Kennung: 187

Ammerland am Starnberger See, 7. September 1892 (Mittwoch), Postkarte

Autor*in

  • Schaumberger, Julius

Koautoren*in

  • Schaumberger, Mimi
  • Halbe, Luise
  • Halbe, Max
  • Weinhöppel, Hans Richard

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Mr Frank Wedekind
in Paris
rue de Crébillon
Hotel Crebillon |


Ammerland am Starnberger See
7.IX 92.


Auch hier gibt es ein „Frühlingserwachen“! Mein Hoch. Prosit! Achtung dem Frühlings Erwachen! –
Schaumberger
Mimi Schaumberger

Gruß Luise Halbe. Verehrerin von „Frühlingserwachen“ Des gleichenDie Erstausgabe von „Frühlings Erwachen. Eine Kindertragödie“ war im Oktober 1891 im Verlag von Jean Groß (Zürich) erschienen [vgl. KSA 2, S. 771]. Wedekind ließ Max Halbe, wie dieser sich erinnerte, ein Exemplar der Buchausgabe im Sommer 1892 durch seinen Freund Hans Richard Weinhöppel zukommen: „Ich hatte die ‚Kindertragödie‘ im Sommer 1892 gelesen, als wir für eine Reihe von Monaten von Berlin nach Ammerland gegangen waren. Ein junger Musiker, Komponist und Lautenspieler, Hans Richard Weinhöppel, hatte sie mir eines schönen Tages aus Paris mitgebracht. Er kam im Auftrage von Wedekind, den ich ja damals schon kannte, aber seit 1890 noch nicht wiedergesehen hatte. Ich las das Stück mit dem höchsten Interesse und war entzückt von seiner genialen Frische und Ursprünglichkeit.“ [Halbe 1935, S. 310] Max Halbe, der sich mit Ihnen jetzt vor zwei JahrenWedekind hielt sich im Sommer 1890 in München auf, wo er Max Halbe kennenlernte [vgl. KSA 4, S. 675], der nach München gereist war; er machte dort die Bekanntschaft mit „Frank Wedekind, mit dem ich [...] in jenen Münchner Augusttagen 1890 zum erstenmal zusammentraf.“ [Max Halbe: Scholle und Schicksal. Geschichte meines Lebens. München 1933, S. 409] oft gezankt hat, zwischen 1 – 2 Uhr nachts! Erinnern Sie sich? Habe die Absicht über das famose Stück zu schreibenMax Halbe hat sein Vorhaben, über „Frühlings Erwachen“ zu schreiben, nicht realisiert.. H

Ein AusreißerAnspielung auf die gemeinsam mit Wedekind verbrachte Zeit in Paris bis zum Sommer 1892, die durch das Pariser Tagebuch umfangreich dokumentiert ist (zuletzt am 3.8.1892). grüßt Sie: vive moulin rouge(frz.) es lebe Moulin Rouge. Wedekind und Hans Richard Weinhöppel hatten das Moulin Rouge noch am 25.7.1892 gemeinsam besucht [vgl. Tb]., vive la Danselle(frz.) es lebe (die) Danselle (falls Danselle ein Eigenname war). Bedeutung unklar; vielleicht auch abgeleitet von (frz.) ‚danse‘ = ‚Tanz’ oder eine Verfremdung von (frz.) ‚donzelle‘ = leichtes Mädchen.au lavoir(frz.) in der Waschküche, im Waschhaus. Bedeutung unklar; möglicherweise Anspielung auf das Künstlerateliers beherbergende Haus Le Bateau-Lavoir am Montmartre (Rue Ravignan 13).! Richard.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Liniertes Papier. Notizbuchblatt. 10 x 16,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Die im Original verschollene Postkarte ist nur als eigenhändige und offenbar zeilen- und positionsgenaue Abschrift einschließlich des Wechsels von deutscher zu lateinischer Schrift im Notizbuch überliefert [Nb 58, Blatt 61r, 61v], integriert in den 1909 verfassten Text „Max Halbe. Ein literarischer Irrthum“ [vgl. KSA 5/II, S. 317f.; KSA 5/III, S. 553-555], in dem sie entsprechend eingeleitet ist: „Am 7. September 1892 [...] unterzeichnet sich Halbe auf einer offenen Postkarte, die eine größere Gesellschaft von Ammerland am Starnberger See an Frank Wedekind nach Paris schickt und die folgenden Wortlaut hat:“ [Nb 58, Blatt 61r]

Datum, Schreibort und Zustellweg

Schreibort und Schreibdatum sind durch Wedekinds Einleitung zur Abschrift der nicht überlieferten Postkarte (siehe die Hinweise zur Materialität) belegt, Angaben, die er vermutlich dem Poststempel des verschollenen Originals entnahm.

  • Schreibort

    Ammerland am Starnberger See
    7. September 1892 (Mittwoch)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Frank Wedekinds Dramen. Jugendstil und Lebensphilosophie

Autor:
Friedrich Rothe
Ort der Herausgabe:
Stuttgart
Verlag:
J. B. Metzler
Seitenangabe:
7
Kommentar:
Im Erstdruck ist der Wortlaut der Postkarte wie in der Handschrift (siehe die Hinweise zur Materialität) in den Text über Max Halbe integriert (in einer Fußnote abgedruckt). Neuedition: KSA 5/II, S. 317 (innerhalb des Textes „Max Halbe. Ein literarischer Irrthum“).
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
L 3501/58
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Julius Schaumberger, Mimi Schaumberger, Luise Halbe, Max Halbe, Hans Richard Weinhöppel an Frank Wedekind, 7.9.1892. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (08.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

07.02.2024 18:17