Briefwechsel

von Frank Wedekind und Max Reinhardt

Frank Wedekind schrieb am 18. November 1906 in Berlin folgenden Brief
an Max Reinhardt

Berlin, 18. November 1906Wedekind notierte am 18.11.1906 (Sonntag): „Brief an Reinhart.“ [Tb] Den Zeitangaben im Brief zufolge dürfte Wedekind ihn spät abends oder nachts – in der Nacht vom 18. auf den 19.11.1906 – geschrieben haben..


Sehr geehrter Herr ReinhardtMax Reinhardt, Theaterdirektor in Berlin (In den Zelten 21) [vgl. Berliner Adreßbuch 1907, Teil I, S. 1917], Direktor des Deutschen Theaters (Schumannstraße 13a) in Berlin und der Kammerspiele des Deutschen Theaters (Schumannstraße 14) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 286f.].!

Darf ich Sie ersuchen, diese Zeilen mit aller Ruhe und unter Würdigung der reinen Sachlichkeit ihres Inhaltes zu lesen. Ich habe mich entschlossen, der heutigen GeneralprobeDie Generalprobe für die Uraufführung von „Frühlings Erwachen“ fand nicht am 18.11.1906, sondern am 19.11.1906 (Montag) statt (19.30 bis 23 Uhr), davor eine weitere Probe (11 bis 17 Uhr); beiden Proben hielt sich Wedekind fern: „Probe. Ich betrete den Saal nicht. Abends Generalprobe. Ich betrete den Saal nicht.“ [Tb] Hermann Bahr war am 19.11.1906 in den Kammerspielen, „um den Proben zuzusehen, die heute von 11–5 und von ½8–11 gedauert haben.“ [Tb Bahr, Bd. 5, S. 150]. Die Stimmung war angespannt, da am 17.11.1906 (Freitag) wegen Georg Henrichs Erkrankung die Rolle des Moritz Stiefel neu besetzt werden musste, wie Hermann Bahr notierte (zuerst wurde Jakob Feldhammer erwogen, dann sagte Alexander Moissi zu): „Also Abends wurde zuerst der kleine Feldhammer verhört, der die Rolle mitgelernt hat, auch begabt ist, aber für diese Figur gar nicht paßt, da er heftig, zufahrend, polternd, statt lieb und weich und schüchtern ist. Um halb zehn wird endlich Moissi heraufgeholt, der eben den Orest gespielt hat, und erklärt, daß er zwar weder das Stück noch die Rolle kennt, auch schon seit ein paar Tagen heiser ist, heute den Oswald, morgen den Orest zu spielen hat, aber die zehn Bogen halt lernen, Montag den ganzen Tag probieren und Dienstag spielen wird. Wie immer, sehr nett, sehr lustig und mit einer unbekümmerten Grausamkeit gegen seine Nerven, gegen seine Gesundheit, die mir unheimlich ist.“ [Tb Bahr, Bd. 5, S. 149f.] nicht beizuwohnen, werde aber natürlich für meine Rolle pünktlich auf der Bühne sein. Die Gründe für meinen Entschluß sind folgende: Eine notwendige Betheiligung habe | ich bei dieser Probe unter der Zuhörerschaft nicht. Nützlich würde meine Anwesenheit deshalb nicht sein, weil ich von dem was auf der Bühne vorgeht nichts sehen und nichts hören würde. Drittens glaube ich, daß die Generalprobe eines von mir geschriebenen Stückes für mich nicht die Folge haben darf, daß ich dabei, wie das vorgesternMaximilian Harden hat nicht am 16.11.1906 (das wäre „vorgestern“), sondern am 17.11.1906 eine Probe besucht, wie Wedekind notierte: „Vormittags Probe in Gegenwart von Harden.“ [Tb] Hermann Bahr hielt dazu fest: „Auf der Probe große Confusion, weil Herr Henrich, [...] der [...] den Moritz Stiefel, die Hauptrolle, spielen soll, eine Mittelohrentzündung hat und absagt; [...] Probe natürlich verworren und ärgerlich. Ich tratsche mit Maximilian Harden, der zufällig da ist.“ [Tb Bahr, Bd. 5, S. 149] Als Ersatz für Georg Henrich wurde spät abends Alexander Moissi gewonnen. in Gegenwart Hardens der Fall war, gesellschaftlich geschädigt und beeinträchtigt werde. Indem ich Ihnen dies | mittheile, habe ich das Bewußtsein, einer für mich gänzlich unmöglichen Situation aus dem Wege zu gehen, ohne der Sache, in deren Dienst wir beide vereinigt sind, zu schaden.

Sollte am Dienstag die PremiereWedekinds „Frühlings Erwachen. Eine Kindertragödie“ (1891) wurde am 20.11.1906 (Dienstag) in den Kammerspielen des Deutschen Theater in Berlin uraufgeführt, 15 Jahre nach dem Erstdruck des Stücks, in einer Fassung, die am 24.10.1906 von der Zensur freigegeben worden war [vgl. KSA 2, S. 936], eine Inszenierung, die „den eigentlichen Durchbruch Wedekinds als Bühnenautor markiert.“ [KSA 2, S. 920] stattfinden können, so gestatten Sie mir, Sie dafür um zwei PlätzeTilly Wedekind und Gemma Bierbaum dürften Premierenkarten für die Uraufführung von „Frühlings Erwachen“ (siehe oben) erhalten haben, denn Frank Wedekind notierte am 20.11.1906: „Abends kommt Gemma Bierbaum. Premiere von Frühlings Erwachen. [...] Nachher bei Hupka, dann mit Tilly und Gemma im Café Austria.“ [Tb] für meine Frau und Frau Gemma Bierbaum zu ersuchen.

Ich kann mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, ohne Ihnen, | geehrter Herr Director, für den hohen künstlerischen Ernst und die Mühe, die Sie meiner Arbeit opferten, meine größte Verehrung und Dankbarkeit auszusprechen.

Ihr ergebener
Frank Wedekind.

Max Reinhardt schrieb am 7. Januar 1907 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Brief an Max Reinhardt vom 17.1.1907 aus Berlin:]


In Erwiderung Ihrer geehrten Zeilen vom 7. Januar 1907 [...]

Frank Wedekind schrieb am 17. Januar 1907 in Berlin folgenden Brief
an Max Reinhardt , (Theater) Deutsches Theater zu Berlin

An die tit. Direktion des Deutschen Theaters
Berlin.


Sehr geehrter Herr Reinhardt!

