Kennung: 2917

Salzburg, 14. März 1915 (Sonntag), Brief

Autor*in

  • Strindberg, Friedrich

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Salzburg, den 14. März 1915.


Lieber Frank!

Schon habe ich mich hingesetzt, um Dir meinen besten Dank für Deinen lieben Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Friedrich Strindberg, 12.3.1915. auszusprechen. Der Tag an dem ich Deinen Brief erhielt und heute, da ich diesen schreibe, sind die glüklichstenSchreibversehen, statt: glücklichsten. Stunden in dieser Woche. In der letzten Zeit habe ich ein kleines chinesisches Lustspielnicht überliefert. „Der verlorene Gatte“, das ganze in Reimen, vollendet, um es eben bekannt machen zu können. Eine ganz leichte Arbeit, angeregt von den köstlichen JapanstudienZwischen 1905 und 1910 erschien bei Rütten und Löning in Frankfurt am Main eine sechsbändige Ausgabe des irisch-griechischen Schriftstellers Lafcadio Hearns mit seinen Schriften und Geschichten über Japan in der Übersetzung von Berta Franzos und mit einem Vorwort von Hugo von Hofmannsthal sowie Illustrationen von Emil Orlik. Die Ausgabe bestimmte maßgeblich das Japanbild der Jahrhundertwende im deutschsprachigen Raum. Drei der Bände kündigen im Titel neben „Geschichten“ auch „Studien aus Japan“ an. Lafcadio Hearns. Ich hatte die Gedanken gar nicht beisammen und in hingeworfenen, sprunghaften Dialogen ließ ich die Handlung ganz Nebensache werden. Die Verse sind stark vom deutschen Peer GyntHenrik Ibsens Versdrama „Peer Gynt“ (1876) war 1881 in der Übersetzung von Ludwig Passarge erstmals auf Deutsch erschienen, die zweite, umgearbeitete Auflage 1887 als populäres Reclamheft. 1901 folgte im Rahmen der Ausgabe der „Sämtlichen Werke“ Ibsens bei S. Fischer in Berlin in Band 4 eine weitere Übersetzung durch Christian Morgenstern. beeinflußt, es finden sich arge Verstöße gegen jede Metrik aber „beschwichtigten“ auf „besichtigten“ zu reimen gehört eben zum Lustspiel. Seine Pflicht hat es getan. Und das macht mich eben heute so froh. Eine ganze Glückseligkeit mit einer über den Haufen geworfenen Menschenkenntnis. Ich glaubte bis heute, daß die ganze Welt nur Hedda GablersGeneralisierung durch Plural. Hedda Gabler die Titelfigur aus Henrik Ibsens gleichnamigem Drama galt den Zeitgenossen als ‚unweibliche‘ und verhängnisvolle Frauengestalt. oder, wenn es gut geht, ein paar seelenlose, im Gefühl aufgehende JulienGeneralisierung durch Plural. Julie aus August Strindbergs Trauerspiel „Fräulein Julie“, ist eine weitere, von den Zeitgenossen aufgrund ihrer ‚männlichen‘ Erziehung und Triebhaftigkeit negativ beurteilte Frauengestalt., vielleicht eine Maria StuartTitelfigur in Friedrich Schillers gleichnamigem Trauerspiel, das vermutlich zu Friedrich Strindbergs Schullektüre zählte, eine schöne Gattenmörderin, die anschließend den Mittäter heiratete. darunter. Und darum freue ich mich auch schon so entsetzlich | wenn Du nächstes mal nach Sb. kommst. Ich werde jetzt schon beginnen nachzudenken, wohin wir mitsammen gehen können; ich glaube Du hast das MuseumDas 1834 gegründete Städtische Museum Salzburgs, trug seit 1850 den Namen Carolino-Augusteum. Die populäre „Aufstellung der Musealgegenstände in malerische Gruppen und kulturhistorische Bilder nach einem von der bisherigen Ausstellungsart in Museen abweichenden Prinzipe“ [Führer durch die Sammlungen des städtischen Museum Carolino-Agusteum in Salzburg. Salzburg 1888, S. 5] ging