Salzburg / 16/8/.X.
Lieber Herr Wedekind!
Bitte zu entschuldigen, wenn ich erst jetzt dazu komme
wieder zu schreiben umd meinen nochmaligen herzlichsten Dank für die „Zensur“Wedekind hatte Friedrich Strindberg spätestens am 11.10.1913 ein Exemplar seines Dramas „Die Zensur“ mit einer handschriftlichen Widmung zugeschickt [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 11.10.1913]. auszudrücken! |
Heute kann ich mit ruhigem Gewissen Herrn Wedekind ein Gedicht (zu) schicken, das etwas
stimmungsvoller und bei einem Spaziergang so ziehmlich entstanden ist. Die Sonne schien zu siechen und gab mir noch die letzten Reste ihrer einstigen Schönheit uns zum Besten, nun und da
geschahs! Wer der Held ist – Sommer oder Sonne – ich könnt es nicht sagen, wenn
ich es auch – „an die Sonne“ nannte“ –
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Der Herbst quillt kommt
nun! Es quillt die müde Sonne,
Das Scheiden rühret auch das ihre Herz
Sie geißelt sich in ihrem fahlen Schmerz
Dahin war all der Abglanz freud’ger Wonne. |
Der Herbst ist da! Das Laub, das schillert schwüle.
Ach komm doch bald! Das Scheiden wird mir schwer
Ach komm doch bald! Ich liebe Dich so sehr
Und<Loch>U<Loch> naht der Abend feucht und kalt
und kühler/e/,
Dann muß ich weinen! Denn ich liebe Dich sehr!
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So deutlich wie hier merkte ich noch nirgends das Scheiden
der lieben Sonne! Es wird immer trauriger und die Nasen der Spaziergänger
starren schon frostig rot umher. Zu Weihnachten
hat mich Großmama eingeladen zu ihr
zu kommen nach Mondsee. Mein OnkelDer bekannte Wiener Bildhauer Rudolf Weyr heiratete 1882, einen Tag vor ihrem 18. Geburtstag, Marie Uhl, die Schwester von Friedrich Strindbergs Mutter Frida Strindberg. Deren am 27.2.1884 geborener gemeinsamer Sohn Caesar Ritter v. Weyr war später Vormund Friedrich Strindbergs [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 11.4.1914]., der Bildhauer Weyer kaufte sich sofort nach
Lektüre „Franziskas“ |
sämtliche WerkeBei Georg Müller in München waren seit 1912 bereits fünf der zunächst auf sechs Bände angelegten „Gesammelten Werke“ Wedekinds erschienen. Herrn Wedekinds.
Wie geht es immer in München? Hoffentlich ist die Müdigkeit
vom SpielenWedekinds letzter Auftritt als Schauspieler lag drei Wochen zurück, das war bei der 25. Vorstellung von „Franziska“ in Berlin am 29.9.1913 [vgl. Tb]. schon etwas vorrüber! Die Anstrengungen müssen wirklich riesig
sein.
Viele dankbare Grüße;
Handküsse an die gnädige Frau
Gemahlin viele Grüße an die
lieben Töchter
in Liebe
Fritz.