In Erwiderung Ihrer geehrten Zeilen vom 7. Januar 1907nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Max Reinhardt an Wedekind, 7.1.1907. theile ich Ihnen mit daß ich sehr gerne bereit bin an der von Ihnen geplanten TourneeDas Ensemble des Berliner Deutschen Theaters (Direktion: Max Reinhardt) ging mit „Frühlings Erwachen“ auf Gastspielreisen [vgl. KSA 2, S. 921f.]; es gastierte mit dem Stück unter anderem am 12.2.1907 am Residenztheater in Dresden, am 11.5.1907 in Budapest, am 18.5.1907 am Lobe-Theater in Breslau, am 28.5.1907 am Schauspielhaus in Frankfurt am Main, am 30.5.1907 am Residenztheater in Wiesbaden, am 3.6.1907 am Residenztheater in Köln, am 12.6.1907 am Stadttheater in Teplitz, am 28.6.1907 in Prag, am 8.8.1907 am Thalia-Theater in Hamburg, am 30.8.1907 am Theater an der Wien in Wien, am 22.11.1907 in Amsterdam, am 23.11.1907 in Rotterdam [vgl. KSA 2, S. 955-961]. mit „Frühlings Erwachen“ theilzunehmen und daß ich dementsprechend das Stück keiner andern Bühne übergeben werde. Daß in München eine von Herrn Rüderer veranstaltete VereinsaufführungDr. phil. Josef Ruederer, Schriftsteller in München (Uhlandstraße 4) [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1907, Teil II, Sp. 1294], der über die geplante Tournee des Deutschen Theaters mit „Frühlings Erwachen“ informiert war [vgl. Wedekind an Josef Ruederer, 7.1.1907], organisierte als Vorstandsmitglied für den Neuen Verein (Vorsitzender: Wilhelm Rosenthal) in München [vgl. Adreßbuch für München 1907, Teil III, S. 159] eine Aufführung des Stücks, die realisiert wurde. Der Neue Verein in München veranstaltete am 28.1.1907 eine „Vorstellung von Wedekinds Kindertragödie ‚Frühlings Erwachen‘ vor den Mitgliedern und geladenen Gästen des Vereins im Schauspielhause“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 60, Nr. 46, 28.1.1907, S. 4]. stattfindet ist Ihnen durch meine Unterredung mit Herrn Holländermit Felix Hollaender in Charlottenburg (Goethestraße 78), Dramaturg und Regisseur am Deutschen Theater (Direktion: Max Reinhardt) in Berlin, zu dessen Vorstand er gehörte [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 286]. Wedekind hatte für sein Stück „Musik“ gehofft, es „durch Vermittlung Felix Hollaenders [...] am Deutschen Theater in Berlin zur Aufführung bringen zu können“ [KSA 6, S. 793], was sich nicht realisierte. Er hat dem Dramaturgen „Musik“ am 11.10.1906 persönlich überbracht: „Ich hole Holländer im Theater ab übergebe ihm ‚Musik‘“ [Tb] – gemeint sein dürfte die Unterredung bei dieser Gelegenheit. bekannt.

Über mein Stück „Musik“ bin ich jederzeit bereit, bin ich jederzeit bereit mit Ihnen zu den üblichen Bedingungen, wie sie bei „Frühlings Erwachen“ innegehalten | abzuschließen auch wenn die ErstaufführungDie Uraufführung von „Musik“ war zwar für die Kammerspiele angekündigt [vgl. Ein neues Stück von Wedekind. In: Berliner Tageblatt, Jg. 36, Nr. 64, 5.2.1907, Morgen-Ausgabe, S. (3)], eine Inszenierung in den Kammerspielen des Deutschen Theaters in Berlin kam aber erst am 9.10.1913 zustande (Regie: Eduard von Winterstein). Uraufgeführt wurde „Musik“ am 11.1.1908 am Intimen Theater in Nürnberg (Regie: Emil Meßthaler). Wedekind hat „Musik“ in Berlin zuerst am 9.12.1907 auf einer Lesung präsentieren können. erst für die nächste Spielzeit 1907/08 festgesetzt wird und bitte Sie einen dementsprechend gehaltenen Vertrag aufzusetzen.

In vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


Berlin 17.1.1907.

Frank Wedekind schrieb am 17. Juni 1907 in Berlin folgenden Brief
an Max Reinhardt , (Theater) Deutsches Theater zu Berlin

An die tit. Direktion des Deutschen Theaters
Berlin.


Sehr geehrter HerrMax Reinhardt, Direktor des Deutschen Theaters in Berlin, mit dem Wedekind am 17.6.1907 über den Briefinhalt gesprochen haben dürfte: „Besprechung mit Reinhardt.“ [Tb]!

Als Sie vor einigen Monaten die Annahme meines SittengemäldesWedekinds Stück „Musik. Sittengemälde in vier Bildern“ war vom Deutschen Theater für eine Aufführung in den Kammerspielen vorgesehen, wie das „Berliner Tageblatt“ am 5.2.1907 meldete und das Stück als Komödie bezeichnete: „Frank Wedekind hat soeben ein neues Stück vollendet. Es ist eine Komödie, die den Titel ‚Musik‘ führt. Das Stück wird zu Anfang der nächsten Saison in den Kammerspielen zum ersten Male aufgeführt werden.“ [Ein neues Stück von Wedekind. In: Berliner Tageblatt, Jg. 36, Nr. 64, 5.2.1907, Morgen-Ausgabe, S. (3)] Das Gattungsetikett ‚Komödie‘ findet sich auch in einer anderen Ankündigung: „Frank Wedekind hat eine neue Komödie vollendet, die den Titel ‚Musik‘ führt und am Anfang der nächsten Spielzeit ihre erste Aufführung in den Kammerspielen des Deutschen Theaters erleben wird.“ [Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 61, 6.2.1907, Morgen-Ausgabe, S. 7] Die angekündigte Inszenierung von „Musik“ am Deutschen Theater in Berlin kam nicht zustande.Musik“ öffentlich ankündigten, bezeichneten Sie in der betreffenden Notiz das Stück als Komödie. Ich bat damals ausdrücklich darum, diese Bezeichnung nicht anzuwenden, da sie im Leser eine mir nicht willkommene Vorstellung von meiner Arbeit erwecken würde. Nun sehe ich vor einigen Tagen im „Berliner Tageblatt“ in der Notiz „Reinhardts PläneTitel des am 12.6.1907 im „Berliner Tageblatt“ veröffentlichten Beitrags über die Programmgestaltung des Deutschen Theaters in der nächsten Saison, in dem es heißt: „Die Pläne für den modernen Teil des Repertoires sind weniger umfangreich. Hier dominiert Frank Wedekind mit seiner neuen Komödie ‚Musik‘ und der älteren ‚Die Büchse der Pandora‘.“ [Reinhardts Pläne. In: Berliner Tageblatt, Jg. 36, Nr. 292, 12.6.1907, Morgen-Ausgabe, S. (3)]“ nicht nur mein Sittengemälde Musik, sondern auch meine Tragödie „Die Büchse | der Pandora“ als Komödie bezeichnet. Eine Berichtigung erschien mir unmöglich, da dadurch die unerwünschte Wirkung der Veröffentlichung nur gesteigert worden wäre. Ich möchte Sie nun noch einmal dringend ersuchen, weder auf die eine noch auf die andere der beiden erwähnten Arbeiten die Bezeichnung Komödie anzuwenden. Sie werden mir auch zugeben, daß es nicht politischhier: klug berechnend. ist, der Öffentlichkeit gegenüber die künstlerischen Schwierigkeiten, die wir zu überwinden haben, kleiner hinzustellen, als sie in Wirklichkeit sind. Besonders in Anbetracht der CensurschwierigkeitenEine am Deutschen Theater seit dem Vorjahr konkret geplante Aufführung der „Büchse der Pandora“ ‒ Wedekind notierte am 15.6.1906: „Im Deutschen Theater wird die Arrangierprobe der B.d.P. festgesetzt“ [Tb]; er nahm ab dem 27.8.1906 an Proben teil ‒ „scheiterte an der Ablehnung der Berliner Zensurbehörde“ [KSA 3/II, S. 1260], an dem Berliner Polizeipräsidenten Curt von Glasenapp, der sich immer wieder gegen eine Freigabe aussprach, um die Max Reinhardt und sein engster Mitarbeiter Felix Hollaender nachdrücklich bemüht waren., die einer Aufführung der Büchse der Pandora entgegenstehen, halte ich es für unvortheilhaft, die | Komik, die in der Arbeit enthalten ist, als ihren hauptsächlichen Charakterzug hinzustellen.