auf den Münchner Landschaftsmaler Jost Schiffmann zurück, der das Museum von 1870 bis 1911 leitete. noch nicht gesehen, vielleicht auch nicht die Peterskirche neben dem Peterskeller. Und ist dann Frühling und sind die Tage schön, besuchen wir, wenn Du vielleicht willst, den MönchsbergDer Mönchsberg (508 m) verläuft rund eineinhalb Kilometer innerhalb Salzburgs am linken Salzachufer entlang. und sehen herab auf Salzburg, auf der HumboldswarteDie Humboldtterasse ist eine der zahlreichen Aussichtspunkte auf dem Mönchsberg und wurde auf einer Geschützplattform aus dem Dreißigjährigen Krieg über dem Klausentor angelegt., wo der berühmteA. v. H. den AusspruchDer Alexander von Humboldt zugeschriebene, aber frei erfundene Ausspruch lautet: „Die Gegenden von Salzburg, Neapel und Konstantinopel halte ich für die schönsten der Erde.“ Er wurde seit 1870 durch den Abdruck in Reiseführern rasch populär [vgl. Robert Hoffmann. Die Entstehung einer Legende. Alexander von Humboldts angeblicher Ausspruch über Salzburg. In: Humboldt im Netz, Bd. 7, Nr. 12, 2006; URL: https://doi.org/10.18443/hinvol7iss122006] von Salzburg, Konstantinopel u. Neapel tat. Hoffentlich ist Deine WundeDie Wundheilung nach Wedekinds Blinddarmoperation am 29.12.1914 gestaltete sich langwierig und machte häufige Verbandwechsel notwendig, die Wedekind im Tagebuch am 8.3.1915 („Bei Skanzoni zum Verbinden“), 15.3.1915 („Bei Skanzoni. Er führt die Sonde ein“) und 16.3.1915 („Eiterung wird stärker. Ich kann kaum gehen“) notierte. bis dahin schon recht, recht gut beisammen, daß Du dich auch wieder mit vollem Herzen der wunderschönen Natur hier freuen kannst. Letzten Sonntagam 7.3.1915. war Herr WeyrFriedrich Strindbergs Cousin und Vormund Cäsar Ritter von Weyr war Leutnant der Reserve und bereits eingezogen worden. Nach einer Verwundung befand er sich auf Heimaturlaub [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 10.1.1915]. da und ich fuhr mit ihm nach Mondsee zu Großmama, die uns recht freundlich aufnahm. Er muß im April dann wieder ins Feld. Seine Wunde ist schon so ziehmlich völlig geheilt. Von unserem Besuch in Mondsee habe ich mir nur eingeprägt, daß Großmama tief bekümmert sagte, daß ich sehr schlecht aussehe. Aber ich glaube Großmama irrte sich und sie sagte es ja nur aus vorsorgender Liebe, die ich jetzt erst langsam ermessen lerne und fest danacht strebe sie mir dauernd zu erhalten. Heute werde ich zum erstenmal demSchreibversehen, statt: an den. freiwilligen SchützenübungenSein Cousin Cäsar Ritter von Weyr hatte Friedrich Strindberg vorgeschlagen, sich bei einem Jungschützenkorps militärisch ausbilden zu lassen [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 6.2.1915]. teilnehmen. Ich bin schon sehr neugierig darauf. Aber daß wir | Trient hergebenItalien verhandelte mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn über die Abtretung des zu Österreich gehörenden, vorwiegend italienischsprachigen Trentinos mit der Hauptstadt Trient an Italien als Bedingung für die Beibehaltung seiner neutralen Haltung. Die Presse im Deutschen Reich berichtete darüber, als sei die Abtretung so gut wie entschieden, die österreichische Presse schwieg zu den Verhandlungen. müssen, ärgert mich schrecklich. Gegen die Italiener kann ich mich nicht genug zornig äußern: feig, weil sie sich zum Krieg gegen uns doch nicht trauen, niederträchtig weil sie jetzt erst anfangen, ihre Forderungen bekannt zu machen.

