Kennung: 1731

München, 25. Juni 1904 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Eysoldt, Gertrud

Inhalt

München, 25.VI.1904.


An Gertrud Eysoldt.

Ich glaube eine Große Seele entdeckt zu haben, vor der ich anbetend auf den Knien liege. Die Größe Ihres künstlerischen Genies wird mir nur dadurch erklärlich, daß Sie als Menschenkind noch höher stehen denn als KünstlerinGertrud Eysoldt hat mit ihrer Darstellung der Lulu in der „Erdgeist“-Inszenierung des Kleinen Theaters in Berlin (Premiere: 17.12.1902) Wedekind zu seinem ersten größeren Theatererfolg verholfen.. Verzeihen Sie die Plumpheit der Worte. Ich weiß, daß Sie selber an ihre Echtheit glauben. | GesternWedekind hielt am 24.6.1904 im Tagebuch fest: „Abends Erdgeist.“ Er besuchte die „Erdgeist“-Vorstellung (Beginn: 20 Uhr, Ende gegen 23 Uhr) mit Gertrud Eysoldt in der Rolle der Lulu am Münchner Volkstheater, die vom Münchner Publikum und von der Kritik mit Beifall aufgenommen wurde [vgl. KSA 3/II, S. 1227]. Sie fand im Rahmen des Münchner Gastspiels des Berliner Kleinen Theaters statt. ging mir plötzlich das Verständnis für den Ausspruch auf: Fordere viel, das rät mein Stolz!Zitat aus dem Gedicht „Wer wärmt mich, wer liebt mich noch?“ (später: „Klage der Ariadne“) im letzten Teil von Nietzsches „Zarathustra“ (Kapitel „Der Zauberer“): „Verlange Viel – das räth mein Stolz!“ [Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen. Vierter und letzter Theil. Leipzig 1891, S. 29] Das Zitat ist spezifisch an die Briefempfängerin adressiert, denn Gertrud Eysoldt versiegelte ihre Korrespondenz durch Siegelmasse mit dem Aufdruck „Verlange Viel das rät mein Stolz“ (so auf dem Kuvert zu ihrem Brief an Wedekind vom 7.10.1904). Das Siegel bemerkte am 1.8.1903 auch Hermann Bahr: „Brief der Eysoldt. Ihr graues Siegel hat die Inschrift: Verlange viel, das ist mein Stolz!“ [Tb Bahr, Bd. 3, S. 360]

Frank Wedekind

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 0 Blatt, davon 0 Seiten beschrieben

Sonstiges:
Das Korrespondenzstück ist nur im Druck überliefert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Empfangsort war München, da Gertrud Eysoldt als Ensemble-Mitglied des Berliner Kleinen Theaters mit seinem Gastspiel am Münchner Volkstheater bis zum 3.7.1904 [vgl. Allgemeine Zeitung, Jg. 107, Nr. 290, 30.6.1904, S. 10] sich noch in der Stadt aufhielt.

  • Schreibort

    München
    25. Juni 1904 (Samstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
125-126
Briefnummer:
231
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Stadtbibliothek Hannover

Hildesheimer Straße 12
30169 Hannover

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Maximilian Harden
Signatur des Dokuments:
F64 1037
Standort:
Bundesarchiv Koblenz (Koblenz)

Danksagung

Wir danken der Stadtbibliothek Hannover für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Gertrud Eysoldt, 25.6.1904. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

06.02.2021 16:01