Briefwechsel

von Emilie Wedekind und Tilly Wedekind , Tilly Wedekind , Tilly Wedekind , Frank Wedekind

Emilie Wedekind schrieb am 10. September 1907 in Lenzburg folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Tilly Wedekind , Frank Wedekind

[1. Hinweis in Frank Wedekinds Brief an Emilie Wedekind vom 9.9.1907 aus München:]


Würdest du die Güte haben uns, wenn Tilly dir nicht ungelegen käme morgen gleich zu telegraphieren.


[2. Hinweis in Wedekinds Tagebucheintrag vom 11.9.1907 in München:]


Tilly fährt […] nach Lenzburg.

Emilie Wedekind schrieb am 11. Dezember 1907 in Lenzburg folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Tilly Wedekind , Frank Wedekind

[Hinweis in Frank Wedekinds Brief an Emilie Wedekind vom 19.12.1907 aus Berlin:]


In meiner großen Freude lese ich aus deinem Brief […] Und bei alledem hast Du noch Zeit gefunden an Anna Pamela zu denken. […] Anna Pamela wird sicher großes Vergnügen an dem Brüderchen haben.

Emilie Wedekind schrieb am 23. Dezember 1907 in Lenzburg folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Tilly Wedekind , Frank Wedekind

[Hinweis in Frank Wedekinds Brief an Emilie Wedekind vom 16.1.1908 aus Berlin:]


Ich danke Dir herzlich für die lieben Bilder, die Du uns zu Weihnachten geschickt hastHinweis auf das hier erschlossene Korrespondenzstück – das Begleitschreiben zu den als Weihnachtsgabe übersandten Bildern..

Emilie Wedekind schrieb am 4. März 1909 in Lenzburg folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Tilly Wedekind , Frank Wedekind

[Hinweis in Frank Wedekinds Brief an Emilie Wedekind vom 6.3.1909 aus München:]


Tilly holte die SendungHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben zu der Sendung – das hier erschlossene Korrespondenzstück. vom Zollamt ab und ich beeile mich Dir mitzuteilen, daß ich mich Deiner, Armins und Matis Entschluß anschließe […]

Tilly Wedekind und Frank Wedekind schrieben am 13. März 1910 - 7. April 1910 in München folgenden Brief
an Emilie Wedekind

München, 13.III.10.


Meine liebe Mama,

vielen Dank für Deinen lieben BriefDer Brief Emilie Wedekinds an Tilly Wedekind ist nicht überliefert.! i/I/ch freue mich, dass Dir das Bildchenmöglicherweise das Foto von Tilly Wedekind mit der dreijährigen Pamela auf dem Arm, das Tilly Wedekind ihrer Schwiegermutter offenbar geschickt hatte. gefällt. Nicht wahr, sie ist schon sehr groß! Sie würde Dir sicher viel Freude machen, sie ist so verständig und lebhaft. Ich habe heute Mieze geschriebenDas Schreiben Tilly Wedekinds an Erika Wedekind ist nicht überliefert.. Vielleicht lässt es sich arrangieren, dass wir gleichzeitig nach Lenzburg kämen. Ich würde mich sehr freuen, | mit ihr zusammen zu sein, und für Anna Pamela wäre es natürlich auch sehr schön, an Eva Gesellschaft zu haben.


7.IV.10

Bereits wieder ein Monat vergangen, ich weiß nicht, wo die Zeit hinkommt! Inzwischen hab’ ich auch von Mieze Nachricht erhaltenDas Schreiben Erika Wedekinds an Tilly Wedekind ist nicht überliefert., bin aber noch nicht entschlossen. Für die herzige Osterkartenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Emilie Wedekind an Frank und Tilly Wedekind, 26.3.1910. Emilie Wedekind dürfte die Karte zu Ostern an Tilly und Frank gleichermaßen adressiert haben. noch vielen Dank; über Ostern war mein Bruder aus PragTilly Wedekinds zweitältester Bruder Dagobert Newes kam am 25.3.1910 zu Besuch nach München: „Bertl kommt zu Besuch.“ [Tb] bei uns, worüber ich sehr vergnügt war. |

