Kennung: 172

Berlin, 12. Oktober 1910 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Brandes, Georg

Inhalt

Hochverehrter Meister!

sehr spät komme ich dazu, Ihnen für die liebenswürdigen Zeilennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Georg Brandes an Wedekind, 23.9.1910. Georg Brandes hat sich in dem nur in Auszügen bekannten Brief ausführlich über Wedekinds Einakter (siehe unten) geäußert., mit denen Sie mich bedachten und beehrten zu danken. Herr Dr. LansbergerSchreibversehen, statt: Landsberger. giebt mir Gelegenheit, wieder in Ihrer GesellschaftWedekind hatte Georg Brandes am 14.3.1907 bei einem von Artur Landsberger veranstalteten Abendessen persönlich kennengelernt – „Dr. Landsberger giebt ein Diner mit Georg Brandes dessen Tochter Frau Philipp Herrn Philipp, Harden, Tilly und mir im Palasthotel“ [Tb] – und ist ihm am 1.3.1908 wiederum bei einem solchen von Artur Landsberger veranstalteten Abend – „Dr. Landberger giebt ein Diner bei Adlon. Anw. Brandes Frau Tochter“ [Tb] – erneut begegnet. Die nächste Begegnung dieser Art fand am 15.10.1910 statt (siehe unten). zu sein | und ich möchte vorher nicht noch als unhöflich erscheinen. Ihren Brief erhielt ich zugleich mit Ihrem herrlichen Schreiben„Es handelt sich um einen sehr persönlich gehaltenen offenen Brief“ [Bohnen 1978, S. 118] von Georg Brandes an Alexandra Kropotkin, genannt Sascha, die Tochter des mit Brandes befreundeten russischen Anarchisten Pjotr Alexejewitsch Kropotkin, der zuerst in dänischer Sprache in einer literarischen Monatsschrift erschienen ist [vgl. Et brev. Til Fröken Sacha Kropotkin. In: Tilskueren, Jg. 27, Januar 1910, S. 1-8]; eine in einer Zeitschrift oder Zeitung veröffentlichte Übersetzung (deutsch, französisch oder englisch) des offenen Briefs – Wedekind dürfte seiner Mutter eine solche geschickt haben – ist nicht ermittelt. an die Fürstin Kropotkin, das ich meiner Mutter in die Schweiz geschicktHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 25.9.1910. hatte. Meine Mutter war begeistert davon. Sie schrieb mirnicht überlieferter Brief; erschlossenes Korrespondenzstück: Emilie Wedekind an Frank Wedekind, 28.9.1910.: „Wer so schreiben könnte.[“] Die Fragen, | die Sie an mich zu stellen die Freundlichkeit haben, kann ich augenblicklich nicht beantworten, da ich in BerlinWedekind ist am 30.9.1910 zu seinem Gastspiel vom 6. bis 19.10.1910 am Kleinen Theater (Direktion: Victor Barnowsky) nach Berlin gereist [vgl. Tb], das mit der Berliner Premiere seines Stücks „Die Zensur“ eröffnet wurde. zu keinem klaren Gedanken komme. Das lebendige Interessean den drei Einaktern „In allen Sätteln gerecht“, „Mit allen Hunden gehetzt“ und „In allen Wassern gewaschen“, die Georg Brandes ausführlich kommentiert hatte [vgl. Georg Brandes an Wedekind, 23.9.1910]., das Sie für meine Einakter übrig haben, war mir eine innige große Freude. Von ganzem Herzen | freue ich mich darauf, Sie am Sonnabendder 15.10.1910, an dem Wedekind nach seiner Gastspielvorstellung im Kleinen Theater (siehe oben) die Gesellschaft notierte, zu der Artur Landsberger eingeladen hatte: „Nachher Landsberger Gesellschaft. Fulda Karl Hauptmann Reike Frau Goldmann Brandes Reinhardt Barnowsky.“ [Tb] wiederzusehenWedekind sah Georg Brandes nicht nur am 15.10.1910 wieder (siehe oben), sondern auch an den darauf folgenden zwei Tagen. Er besuchte am 16.10.1910 um 17 Uhr im Hotel Excelsior den Vortrag von „Georg Brandes über Jeanne d’Arc im Wandel der Zeiten“ [Berliner Tageblatt, Jg. 39, Nr. 513, 9.10.1910, Morgen-Ausgabe, 10. Beiblatt, S. (2)] und nahm abends nach seinem siebten Gastspielauftritt in „Die Zensur“ wie Georg Brandes (außerdem Georg Reicke, Arthur Landsberger und Ludwig Fulda) an einem Abendessen für Carl Hauptmann auf Einladung von Max Reinhardt teil [vgl. Berger 2001, S. 192]: „Brandes Vortrag über La Pucelle. [...] Zensur 7. Unbehagliches Abendessen bei Steinert in Charlottenburg.“ [Tb] Wedekind notierte außerdem am 17.10.1910 Georg Brandes’ Besuch der achten Gastspielvorstellung im Kleinen Theater und ein Beisammensein mit ihm zu späterer Stunde im Weinlokal A. Frederich: „Zensur 8. Mit Tilly bei Frederich. Georg Brandes war im Theater und kommt zu uns“ [Tb]..

Mit ehrerbietigem Gruß
Ihr ergebenster
Frank Wedekind.


12.10.10.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Blauer Buntstift.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14,5 x19 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Brief enthält archivalische Vermerke mit Bleistift.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der Schreibort ist durch den Briefinhalt und das Tagebuch belegt.

  • Schreibort

    Berlin
    12. Oktober 1910 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Kopenhagen
    Datum unbekannt

Erstdruck

Euphorion

Titel des Aufsatzes:
Frank Wedekind und Georg Brandes. Unveröffentlichte Briefe
Autor:
Klaus Bohnen
Jahrgang:
1978
Seitenangabe:
118
Briefnummer:
9
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Det Kongelige Bibliotek / Königliche Bibliothek

DK-1016 Kopenhagen
Postboks 2149
Dänemark
Center for Manuskripter & Boghistorie

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Georg Brandes-Archiv
Signatur des Dokuments:
Georg Brandes’ arkiv I.C
Kommentar:
Center for Manuskripter & Boghistorie
Standort:
Det Kongelige Bibliotek / Königliche Bibliothek (Kopenhagen)

Danksagung

Wir danken der Königlichen Bibliothek (Kopenhagen) für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Georg Brandes, 12.10.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (09.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

12.10.2023 13:16