Da das Deutsche Theater augenblicklich geschlossenDie Spielzeit im Deutschen Theater war eigentlich ganzjährig; gleichwohl waren seine Bühnen seit dem 7.6.1907 geschlossen, wie die Presse mittteilte: „Mit Freitag, den 7. ds., beschließt die Direktion Reinhard sowohl im Deutschen Theater wie in den Kammerspielen ihre diesjährige Spielzeit. Die nächste Saison beginnt in beiden Theatern am 8. August. Die Kammerspiele bleiben in dieser Zeit geschlossen; im Deutschen Theater finden in der Zwischenzeit Possenaufführungen unter Leitung von Meinhard und Bernauer statt.“ [Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 255, 4.6.1907, Morgen-Ausgabe, S. 10]. ist, gebe ich diese Zeilen eingeschrieben auf.

Ich bitte Sie, den Ausdruck meiner aller größten Hochschätzung entgegenzunehmen.

Ihr ergebener
Frank Wedekind.


Berlin, den 17. Juni 1907Wedekind notierte am 17.6.1907: „Brief an Reinhart.“ [Tb].

Max Reinhardt schrieb am 8. November 1907 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds „Reinhardt-Tagebuch“ (KSA 5/II, S. 279):]


8. November 1907.

Herr Reinhardt bietet mir schriftlich eine Verlängerung des Kontraktesder von Wedekind am 21.12.1905 mit Max Reinhardt abgeschlossene Schauspielervertrag, um den sich der im Herbst 1907 entwickelnde und bis Anfang 1909 andauernde Streit des Autors mit dem Theaterdirektor drehte, dokumentiert bis zur Eskalation im Sommer 1908 im „Reinhardt-Tagebuch“ [vgl. KSA 5/II, S. 278-281]. unter abgeänderten Daten an, worauf ich mich aber nicht mehr einlasse.

Frank Wedekind schrieb am 12. November 1907 in Berlin folgenden Brief
an Max Reinhardt , (Theater) Deutsches Theater zu Berlin

An die tit Direction des Deutschen Theaters
Berlin.


Sehr geehrter Herr DirectorMax Reinhardt, Direktor des Deutschen Theaters in Berlin [vgl. Neuer Theater-Almanach 1908, S. 258].!

gestatten Sie mir Ihnen mitzutheilen daß ich für den Fall, daß die zwischen uns schwebenden VerhandlungenWedekind wollte seinen Schauspielervertrag mit dem Deutschen Theater nur verlängern, wenn sein Autorenvertrag mit Max Reinhardt aufgelöst würde [vgl. Vinçon 2014, S. 198f.]. bis dahin nicht zu einem Abschluß gelangt sind, meine Thätigkeit an Ihrer Bühne mit Beginn nächster Woche das heißt MontagWedekind stand dem Tagebuch zufolge am 18.11.1907 (Montag) in den Kammerspielen des Deutschen Theaters in einer letzten Vorstellung des „Marquis von Keith“ auf der Bühne, bevor er am 21.11.1907 zu einem Gastspiel nach Amsterdam aufbrach. Sein Stück stand gleichwohl weiter auf dem Spielplan der Kammerspiele (die nächste Vorstellung des „Marquis von Keith“ fand am 22.11.1907 statt), ebenso wie „Frühlings Erwachen“, sein seit einem Jahr mit großem Erfolg an den Kammerspielen gespieltes Stück. den 18 November einstellen werde. Daß ich als erste Bedingung für weitere Besprechungen den am xxxWedekind hat am 21.12.1905 mit Max Reinhardt einen Schauspielervertrag abgeschlossen, am 15.3.1906 „einen über fünf Jahre laufenden Autorenvertrag, seine neuen dramatischen Werke zuerst Reinhardt zur Aufführung anzubieten. [...] Als der Schauspielervertrag verlängert werden soll, sind sich die Vertragspartner nicht einig. Es gibt Streit über die Verlängerung, weil Wedekind“ ihr „nur zustimmen will, wenn der Autorenvertrag annulliert wird.“ [Vinçon 2014, S. 198f.] zwischen uns geschlossenen Vertrag von Ihnen zurück erwarte, wird Ihnen Herr HolländerFelix Hollaender, Dramaturg am Deutschen Theater in Berlin, ebenso wie Arthur Kahane [vgl. Neuer Theater-Almanach 1908, S. 258], mit dem Wedekind am 12.11.1907 sprach: „Besprechung mit Kahane.“ [Tb] Der Name von Arthur Kahane ist in dem später als Briefbeilage versandten „Reinhardt-Tagebuch“ [vgl. Wedekind an Maximilian Harden, 17.10.1908; Wedekind an Emmy Loewenfeld, 17.10.1908; Wedekind an Fritz Andreae, 17.10.1908; Wedekind an Hermann Rosenberg, 17.10.1908; Wedekind an Robert von Mendelssohn, 17.10.1908; Wedekind an Walther Rathenau, 17.10.1908; Wedekind an Paul Cassirer, 17.10.1908] ‒ nun dem Datum 14.11.1907 zugeordnet (Ausführungen zum 12.11.1907 finden sich dort keine) ‒ zuerst geschrieben, dann aber gestrichen und ersetzt durch den Namen von Felix Hollaender, Max Reinhardts engstem Mitarbeiter. mitgetheilt haben.

