Hochverehrter Meister!
sehr spät komme ich dazu, Ihnen für die liebenswürdigen
Zeilennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Georg Brandes an Wedekind, 23.9.1910. Georg Brandes hat sich in dem nur in Auszügen bekannten Brief ausführlich über Wedekinds Einakter (siehe unten) geäußert., mit denen Sie mich bedachten und beehrten zu danken. Herr Dr. LansbergerSchreibversehen, statt: Landsberger.
giebt mir Gelegenheit, wieder in Ihrer GesellschaftWedekind hatte Georg Brandes am 14.3.1907 bei einem von Artur Landsberger veranstalteten Abendessen persönlich kennengelernt – „Dr. Landsberger giebt ein Diner mit Georg Brandes dessen Tochter Frau Philipp Herrn Philipp, Harden, Tilly und mir im Palasthotel“ [Tb] – und ist ihm am 1.3.1908 wiederum bei einem solchen von Artur Landsberger veranstalteten Abend – „Dr. Landberger giebt ein Diner bei Adlon. Anw. Brandes Frau Tochter“ [Tb] – erneut begegnet. Die nächste Begegnung dieser Art fand am 15.10.1910 statt (siehe unten). zu sein | und ich möchte
vorher nicht noch als unhöflich erscheinen. Ihren Brief erhielt ich zugleich
mit Ihrem herrlichen Schreiben„Es handelt sich um einen sehr persönlich gehaltenen offenen Brief“ [Bohnen 1978, S. 118] von Georg Brandes an Alexandra Kropotkin, genannt Sascha, die Tochter des mit Brandes befreundeten russischen Anarchisten Pjotr Alexejewitsch Kropotkin, der zuerst in dänischer Sprache in einer literarischen Monatsschrift erschienen ist [vgl. Et brev. Til Fröken Sacha Kropotkin. In: Tilskueren, Jg. 27, Januar 1910, S. 1-8]; eine in einer Zeitschrift oder Zeitung veröffentlichte Übersetzung (deutsch, französisch oder englisch) des offenen Briefs – Wedekind dürfte seiner Mutter eine solche geschickt haben – ist nicht ermittelt. an die Fürstin Kropotkin, das ich meiner Mutter
in die Schweiz geschicktHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 25.9.1910. hatte. Meine Mutter war begeistert davon. Sie schrieb
mirnicht überlieferter Brief; erschlossenes Korrespondenzstück: Emilie Wedekind an Frank Wedekind, 28.9.1910.: „Wer so schreiben könnte.[“] Die Fragen, | die Sie an mich zu stellen die
Freundlichkeit haben, kann ich augenblicklich nicht beantworten, da ich in
BerlinWedekind ist am 30.9.1910 zu seinem Gastspiel vom 6. bis 19.10.1910 am Kleinen Theater (Direktion: Victor Barnowsky) nach Berlin gereist [vgl. Tb], das mit der Berliner Premiere seines Stücks „Die Zensur“ eröffnet wurde. zu keinem klaren Gedanken komme. Das lebendige Interessean den drei Einaktern „In allen Sätteln gerecht“, „Mit allen Hunden gehetzt“ und „In allen Wassern gewaschen“, die Georg Brandes ausführlich kommentiert hatte [vgl. Georg Brandes an Wedekind, 23.9.1910]., das Sie für
meine Einakter übrig haben, war mir eine innige große Freude. Von ganzem Herzen
| freue ich mich darauf, Sie am Sonnabendder 15.10.1910, an dem Wedekind nach seiner Gastspielvorstellung im Kleinen Theater (siehe oben) die Gesellschaft notierte, zu der Artur Landsberger eingeladen hatte: „Nachher Landsberger Gesellschaft. Fulda Karl Hauptmann Reike Frau Goldmann Brandes Reinhardt Barnowsky.“ [Tb] wiederzusehenWedekind sah Georg Brandes nicht nur am 15.10.1910 wieder (siehe oben), sondern auch an den darauf folgenden zwei Tagen. Er besuchte am 16.10.1910 um 17 Uhr im Hotel Excelsior den Vortrag von „Georg Brandes über Jeanne d’Arc im Wandel der Zeiten“ [Berliner Tageblatt, Jg. 39, Nr. 513, 9.10.1910, Morgen-Ausgabe, 10. Beiblatt, S. (2)] und nahm abends nach seinem siebten Gastspielauftritt in „Die Zensur“ wie Georg Brandes (außerdem Georg Reicke, Arthur Landsberger und Ludwig Fulda) an einem Abendessen für Carl Hauptmann auf Einladung von Max Reinhardt teil [vgl. Berger 2001, S. 192]: „Brandes Vortrag über La Pucelle. [...] Zensur 7. Unbehagliches Abendessen bei Steinert in Charlottenburg.“ [Tb] Wedekind notierte außerdem am 17.10.1910 Georg Brandes’ Besuch der achten Gastspielvorstellung im Kleinen Theater und ein Beisammensein mit ihm zu späterer Stunde im Weinlokal A. Frederich: „Zensur 8. Mit Tilly bei Frederich. Georg Brandes war im Theater und kommt zu uns“ [Tb]..
Mit ehrerbietigem Gruß
Ihr ergebenster
Frank Wedekind.
12.10.10.