „Berliner Lokal-Anzeiger“ persönlich über diesen Plan; er notierte am 3.2.1910 in Berlin: „Besuch auf Lokalanzeiger und bei Holzbock.“ [Tb] über Frank Wedekind
als Schauspieler?“ ‒ Ich würde
es nicht für richtig halten, die Frage an Theaterleiter, z.B. Reinhardt oder
Barnowsky zu richten weil deren Urtheil vielleicht zu meinen Gunsten gefärbt
sein könnte. DagenSchreibversehen, statt: Dagegen. würde die | Beantwortung,
wenn sie ausschließlich durch Schauspieler erfolgt, doch jedenfalls ein
interessantes Resultat ergeben. Als Form vielleicht: In Anbetracht der
verschiedenartigen sich völlig widersprechenden Urtheile, die in Presse und
Publikum über Wedekinds schauspielerische Thätigkeit laut werden, erlaube ich
mir, an Sie die Frage zu richten e.ct. oder irgend etwas ähnliches.
Ich hoffe, geehrter Herr Holzbock, daß Sie meinen
Vorschlag, auch wenn | Sie ihn
nicht gerechtfertigt finden, deshalb nicht für eine unangebrachte
Zudringlichkeit halten werden.
In vorzüglicher Hochschätzung
mit besten Grüßen
Ihr
Frank Wedekind.
München, 21. Januar 1910
Prinzregentenstraße 50.