In vorzüglicher Hochschätzung
Fr.W.

Frank Wedekind schrieb am 5. April 1908 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Max Reinhardt

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 5.4.1908 in Berlin:]


Brief an Reinhardt.

Frank Wedekind schrieb am 8. April 1908 in Berlin folgenden Brief
an Max Reinhardt

Sehr geehrter Herr Reinhart

Gestatten Sie mir, Ihnen im beiliegenden KontraktWedekinds Vertragsentwurf, der höhere „Geldforderungen“ [Deutsches Theater zu Berlin, Max Reinhardt an Wedekind, 25.10.1908] enthielt, ist nicht überliefert. Wedekind hat mit Max Reinhardt am 21.12.1905 einen Schauspielervertrag sowie am 15.3.1906 „einen über fünf Jahre laufenden Autorenvertrag“ abgeschlossen, „seine neuen dramatischen Werke zuerst Reinhardt zur Aufführung anzubieten. [...] Als der Schauspielervertrag verlängert werden soll, sind sich die Vertragspartner nicht einig. Es gibt Streit über die Verlängerung, weil Wedekind“ ihr „nur zustimmen will, wenn der Autorenvertrag annulliert wird.“ [Vinçon 2014, S. 198f.] meine Gegenvorschläge mitzutheilen. Ihre geschätzte Erwiderung darf ich mir wohl nach München hauptpostlagerndWedekind reiste am 13.4.1908 von Berlin ab nach München, wo er bis zum 21.4.1908 blieb und von dort zu einer Gastspielreise nach Graz und Wien aufbrach, von der er am 24.5.1908 in München zurück war [vgl. Tb]. Insofern hat er um eine in München postlagernde Antwort gebeten. erbitten

In vorzüglicher Hochschätzung
FrW.

Frank Wedekind schrieb am 14. April 1908 in München folgenden Brief
an (Theater) Deutsches Theater zu Berlin , Max Reinhardt

Deutsches Theater, Berlin
Schumannstraße.


Ich sehe mich genötigt von dem Ihnen am x April von mir unterzeichneten Vertrag zurückzutreten

Ich trete von dem Ihnen zugesandten am x April8. April [vgl. Wedekind an Max Reinhardt, 8.4.1908]. unterzeichneten Ihnen zugesandten VertragsanerbietenWedekind hat dem Direktor des Deutschen Theaters angesichts der Vertragsstreitigkeiten einen eigenen Vertragsentwurf geschickt [vgl. Wedekind an Max Reinhardt, 8.4.1908], der mit „erhöhten Geldforderungen“ [Deutsches Theater zu Berlin, Max Reinhardt an Wedekind, 25.10.1908] seinen Vorstellungen entsprach und offenbar von ihm bereits unterschrieben war. zurück

FrW.

Max Reinhardt schrieb am 22. April 1908 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[1. Hinweis in Wedekinds Brief an Max Reinhardt vom 24.5.1908 aus München:]


In Erwiderung Ihrer Zuschrift vom x 4.8. [...]


[2. Hinweis in Wedekinds „Reinhardt-Tagebuch“ (KSA 5/II, S. 280):]


22. April 1908.

Herr Max Reinhardt unterbreitet mir schriftlich einen Vertrag [...]

Frank Wedekind schrieb am 24. Mai 1908 in München folgenden Brief
an Max Reinhardt

Herrn Direktor Max Reinhardt
Berlin.


In Erwiderung Ihrer Zuschrift vom x 4.8.nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Max Reinhardt an Wedekind, 22.4.1908. Bei der Zuschrift, dessen durch „x“ markiertes Tagesdatum Wedekind im Briefentwurf aktuell nicht erinnert, er aber Monat und Jahr notiert, hat es sich um ein Begleitschreiben zu einem Vertrag gehandelt, wie Wedekind unter dem 22.4.1908 im „Reinhardt-Tagebuch“ festhielt: „Herr Max Reinhardt unterbreitet mir schriftlich einen Vertrag“ [KSA 5/II, S. 280]. (theile ich Ihnen mit) diene Ihnen zur Kenntnis daß ich nichts mehr mit Ihnen zu thun haben will. und Ihnen etwaige weitere Zuschriften uneröffnet zurückschicken werde.

Ergebenst
FrW.

Frank Wedekind schrieb am 14. Februar 1909 in München folgenden Brief
an Max Reinhardt

Sehr geehrter Herr Reinhardt!

Am Freitagder 12.2.1909. Wedekind, der Max Reinhardt dem Tagebuch zufolge bereits in der Nacht zuvor am 11.2.1909 in geselliger Runde in München getroffen und diese mit ihm beschlossen hatte („Morgens 6 Uhr fahren wir mit Reinhart nach Hause“), hielt am 12.2.1909 (Freitag) ein Zusammensein fest: „Abends in der Torggelstube mit Reinhart, Stern“ [Tb] und anderen – auch dies in geselliger Runde. Die Presse berichtete über Max Reinhardts Aufenthalt in München zur Vorbereitung seiner geplanten Sommerfestspiele am Münchner Künstlertheater und hob dabei Ernst Stern hervor, der „von der Direktion des Deutschen Theaters nach Berlin berufen worden war“ und „mit dem Kreise des Künstlertheaters durch manche freundschaftliche Beziehungen verbunden ist“ [Das Künstlertheater 1909. In Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 62, Nr. 74, 15.2.1909, S. 3]. bedauerte ich wirklich aufrichtig daß ich nicht noch länger in Ihrer Gesellschaft bleiben konnte, da es mir nicht gelingen wollte, das, was ich seit längerer Zeit Ihnen gegenüber auf dem Herzen hatte, richtig zu formulieren. Wollen Sie mir daher erlauben auf unser GesprächMax Reinhardt war für die „Vorbereitungen zu den Festspielen im Künstlertheater in diesem Sommer [...] in München“, wobei es sich bei diesem geplanten Gastspiel des Berliner Deutschen Theaters im Münchner Künstlertheater „nicht um ein ‚Ensemble- Gastspiel‘ im gewöhnlichen Sinne“ gehandelt hat, „sondern um eine neue Organisation, die, wenn sie zu einer bleibenden Festspiel-Einrichtung erstarken sollte, für München von der größten Tragweite sein müßte“, da auch „der Direktions- und Verwaltungskörper des Deutschen Theaters [...] mit hierher übersiedeln“ werde „samt einem umfangreichen Stabe an technischem Personal.“ [Das Künstlertheater 1909. In Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 62, Nr. 74, 15.2.1909, S. 3] Das Gespräch zwischen Wedekind und Max Reinhardt am 12.2.1909 (siehe oben) dürfte sich um diese geplanten mehrwöchigen Sommerfestspiele gedreht haben, ein Gesprächshintergrund, den Wedekind im vorliegenden Brief gedanklich weiterentwickelt. noch einmal zurückzukommen. Mein Gedankengang ist der:

In Berlin haben Sie zeitweise schon drei TheaterAus dem am 1.10.1901 in Berlin eröffneten und von Max Reinhardt geleiteten Kabarett Schall und Rauch war das Kleine Theater (Schiffbauerdamm 5) hervorgegangen, das er zeitweise zusammen mit dem von ihm 1903 übernommenen Neuen Theater (Unter den Linden 44) leitete [vgl. Neuer Theater-Almanach 1904, S. 245]; gleichzeitig mit dem von ihm bis 1906 geleiteten Neuen Theater war er Direktor des Deutschen Theaters [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 271f.]. geleitet. Jedenfalls würde es niemand überraschen wenn sich gelegentlich wieder drei Berliner Theater unter Ihrer Leitung zusammenfänden. Läge nun für Sie der Gedanke nicht nahe, neben Ihren beiden Berliner Bühnendas Deutsche Theater in Berlin (Schumannstraße 13a) und die Kammerspiele des Deutschen Theaters (Schumannstraße 14), deren Direktor Max Reinhardt seit 1906 war [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 286f.]., eine ständige Bühne in München und eine ebensolche ständige Bühne in Frankfurt a.M. zu leiten.

Die Vortheile möchten folgende sein: Sie wären | in Süddeutschland nicht mehr nur Gast sondern ebenso ansäßig wie in Berlin. Alles was in Süddeutschland an Theaterbegeisterung und Unternehmungslust gährt, könnten Sie auf sich konzentrieren. Die Vorbereitungen für Berliner Vorstellungen könnten in München und Frankfurt geräuschloser stattfinden als in Berliner selber, es wäre eher Möglichkeit geboten, Berlin zu überraschen. Den Gastspielen in andern deutschen Städten könnte mehr Sorgfalt zugewandt, und dadurch ganz Deutschland mehr für Ihre Sache begeistert werden. Ihr Wirken bekäme weit mehr den Charakter einer Mission, während das Reingeschäftliche mehr in den Hintergrund tritt. Sie befänden sich in ununterbrochener inniger Fühlung mit den in Deutschland zerstreut lebenden dramatischen Autoren und schauspielerischen Kräften. Außerdem wäre f Frankfurt wohl eine Stadt, die einmal gewonnen, geschäftlich | überraschende Vortheile bieten könnte, während München als Fremdenstadt mehr als Reklame wirken und den Einfluß der Berliner Kritik aufheben abschwächen würde. Ich bin mir, indem ich dies schreibe sehr wohl bewußt, wieviel Sie der Kritik zum Trotz durchsetze gesetzt haben. Es würde sich aber hier meiner Ansicht nach darum handeln eine latente Begeisterung auszulösen, der gegenüber die Kritkik überhaupt zu verstummen hätte. Denn wie ich schon erwähnt war meiner Ansicht nach die Theaterbegeisterung noch zu keiner Zeit in Deutschland, besonders in Süddeutschland und in der Schweiz so umfassend und so tiefgehend wie jetzt, so daß es schließlich nur darauf ankäme eine reife Erndte einzuheimsen. Der lächerliche Gegensatz, in dem zu dieser/n/ schlu überall vorhandenen Kräften die notorische Berliner Theatermisere steht, drängt doch wohl allein schon zu energischen Handeln.

Sollten Sie diese Gedanken im Lauf Ihres hiesigen AufenthaltesWedekind nahm an, Max Reinhardt sei noch in München, was nicht der Fall war. mit einflußreichen | mit Personen von Einfluß oder Unternehmungsgeist besprechen wollen, dann würden Sie in mir dabei einen aufrichtigen Parteigänger finden.

Ich habe Sie nur noch um Entschuldigung zu bitten daß ich gerade während dieser für Sie so arbeitsreichen Zeit Ihre Aufmerksamkeit in so hohem Maße in Anspruch zu nehmen wage.

Mit ergebensten Grüßen
Ihr
FW.

Frank Wedekind schrieb am 15. Februar 1909 in München folgenden Brief
an Max Reinhardt

Sehr verehrter Herr Reinhardt!

es war kein glückliches Zusammentreffen, daß ich am Freitagder 12.2.1909. Wedekind, der Max Reinhardt dem Tagebuch zufolge bereits in der Nacht zuvor am 11.2.1909 in geselliger Runde in München getroffen und diese mit ihm beschlossen hatte („Morgens 6 Uhr fahren wir mit Reinhart nach Hause“), hielt am 12.2.1909 (Freitag) fest: „Abends in der Torggelstube mit Reinhart, Stern, Steinrück und Frau Direktor Häusler. [...] Reinhart löst den Contrakt“ [Tb]. Wedekind notierte dann am 18.2.1909: „Formelle Lösung des Generalvertrages mit Reinhardt.“ [Tb] Damit waren die Ende 1907 begonnenen und 1908 eskalierenden Streitigkeiten zwischen Wedekind und dem Direktor des Deutschen Theaters in Berlin beigelegt. Abend so müde und wohl auch etwas überladen war, daß ich der Situation nicht mehr bis zum Schluß gerecht werden konnte. Ich glaubte so etwas verstanden zu haben als wären Sie vielleicht Sonntagder 14.2.1909, an dem Max Reinhardt bereits abgereist war, wie Wedekind nun wusste. Der Direktor des Deutschen Theaters in Berlin war für die „Vorbereitungen zu den Festspielen im Künstlertheater in diesem Sommer“ (das war ein Gastspiel des Berliner Deutschen Theaters im Münchner Künstlertheater unter der Leitung Max Reinhardts) in der Stadt gewesen: „Dieser Tage weilte auch Direktor Max Reinhardt mit einigen Herren seines ‚Generalstabes‘ wieder in München.“ [Das Künstlertheater 1909. In Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 62, Nr. 74, 15.2.1909, S. 3] noch hier. Nun wir uns aber nicht mehr getroffenWedekind hätte Max Reinhardt gerne am 14.2.1909 (Sonntag) nochmals getroffen; er hat ihm brieflich ein Gespräch und somit ein solches Treffen angeboten [vgl. Wedekind an Max Reinhardt, 14.2.1909]., möchte ich Sie doch bitten es mir nicht als Unhöflichkeit anzurechnen, daß ich so wortlos meiner | Wege ging. Ich that das nur in dem Bewußtsein, daß ich einem anderen Abschied nicht mehr ganz gewachsen war.

