Briefwechsel

von Frank Wedekind und Georg Stollberg

Frank Wedekind schrieb am 20. August 1898 in München folgenden Brief
an Georg Stollberg

Lieber Herr StollbergGeorg Stollberg, als Theaterdirektor Ignaz Georg Stollberg in München (Kanalstraße 29) verzeichnet [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1899, Teil I, S. 549], war neuerdings Direktor des Münchner Schauspielhauses (siehe unten). Wedekind, der nun für ihn arbeitete, kannte ihn seit vielen Jahren; er war 1895 als Oberregisseur an das Deutsche Theater (Direktion: Emil Meßthaler) in München berufen worden [vgl. Neuer Theater-Almanach 1896, S. 441], bevor er an das neu gegründete Münchner Schauspielhaus wechselte.,

ich komme eben aus dem TheaterDas am 17.11.1897 von Emil Drach als Spielstätte für die „Theater-Moderne“ [Vinçon 2014, S. 130] eröffnete Münchner Schauspielhaus (Neuturmstraße 1), in dem Georg Stollberg als Schauspieler und Oberregisseur engagiert war [vgl. Neuer Theater-Almanach 1898, S. 468], wurde von ihm, als „das Unternehmen finanziell zu scheitern droht“, im Sommer 1898 übernommen, „gemeinsam mit Cajetan Schmederer, Eigentümer eines der ersten hiesigen Geschäftshäuser“ [Vinçon 2014, S. 130] mit entsprechenden Geldmitteln; der Wechsel der Direktion war ökonomisch begründet, nicht konzeptionell. Georg Stollberg war nun Direktor des Münchner Schauspielhauses und Wedekind wurde von ihm am 22.8.1898 „als Dramaturg und Schauspieler unter Vertrag genommen“ [Vinçon 1987, S. 53], aber auch als Sekretär [vgl. Neuer Theater-Almanach 1899, S. 443]. Die Münchner Presse meldete erst zur Eröffnung des Hauses am 7.9.1898 unter neuer Leitung, der neue Direktor Georg Stollberg habe „als Dramaturgen den Schriftsteller Frank Wedekind gewonnen.“ [Allgemeine Zeitung, Jg. 101, Nr. 243, 3.9.1898, S. 6]. wo Herr RaabeSiegfried Raabe war Schauspieler, Oberregisseur und stellvertretender Direktor am Münchner Schauspielhaus [vgl. Neuer Theater-Almanach 1899, S. 443]. und ich die Bibliothek alphabetisch zu ordnen begannen. Sobald wir damit fertig sind, legen wir ein Verzeichniß an. Von Biberpelz sind nicht alle RollenNach der ersten Inszenierung (Georg Hirschfelds Schauspiel „Die Mütter“, Premiere am 7.9.1898) unter Georg Stollberg als Direktor am Münchner Schauspielhaus ging am 10.9.1898 „als zweite Neuaufführung die vieraktige Komödie ‚Der Biberpelz‘ von Gerhart Hauptmann in Scene.“ [Allgemeine Zeitung, Jg. 101, Nr. 249, 9.9.1898, S. 6] Unter den Darstellern war Wedekind, der in dem Stück die Rolle des Dr. Fleischer spielte; die anderen Rollen spielten Betty L’Arronge, Anna Berneck, Centa Bré, Karl Deutschinger, Rose Enzinger, Willy Faber (gastierend), Reinhard Freyer, Edmund May (gastierend), Siegfried Raabe, Hans Stock, Hans Sturm, Oskar Wallner [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 51, Nr. 417, 10.9.1898, General-Anzeiger, S. 1]. vorhanden. Die fehlenden wird R/H/. Raabe sofort herausschreiben lassen.

