Ein Zufall führt mich auf der Durchreise für ganz kurze Zeit
wieder nach München, und so kann ich Ihren Brief vom 27. Aprilvgl. Wedekind an Albert Langen, 27.4.1904. von hier aus
beantworten. Sie werden selbst einsehen, dass ich aus Ihrem letzten Briefeeiner der beiden nicht überlieferten Briefe Wedekinds an Albert Langen, 25.4.1904 oder 26.4.1904 [vgl. hierzu auch Wedekind an Albert Langen, 27.4.1904].
wirklich nicht entnehmen konnte, dass es Ihr Wunsch wäre, mich in einem Café
oder sonst an einem öffentlichen Orte zu treffen, da Sie das mit keinem Worte
gesagt haben, und da es wohl allgemein üblich
ist, dass geschäftliche Verhandlungen zwischen einem Autor und einem Verleger
nicht in einem Café, sondern in dem Bureau des Verlegers stattfinden. Da es
sich für mich hier nur um eine geschäftliche Unterredung handelt und handeln
kann, bedaure ich auch auf ein Zusammentreffen an einem dritten Orte nicht
eingehen zu können. Morgen früh reise ich wieder ab, heute NachmittagWedekind folgte diesem Vorschlag und notierte anschließend: „Kurze erfolglose Unterredung mit Langen“ [Tb 3.5.1904]. zwischen
3 und 5 Uhr bin ich für Sie auf meinem Bureau zu sprechen und werde Sie, wenn
Sie kommen sollten, weder warten lassen noch
keine Zeit für Sie haben. Sollten Sie heute nicht kommen, so können Sie in
meiner Abwesenheit über Ihre Wünsche bezüglich Ihres neuen KontraktesEin neuer Vertrag kam am 1.6.1904 zustande, Franz Blei war an der Vermittlung beteiligt [vgl. Kutscher 2, S. 116]. mündlich
mit Herrn Holm verhandeln, der in geschäftlichen | Angelegenheiten für Sie
täglich auf meinem Bureau zu sprechen ist. Sollten Sie das nicht wollen, so
bleibt ja immer noch der Weg übrig, dass Sie mir Ihre Gegenvorschläge zu dem Ihnen übersandten Kontraktentwurfnicht überliefert; vgl. Albert Langen an Wedekind, 21.4.1904. präzis formuliert schriftlich zukommen
lassen. Ich werde Ihnen dann gleich schriftlich mitteilen, in wie weit ich mich
damit einverstanden erklären kann. Falls Sie den von mir entworfenen Kontrakt
nicht annehmen wollen, und mir auch nicht präzis sagen
wollen, was Ihre Ansprüche sind, ist mir natürlich die Möglichkeit
abgeschnitten, mich mit Ihnen über einen neuen Kontrakt zu einigen, was ich
gern täte, da ich jedem Autor meines Verlages nach Massgabe der bestehenden
Verhältnisse die günstigsten Bedingungen zu gewähren das Prinzip habe, die mir
möglich sind. Sie werden sich aber denken können, dass ich mich im übrigen und
rein pekuniär bei unserem bisherigen Kontrakt besser stehe, da ich weniger
dabei zu riskieren habe, wenn ich keine Honorare vorausbezahlenIn dem Vertrag vom 1.6.1904 über Wedekinds Bühnenwerke wurden keine Vorauszahlungen vereinbart [vgl. Aa, Wedekind-Archiv E, Mappe 5, Nr. 3]. Der zeitgleich abgeschlossene Vertrag zum Buchverlag ist nicht überliefert. muss. Also
glaube ich, dass es schliesslich mehr in Ihrem als in meinem Interesse liegt,
für das Zustandekommen eines neuen Kontraktes zu sorgen. Falls ein solcher
nicht zustande kommen sollte, werde ich selbstverständlich auf der Aufrechterhaltung
des bisherigen Konktraktes mit allen Mitteln, die das Gesetz mir in die Hand
gibt, bestehen.