Zu meinem herzlichen Bedauern sehe ich wie emsig das B. Tageblatt täglichDas „Berliner Tageblatt“ hatte über Max Reinhardts Vorhaben, Wedekinds Tragödie „Die Büchse der Pandora“ zu inszenieren, zunächst am 10.2.1909 einen Bericht publiziert: „Die wagemutige Bühne Max Reinhardts geht jetzt daran, die Fortsetzung von Wedekinds Drama ‚Erdgeist‘, das vor Jahren mit so starkem Erfolg im damals gleichfalls Reinhardtschen Kleinen Theater gespielt wurde, die ‚Büchse der Pandora‘ einzustudieren. Die Strafkammer des Berliner Landgerichts II hatte im Jahre 1905 das Buch zur Einstampfung verurteilt, worauf Wedekind das Werk einer Umarbeitung unterzog. In dieser Form dürfte es nun in den Kammerspielen in Szene gehen. Die Lulu wird wieder von Gertrud Eysoldt gespielt.“ [„Die Büchse der Pandora“ in den Kammerspielen. In: Berliner Tageblatt, Jg. 38, Nr. 73, 10.2.1909, Morgen-Ausgabe, S. (2)] Es brachte dann am 13.2.1909 einen weiteren Bericht: „‚Die Büchse der Pandora‘, Frank Wedekinds Drama, das in einer Umarbeitung bekanntlich in den Kammerspielen in Szene gehen soll, wird in den nächsten Tagen der Zensurbehörde auf der Bühne vorgeführt werden. Wie wir hören, will einer wahrscheinlich am Montag stattfindenden Probe der Polizeipräsident beiwohnen. Es ist noch in Erinnerung, daß das Stück in seiner ersten Fassung im Jahre 1905 gerichtlich zur Einstampfung verurteilt wurde. Der Dichter hat ihm darauf eine neue Fassung gegeben.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 38, Nr. 79, 13.2.1909, Morgen-Ausgabe, S. (2)] gegen Ihr Vorhaben mit der B. d. Pandora hetzt. Dieser Brief hat nicht den Zweck nach dem Stand der Dinge zu fragen, den ich immer noch früh genug erfahren werde. Ich wollte mich nur bei Ihnen entschuldigen.

Mit besten Grüßen
Ihr
Frank Wedekind.


München, 15.2.9.

Frank Wedekind schrieb am 17. Februar 1909 - 18. Februar 1909 in München folgendes Briefgedicht
an Max Reinhardt

17/18.II.1909Wedekind notierte am 18.2.1909 in München: „Formelle Lösung des Generalvertrages mit Reinhardt.“ [Tb] Damit waren seine Ende 1907 begonnenen Streitigkeiten mit Max Reinhardt erledigt (siehe unten)..


An Max Reinhardt.


Begraben sei das TomahawkKriegsbeil, „die Streitaxt der nordamerikan. Indianer [...], daher den T. (das Symbol des Krieges) begraben, soviel wie Frieden halten.“ [Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Aufl. Bd. 19. Leipzig 1909, S. 601] Wedekind greift eine sprichwörtliche Wendung auf.!

Der lange HaderDas Briefgedicht beschließt die im November 1907 begonnenen und im April 1908 eskalierenden Vertragsstreitigkeiten zwischen Wedekind und Max Reinhardt [vgl. KSA 1/II, S. 993f.], in deren Verlauf Wedekind sich mit dem „Reinhardt-Tagebuch“ [vgl. KSA 5/II, S. 278-281] an Personen im engeren Umkreis des Deutschen Theaters in Berlin wandte [vgl. Wedekind an Maximilian Harden, 17.10.1908; Wedekind an Emmy Loewenfeld, 17.10.1908; Wedekind an Fritz Andreae, 17.10.1908; Wedekind an Hermann Rosenberg, 17.10.1908; Wedekind an Robert von Mendelssohn, 17.10.1908; Wedekind an Walther Rathenau, 17.10.1908; Wedekind an Paul Cassirer, 17.10.1908] und das Deutsche Theater die Vorwürfe zurückwies [vgl. Deutsches Theater zu Berlin, Max Reinhardt an Wedekind, 25.10.1908]. legt sich.

Pack sind wir und wir bleiben Pack

Pack schlägt sich verträgt sichsprichwörtliche Wendung..

Frank Wedekind schrieb am 19. Februar 1909 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Max Reinhardt

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 19.2.1909 in München:]


TelegrammDas Telegramm reagierte auf ein nicht überliefertes Telegramm; erschlossenes Korrespondenzstück: Max Reinhardt an Wedekind, 19.2.1909. [...] an Reinhart [...]

Max Reinhardt schrieb am 19. Februar 1909 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 19.2.1909 in München:]


TelegrammWedekind hat auf das Telegramm sogleich in einem ebenfalls nicht überlieferten Telegramm reagiert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Max Reinhardt, 19.2.1909. von [...] Reinhart [...]

Frank Wedekind schrieb am 14. Juni 1909 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Max Reinhardt

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 14.6.1909 in München:]


Brief an Reinhardt.

Frank Wedekind schrieb am 4. September 1913 in Berlin folgenden Brief
an Max Reinhardt

[1. Druck im „Berliner Tageblatt“, 5.9.1913:]


Erlauben Sie mir, sehr geehrter Herr Reinhardt, Ihnen in kurzen Worten zu sagen, warum ich mich Ihnen für die Gastlichkeit, mit der Sie mich als InterpretenFrank Wedekind führte bei der Berliner „Franziska“-Premiere am 5.9.1913 in den Kammerspielen des Deutschen Theaters „erstmals selbst die Regie. Das Ehepaar Wedekind trat wieder in den Hauptrollen auf“ [KSA 7/II, S. 1157]. des Mysteriums „Franziska“ in den Kammerspielen des Deutschen Theaters zu Worte kommen lassen, zu ganz besonderem Danke verpflichtet fühle.