Über das Kriegs-TagebuchWedekind vermerkte am 8.2.1915: „Kutschers Kriegstagebuch gelesen.“ [Tb] Nach der Lektüre zeigte er sich tief beeindruckt gegenüber Kutscher und bemühte sich bei seinem Verleger Georg Müller um eine Publikation [vgl. Wedekind an Artur Kutscher, 22.2.1915]. Der erste Band von Artur Kutschers „Kriegstagebuch“ erschien dann im September 1915 bei Beck in München [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 82, Nr. 203, 2.9.1915, S. 5017] mit dem Untertitel: „Namur, St. Quentin, Petit Morin, Reims, Winterschlacht in der Champagne“ (noch im selben Jahr in 2. Auflage), ein zweiter Band „Kriegstagebuch. Vogesenkämpfe“ folgte 1916. Offenbar hatte Wedekind das Buch seinem Sohn angekündigt und empfohlen. Herrn Dr. Kutschers hörte ich von Dir das erste mal. Er ist im Umgang so vielseitig, daß sicherlich er der richtigste war, die Erlebnisse aufzuzeichnen. Bitte wolltest Du so gütig sein ihm meiner beste Gratulation zu seiner Ernennung als ProfessorKutscher war am 2.2.1915 zum außerordentlichen Professor der Universität München ernannt worden [vgl. Kutscher 1960, S. 111]. Die Nachricht wurde ihm an die Front übermittelt und erreichte ihn am 12./13.2.1915. Im „Kriegstagebuch“ schließt eine Bemerkung dazu an Schilderungen von Kämpfen im Schützengraben an: „Ich bekomme die Nachricht, daß ich Professor geworden bin. O mei!“ [Kutscher 1915, S. 250] (zu machen). auszudrücken. Ich freue mich darüber aus ganzem Herzen, daß es auch einem kühnen Germanisten neuer GeistesrichtungArtur Kutscher galt als der Begründer der neuen Disziplin der Theaterwissenschaft. In seinen Lehrveranstaltungen behandelte er auch Gegenwartsautoren und brachte sie mit seinen Studierenden zusammen. Daneben organisierte er mit ihnen Theateraufführungen. gegönnt ist als Professor zu einer begeisterten Jugend zu sprechen. Hoffentlich überlebt er gut den Krieg, um nachher an Erfahrungen bereichert in die Lage zu kommen, auch mich voraussichtlich einmal unter seinen Hörern zu finden.

