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Kennung: 5669

Sankt Niklaus, 16. August 1884 (Samstag), Postkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Friedrich Wilhelm

Inhalt

Postkarte.
Carte postale. – Cartolina postale.
         –––––––––


Herrn Dr. Wedekind
Schloss Lenzburg
(Ct. Aargau.) |

St. Nikolaus, 16.IIX.84.


Lieber Papa

die Fahrtvon Lausanne nach La Bouveret, wo die Rhone in den Genfer See mündet. auf dem Genfersee war prachtvoll und stimmte mich wehmüthig, da ich das Paradiesgärtlein sobald nicht wiedersehn werde. Die Begegnung zwischen Onkel Erich und seiner alten Freundinnicht identifiziert. war ergreifend und rührte mich fast zu Thränen. Gestern fuhren wir also das Rohnethal hinauf b und marschierten das/er/ Vispachgemeint ist die Vispa, ein Fluss, der von Süden her in Visp in die Rhone mündet. entlang bis nach St. Nikolausdie Ortschaft Sankt Niklaus (1120 m) im Mattertal im Kanton Wallis. Der Fußweg vom 16 Kilometer entfernten Visp dorthin beträgt 4 Stunden.. Abends d/a/cht Uhr fanden wir dort noch ein treffliches Quartier, in dem ich auch jetzt wieder sitze und schreibe. Heute morgen früh fuhren wir nach Zermatt und fanden einen herrlichen aber heißen Tag. Den Rüffelbergder Riffelberg (2582 m) bei Zermatt. erstiegen wir von 10 – 1 Uhr. Um 3 ungefähr standen wir am Fuße des Görnergradesder Gornergrat (3135 m) süd-östlich von Zermatt., A/r/ings um uns her die himmelhohe r/R/iesenmauer der beschneiten Bergzacken. Aber ganz hinaufgestiegen sind wir nicht, obschon uns eine englische Gesellschaft, alle auf ein Seil gezogen wie die Tauben] In der Geschichte des Freiherrn von Münchhausen fängt der Erzähler Enten (und nicht Tauben) ein; in der Fassung von Gottfried August Bürger heißt es: „Da besann ich mich auf ein Stückchen Schinkenspeck [...] Dieß befestigte ich an eine ziemlich lange Hundsleine, die ich aufdrehte, und so wenigstens noch um viermal verlängerte. Nun verbarg ich mich im Schildgesträuch am Ufer, warf meinen Speckbrocken aus und hatte das Vergnügen zu sehen, wie die nächste Ente hurtig herbeischwamm und ihn verschlang. Der ersten folgte bald alle übrigen nach, und da der glatte Brocken am Faden gar bald unverdauet hinten wieder herauskam, so verschlang ihn die nächste, und so immer weiter. Kurz der Brocken machte die Reise durch alle Enten sammt und sonders hindurch, ohne von seinem Faden loszureißen. So saßen sie denn alle daran, wie Perlen an der Schnur.“ [Des Freih. v. Münchhausen wunderbare Reisen und Abenteuer zu Wasser und zu Lande, wie er dieselben bei der Flasche im Zirkel seiner Freunde selbst zu erzählen pflegte. Zuerst gesammelt und englisch herausgegeben vom R. E. Raspe. Uebersetzt und hier und da erweitert vom G. A. Bürger. Göttingen 1869, S. 12f.] des Freiherrn von Münchhausen, mit 6 Führern, mit gutem Beispiel voranging. Der Abweg war müsamSchreibversehen, statt: mühsam. aber, um Zeit und Geld zu gewinnen, fuhren wir sofort wieder hierher zurück. W/O/nkel Erich läßt Euch alle des Bestens grüßen. Ebenso die herzlichsten Grüße von Willi und mir. Morgen früh 5 Uhr brechen wir nach Visp auf. Auf recht baldiges glückliches Wiedersehn, euer treuer Franklin

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 14,5 x 9 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit einer aufgedruckten Briefmarke zu 5 Rappen frankiert und auf der Adressseite mit Bleistift mit einem Zustellvermerk versehen.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Uhrzeit im Zwischenstempel Ambulant: „20“ (= 20 Uhr). Uhrzeit im Posteingangsstempel Lenzburg: „2“ (= 14 Uhr).

  • Schreibort

    Sankt Niklaus
    16. August 1884 (Samstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Sankt Niklaus
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Lenzburg
    18. August 1884 (Montag)
    Unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel mit den Eltern 1868‒1915. Band 1: Briefe

(Band 1)

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2021
Seitenangabe:
60-61
Briefnummer:
20
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 190
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Friedrich Wilhelm Wedekind, 16.8.1884. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (12.03.2025).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

19.12.2024 17:50
Kennung: 5669

Sankt Niklaus, 16. August 1884 (Samstag), Postkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Friedrich Wilhelm
 
 

Inhalt

Postkarte.
Carte postale. – Cartolina postale.
         –––––––––


Herrn Dr. Wedekind
Schloss Lenzburg
(Ct. Aargau.) |

St. Nikolaus, 16.IIX.84.