In „Franziska“ versuchte ich, einen ganzen Komplex von Empfindungen in ein Menschenschicksal zu bannen, ohne die meiner Auffassung nach weder die antike Mythologie, noch die religiöse Askese entstanden wären, weder eine Amazone, noch ein Säulenheiliger, weder BeethovensFidelio“ noch GoethesMignon“.

Gänzlich fern lag mir die Verherrlichung des Mannweibes, während ich das „Mignon“-ThemaIn „Franziska. Ein modernes Mysterium in neun Bildern. Bühnenausgabe in gebundener Rede“ (1914) charakterisiert Wedekind Franziska in Anspielung auf Goethes rätselhafte Figur als „Mignon-Erscheinung“, die nichts „vom Mannweib“ [KSA 7/I, S. 391] habe. Im Stück ist aus Goethes „Mignon“-Gedicht aus dem „Wilhelm Meister“ zitiert [vgl. KSA 7/II, S. 1054]. zu erweitern suchte und deshalb das Motto wählte: „Wende die Füßchen zum HimmelMotto in Wedekinds „Franziska. Ein modernes Mysterium in fünf Akten“ (1912): „Wende die Füßchen zum Himmel nur ohne Sorge! / Wir strecken Arme betend empor; aber nicht schuldlos wie du.“ [KSA 7/I, S. 227] Das Motto zitierte Wedekind aus Goethes „Venetianischen Epigrammen“ [vgl. KSA 7/II, S. 1076].“ – ‒ Empfindungen, die vielleicht das natürlichste nächstliegende Ergebnis lebendiger Phantasie darstellen, die aber von der heutigen Generation vielfach als der menschlichen Natur zuwiderlaufend, als der künstlerischen Behandlung unwürdig, mit Verachtung behandelt werden.

Was mir aber die Berliner Aufführung besonders wichtig und wertvoll erscheinen läßt, ist außer dem Vorzug, daß sich die erwählten Kräfte des Deutschen Theaters der Darstellung meiner Arbeit widmen, die Zuversicht, aus den kritischen BeurteilungenIn der Kritik wurde die Berliner Premiere von „Franziska“ recht verhalten beurteilt [vgl. KSA 7/II, S. 1223-1232]. zu erfahren, von welchem Gesichtspunkte aus sich dem Stoff, den ich zu behandeln suchte, mehr Geschlossenheit und eine größere Vertiefung abgewinnen ließen.

In unverbrüchlicher Verehrung Ihr ergebener
Frank Wedekind.


[2. Druck in „Vossische Zeitung“, 5.9.1913:]


Erlauben Sie mir, sehr geehrter Herr Reinhardt, Ihnen in kurzen Worten zu sagen, warum ich mich Ihnen für die Gastlichkeit, mit der Sie mich als Interpreten des Mysteriums „Franziska“ in den Kammerspielen des Deutschen Theaters zu Worte kommen lassen, zu ganz besonderem Danke verpflichtet fühle.

In „Franziska“ versuchte ich, einen ganzen Komplex von Empfindungen in ein Menschenschicksal zu bannen, ohne die meiner Auffassung nach weder die antike Mythologie noch die religiöse Askese entstanden wären, weder eine Amazone, noch ein Säulenheiliger, weder Beethovens „Fidelio“ noch Goethes „Mignon“.

Gänzlich fern lag mir die Verherrlichung des Mannweibes, während ich das „Mignon“-Thema zu erweitern suchte und deshalb das Motto wählte: „Wende die Füßchen zum Himmel“ – Empfindungen, die vielleicht das natürlichste, nächstliegende Ergebnis lebendiger Phantasie darstellen, die aber von der heutigen Generation vielfach als der menschlichen Natur zuwiderlaufend, als der künstlerischen Behandlung unwürdig mit Verachtung behandelt werden.

Was mir aber die Berliner Aufführung besonders wichtig und wertvoll erscheinen läßt, ist außer dem Vorzug, daß sich die erwählten Kräfte des Deutschen Theaters der Darstellung meiner Arbeit widmen, die Zuversicht, aus den kritischen Beurteilungen zu erfahren, von welchem Gesichtspunkt aus sich dem Stoff, den ich zu behandeln suchte, mehr Geschlossenheit und eine größere Vertiefung abgewinnen ließen.

In unverbrüchlicher Verehrung
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


[3. Druck im „Berliner Börsen-Courier“, 5.9.1913:]


Erlauben Sie mir, sehr geehrter Herr Reinhardt, Ihnen in kurzen Worten zu sagen, warum ich mich Ihnen für die Gastlichkeit, mit der Sie mich als Interpreten des Mysteriums „Franziska“ in den Kammerspielen des Deutschen Theaters zu Worte kommen lassen, zu ganz besonderem Danke verpflichtet fühle.

In „Franziska“ versuchte ich, einen ganzen Komplex von Empfindungen in ein Menschenschicksal zu bannen, ohne die meiner Auffassung nach weder die antike Mythologie, noch die religiöse Askese entstanden wären, weder eine Amazone, noch ein Säulenheiliger, weder Beethovens „Fidelio“, noch Goethes „Mignon“.

Gänzlich fern lag mir die Verherrlichung des Mannweibs, während ich das „Mignon“-Thema zu erweitern suchte und deshalb das Motto wählte: „Wende die Füßchen zum Himmel“ – Empfindungen, die vielleicht das natürlichste, nächstliegende Ergebnis lebendiger Phantasie darstellen, die aber von der heutigen Generation vielfach als der menschlichen Natur zuwiderlaufend, als der künstlerischen Behandlung unwürdig, mit Verachtung behandelt werden.

Was mir aber die Berliner Aufführung besonders wichtig und wertvoll erscheinen läßt, ist außer dem Vorzug, daß sich die erwählten Kräfte des Deutschen Theaters der Darstellung meiner Arbeit widmen, die Zuversicht, aus den kritischen Beurteilungen zu erfahren, von welchem Gesichtspunkte aus sich dem Stoff, den ich zu behandeln suchte, mehr Geschlossenheit und eine größere Vertiefung abgewinnen ließen.

In unverbrüchlicher Verehrung
Ihr ergebener
(gez.) Frank Wedekind.


