[Referat und Zitat zur Auseinandersetzung zwischen
Wedekind und Jessner über die Inszenierung von „Karl Hetmann“ in Königsberg in Kutscher 3, S. 276:]
Jeßner verteidigt sich 16. XI.16: „Im Dialog C. Hetmanns kenne ich kein TempoDer Königsberger Theaterkritiker und Feuilleton-Redakteur Ludwig Goldstein sandte Wedekind zwischen 16.10. und 5.11.1916 zwei differenzierte, wohlwollende Rezensionen des Stückes „Karl Hetmann, der Zwergriese“ und der Inszenierung durch Jessner in Königsberg (Premiere: 14.10.1916) [vgl. Ludwig Goldstein: Wedekinds „Karl Hetmann“. Zur Aufführung im Neuen Schauspielhaus. In: Königsberger Hartungsche Zeitung, Nr. 480, 12.10.1916, Abendausgabe, S. 2-3; ders.: Neues Schauspielhaus. Wie Jeßner Wedekind inszeniert. Ebd., Nr. 486, 16.10.1916, Abendausgabe, S. 2-3]. In letzterer schrieb er von „reißender Geschwindigkeit“, vom „wahnsinnige[n] Tempo und Temperament der Bühne“ sowie vom „Hetztempo der Rede“ [S. 2]. Wedekind nahm in seinem Brief an Goldstein vom 6.11.1916 hierauf Bezug. Jessner dürfte dies durch Goldstein erfahren haben., sondern sehe in
den Gestalten dieses Werkes verkörperte Temperamente, die ihre Empfindungen
vulkanisch zum Ausdruck bringen ...editorische Auslassung. Bisher glaubte ich auch
Wedekindsche Werke ohne Beleuchtungseffekte und DrehbühnenzauberIn seiner Rezension schrieb Goldstein, Jessner habe „auf jede umständliche Ausstattung verzichtet [...]. Kaum eine Spur unseres modernen Theaters mit seinen plastischen Dekorationen!“ [Ludwig Goldstein: Neues Schauspielhaus. Wie Jeßner Wedekind inszeniert. In: Königsberger Hartungsche Zeitung, Nr. 486, 16.10.1916, Abendausgabe, S. 2]. Auch hierauf nahm Wedekind in seinem Brief an Goldstein vom 6.11.1916 Bezug, auch dies dürfte Jessner durch Goldstein erfahren haben. aufführen zu
sollen. Deshalb habe ich für Hetmann keine plastischen Zimmerdekorationen
hingestellt, sondern eben einfach gemalte Wände heruntergelassen und nur das
unumgänglich notwendigste Mobiliar auf die Bühne gestellt. Allerdings glaubte
ich damit erreicht zu haben, daß sich der ideelle Gehalt Ihres Werkes von
diesem schlichten Hintergrunde um so plastischer abhebe.“