Frank war seines Verleger’s wegenWedekind hatte am 24.3.1910 eine Beleidigungsklage seines Verlegers Bruno Cassirer erhalten: „Erhalte Klage von B. Cassirer vom 10 III.“ [Tb] Der Bruno Cassirer Verlag hatte seinen Sitz in Berlin (Derfflingerstraße 16) [vgl. Berliner Adreßbuch 1910, Teil I, S. 376], zuständig war insofern das Amtsgericht Berlin-Mitte (Neue Friedrichstraße 12-17) [vgl. Berliner Adreßbuch 1910, Teil II, S. 60], das Wedekind geschrieben haben dürfte [vgl. Amtsgericht Berlin-Mitte an Wedekind, 10.3.1910]. Wedekind reiste infolge der Beleidigungsklage am 30.3.1910 „nach Berlin“ [Tb] und nahm am 31.3.1910 Kontakt zu einem Anwalt auf: „Unterredung mit Justizrat Jonas. Er übernimmt meinen Prozes“ [Tb]. Am 1.4.1910 notierte Wedekind: „Habe die ganze Correspondenz B. Cassirer durchgearbeitet.“ Kurz vor Wedekinds Rückfahrt nach München am 6.4.1910 fand eine weitere „Unterredung mit Jonas“ [Tb] statt. Der Konflikt wurde schließlich außergerichtlich beigelegt, es kam zu keinem Prozess. in Berlin. Ihr habt sicher darüber im Berliner TageblattWedekind hatte einen offenen Brief [vgl. Wedekind an Verlagsbuchhändler, 23.3.1910] geschrieben, der im „Berliner Tageblatt“ abgedruckt wurde [vgl. Ein Wedekind-Dokument. In: Berliner Tageblatt, Jg. 39, Nr. 157, 29.3.1910, Abend-Ausgabe, S. (3)]. Wedekinds seit dem Herbst 1909 andauernde Streitigkeiten mit Cassirer dokumentierte er in seinen Notizbüchern unter dem Stichwort „Contra Cassirer“ [vgl. KSA 5/III, S. 126-141]. gelesen, leider ist die Sache noch immer nicht zum AbschlussDie Auseinandersetzung endete mit einer Ehrenerklärung Wedekinds zu Bruno Cassirer vom 17.7.1910, deren Entwurf überliefert ist [vgl. KSA 5/III, S. 140f.]. gekommen. Aber hoffentlich wird es nun bald. Seit heute morgen ist er wieder zurückWedekind reiste mit dem Nachtzug von Berlin nach München und traf am 7.4.1910 in München ein [vgl. Tb].. Ausserdem war er in Darmstadt, wo er mit dem Großherzog u. der Großherzogin u. dem Prinzen Heinrich v. Preussen bei BurmesterWedekind besuchte dem Tagebuch zufolge am 28.3.1910 eine Soiree des Komponisten und Geigers Willy Burmester in Darmstadt und traf dort den Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein („Soirée bei Willy Burmester. Ich sitze neben dem Großherzog.“), dem er später noch einmal brieflich für diesen Abend dankte [vgl. Wedekind an Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein, 4.4.1910] Den Abend schilderte er seiner Frau tags darauf ausführlich in einem Brief, der er mit den Worten begann: „Es war der interessanteste Abend, den ich bis jetzt erlebt habe“ [Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 29.3.1910]. eingeladen war. Frank sagt dies war einer der interressantesten Abende | die er bis jetzt erlebt hat.

