Kennung: 2415

Salzburg, 18. Oktober 1913 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Strindberg, Friedrich

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Salzburg / 16/8/.X.


Lieber Herr Wedekind!

Bitte zu entschuldigen, wenn ich erst jetzt dazu komme wieder zu schreiben umd meinen nochmaligen herzlichsten Dank für die „ZensurWedekind hatte Friedrich Strindberg spätestens am 11.10.1913 ein Exemplar seines Dramas „Die Zensur“ mit einer handschriftlichen Widmung zugeschickt [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 11.10.1913]. auszudrücken! | Heute kann ich mit ruhigem Gewissen Herrn Wedekind ein Gedicht (zu) schicken, das etwas stimmungsvoller und bei einem Spaziergang so ziehmlich entstanden ist. Die Sonne schien zu siechen und gab mir noch die letzten Reste ihrer einstigen Schönheit uns zum Besten, nun und da geschahs! Wer der Held ist – Sommer oder Sonne – ich könnt es nicht sagen, wenn ich es auch – „an die Sonne“ nannte

–––––––––––––

Der Herbst quillt kommt nun! Es quillt die müde Sonne,
Das Scheiden rühret auch das ihre Herz
Sie geißelt sich in ihrem fahlen Schmerz
Dahin war all der Abglanz freud’ger Wonne. |

Der Herbst ist da! Das Laub, das schillert schwüle.
Ach komm doch bald! Das Scheiden wird mir schwer
Ach komm doch bald! Ich liebe Dich so sehr

Und<Loch>U<Loch> naht der Abend feucht und kalt und kühler/e/,
Dann muß ich weinen! Denn ich liebe Dich sehr!

––––––––––

So deutlich wie hier merkte ich noch nirgends das Scheiden der lieben Sonne! Es wird immer trauriger und die Nasen der Spaziergänger starren schon frostig rot umher. Zu Weihnachten hat mich Großmama eingeladen zu ihr zu kommen nach Mondsee. Mein OnkelDer bekannte Wiener Bildhauer Rudolf Weyr heiratete 1882, einen Tag vor ihrem 18. Geburtstag, Marie Uhl, die Schwester von Friedrich Strindbergs Mutter Frida Strindberg. Deren am 27.2.1884 geborener gemeinsamer Sohn Caesar Ritter v. Weyr war später Vormund Friedrich Strindbergs [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 11.4.1914]., der Bildhauer Weyer kaufte sich sofort nach Lektüre „Franziskas“ | sämtliche WerkeBei Georg Müller in München waren seit 1912 bereits fünf der zunächst auf sechs Bände angelegten „Gesammelten Werke“ Wedekinds erschienen. Herrn Wedekinds.

Wie geht es immer in München? Hoffentlich ist die Müdigkeit vom SpielenWedekinds letzter Auftritt als Schauspieler lag drei Wochen zurück, das war bei der 25. Vorstellung von „Franziska“ in Berlin am 29.9.1913 [vgl. Tb]. schon etwas vorrüber! Die Anstrengungen müssen wirklich riesig sein.

Viele dankbare Grüße;
Handküsse an die gnädige Frau
Gemahlin viele Grüße an die
lieben Töchter
in Liebe
Fritz.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte. Zusatz mit Bleistift.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 18 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Unter dem Datum von Wedekind mit Bleistift der Zusatz „13“.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Die ursprüngliche Datierung auf den 16.10. wurde durch Überschreibung auf den 18.10. verändert.

  • Schreibort

    Salzburg
    18. Oktober 1913 (Samstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Salzburg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 165a
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Friedrich Strindberg an Frank Wedekind, 18.10.1913. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

25.04.2022 08:16