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T. W.
Geliebter  Frank,
es ist herrlich hier; Sonne, blauer Himmel! Die Kinder sind
so lieb, es ist eine Freude!
Nach dem Abendessen, schon um 7 Uhr, geh’ ich mit Anna Pamela
noch ein halbe Stunde spazieren u. denke an unsre Abend Spaziergänge.
Den ganzen Tag sitzen wir unter  den
Linden u. tun mehr oder weniger gar nichts.
Am Mittwoch in  München aß ich |  im 
Nachmittags als ich durch den  Hofgarten gieng  saßen da Tilly Wedekind traf am 19.6.1912 im Münchner Hofgarten mit Gattin Anna Koebke (geb. Rankl) und der Tochter Anna Weber (geb. Koebke), unter dem Pseudonym Sybil Vane Schauspielerin am Leipziger Schauspielhaus [vgl. Neuer Theater-Almanach 1913, S. 515] und in erster Ehe mit Otto Weber verheiratet [vgl. Verlobte. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 60, Nr. 255, 9.11.1907, Morgenblatt, S. 3], den Kammersänger Benno Koebke, bis 1.5.1907 Direktor des Münchner Lustspielhauses, seit 1908 Direktor des Stadttheaters in Bern, wo „Hofrat Benno Koebke“ [Neuer Theater-Almanach 1913, S. 323] auch die Oberregie führte. Wedekind hatte ihn und seine Frau im Zusammenhang seines Gastspielaufenthalts vom 5. bis 9.4.1912 in Bern („Erdgeist“-Gastspiel am 8.4.1912 im Stadttheater) dem Tagebuch zufolge mehrfach getroffen – so am 5.4.1912 („Fahrt München Bern mit Frau Hofrat Köbke. [...] Mit Köbkes [...] im Casino in Bern“), am 6.4.1912 („Mit Köpkes Mittagessen im Hotel. Mit Köbkes im Casino“) und am 8.4.1912 („mit [...] Köbke [...] im Casino“). Benno Koebke hat ihn im „Wedekindbuch“ gewürdigt [vgl. Friedenthal 1914, S. 274-276]. Tilly Wedekind traf im Münchner Hofgarten außerdem Otto Beck, Direktor des Stadttheaters in Bonn, wo „Hofrat Otto Beck“ [Neuer Theater-Almanach 1913, S. 332] auch die Oberregie führte. Wedekind hatte ihn dem Tagebuch zufolge am 17.6.1911 in der Münchner Torggelstube getroffen („T.St. mit [...] Hofrat Beck“) und dann im Zusammenhang seines Gastspielaufenthalts vom 18. bis 22.3.1912 in Bonn („Hidalla“-Gastspiel am 21.3.1912 im Stadttheater) am 19.3.1912 („Im Hotel mit Beck und Frau“) und 21.3.1912 („Beck und Frau“). Herr u.
Frau Hofrat Koebke mit ihrer Tochter Frau Weber u. Hofrat Beck. Hofrat Koebke
fragte ob man sich schon sehr beeilen müsse, um für den Winter abzuschließenGastspielverträge für die Winterspielzeit 1912/13.. |
Frau Weber begleitete mich bis nach Hause u. war auch Donnerstag Früh am Bahnhof.
Ich denke  bis Mitte Juli Tilly Wedekind kehrte am 15.7.1912 mit den Kindern aus Lenzburg nach München zurück. bleiben wir hier. Ich hoffe,  Mama
behält uns solange. Ich glaube bis dahin habe ich mich genügend erholt, ich
kann mich ja in München weiter erholen. Ich sehe fast schon wieder „blühend“
aus. Es ist wirklich nicht nötig, dass ich noch zu einem Arzt gehe, es fehlt
mir gewiss nichts. | Ich hoffe also, dass Du Dich meinetwegen nicht mehr ängstigst
u. erwarte Deine Nachricht, ob es Dir recht ist, dass wir Mitte Juli nach
 München gehen. Ich könnte dann an die Köchin
Isabella schreiben, mit der ich in München gesprochen habe.
Wie geht es Dir? Was habt Ihr in  Dresden schon alles
unternommen? Grüße alle herzlichst von uns! In inniger Liebe,  Tilly
Viele Grüße an Dich von Mama u. den Kindern.
Schönen Gruß Anna Pamela
Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben
                                            Lenzburg
22. Juni  1912 (Samstag)
                    
 Sicher
           
                                        
                                            Lenzburg
Datum unbekannt
                    
       
                                        
                                            
Datum unbekannt
                    
                                    
                                        
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Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.
Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 22.6.1912. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (04.11.2025).
Ariane Martin