Inzwischen haben wir einen Brief von Matinicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Emilie (Mati) Wedekind an Frank und Tilly Wedekind, 5.4.1910. bekommen, in dem sie uns ihre VerlobungÜber ihre Verlobung mit Eugène Perré unterrichtete Emilie (Mati) Wedekind auch ihren Bruder Armin aus Paris am 5.4.1910: „ich […] bekam […] von Eugène einen Geburtstagsbrief mit einem Heiratsantrag, den ich aber erst, da er so sehr überraschend kam nicht so ganz ernst nehmen konnte. Doch hatte ich Zeit darüber nach zu denken und als ich in Genf war, kam bald ein zweiter Brief, in dem er mir den Ernst seiner Absicht versicherte und mich bat hierherzukommen, da er des Großen Geschäftes wegen, das nun nach dem Tode seines Vaters ganz auf ihm liege nicht gut weg könne. So packte ich zusammen und reiste her, wo wir nun einig geworden sind. Verlobungsanzeigen werden keine geschickt aber zu Mamas Geburtstag wird nun alles versammelt sein.“ [AfM Zürich, Nachlass Armin Wedekind, PN 169.05:168] Die Trauung fand am 9.7.1910 in Neuilly-sur-Seine bei Paris statt. mitteilt. Ich danke Dir vielmals für I/i/hre Adresse, ich habe ihr heute gleich telegraphischDas Telegramm Tilly Wedekinds an Emilie (Mati) Wedekind ist nicht überliefert. Frank Wedekinds Antwort auf die Verlobungsnachricht ist nur als Entwurfsfragment überliefert [vgl. Frank Wedekind an Emilie (Mati) Wedekind, 7.4.1910]. gratuliert. Ich freue mich wirklich von ganzem Herzen darüber, hoffentlich wird sie recht glücklich! Auch für Dich war das sicher eine große Freude, meine liebe Mama! Wie ist denn das so plötzlich gekommen? Wusstest Du was davon? Ich bin natürlich sehr | neugierig etwas Näheres zu erfahren.

Es wäre ja sehr schön, wenn ich mit Mieze zusammenErika Wedekind traf mit ihrer Tochter Eva Oschwald während Frank und Tilly Wedekinds Lenzburg-Aufenthalt (s. u.) am 7.8.1910 in Lenzburg ein: „Wir holen Mieze am Bahnhof ab.“ [Tb] Mutter und Tochter blieben bis zum 20.8.1910: „Mieze und Eva verreisen in aller Frühe.“ [Tb] in Lenzburg wäre, aber erstens ist mir die Zeit ein bischen zu früh, dann ist es wohl zu viel Trubel auf einmal für Dich. Und ich werde mich auch ganz gewiss nicht langweilen, wenn wir allein sind! Im Gegenteil! Im Juli spielen wir hier jeden Abend im SchauspielhausAm 1.7.1910 eröffnete das „Gastspiel von Frank Wedekind u. Frau“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 63, Nr. 302, 1.7.1910, General-Anzeiger, S. 2] am Schauspielhaus München mit der Premiere von „So ist das Leben“. Bis zum Monatsende folgten täglich Aufführungen von Stücken Wedekinds: „Marquis von Keith“, „Der Erdgeist“, „Musik“, „Zensur“, „Der Kammersänger“ und „Hidalla oder Sein und Haben“. Das Gastspiel endete am 31.7.1910. , den ganzen Monat durch, dass wirdSchreibversehen, statt: das. mich wohl, so wie voriges | Jahr sehr angreifen. Dann einige Wochen bei DirTilly und Frank Wedekind fuhren am 6.8.1910 nach Lenzburg: „Abfahrt zur Bahn. [...] Ankunft in Lenzburg. Mama und Eva holen uns vom Bahnhof ab. Wir beziehen die neuen Zimmer.“ [Tb] Die Rückreise erfolgte am 2.9.1910: „Abreise von Lenzburg. In Zürich begrüßen uns Emma und Armin junior am Bahnhof. […] Um 6 Uhr in München.“ [Tb] im Steinbrüchli zu sein, denk ich mir wunderschön! Natürlich darfst Du durch uns absolut nicht mehr Arbeit haben! Was wir brauchen besorge ich selbst, oder wenn Du es für besser hältst nehme ich ein Mädchen mit. Anna Pamela braucht nicht viel Arbeit, ich versorge sie hier auch ganz allein.

Aber das sind zu schöne Luftschlösser! Hoffentlich | werden sie nicht zu Wasser. Ich hoffe auch sehr, dass Frank wenigstens für eine Zeitlang mitkäme.

Was machen die ZüricherArmin Wedekind und Familie.? Bist Du jetzt nicht sehr allein im Steinbrüchli? Ich will heute noch Annapamela baden und muss daher schließen.

Viele Grüße von Frank! In herzlicher Liebe umarmt Dich
Deine Tilly


Liebe Großmama,

viele Küsse, ich freue mich sehr auf Lenzburg.
Deine Annapamela.Für den Gruß der Enkelin dürfte ihr Tilly Wedekind die Hand geführt haben. |


Liebe Mama!

ich sendeSchreibversehen, statt: Ich sende. Dir die herzlichsten Grüße. Über Matis Verlobung habe ich mich ungeheuer gefreut. Mit den besten Wünschen für Dein Wohlergehen
Dein treuer
Frank.


