Kennung: 2572

Salzburg, 11. Januar 1914 (Sonntag), Brief

Autor*in

  • Strindberg, Friedrich

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Salzburg 11.2.14.Friedrich Strindberg datierte den Brief irrtümlich auf Februar statt Januar; die im Brief für „Übermorgen“ erwähnte Lesung von Karl Kraus in Salzburg fand am 13.1.1914 statt (siehe unten).


Lieber Herr Wedekind!

Danke vielmals für die Zusendung mit dem lieben Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Friedrich Strindberg, 5.1.1914. Erhalten ist der Posteinlieferungsschein für diesen eingeschriebenen Brief Wedekinds nach Mondsee, ein Begleitbrief zu einer Sendung; man darf annehmen, dass es sich bei der „Zusendung“ um das Manuskript des Stücks „Triton“ handelte, das Friedrich Strindberg seinem Vater am 26.12.1913 in München vorgelesen hatte [vgl. Tb] und per Post zurückerwartete [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 2.1.1914]..

Der Zeitung entnahm ich, daß Friedrich Kaißler die HauptrolleFriedrich Kayßler spielte in der Uraufführung von Wedekinds „Simson“ am Berliner Lessingtheater am 24.1.1914 die Titelrolle. Das wurde in der Presse angekündigt: „Das neue Stück von Wedekind ‚Simson‘ geht am 23. Januar im Lessing-Theater in Szene. Die Titelrolle spielt Friedrich Kayßler.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 43, Nr. 7, 5.1.1914, Abend-Ausgabe, S. (3)] spielt. Übermorgen liest hierDie erste Lesung von Karl Kraus’ in Salzburg fand am 13.1.1914 um 19.30 Uhr im Hotel Österreichischer Hof (heute: Hotel Sacher) in der Schwarzstraße statt. Die Presse wertete die Veranstaltung in den Ankündigungen als ein „literarisches Ereignis“ [Salzburger Chronik, Jg. 50, Nr. 4, 6.1.1914, S. 1]. Karl Kraus Teile aus seiner „chinesischen Mauer“Karl Kraus’ Aufsatzsammlung „Die chinesische Mauer“ von 1910 (bei Albert Langen in München) war 1912 in zweiter Auflage erschienen. Darin war auch die Polemik „Maximilian Harden. Eine Erledigung“ von 1907 abgedruckt. vor. Überall große Aufregung. Ganz Salzburg ist begierig /ihn zu hören. Ob ich ihn kennen lernen werde? Ansehn möchte ich ihn doch „den berühmten Gegner | von Max. Harden“ wie das Salzburger Blattnicht ermittelt, das vorangehende Zitat insofern nicht nachgewiesen. In einer Ankündigung der Lesung von Karl Kraus ist eine Berliner Rezension von 1910 zitiert, in der es hieß, Kraus leuchte „der ‚Journaille‘, der Moral, der Sittlichkeit und mit besonderer Vorliebe auch dem Generalpäch[t]er dieser und aellr [!] anderen Kulturmomente, Herrn Maximilian Ha[r]den, mit einer Dialektik heim, deren funkelnde Schärfe nicht einmal von der kristallenen Klarheit seines Stils übertroffen wird.“ [Salzburger Wacht, Jg. 15, Nr. 3, 5.1.1914, S. 4] Von seinen Polemiken gegen Maximilian Harden las Kraus in Salzburg „‚Die Sprache der Konzertagentur‘ und die Glosse ‚Wenn Herr Harden glaubt‘.“ [Salzburger Wacht, Jg. 15, Nr. 10, 14.1.1914, S. 6] schrieb.

Bitte entschuldigen Herr Wedekind, wenn ich nicht sofort antwortete, doch ich erhielt den Brief am Tage meiner AbreiseFriedrich Strindberg erhielt den nicht überlieferten, eingeschriebenen Brief [vgl. Wedekind an Friedrich Strindberg, 5.1.1914] demnach am 6.1.1914 in Mondsee, seinem letzten Ferientag. von Mondsee, dort ging alles drunter und drüber und hier kam ich erst jetzt dazu.

Danke herzlichst für die Grüße der lieben Kleinen! Auf die PhotographieFriedrich Strindberg hatte Wedekind im November 1913 um die Zusendung einer Porträt-Photographie gebeten [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 7.11.1913]. freue ich mich schon riesig! Hoffentlich trifft der dieser Brief richtig die AdresseDer Brief war an das Elite Hotel in Berlin adressiert, wie Friedrich Strindberg in seinem nächsten Brief schrieb [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 18.1.1914]; dort logierte Wedekind gewöhnlich, wenn er in Berlin war, während dieses Aufenthalts aber nicht. Das Elite Hotel dürfte den Brief an die Münchner Adresse weitergeleitet haben, von wo Wedekinds Frau ihn ihrem Mann nach Berlin Hotel Habsburger Hof nachsandte [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 14.1.1914]. Am 11.1.1914 war Wedekind zu den Proben für die Uraufführung von „Simson“ am Lessingtheater nach Berlin gereist [vgl. Tb].!!

Nun heißt es wieder fleißig lernen; 13 Februar ist Prüfung über den Lehrstoff des Semesters und da muß ich jetzt – wie man sagt – stuckenumgangssprachlich für ‚lernen‘.! Zwar ist es freigestellt Prüfung zu machen oder nicht, aber ich hoffe es auf alle Fälle zu tuhn, denn sonst | müßte ich mich am Schluß des Jahres über den ganzen Stoff prüfen lassen und mir rumort der Semesterstoff schon im Kopf herum. An einereSchreibversehen, statt: eine. größere Arbeit wage ich mich auf keinen Fall mehr sobald, denn mir fehlt so ziehmlich alles, was man dazu unbedingt braucht: Mut, und Ausdauer!

Der „Triton“ ruhe in FriedenFriedrich Strindberg hatte das von ihm verfasste Stück seinem Vater am 26.12.1913 vorgelesen: „Fritz liest sein Drama Triton vor“ [Tb]. Der Entschluss, die Arbeit an dem Stück auszusetzen, geht auf eine Empfehlung Wedekinds zurück [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 17.2.1914]., ….. lange, lange Zeit! Das ist für eine spätere, nähere Besichtigung notwendig!

Noch viele Her herzliche Grüße und die besten Glückwünsche für die Berliner „Simson“ Aufführung
in Liebe
Friedrich.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13 x 17,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Wie sich aus dem Kontext ergibt, war das Schreibdatum der 11.1.1914 (nicht der 11.2.1914).

Friedrich Strindberg schickte diesen Brief an das Elite Hotel in Berlin, wie er in einem späteren Brief schreibt [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 18.1.1914]. Das Elite Hotel dürfte den Brief an die Münchner Adresse weitergeleitet haben. Wedekinds Frau sandte ihn von dort an das Hotel Habsburger Hof in Berlin, wo ihr Mann tatsächlich logierte [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 14.1.1914].

  • Schreibort

    Salzburg
    11. Januar 1914 (Sonntag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Salzburg
    Datum unbekannt

  • Zwischenstation

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Zwischenstation

    München
    14. Januar 1914 (Mittwoch)

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 165a
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Friedrich Strindberg an Frank Wedekind, 11.1.1914. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

29.11.2022 11:56