Lieber Papa

die Fahrtvon Lausanne nach La Bouveret, wo die Rhone in den Genfer See mündet. auf dem Genfersee war prachtvoll und stimmte mich wehmüthig, da ich das Paradiesgärtlein sobald nicht wiedersehn werde. Die Begegnung zwischen Onkel Erich und seiner alten Freundinnicht identifiziert. war ergreifend und rührte mich fast zu Thränen. Gestern fuhren wir also das Rohnethal hinauf b und marschierten das/er/ Vispachgemeint ist die Vispa, ein Fluss, der von Süden her in Visp in die Rhone mündet. entlang bis nach St. Nikolausdie Ortschaft Sankt Niklaus (1120 m) im Mattertal im Kanton Wallis. Der Fußweg vom 16 Kilometer entfernten Visp dorthin beträgt 4 Stunden.. Abends d/a/cht Uhr fanden wir dort noch ein treffliches Quartier, in dem ich auch jetzt wieder sitze und schreibe. Heute morgen früh fuhren wir nach Zermatt und fanden einen herrlichen aber heißen Tag. Den Rüffelbergder Riffelberg (2582 m) bei Zermatt. erstiegen wir von 10 – 1 Uhr. Um 3 ungefähr standen wir am Fuße des Görnergradesder Gornergrat (3135 m) süd-östlich von Zermatt., A/r/ings um uns her die himmelhohe r/R/iesenmauer der beschneiten Bergzacken. Aber ganz hinaufgestiegen sind wir nicht, obschon uns eine englische Gesellschaft, alle auf ein Seil gezogen wie die Tauben] In der Geschichte des Freiherrn von Münchhausen fängt der Erzähler Enten (und nicht Tauben) ein; in der Fassung von Gottfried August Bürger heißt es: „Da besann ich mich auf ein Stückchen Schinkenspeck [...] Dieß befestigte ich an eine ziemlich lange Hundsleine, die ich aufdrehte, und so wenigstens noch um viermal verlängerte. Nun verbarg ich mich im Schildgesträuch am Ufer, warf meinen Speckbrocken aus und hatte das Vergnügen zu sehen, wie die nächste Ente hurtig herbeischwamm und ihn verschlang. Der ersten folgte bald alle übrigen nach, und da der glatte Brocken am Faden gar bald unverdauet hinten wieder herauskam, so verschlang ihn die nächste, und so immer weiter. Kurz der Brocken machte die Reise durch alle Enten sammt und sonders hindurch, ohne von seinem Faden loszureißen. So saßen sie denn alle daran, wie Perlen an der Schnur.“ [Des Freih. v. Münchhausen wunderbare Reisen und Abenteuer zu Wasser und zu Lande, wie er dieselben bei der Flasche im Zirkel seiner Freunde selbst zu erzählen pflegte. Zuerst gesammelt und englisch herausgegeben vom R. E. Raspe. Uebersetzt und hier und da erweitert vom G. A. Bürger. Göttingen 1869, S. 12f.] des Freiherrn von Münchhausen, mit 6 Führern, mit gutem Beispiel voranging. Der Abweg war müsamSchreibversehen, statt: mühsam. aber, um Zeit und Geld zu gewinnen, fuhren wir sofort wieder hierher zurück. W/O/nkel Erich läßt Euch alle des Bestens grüßen. Ebenso die herzlichsten Grüße von Willi und mir. Morgen früh 5 Uhr brechen wir nach Visp auf. Auf recht baldiges glückliches Wiedersehn, euer treuer Franklin

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 14,5 x 9 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit einer aufgedruckten Briefmarke zu 5 Rappen frankiert und auf der Adressseite mit Bleistift mit einem Zustellvermerk versehen.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Uhrzeit im Zwischenstempel Ambulant: „20“ (= 20 Uhr). Uhrzeit im Posteingangsstempel Lenzburg: „2“ (= 14 Uhr).

  • Schreibort

    Sankt Niklaus
    16. August 1884 (Samstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Sankt Niklaus
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Lenzburg
    18. August 1884 (Montag)
    Unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel mit den Eltern 1868‒1915. Band 1: Briefe

(Band 1)

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2021
Seitenangabe:
60-61
Briefnummer:
20
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 190
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Friedrich Wilhelm Wedekind, 16.8.1884. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (12.03.2025).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

19.12.2024 17:50