[Kuvert:]


Frau Dr. Emilie Wedekind
Lenzburg Ct. Aargau

Schweiz Steinbrüchli

Emilie Wedekind schrieb am 26. März 1910 in Lenzburg folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind , Tilly Wedekind

[Hinweis in Tilly und Frank Wedekinds Brief an Emilie Wedekind vom 13.3. und 7.4.1910 aus München:]


Für die herzige Osterkarte noch vielen Dank […]

Emilie Wedekind schrieb am 14. Juni 1910 in Lenzburg folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Tilly Wedekind , Tilly Wedekind , Tilly Wedekind , Frank Wedekind

[Hinweis in Frank und Tilly Wedekinds Brief an Emilie Wedekind vom 16.6.1910 aus München:]


Empfang meinen herzlichen Dank für Deinen ausführlichen lieben Brief, über den Tilly und ich uns ungemein gefreut haben. […]

Meine liebe Mama, auch ich freute mich sehr über Deinen lieben, ausführlichen Brief […]

Emilie Wedekind schrieb am 10. August 1911 in Lenzburg folgenden Brief
an Tilly Wedekind , Frank Wedekind

Lenzburg, 10 August 1911


Meine liebe Tilly und mein lieber Frank!

Heute ist der erste Tag, – seit Wochen, – daß ich ohne meine lieben GästeEmilie (Mati) Wedekind und ihr Mann Eugène Perré unternahmen mit ihrer Köchin einen Tagesausflug an den 50 Kilometer entfernten Vierwaldstättersee (s. u.). bin. Sie kommen zwar heuteabendSchreibversehen, statt: heute abend. wieder, sodaß mir nicht viel Zeit vergönnt ist, um Euch endlich ausführlich zu schreiben, wie ich mich über die Nachricht freute, daß Ihr mir eine liebe EnkelinFrank und Tilly Wedekinds Tochter Kadidja wurde am 6.8.1911 geboren: „Fannykadidja geboren.“ [Tb] geschenkt habt. Besonders froh war ich, meine liebe Tilly, durch die Depeschenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 6.8.1911. zu erfahren, daß es Dir und der Kleinen gut geht, und daß Ihr Euch zusammen freut über Euer liebes Töchterchen. Möge es wachsen u. gedeihen zu seinem eigenen und seiner Eltern Glück. – Ich habe nun seit dem 14. Juli immerfort meine lieben Kinder | bei mir. Erst kamen Mieze u Evchen. Gleich, am ersten Sonntag darauf kamen die Zürcher. Armin sen mit Emma von Zürich, Armin jun. von Genf, – d/b/epakt mit seinem 30 Kilo schweren Tornister und in der Uniform eines CorporalsArmin Wilhelm Gottlieb Wedekind leistete offenbar seinen Wehrdienst, zu dem er in der Schweiz mit dem Beginn des Jahres verpflichtet war, in dem er zwanzig wurde (1910) und diente inzwischen im Rang eines Unteroffiziers.. Er ist ein strammer und sehr ernster Mensch geworden, schwärmt für sein Clavierspiel in dem er ganz o/O/rdentliches leistet und behauptet, großes IntresseSchreibversehen, statt: Interesse. für seinen künftigen Beruf zu haben. Bis jetzt hat er es zum cand. med.(lat.) candidatus medicinae = Medizinstudent. Armin Wilhelm Gottlieb Wedekind absolvierte sein „Medizinstudium in Zürich, Genf, Zürich und München, Promotion mit einer Arbeit über ‚Kasuistik der Psychischen Infektionen‘ (Leipzig 1917). Das Doktordiplom wurde ihm am 7.8.1917 von der Universität Zürich ausgestellt.“ [Vinçon 2021, Bd. 2, S. 247f.] gebracht. Hoffentlich vollzieht sich der Rest seines Studiums ebenso geregelt, wie es bis jetzt gewesen ist und wird er recht bald für seinen Vater, der sich jetzt weidlich plagen muß –, eine tüchtige Stütze u. Hülfe. – Wir verbrachten diesen ersten Sonntag in großer Fröhlichkeit und ohne jede Trübung. Es war so nett, daß man sich entschloß, | 14 Tage späteram 28.7.1911., bei der Ankunft Walthers nochmals bei’nander zu sein. Auch dieser Tag war schön. Wir hatten allerlei Geschäftliches miteinander zu besprechen, herbeigeführt durch die Bauten und ihre Kosten, die, wie es ja immer geht, die Voranschläge um eine tüchtige Summe überschritten. Trotzdem aber blieb die Stimmung gut und man trennte sich mit dem Gefühl, an Anhänglichkeit und Zusammengehörigkeit reicher geworden zu sein. Seit dem 27. Juli war auch Armins Jüngste, die Lotta bei mir und wird bleiben bis nächste Woche. Und gleich nach Mieze’s, Walthers u. Evchens Abreise in’s Engadin kamen Eugène und Mati. Sie bleiben bis zum 18. August. Da sie ihre Köchinnicht identifiziert. mitbrachten, | fällt nicht so viele Arbeit mir zu. Ich bin auch darüber sehr froh, denn seit 6 Wochen leide ich an einem schlimmen Bein, das viel Pflege mit Massieren, Verbinden etc. beansprucht und mich recht in meiner gewohnten Thätigkeit behindert. Heute früh 5 Uhr fuhren nun die PariserEmilie (Mati) Wedekind und Eugène Perré lebten in Neuilly-sur-Seine bei Paris. mit ihrer Köchin an den VierwaldstätterseeDer in vier Kantonen gelegene Vierwaldstätter See, an dem sich mit dem Rütli und der Tellsplatte Schauplätze der Wilhelm Tell-Sage befinden, war ein beliebtes Ausflugsziel., und so kommt es, daß ich Zeit finde, Euch meine Lieben zu schreiben.