[4. Druck in „Der Tag“, 5.9.1913:]


Erlauben Sie mir, sehr geehrter Herr Reinhardt, Ihnen in kurzen Worten zu sagen, warum ich mich Ihnen für die Gastlichkeit, mit der Sie mich als Interpreten des Mysteriums „Franziska“ in den Kammerspielen des Deutschen Theaters zu Worte kommen lassen, zu ganz besonderem Danke verpflichtet fühle. In „Franziska“ versuchte ich, einen ganzen Komplex von Empfindungen in ein Menschenschicksal zu bannen, ohne die meiner Auffassung nach weder die antike Mythologie noch die religiöse Askese entstanden wären, weder eine Amazone noch ein Säulenheiliger, weder Beethovens „Fidelio“ noch Goethes „Mignon“. Gänzlich fern lag mir die Verherrlichung des Mannweibes, während ich das „Mignon“-Thema zu erweitern suchte und deshalb das Motto wählte: „Wende die Füßchen zum Himmel“ –Empfindungen, die vielleicht das natürlichste nächstliegende Ergebnis lebendiger Phantasie darstellen, die aber von der heutigen Generation vielfach, als der menschlichen Natur zuwiderlaufend, als der künstlerischen Behandlung unwürdig, mit Verachtung behandelt werden. Was mir aber die Berliner Aufführung besonders wichtig und wertvoll erscheinen läßt, ist außer dem Vorzug, daß sich die erwählten Kräfte des Deutschen Theaters der Darstellung meiner Arbeit widmen, die Zuversicht, aus den kritischen Beurteilungen zu erfahren, von welchem Gesichtspunkt aus sich dem Stoff, den ich zu behandeln suchte, mehr Geschlossenheit und eine größere Vertiefung abgewinnen ließen. In unverbrüchlicher Verehrung Ihr ergebener Frank Wedekind.

Max Reinhardt schrieb am 1. Oktober 1915 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis und Referat in Wedekinds Brief an Georg Altman vom 1.10.1915 aus München:]


Von Herrn Professor Reinhardt erhalte ich eben telegrafische Nachricht, daß er sofort in idealer Besetzung „Liebestrank“ spielen könnte.

Max Reinhardt schrieb am 10. Oktober 1917 in Berlin folgenden Brief
an Frank Wedekind

Berlin, den 10. Oktober 1917.


Herrn
Frank Wedekind,
München.


Verehrter Herr Wedekind,

es besteht die AbsichtDer Verein zur Förderung junger Dramatiker (siehe unten) wurde außer von Max Reinhardt initiiert von Heinz Herald, der Sekretär des Vereins (Briefkopf: „Das junge Deutschland. Gesellschaft zur Pflege junger Dichtung“) war, mit dem die gleichnamige Versuchsbühne des Deutschen Theaters, „Das junge Deutschland“, begründet wurde, die zur Durchsetzung des Expressionismus beitrug; er war dann Chefredakteur der vom Deutschen Theater 1918 bis 1920 herausgegebenen Zeitschrift („Das junge Deutschland. Monatsschrift für Theater und Literatur“)., eine GesellschaftDas Deutsche Theater machte die Gründung des Vereins Das junge Deutschland in der Presse („Aus dem Bureau des Deutschen Theaters wird uns geschrieben“) durch folgende Erklärung publik: „‚Das junge Deutschland‘, die von Max Reinhardt ins Leben gerufene Gesellschaft zur Pflege junger Dichtung, hat sich nun endgültig konstituiert. Dem Vorstand gehören an: Gerhart Hauptmann, Wolfgang Heine, Harry Graf Keßler, Walther Rathenau, Max Reinhardt. René Schickele, Wilhelm Schmidtbonn, Nikolaus Graf Seebach, Frank Wedekind, Franz Werfel, Theodor Wolff und Heinrich Wölfflin. Das Deutsche Theater lädt seine Freunde, die Interesse an der Entwickelung der jungen dramatischen Dichtung nehmen, ein, der Gesellschaft beizutreten, die sich zur Aufgabe gemacht hat. durch Aufführungen, Vorträge, Vorlesungen einerseits und durch Preise und Stipendien andererseits die jungen Dichter zu fördern. Es besteht die Absicht, im Rahmen der Gesellschaftsveranstaltungen vorerst folgende junge Autoren mit ihren Werken zu Worte kommen zu lassen: Fritz v. Unruh, Walter Hasenclever, Reinhard Sorge, Arnold Zweig, Reinhard Goering, Paul Kornfeld, Rolf Lauckner, Friedrich Koffka und Walter Eidlitz. Die Reihe der Sondervorstellungen wird Anfang Dezember durch die Uraufführung des Dramas ‚Der Bettler‘ von Reinhard Sorge eröffnet. Der junge Dichter ist bekanntlich in diesem Kriege gefallen. Die Hauptrollen werden von Paul Wegener, Ernst Deutsch, Gertrud Eysoldt und Helene Thimig dargestellt, die Inszenierung leitet Max Reinhardt. Anträge auf Aufnahme in die Gesellschaft sind an das Generalsekretariat Berlin NW. 6, Schumannstraße 14, zu richten; die Zahl der Aufzunehmenden muß aus Raumgründen auf 600 beschränkt werden.“ [„Das junge Deutschland“. In: Berliner Volks-Zeitung, Jg. 64, Nr. 602, 25.11.1917, Morgen-Ausgabe, S. (2); vgl. Berliner Tageblatt, Jg. 46, Nr. 602, 25.11.1917, Morgen-Ausgabe, S. (3); Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 553, 25.11.1917, Morgen-Ausgabe, S. (6)] zur Förderung junger ringender Dramatiker zu begründen.

Der Plan ist in kurzen Worten folgender: Für die Mitglieder der Gesellschaft bringt das Deutsche Theater jährlich sechs Werke junger Dichter, in geschlossener Form zur Aufführung. Einen Teil dieser Stücke wählt der VorstandWedekind gehörte dann dem Vorstand an (siehe oben), hat die Gründung des Fördervereins für junge Dramatiker also unterstützt., einen Teil die Leitung des Deutschen Theaters, die auch alle, die Einnahmen übersteigenden Kosten trägt. Die oft materiell schwer ringenden jungen Dramatiker erhalten vom Deutschen Theater ein Ehrenhonorar von je Mk. 1000 bei Annahme des Werkes, für evtl. Wiederholungen der Aufführung die üblichen Tantiémen. | Stücke, die für ein breiteres Publikum geeignet erscheinen, nimmt – nach den Vorstellungen der Gesellschaft – die Leitung des Deutschen Theaters in den Spielplan ihrer Bühnen auf.

Wir möchten Sie nun ergebenst anfragen, ob Sie geneigt wären, den Ihnen gleichzeitig zugehenden Aufrufliegt dem Brief nicht mehr bei; der Aufruf mit Wedekinds Unterzeichnung ist nicht ermittelt. mit zu unterzeichnen.

Für eine schnelle Erledigung, im Interesse der Sache, wären wir Ihnen besonders dankbar.

Mit dem Ausdruck besonderer Hochachtung
mit den besten Grüßen Ihr
Max Reinhardt.