Kennung: 1284

München, 27. April 1904 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Koautoren*in

Adressat*in

  • Albert Langen Verlag, (Verlag)
  • Langen, Albert

Inhalt

27. IV. 04.


Sie haben mich mißverstandenHinweis auf ein nicht überliefertes Antwortschreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Albert Langen an Wedekind, 26.4.1904.. Daß ich noch einmal zu einer Besprechung zu Ihnen auf Ihr B++/ure/auDas Büro des Albert Langen Verlags war in der Kaulbachstraße 91 [vgl. Adreßbuch von München 1904, Teil I, S. 379].Das Büro des Albert Langen Verlags war in der Kaulbachstraße 91 [vgl. Adreßbuch von München 1904, Teil I, S. 379]. komme+, können Sie nicht von mir erwarten, nachdem Sie, als ich das letzte Mal zu der von Ihnen festgesetzten Zeit zu Ihnen kamam Freitag, den 22.5.1903 [vgl. Wedekind an Albert Langen, 25.5.1903 und 25.9.1903]., mich zuerst eine Stunde warten ließen und mir dann die Entschuldigung auftischten, Sie hätten keine Zeit für mich, weil Sie in die MeistersingerEs handelte sich um die Aufführung vom 22.5.1903: „Am heutigen 90. Geburtstage Richard Wagners gehen im kgl. Hoftheater die ‚Meistersinger von Nürnberg‘ in Szene.“ [Allgemeine Zeitung, München, Jg. 106, Nr. 141, 22.5.1903, Drittes Abendblatt: Münchener Stadt-Anzeiger, S. 3] Wedekind hatte sich über Albert Langens Verhalten an diesem Tag bereits zuvor beklagt [vgl. Wedekind an Albert Langen, 25.9.1903]. müßten, und das nota noch dazu, nachdem Sie drei Jahre langAlbert Langen war nach der Beschlagnahmung des „Simplicissimus“-Heftes vom 25.10.1898 und des daraufhin gegen ihn ergangenen Haftbefehls wegen Majestätsbeleidigung zunächst nach Zürich und Rom, Mitte Februar 1899 dann nach Paris geflohen. Dort lebte er vier Jahre lang bis Ende April 1903. Die Kommunikation zwischen ihm und Wedekind erfolgte über die Verlagsmitarbeiter Korfiz Holm, Georg Mischeck und Georg Zurhellen in München.e als Verleger nicht für mich zu sprechen gewesen waren. Daß ich mich einmal in dieser Weise von Ihnen überraschen ließen, rechne ich mir weder zur Unehre noch als Dummheit an. a/A/ber an einem Mal habe ich genug. Als ich Ihnen in meinem Brief vom + 26/5/nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Albert Langen, 25.4.1904. eine Besprechung vorschlug meinte ich damit eine Besprechung in einem öffentlichen Lokal, einem Café oder in sonst einem öffentlichen Lokal. Nun sind Sie aber wieder verreistAm 3.5.1904 kehrte Langen nach München zurück [vgl. Albert Langen an Wedekind, 3.5.1904]. und so bleibt für mich der Standpunkt maßgebend, den ich Ihnen bereits auseinandersetzte klar legte, daß ich mir durch unser den zwischen uns bestehenden ganz unmöglichen Vertragnicht überliefert. mein Recht nicht nehmen lasse kann, mit meiner Arbeit meinen Lebensu/U/nterhalt zu verdienen. Da Sie keine Geschäfte mit meinen Arbeiten machen, wie aus Ihren Abrechnungennicht überliefert [vgl. Georg Mischek und Albert Langen Verlag an Wedekind, 24.9.1903]. hervorgeht, und da Sie | anderseits bis jetzt auch keine sonstige Veranlassung gefunden haben, mir meine Werke auch nur mit einem Pfennig zu honorieren, so kann der für Sie dabei resultierende Nachtheil ja auch nicht groß sein. Auf jeden Fall kann er kommt Ihr Nachtheil gegenüber dem immensen enormen Schaden, der mir aus Innehaltung unseres Contraktes ++/er/wachsen würde, gar nicht in Betracht kommen. Wenn Wollte ich nun unter dem Druck, den Sie mit unserem alten Contract Vertrag auf mich ausüben, einen neuenEin neuer Vertrag kam am 1.6.1904 zustande, Franz Blei war an der Vermittlung beteiligt [vgl. Kutscher 2, S. 116]. Vertrag unterzeichnen wollte, so wäre dieser neue Vertrag keine das alles andere als eine freie Vereinbarung, sondern er wäre unter einem nur wieder das Ergebnis eines immensen Zwanges zustande gekommen und daher in moralischer Beziehung wol um kein Haar besser als der alte.


[am oberen Rand um 180 Grad gedreht:]

Sollten Sie noch irgend ein Interesse daran haben, mich daran zu hindern, daß ich mir aus der/ieser/ unmöglichen Situation, in die mich unser Vertrag versetzt selbst meinen eigenen Ausweg wähle, so sehe ich Ihrer baldigen/ste/n Erwiderung entgegen.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Liniertes Papier. 21 x 27,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Auf Seite 1 des Briefentwurfs findet sich eine Anstreichung am linken Rand (von „verlangen“ bis „Arbeiten“). Auf der zweiten Seite ist ein weiterer Briefentwurf überliefert [vgl. Wedekind an die Literarische Gesellschaft Dresden, 23.4.1904], den Wedekind mit einem horizontalen Strich vom Brieftext getrennt und quer durchgestrichen hat; dabei hat er die ersten zwei Zeilen der um 180 Grad gedrehten Schlusspassage des Briefentwurfs am Kopf der Seite, vermutlich versehentlich, mitgestrichen.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Es darf davon ausgegangen werden, dass auf Grundlage des Briefentwurfs ein Brief versandt wurde.

  • Schreibort

    München
    27. April 1904 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
117f.
Briefnummer:
224
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 201
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an (Verlag) Albert Langen Verlag, Albert Langen, 27.4.1904. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (19.05.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Cordula Greinert

Überarbeitet von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

22.04.2024 11:43