Vorgesternam 8.8.1910. war aber wieder eine große Festlichkeit bei uns. Der alte Justizrath Wedekind, unser FamiliensyndikusEin Syndikus ist „der von einer Korporation (Stadtgemeinde, Stiftung, Verein, Aktiengesellschaft) zur Besorgung ihrer Rechtsgeschäfte aufgestellte Bevollmächtigte“ [Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Aufl. Bd. 19. Leipzig, Wien 1909, S. 243]. Erich Wedekind aus Danzig war als Syndikus der Familie Wedekind der Nachfolger von Frank Wedekinds Onkel, dem Landgerichtsrat Theodor Wedekind. kam auf seiner Rückreise von St. Moritz mit sämmtlichen ZürchernArmin Wedekind und Familie. hierher. Wir hatten ein wundervolles Mittagessen mit Rheinsalmim Rhein gefangener Lachs. MeajonnaiseSchreibversehen, statt: Mayonnaise. und Roastbef/e/f etc und nach dem Cafe gingen wir aufs Schloß. | Der neue Schloßherr„1911 erwarb James W. Ellsworth […], amerik. Großindustrieller und Kunstsammler, das Schloss für 550.000 Franken von seinem vorherigen Besitzer August E. Jessup“ [Vinçon 2021, Bd. 2, S. 248]. –, weniger rüppelhaft als der alte –, zeigte uns mit viel Liebenswürdigkeit alle Räume, sodaß unser Gast ganz entzückt von der Schönheit der Natur und der Größe des Schloßes, den denkbar besten Eindruck empfing. Auch unser Steinbrüchli überstieg seine Erwartungen. Die beiden Mädchen Armins, Eva u. Lotta sangen und spielten ihre schönsten Weisen, nicht minder Armin jun. So verging der Tag, der sicherlich Allen eine schöne Erinnerung bleiben wird.

