Kennung: 197

Berlin, 7. Mai 1902 (Mittwoch), Postkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Halbe, Max

Inhalt

Postkarte


An Herrn Dr. Max Halbe
in München
Wohnung (Straße und Hausnummer) Wilhelmstrasse 6.2Max Halbes Wohnung in München (Wilhelmstraße 6, 2. Stock) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1902, Teil I, S. 222].. |


Lieber Max; Ich bin glücklich hier angekommenWedekind traf am 5.5.1902 in Berlin ein [vgl. Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 7.5.1902] – zu einem Gastspiel an Ernst von Wolzogens Buntem Theater (Überbrettl) vom 14. bis 26.5.1902 (siehe unten). und wo habe ReßnerFranz Ressner (Pseudonym von Carl Rößler) war Oberregisseur und Schauspieler an Ernst von Wolzogens Buntem Theater (Überbrettl) in Berlin (Direktion: Ernst von Wolzogen und Moritz Muszkat) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1902, S. 263] und wechselte an das Deutsche Theater (Direktion: Otto Brahm) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1903, S. 250]. Wedekind war mit ihm befreundet. sein behagliches ZimmerWedekind wohnte in dem von Carl Rößler (siehe oben) übernommenen Zimmer in Untermiete bei der Witwe Elise Schwabe (Köpenicker Straße 109, 1. Stock) [vgl. Adreßbuch für Berlin 1902, Teil I, S. 1595]; es lag ganz in der Nähe des Bunten Theaters (Köpenicker Straße 68) [vgl. Adreßbuch für Berlin 1902, Anhang Theaterpläne, S. 36]. abgemiethet, da er sobald nicht hierher zurückkommt. An den Trümmernwohl im Zusammenhang mit dem heftigen Unwetter in Berlin am 14.4.1902 (in der zeitgenössischen Presse ausführlich dokumentiert), das nach einem Wolkenbruch mit Hagel und Flut die Straßen Berlins unter Wasser setzte, Dammrutsche und Hauseinstürze verursachte, außerdem massive Schäden an Teilen der Eisenbahngleise., unter denen ich dank deiner Fürsorge nicht liegen, fuhren wir bei herrlichenSchreibversehen, statt: herrlichem. Sonnenaufgang mit großer Vorsicht vorbei. Den Moses im Rabbi EsraWedekind sprach bei der Gastspielpremiere am Bunten Theater (Überbrettl) in Berlin (siehe oben) am 14.2.1902 um 20 Uhr den Prolog zum „Erdgeist“ [vgl. KSA 3/II, S. 1210f.] und spielte die Titelrolle im eigens dafür eingerichteten szenischen Dialog „Rabbi Esra“ [vgl. KSA 6, S. 319, 341-344], während Elsa Laura von Wolzogen in der Rolle des Moses auftrat. Ein Kritiker („E.B.“) meinte dazu: „In Wolzogens Buntem Theater fand gestern ein Novitätenabend statt. Er brachte eine besondere Sensation: Frank Wedekind trat zum ersten Male im Rahmen des Ueberbrettls vor das Berliner Publikum. Freilich zeigt er nur einen Theil dessen, was er kann. Anstatt uns einen zwar pointenreichen, aber doch gequälten Prolog zu sprechen (im Kostüm des Menageriedirektors, wie man ihn auf Jahrmärkten zu treffen pflegt), anstatt uns in Verbindung mit Frau Elsa Laura v. Wolzogen, die sich hier übrigens im Ton beträchtlich vergriff, seinen unmöglichen, aber geistreichen Dialog ‚Rabbi Esra‘ vorzuführen, hätte er besser gethan, wie er es sonst pflegt, zu Guitarrenbegleitung eines seiner kecken, prächtigen Lieder zu singen.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 31, Nr. 242, 15.5.1902, Morgen-Ausgabe, S. (2)] Wedekind hatte zunächst angenommen, sein erster Auftritt mit Elsa Laura von Wolzogen, der zweiten Ehefrau des Theaterdirektors Ernst von Wolzogen, werde bereits am 9.5.1902 stattfinden [vgl. Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 7.5.1902]. wird vermuthlich Frau Baronin von Wolzogen spielen. GesternWedekind traf am 6.5.1902 den befreundeten Schriftsteller Julius Schaumberger, der ebenfalls in Berlin war, da eine Szene von ihm am Abend des 14.5.1902 im Bunten Theater (Überbrettl), an dem Wedekind erstmals an dieser Bühne auftrat (siehe oben), aufgeführt wurde, wie die Presse meldete: „Der heutige Neuheitenabend des Bunten Theaters“ bringe als eine der dramatischen „Szenen: ‚Ein Werkzeug der Vorsehung‘ von Jul. Schaumberger [...]. Außerdem wird, wie bereits bekannt gegeben, Frank Wedekind als ‚Prolog‘ und als ‚Rabbi Esra‘ auftreten.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 31, Nr. 240, 14.5.1902, Morgen-Ausgabe, S. (3)] war ich mit Schaumberger zusammen. Donalds konnte ich noch nicht habhaftFrank Wedekind hatte seinen Bruder Donald Wedekind, der sich in Berlin aufhielt [vgl. Willy Ganske, Donald Wedekind an Frank Wedekind, 16.4.1902], noch nicht getroffen. werden. Herzliche GrüßeWedekind hatte Luise Halbe, Heinrich Kunolt, Eduard von Keyserling und Arthur Holitscher, die zu seinem engeren Münchner Freundeskreis gehörten, am Ostersonntag in größerer Runde bei Max Halbe getroffen [vgl. Wedekind an Max Halbe, 30.3.1902]. an Louise, an Dich, an Kunold, an Keyserling, an Holitscher.

Dein Frank.


Köpenickerstraße 109. 1.1.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9 cm.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit einer aufgedruckten Briefmarke von 5 Pfennig frankiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Das Datum des Postausgangsstempels – 7.5.1902 – darf als Schreibdatum angenommen werden.

Uhrzeit im Postausgangsstempel Berlin: „11 – 12 N“ (= 23 bis 24 Uhr). Uhrzeit im Zwischenstempel München: „7 – 8 N“ (= 19 bis 20 Uhr). Uhrzeit im Posteingangsstempel München unleserlich.

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Max Halbe
Signatur des Dokuments:
MH B 321
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Max Halbe, 7.5.1902. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (08.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

13.03.2024 11:38