Literarisches. Neues weiß ich nichts. Ich entsetze mich nur über die neuen FackelhefteDie letzten beiden Nummern der „Fackel“, Nr. 404 und Nr. 405, waren im Dezember 1914 und Ende Februar 1915 erschienen. und stehe nach meiner früheren Leidenschaft Kraus sicher vorurteilsfrei genug gegenüber, um seine – nun schrecklich ans Licht tretenden – Schwächen in klarer Beleuchtung zu sehen. Jedes zweite Wort ist so unnatürlich, daß es mit der Zeit lächerlich wirkt, wenn er behauptet: „Das Pressegezücht müsse schweigen lernen“als Zitat nicht nachgewiesen. In seinem Artikel „Der Ernst der Zeit und die Satire der Vorzeit“ im jüngsten Heft der „Fackel“ ging Karl Kraus auf sein eigenes Schweigen angesichts des Weltkrieges ein und konstatierte: „Und noch so weit ließ ich mich in der Selbstbeherrschung hinreißen, zu schweigen vor dem Sprachgesindel, dem der Anblick unnennbaren Grauens nicht die Zunge gelähmt, sondern flott gemacht hat; stumm zu sein vor der verächtlichsten Brut, die sich je in ein Hinterland verkrochen hat, den Dichtern und Denkern und aller wortbereiten Unzucht, die den Morgen und den Abend schändet und von der ich im Innersten überzeugt bin, daß ohne ihr Dasein, ohne ihre grausamste antikulturelle Wirkung, neben der keine Geistesmacht der Zeiten standhielt, dieser Krieg der berauschten Phantasiearmut nicht entbrannt und nicht ins Überunmenschliche entartet wäre.“ [Die Fackel, Jg. 16, Nr. 405, 23.2.1915, S. 14f.] Schon im Heft zuvor hatte Kraus gefordert: „Wer Taten zuspricht, schändet Wort und Tat und ist zweimal verächtlich. Der Beruf dazu ist nicht ausgestorben. Die jetzt nichts zu sagen haben, weil die Tat das Wort hat, sprechen weiter. Wer etwas zu sagen hat, trete vor und schweige!“ [Die Fackel, Jg. 16, Nr. 404, 5.12.1914, S. 2] – er selbst aber immer weiter spricht u. seinen „alten glühenden Haß erneuert“als Zitat nicht nachgewiesen. Im letzten Heft der „Fackel“ hatte Karl Kraus geschrieben: „Nur damit kein Zweifel aufkomme und kein Verdacht, als ob ich etwa meiner falschen Optik untreu geworden wäre und die Grundlagen dieses Jahrhunderts plötzlich nicht wiedererkennen würde, erneuere ich das Gelöbnis meines Hasses.“ [Die Fackel, Jg. 16, Nr. 405, 23.2.1915, S. 3] „Nein, ich bin nicht verpflichtet, den Haß zu arretieren, wenn die Schande am Tage bloß geht!“ [Ebd., S. 18]. W. Herzogs KampfGegen Thomas Manns Artikel „Gedanken im Kriege“ [Die Neue Rundschau, Jg. 25, Heft 11, November 1914, S. 1471-1484], der den Krieg als Befreiung feierte und als Kampf deutscher Kultur gegen westliche Zivilisation begriff, wandte sich Wilhelm Herzog mit seinem Artikel „Die Überschätzung der Kunst“ [Das Forum, Jg. 1, Heft 9, Dezember 1914, S. 445-458]. Er beginnt mit der Frage: „Sind Künstler verpflichtet, Geist zu haben? Muß einer, der Leinwandflächen bemalt, oder einer der die Idee eines Romans zu verwirklichen strebt, Einsicht in die Wirrnis politischer Probleme genommen haben und auch als Politiker Farbe bekennen, oder täte er besser daran, auf ein Urteil zu verzichten und zu schweigen, weil er das Material nicht beherrscht, also nichts zur Sache äußern, sondern nur hineinpfuschen könnte?“ [Ebd., S. 445] Und kommt zu dem Schluss: „Zu welchen puerilen Ausschweifungen ein Künstler kommen kann, wenn er sich auf ein Gebiet locken läßt, dessen glatter Boden seinem sonst wachen Verstand ungeahnte Möglichkeiten zum Ausrutschen bietet – das zeigt der Fall Thomas Manns.“ [Ebd., 454f.] „Der Friede – das Element der zivilen Korruption, die der deutschen Seele amüsant und verächtlich scheint. Man muß es zweimal lesen, man muß sich die Worte eines von uns hochbewerteten Dichters wiederholen, um dann zum rücksichtslosesten Mißtrauen aufzurufen gegen diese literarisch manikürte Irrlehre von der deutschen Seele.“ [Ebd., S. 452] gegen Th. Mann als Politiker ist entschieden zu begrüßen, dar Herzog sehr mutig spricht. Ob er aber Gehör findet scheint mir unsicher. Auch finde ich es schön von ihm, wenn er Romain Rolland nicht fallen läßtRomain Rolland publizierte bis zu ihrem Verbot am 11.9.1915 wiederholt in Wilhelm Herzogs Zeitschrift „Das Forum“, zuletzt im März 1915 mit dem Beitrag „Unser Nächster, der Feind“ [Jg. 1, Heft 12, März 1915, S. 639-644].. Nue/r/ ist mir unverständlich, daß er nicht konfisziert wird. Wenn er bei uns dies sagte, wäre er schon längst im ärgsten Konflikt mit dem Staatsanwalt. Hier darf man alles heraussagen, aber gar nichts niederschreiben. Bis gestern wußte man über die ItalienkriseZu den Forderungen Italiens nach einer Abtretung des zu Österreich gehörenden Trentino (siehe oben) hatten die österreichischen Zeitungen geschwiegen. Am 13.3.1915 erschienen dann verschiedene Artikel, die die Zugehörigkeit dieses Gebiets zu Italien historisch zu widerlegen suchten: „Da es seit den alten Römern bis 1861 kein selbständiges Italien gegeben hat, so hat Trient eigentlich seit dem Untergang des weströmischen Reiches im Jahre 476 nicht mehr zu Italien gehört, also seit beinahe eineinhalb Jahrtausenden.“ [Steirische Alpenpost, Jg. 31, Nr. 11, 13.3.1915, S. 6] „Es gibt auch bei uns Leute, welche glauben, das mit so viel Aufdringlichkeit genannte ‚Trentino‘ bilde ein geschichtlich und geographisch, ethnographisch, wirtschaftlich und landschaftlich in sich abgeschlossenes Gebiet mit einer einheitlichen italienischen Bevölkerung, welche sich darnach sehne, von der österreichischen Herrschaft ‚erlöst‘ und mit Italien vereinigt zu werden. In all diesen Beziehungen entspricht genau das Gegenteil den Tatsachen.“ [Der Tiroler, Jg. 34, Nr. 59, 13.3.1915, S. 2] überhaupt nichts aus inländischen Zeitungen. Beiliegend ein kleines Gedichtlein aus der Sammlung „Beben“nicht überliefert., die in der letzten Zeit entstand. Ich brenne schon darauf Dein Urteil über meinen „Kampf“zu dem als „Epiphania“ skizzierten und mehrfach umgearbeiteten und umbenannten Stück vgl. zuletzt Friedrich Strindberg an Wedekind, 27.2.1915. u. über die anderen Sachenmöglicherweise die Aufsätze (nicht überliefert), die Friedrich Strindberg seiner Großmutter vorgelesen hatte [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 27.2.1915]. zu hören. Unsere Osterferien beginnen am 28. III.Sonntag, den 28.3.1915; der Ostersonntag fiel auf den 4.4.1915. Über ein paar Tage werde ich nach Mondsee fahren. Nicht wahr, lieber Frank, Du bist so gut und teilst mir vielleicht mit, wann Du kommst, – wenn Dir es möglich ist, – daß ich nicht zufällig in Mondsee bin.

