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T. W.
Mittwoch,
7.X.14.
Geliebtester Frank,
von Herzen hoffe ich, dass es Dir so g
Heute Vormittag gieng ich mit de
Die Zeitungen lese ich eifrig Anspielung auf „die Kriegsnachrichten [...]. Die in der Presse verbreiteten Annahmen, dass der Krieg bald beendet werden könnte, entpuppten sich rasch als Illusion.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 267], aber man muss sich wohl noch
in Geduld fassen. Das „ Forum“ kam auchDie im Forum-Verlag in München erscheinende Zeitschrift „Das Forum“ – herausgegeben von Wilhelm Herzog – erschien seit April 1914 (das erste Heft enthält Wedekinds Essay „Weltlage“ und einen Aufruf „Für Frank Wedekind“). Das August-Heft 1914 wurde aufgrund von Herzogs kriegskritischem Leitartikel „Patrioten gegen Patrioten“ sofort konfisziert, „die gesamte Auflage [...] vernichtet“ und gegen Herzog „‚Anklage wegen Majestätsbeleidigung und Hochverrat‘ erhoben“ [Müller-Feyen 1996, S. 91]; die nächsten Hefte (Heft 5/6 von August/September 1914, Heft 7 von Oktober 1914, das Tilly Wedekind vermutlich vorlag) konnten zwar wieder erscheinen, aber auch diese „Folgehefte seiner Zeitschrift belegten Herzogs demonstratives und unerschrockenes Engagement gegen den Krieg.“ [Müller-Feyen 1996, S. 96] u. waren recht interressanteSchreibversehen, statt: interessante. Artikel darin.
Für Abends bat Frl. Ritscher Helene Ritscher (Widenmayerstraße 50) [vgl. Adreßbuch für München 1915, Teil I, S. 565], Schauspielerin und Mitglied des Münchner Hofschauspiels [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1915, S. 503], die Tilly Wedekind und Blanka Marion für den Abend des 7.10.1914 zu sich eingeladen hat. mich u. Frl. Marion zu kommen, da sie allein ist. Ich wollte eigentlich in „ Wallensteins
Lager“„Wallensteins Lager“ (der erste Teil von Friedrich Schillers „Wallenstein“-Trilogie) wurde am 7.10.1914 am Münchner Hoftheater gespielt [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 67, Nr. 514, 7.10.1914, General-Anzeiger, S. 2]. | werde nun aber ein andermal gehen. Sonst ist herzlich wenig Interessantes
im Theater. Hast Du in Zürich etwas gesehen?
Sei mir nicht böse, wenn ich nicht ausführlicher schreibe,
aber es giebt gar nichts Neues. Morgen werde ich mit Frau Dr. Pariser wegen der
Tanzstunde Tilly Wedekind nahm Tanzunterricht bei der Primaballerina des Hofballetts Anna Ornelli [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 6.10.1914]. sprechen.
Unterhalte Dich recht gut geliebter Frank, u. grüße Mama u. Mati
herzlichst!
Von Lenzburg fährst Du wohl nach Aarau? Die Kinder schicken Dir
innige Küsse, auch für
Innigst umarmt u. küsst Dich,
Deine Tilly
Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben
München
7. Oktober 1914 (Mittwoch)
Sicher
München
Datum unbekannt
Datum unbekannt
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia
Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13
Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.
Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 7.10.1914. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (26.10.2025).
Ariane Martin