Kennung: 2252

Nürnberg, 4. November 1903 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Dreher, Konrad

Inhalt

Sehr geehrter Herr DreherKonrad Dreher, Volksschauspieler und Gesangskomiker in München (Cuvilliésstraße 6) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1903, Teil I, S. 116], am Münchner Hoftheater etabliert: „Titular-Hofschauspieler: Conrad Dreher, in Schliersee bei München.“ [Neuer Theater-Almanach 1904, S. 438] Er war Direktor des Schlierseer Bauerntheaters und dort Oberregisseur, allerdings nur in der Sommersaison; „während der Winterspielzeit unternimmt das ‚Schliersee’r Bauerntheater‘ Gastspielreisen.“ [Neuer Theater-Almanach 1904, S. 443] Konrad Dreher begann sein Gastspiel am Münchner Theater am Gärtnerplatz (Direktion: Georg Stollberg und Cajetan Schmederer) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1904, S. 441] am 28.11.1903 [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 56, Nr. 557, 28.11.1903, Vorabendblatt, S. 6] und trat dort bis zum 6.1.1904 [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 57, Nr. 7, 6.1.1904, Vorabendblatt, S. 5] in verschiedenen Schwänken (teilweise von ihm mitverfasst) fast täglich auf; unmittelbar nach der Sommerspielzeit in Schliersee gastierte sein Ensemble seit dem 9.9.1903 in Nürnberg, wo auch der Direktor erwartet wurde: „Konrad Dreher’s ‚Schlierseer‘ spielten am Mittwoch abends im Apollotheater [...]. Das ganze 30 Mitglieder zählende Personal ist beschäftigt [...]. Zu den heurigen Gastspielen kommt auch Herr Konrad Dreher mit nach Nürnberg; er wird hier die Proben zum ‚Pfarrer von Kirchfeld‘ leiten, welcher in der zweiten Gastspielwoche in Szene gehen wird.“ [Rosenheimer Anzeiger, Jg. 49, Nr. 207, 15.9.1903, S. (2)] Diese zweite Gastspielwoche endete am 23.9.1903; danach dürfte Konrad Dreher nach München zurückgekehrt sein und Wedekind von dort geschrieben haben (siehe unten).!

verzeihen Sie bitte, daß ich noch nicht geantwortetHinweis auf eine nicht überlieferte Anfrage; erschlossenes Korrespondenzstück: Konrad Dreher an Wedekind, 28.9.1903. Möglicherweise ging es in dieser Anfrage um ein von Konrad Dreher in Frankfurt am Main geplantes „Lustspieltheater“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 56, Nr. 452, 28.9.1903, S. 3]. Wedekind hat auf die Anfrage wohl nicht so rasch geantwortet, da er vor der Nürnberger „Erdgeist“-Premiere am 10.10.1903 am Intimen Theater (Direktion: Emil Meßthaler) einige Tage in Nürnberg war – er habe „bekanntlich 8 Tage lang selber den Proben angewohnt“ [„Fränkischer Kurier“, 12.10.1903; KSA 3/II, S. 1226] – und dann zu seinem Gastspiel in „Marquis von Keith“ seit dem 31.10.1903 wieder in Nürnberg war (siehe unten).. Das allabendliche SpielenWedekind spielte seit der Premiere des „Marquis von Keith“ am 31.10.1903 im Intimen Theater (Direktion: Emil Meßthaler) in Nürnberg allabendlich die Titelrolle. geht E einem etwas auf die Nerven | wenn man es nicht gewohnt ist.

Bis zum 18 November ist nun mein Stück angesetztder 3. Akt von Wedekinds Tragödie „Die Büchse der Pandora“ (1903), im November-Programmheft der Elf Scharfrichter, die dann nicht am 6.11.1903, wie geplant, sondern erst am 10.11.1903 mit einer „Ehrenexekution [...] ihr neues November- Programm“ [Allgemeine Zeitung, Jg. 106, Nr. 310, 10.11.1903, 3. Abendblatt, S. 3] eröffneten, als Einakter angekündigt: „LULU. Tragödie in einem Aufzug vom Scharfrichter FRANK WEDEKIND“ [KSA 3/II, S. 1296]; am 12.11.1903 sollte er zuerst gespielt werden: „Die Einladungen zu den Subskriptions-Vorstellungen werden dieser Tage versandt. Um den zahlreichen Anfragen gerecht zu werden, sei bekannt gegeben, daß diese Vorstellungen (acht an der Zahl, deren jede einmal wiederholt wird) außer dem regulären Betrieb am Anfang jeden Monats stattfinden. – Bei der ersten Subskriptions-Vorstellung, am 12. November, werden folgende Bühnenwerke aufgeführt: Wedekinds ‚Lulu‘ (dritter Akt der ‚Büchse der Pandora‘)“ [Die Elf Scharfrichter. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 56, Nr. 505, 29.10.1903, Vorabendblatt, S. 2]; die Darbietung unterblieb, da die Münchner Zensurbehörde die Aufführung des Einakters verbot und ihre Entscheidung der Direktion der Elf Scharfrichter erst am 2.12.1903 mitteilte [vgl. KSA 3/II, S. 1296f.].. Ich würde Ihnen also den ersten Montagder 23.11.1903, der erste Montag nach dem 18.11.1903 (Mittwoch); unklar ist, wofür dieser Termin angesetzt war. nach dem 18 November vorschlagen. Ich habe keine Kalender zur Hand, werde mich aber sofort erkundigen, welches Datum es ist. Vielleicht theilen Sie mir mit ob das Ihnen so paßt.

Mit ergebenstem Gruß
Ihr
Frank Wedekind

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 17,5 cm.
Schreibraum:
Im Hoch- und Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Seite 2 ist im Querformat auf dem aufgeschlagenen Doppelblatt (22 x 17,5 cm) beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 4.11.1903 ist als Ankerdatum gesetzt – abgeleitet vom Briefinhalt (siehe Erläuterungen), dem zufolge der Brief in Nürnberg geschrieben wurde, das Schreibdatum aber in jedem Fall einige Tage vor dem 18.11.1903 lag.

  • Schreibort

    Nürnberg
    4. November 1903 (Mittwoch)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    Nürnberg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Aargauer Kantonsbibliothek

Aargauerplatz
5001 Aarau
Schweiz

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Wedekind-Archiv
Signatur des Dokuments:
Wedekind-Archiv B, Mappe 6, Autographen
Standort:
Aargauer Kantonsbibliothek (Aarau)

Danksagung

Wir danken der Aargauer Kantonsbibliothek für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Konrad Dreher, 4.11.1903. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

17.12.2023 20:01