Nun aber meinen allerherzlichsten Dank, daß Du an ein Wiedersehen denkst und nimm bitte meine besten Wünsche auf recht baldige Genesung entgegen, in Liebe
Dein
Friedrich Strindberg.


[Beilage:]


Vor dem weißen Haus.

Ich träume so bang in die Zukunft hinaus
auf dem Unglück verheißendem Posten
und wache so manche Nacht vor dem Haus,
erwarte ein Lichtlein im Osten.

Das weiße Haus liegt so stille da,
ganz kahl, nur Röslein am Fenster,
Erinnerungsblumen, was einstens mir nah’
und als Vogelschreck für die Gespenster.

Sie kamen so oft im Frühlingsschein,
für den Sommer belebend die Gassen,
doch im Herbst, nach so mancher schier endlosen Pein
wurd’ ich immer wieder verlassen.

Und der Frühling kommt – Ich träumte schon lang
auf dem Unglück verheißendem Posten
und wiederum starr’ ich im Herzen so bang
nach dem nächsten Lichtlein im Osten. |

2.)

Doch die Sonnengegend trägt dunklen Flor,
das Röslein verwelkt an den Fenstern,
da stehe ich auf und öffne das Tor
nun wieder den alten Gespenstern.
__________

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 3 Blatt, davon 6 Seiten beschrieben

Schrift:
Mischschrift (Kurrent und lateinische Schrift).
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 18 x 22,5 cm. Gelocht. Beilage: Kariertes Papier 17 x 21 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Salzburg
    14. März 1915 (Sonntag)
    Sicher

  • Absendeort

    Salzburg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 165a
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Friedrich Strindberg an Frank Wedekind, 14.3.1915. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

05.07.2022 17:32