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Mein lieber Frank!
Dir und Deiner schönen Freundin sende ich je ein Exemplar des Moloc je ein Exemplar des von Emil Gerhäuser nach dem gleichnamigen Dramenfragment von Friedrich Hebbel geschriebenen Librettos zu der Oper „Der Moloch“ (1906) von Max von Schillings („Der Moloch. Musikalische Tragödie in drei Aufzügen. Dichtung frei nach Fr. Hebbels ‚Moloch-Fragment‘ von Emil Gerhäuser“), das außerhalb des Buchhandels im Verlag von Bote & Bock in Berlin erschienen ist, für Wedekind und seine Freundin Tilly Newes. h; bitte, nehmt die kleine Gabe als einen schwachen Dank für den gestrigen Abendnicht am 2.2.1906, an dem Wedekind die Uraufführung von Hugo von Hofmannsthals Drama „Ödipus und die Sphinx“ (1906) im Deutschen Theater besuchte und anschließend zusammen mit Tilly Newes an einem Bankett im Grand Hôtel de Rome teilnahm [vgl. Tb], sondern am 1.1.1906, an dem Wedekind den Besuch des Freundes und einen gemeinsamen Besuch mit Hans Richard Weinhöppel und Tilly Newes in der Weinstube Gebrüder Habel (Unter den Linden 30) notierte: „Abends kommt Gerhäuser zu mir. Gerhäuser Weinhöppel Tilli und ich bei Habel.“ [Tb] Emil Gerhäuser dürfte Tilly Newes hier erstmals begegnet sein. an. Es hat mir so wohlgethan mit Dir nach so langer ZeitEmil Gerhäuser hat Wedekind zuletzt am 2.8.1905 in München gesehen: „Abends Intimes Theater mit Gerhäuser e.ct. Toggelstube.“ [Tb] wieder zusammen zu sein; in Dir ist etwas Neues: Du sitzest mit freudigem Stolz heute am Fest des Lebens u. das gibt Dir und Deinem Leben einen neuen Schimmer. Auch der Verschwender steht Dir gut zu Gesicht. Vielleicht besonders, weil Du lange gedarbt hast. Fräulein Tilly ist einfach entzückend; schön und apart. Ihre zweierlei Augen geben ihr einen Charme, wie ihn die alten französischen Maler dargestellt haben. Und sie liebt Dich so selbstverständlich, als ob es ein kleines | und leichtes wäre, einen Tiger zu streicheln. Ob sie dich wirklich zähmen wird? Wärst Du nicht mein Freund, ich würde ihr zu Füssen liegen – ah, wie wohl thut doch solch ein Bad in jungen glücklichen Augen.
Ich suche Dich morgen gegen Abend Wedekind notierte am 4.2.1906 Besuche der Weinstube Steinert & Hansen (Albrechtstraße 24/25) und der Künstlerklause Carl Stallmann (Jägerstraße 14) mit Tilly Newes und Emil Gerhäuser: „Abends mit Tilli und Gerhäuser bei Hansen und Steiner und bei Stallmann.“ [Tb] wieder auf. Lass mir sagen, wo ich Dich treffen kann, wenn Du nicht zu Hause bist und grüsse Deine Freundin von mir.
Herzlichst Dein
Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben
Halensee
3. Februar 1906 (Samstag)
Sicher
Halensee
Datum unbekannt
Datum unbekannt
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia
Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13
Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.
Emil Gerhäuser an Frank Wedekind, 3.2.1906. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (08.12.2025).
Mirko Nottscheid
Ariane Martin