Kennung: 2050

München, 5. Juli 1905 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • [Unbekannt]

Inhalt

Liebe verehrte gnädige FrauDie Dame konnte noch nicht identifiziert werden.!

ich habe mich ungemein gefreut, ein Lebenszeichennicht überliefertes Korrespondenzstück. von Ihnen zu erhalten. Aber wie in aller Welt kommen Sie denn nach Worms. Ich frage mich umsonst, was in WormsDie nicht identifizierte Briefempfängerin hatte wahrscheinlich ein Engagement als Schauspielerin am Theater in Worms am Rhein – das war das Colosseum-Theater (früher: Stadttheater), das von Darmstadt aus verwaltet wurde; Direktor war Willy Roemheld (Darmstadt); ein festes Ensemble ist nicht verzeichnet, lediglich Gäste, davon seinerzeit an weiblichen Gästen Louise Dumont, Olga Wohlbrück und Emilie Germann [vgl. Neuer Theater-Almanach 1905, S. 620]. Berichte im „Wormser Tagblatt“ über das Theaterleben der Stadt sind rar und geben keine näheren Aufschlüsse. los ist um Sie dort zu fesseln. Der Begegnung in WienWedekind war zuletzt vom 27. bis 30.5.1905 und vom 14. bis 16.6.1905 in Wien; frühere Gastspiele in Wien hatte er vom 2. bis 12.6.1898 sowie vom 14. bis 22.11.1901. Bei einem dieser Aufenthalte sind Wedekind und die nicht identifizierte Dame dem Wiener Hofopernsänger Leo Slezak begegnet. mit | Herrn Slezak erinnere ich mich noch sehr wol. Wenn ich bis jetzt noch nicht dazu kam, zu antworten, so liegt das nur daran, daß man den ganzen Tag im WasserWedekind ging fast täglich schwimmen; so notierte er am 2.7.1905: „gehe ins Ungererbad“ [Tb]; vom 4. bis 7.7.1905 war er jeden Tag im „Ungererbad“ [Tb], ein parkähnlich angelegtes Naturbad in München. liegt, wobei sich die Korrespondenz nicht gut erledigen läßt. Ich möchte mir aber diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, ohne Sie aufzufordern, doch recht bald wieder nach MünchenAnhaltspunkt, dass die nicht identifizierte Briefempfängerin München kannte. zu kommen. | Es ist hier jetzt sehr interessant. Die Liebe und der Haß feiern die glänzendsten Triumphe. Von der ehemaligen Biergemütlichkeit ist nicht eine Spur mehr vorhanden. München besteht nur noch aus NervenAnspielung auf die um 1900 modische Neurasthenie.. Die Sensationslüsternheit führt die furchtbarsten Orgien auf. Kein Mensch traut hier mehr dem andern. Jeder lebt in glänzender Isolierung und ist völlig auf sich selbst angewiessen. Dabei schießen natürlich die | Individualitäten wie die Pilze aus dem Boden.

Finden Sie das nicht herrlich? Also kommen Sie bitte! Sie finden hier LustspielstoffeAnhaltspunkt dafür, dass die nicht identifizierte Briefempfängerin dem Theatermilieu zugehörig war. in Menge.

Sollte sich Frau EllyElly Hirschfeld dürfte mit der nicht identifizierten Adressatin des Briefs näher bekannt gewesen sein. meiner noch erinnern, dann legen Sie ihr bitte gelegentlich meine Empfehlung zu Füßen.

In Ergebenheit und Verehrung grüßt Sie herzlichst
Ihr
Frank Wedekind.


München

5.7.5.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 22 x 34,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der Empfangsort geht aus dem Briefinhalt hervor.

  • Schreibort

    München
    5. Juli 1905 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Worms
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Bayerische Staatsbibliothek

Ludwigstraße 16
80539 München
Bundesrepublik Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Autographensammlung
Signatur des Dokuments:
Autogr. Wedekind, Frank
Standort:
Bayerische Staatsbibliothek (München)

Danksagung

Wir danken der Bayerischen Staatsbibliothek, München, für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an [Unbekannt] , 5.7.1905. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

14.03.2024 16:05