Wir haben seit vielen Wochen eine unerhörte Hitze und Trockenheit. Ueberall verdorren die Obstbäume. Unser Garten schaut gelb u. verbrannt aus, sodaß ich immer | an San FranziskoEmilie Kammerer lebte vom 31.12.1858 bis zu ihrem Umzug mit Friedrich Wilhelm Wedekind nach Oakland im Oktober 1862 als Sängerin in San Francisco [vgl. Vinçon 2021, Bd. 2, S. 291f.]. errinnertSchreibversehen, statt: erinnert. werde, wie es mit seinen abgedörrten Culturen im Sommer aussieht. Es gibt keinen Salat, kein grünes Gemüse, ganz wenig u nur schlechtes Obst. Dafür aber ist die Frucht, – Weizen u. Roggen u. die Kartoffeln, besonders aber auch der Wein gut gediehen, sodaß man hofft, wenigstens damit eine kleine Entschädigung zu erhalten. Mati u. Eugène sind recht froh, ihrem Brutofen in Neuilly entronnen zu sein. Sie genießen, – trotz der Hitze –, unsere frischere Schweizerluft mit großem Behagen. Mati sieht schon ganz verparisert aus in ihrem engen weiß u. blauen Costum, den feinen weißen Schuhen u. weißem, großen Hut, der ihr sehr gut steht. | Ihr Mann hält viel darauf, daß sie sich schikSchreibversehen, statt: schick. und fein anzieht und auch mit der Frisur hat sie sich sehr zum Vortheil verändert. Seit ihrem Hiersein wird wieder französisch gegessen, – viele viele

Teller und immer nur ein Gericht nach dem andern.

Habt Ihr Mieze auch eine Anzeige von der Geburt Eures Töchterchens geschiktSchreibversehen, statt: geschickt.? Und wie soll denn die junge Dame heißen?

Ich hoffe, liebe Tilly daß Dich diese Zeilen verhältnißgemäß wohl antreffen, – ebenso Deine beiden Töchterchen u. Frank. Allen Euch Lieben sende ich meine herzlichsten Grüße, indem ich wie immer verbleibe
Eure getreue Mama
u. Großmama!


P. S. Deinen lieben Eltern meine besten Empfehlungen. Auch sie werden sich freuen?! – |

Schreibt mir bitte, recht bald wieder, wie es geht!!

Tilly Wedekind, Frank Wedekind, Martha Newes, Armin Wilhelm Gottlieb Wedekind, Martha Newes, Armin Wilhelm Gottlieb Wedekind, Martha Newes, Armin Wilhelm Gottlieb Wedekind, Martha Newes, Armin Wilhelm Gottlieb Wedekind, Martha Newes, Armin Wilhelm Gottlieb Wedekind, Martha Newes, Armin Wilhelm Gottlieb Wedekind, Martha Newes und Armin Wilhelm Gottlieb Wedekind schrieben am 22. Oktober 1911 in München folgende Bildpostkarte
an Emilie Wedekind

I. H. Frau Dr.
Emilie Wedekind
Lenzburg. Canton ArgauSchreibversehen, statt: Aargau..
Schweiz.


Meine liebe Mama,

wir sitzen hierWie der Stempelaufdruck auf der Bildpostkarte belegt, stammte sie aus dem „Ratskeller der Stadt München“, der sich unter dem neuen Rathaus, dem Bildmotiv der Karte, auch heute noch befindet. Wedekind notierte am 22.10.1911 im Tagebuch: „Mit Tilly Armin Martha im Ratskeller.“ mit ArminArmin Wilhelm Gottlieb Wedekind, Sohn von Armin Wedekind und Frank Wedekinds Neffe, studierte Medizin in München und traf sich häufiger mit der Familie seines Onkels, wie Tagebucheinträge Wedekinds belegen. zusammen. Ich danke Dir vielmals für Deinen lieben BriefDer Brief Emilie Wedekinds an Tilly Wedekind ist nicht überliefert. u. ich freue mich sehr auf Deinen Besuch am 10.Zu einem Besuch der Mutter in München am 10.12.1911 kam es nicht. Belegt ist ein Besuch erst wieder ab dem 15.3.1912: „Tilly und Annapamela holen meine Mutter vom Bahnhof ab“ [Tb], wofür Frank Wedekind extra für zwei Nächte ins Hotel zog. Vielleicht geht’s AuchSchreibversehen, statt: auch. auf mehrere Tage? Auf frohes Wiedersehen!
Deine Tilly |


MünchenDas neue Rathaus.


Ergebener Gruss Martha Newes


Viele Grüsse Enkel Armin. Freue mich sehr darauf Dich hier noch zu sehengemeint ist vermutlich vor Armin Wedekinds Abreise in die Weihnachtsferien, die er bei seinen Eltern in Zürich verbracht haben dürfte..


Liebe Mama! Ich freue mich sehr auf Dein Kommen. Komm recht bald! Herzlichen Gruß derweil. Dein Frank.