Kennung: 857

Wien, 9. Mai 1914 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Weisse, Adolf

Inhalt

HOTEL TEGETTHOFF
WIEN


Herrn Direktor Adolf Weiße
Wien.


Sehr verehrter Meister!

Sie haben die große Liebenswürdigkeit während meiner Anwesenheit in Wien mein Drama „Musik“ spielen zu wollen und lassen mir die Freude zuteil werden, meine Frau und mich zu dieser Vorstellung einzuladen. Empfangen Sie verbindlichsten Dank für Ihr Wohlwollen und die mir zugedachte außerordentliche Freude. Meine Frau und ich freuen uns sehr, Ihre Aufführung von MusikWedekind, der seit dem 6.5.1914 in Wien war [vgl. Tb], folgte einer Einladung von Adolf Weisse, Direktor des Deutschen Volkstheaters in Wien [vgl. Neuer Theater-Almanach 1914, S. 672], die Aufführung von „Musik. Sittengemälde in vier Bildern“ am 14.5.1914 am Deutschen Volkstheater – Leopold Kramer spielte den Gesangspädagogen Josef Reißner, Gemma Boić die Musikschülerin Klara Hühnerwadl – zu besuchen (Beginn der Vorstellung: 19.30 Uhr, Ende: vor 21.30 Uhr) [vgl. Neues Wiener Journal, Jg. 22, Nr. 7381, 14.5.1914, S. 16]. Wedekind hat seinen Besuch der Vorstellung am 14.5.1914 sowie Darstellerin und Darsteller der Hauptrollen vermerkt: „Musikvorstellung im Deutschen Volkstheater Broic. Kramer“ [Tb]. Die Presse berichtete: „Frank Wedekind, der anläßlich der Premiere seines ‚Simson‘ in Wien weilt, wohnte gestern der Vorstellung seines Schauspiels ‚Musik‘ im Deutschen Volkstheater bei. Wedekind und seine Gattin hatten in einer Loge Platz genommen und waren nach den Aktschlüssen Gegenstand herzlicher Ovationen seitens des Publikums.“ [Wedekind in Wien. In: Fremden-Blatt, Jg. 68, Nr. 133, 15.5.1914, Morgen-Blatt, S. 16] „Am Schluß des Stückes, worin die Hauptdarstellerin Fräulein Gemma Boiz von erschütternder Wirkung ist, wurde Frank Wedekind, der im Hause anwesend war, auf die Bühne gerufen.“ [Neues Wiener Abendblatt, Jg. 48, Nr. 133, 15.5.1914, S. 9] Frank und Tilly Wedekind sowie Albert Steinrück waren zu einem „Simson“-Gastspiel ‒ im Rahmen eines Ensemble-Gastspiels des Wiener Deutschen Volkstheaters am Johann Strauß-Theater ‒ in Wien (3 Vorstellungen vom 11. bis 13.5.1914). sehen zu können. Mit dankbarem Empfinden | las ich seinerzeit die uneingeschränkte hohe Anerkennung, die die gesammte Wiener Kritik Ihrer InscenierungWedekind hat die erfolgreiche Inszenierung von „Musik“ am Deutschen Volkstheater (Direktion: Adolf Weisse) unter der Regie von Hubert Reusch mit Gemma Boić und Leopold Kramer in den Hauptrollen im Vorjahr ‒ Premiere war am 14.10.1913, die letzte Vorstellung fand am 7.11.1913 statt ‒ nicht gesehen, aber seinerzeit die Presseresonanz (siehe unten) registriert. von „Musik“ zutheil werden ließ. Thatsache ist denn auch, daß das Stück noch an keiner Bühne einen so starken ErfolgDie Presseresonanz auf die Inszenierung von „Musik“ am Deutschen Volkstheater im Vorjahr war keineswegs durchweg positiv, aber doch überwiegend wohlwollend [vgl. KSA 6, S. 783f., 818f.]; mit Wedekinds „Musik“ sei dem Deutschen Volkstheater „eine Tat voll künstlerischer Kühnheit gelungen. Der Geist dieses eigenartigen, lange verlachten, bald aber siegenden großen Dichters strahlt gerade aus diesem Werke in seltsam blendender Fülle.“ [Arbeiter-Zeitung, Jg. 25, Nr. 284, 16.10.1913, Morgenblatt, S. 9] Das Publikum nahm das Stück an. „Es gab einen Beifall, der Respekt und Anerkennung ausdrückte.“ [Neues Wiener Journal, Jg. 21, Nr. 7176, 15.10.1913, S. 8] aufzuweisen hatte wie am Deutschen Volkstheater.

Darf ich Sie ersuchen Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin meiner Frau und meine ergebene Empfehlungen übermitteln zu wollen.

Mit ergebenem Gruße
Ihr
Frank Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 14 x 22,5 cm. Mit gedrucktem Briefkopf.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Brief ist nach einem vormals im Autografenhandel [Wiener Antiquariat Anton Nebenhay GmbH (zuletzt abgerufen 6.8.2020)] zugänglichen Faksimile wiedergegeben. Seite 1 ist mit einem auf den 9.5.1914 datierten Empfangsvermerk („erh 9/V 14“) von fremder Hand versehen. Die Maße sind nach Vergleichsbriefen, die auf demselben Briefpapier mit dem gedruckten Briefkopf geschrieben sind, ergänzt.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 9.5.1914 ist als Ankerdatum gesetzt – das Schreibdatum, abgeleitet von dem auf dem Brief vermerkten Empfangsdatum, falls der Brief innerhalb Wiens noch am selben Tag befördert wurde.

  • Schreibort

    Wien
    9. Mai 1914 (Samstag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Wien
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Wien
    9. Mai 1914 (Samstag)
    Ermittelt (sicher)

Informationen zum Standort

Es gibt keine Informationen zum Standort.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Adolf Weisse, 9.5.1914. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

14.09.2024 10:29