Bei Ihnen zu HauseGeorg Stollberg wohnte seinerzeit in der Kanalstraße 29 (2. Stock) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1899, Teil I, S. 549]. finde ich ein EngagementsgesuchThomas Oeconomo wurde am Münchner Schauspielhaus nicht als Schauspieler engagiert; er hatte wechselnde Engagements an Provinzbühnen, so am Stadttheater Schleswig [vgl. Neuer Theater-Almanach 1898, S. 508], gegenwärtig am Kurtheater in Friedrichsroda, das nur eine Sommerspielzeit von Mitte Juni bis Mitte September 1898 hatte, und schließlich als jugendlicher Chargenspieler und Geck am Stadttheater Bautzen [vgl. Neuer Theater-Almanach 1899, S. 347f., 558]. von Thomas Oeconomo, Erster ChargenspielerSchauspieler, der kleine Rollen (Nebenrollen) stark typisiert darstellt (oft satirisch komisch)., gegenwärtig in Fridrichsroda mit einem endlosen Rollenverzeichniß. | Erkundigungen bei Dir. W HasemannWilhelm Hasemann in Berlin war dort Direktor am Thalia-Theater (Dresdener Straße 72); er „führt die Oberregie und wohnt im Theater“ [Neuer Theater-Almanach 1899, S. 289]. (Berlin) und C. F. WittmannCarl Friedrich Wittmann lebte als Theaterdirektor in Berlin (Auguststraße 46) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1899, S. 717]. (Berlin). Sodann eine Zusage von Herrn DeutschingerKarl Deutschinger war als Schauspieler am Münchner Schauspielhaus engagiert [vgl. Neuer Theater-Almanach 1899, S. 443]. mit der Bitte um bessere Beschäftigung. Drittens ein Gesuch um Beschäftigung von CescensSchreibversehen, statt: Crescens (im süddeutschen Sprachraum verbreitete Namensvariante von Crescentia). – Creszentia Frankl war Witwe eines Tagelöhners in München (Claude-Lorrain-Straße 7) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1899, Teil I, S. 140]. Frankl, PutzerinPutzfrau.. 4. Bayrischer Courrier die konservative katholische Tageszeitung „Bayerischer Kurier“ (München); der Jahrgang 1898 ist nicht greifbar.mit vollständigem Abdruck der ErklärungGeorg Stollbergs Erklärung zu seiner Auseinandersetzung mit Emil Drach zum Wechsel der Direktion des Münchner Schauspielhauses war nicht nur im „Bayerischen Kurier“ abgedruckt, sondern auch in anderen Zeitungen (so in der Münchner „Allgemeinen Zeitung“). Es handelte sich um eine sehr ausführliche „Gegenerklärung“ zu einem zuvor versandten „Rundschreiben des Hrn. Direktor Drach an die Zeitungen“ (es ist am 16.8.1898 erschienen); Georg Stollberg ging detailliert vor allem auf die ausstehenden Gagen unter der bisherigen Direktion ein und verwies überhaupt auf deren „Zahlungsschwierigkeiten“ [Münchener Schauspielhaus. In: Allgemeine Zeitung, Jg. 101, Nr. 228, 19.8.1898, 2. Abendblatt, S. 5], die zu lösen gewesen seien, um das Münchner Schauspielhaus zu erhalten. 5. Die beiden inliegenden CartenVisitenkarten (sie liegen dem Brief nicht mehr bei), wobei nicht eindeutig ist, von wem sie stammen (siehe unten).. An Deutschinger und den Chargenspieler aus Friedrichsroda richte ich einige ZeilenHinweis auf nicht überlieferte Schreiben; erschlossene Korrespondenzstücke: Wedekind an Karl Deutschinger, 20.8.1898; Wedekind an Thomas Oeconomo, 20.8.1898., Ihre momentane Abwesenheit betreffend, dabei da Beide um umgehende Antwort bitten.

Ihrer verehrten Frau GemahlinGrete Stollberg (geb. Kramme), seit dem 16.3.1896 mit Georg Stollberg verheiratet (Heirat in Berlin). und Frl. RichterGertrud Richter in München (Briennerstraße 8) war unter der Direktion Emil Drach Schauspielerin am Münchner Schauspielhaus [vgl. Neuer Theater-Almanach 1898, S. 469], dann allerdings wohl nicht mehr unter der Direktion Georg Stollberg. begeneteSchreibversehen, statt: begegnete. ich auf dem Herweg auf der Maximilians|straßeWedekinds Weg führte von seiner Wohnung (Türkenstraße 69) über die Maximilianstraße zum Münchner Schauspielhaus (Neuturmstraße 1).. Heute Nachmittag st um 5 treffe ich Raabe wieder im Theater. Morgender 21.8.1898, ein Sonntag. Wedekind besuchte in Tutzing offenbar wieder Frida Strindberg – wie bereits am 24.7.1898 [vgl. Wedekind an Beate Heine, 27.7.1898]. gedenke ich nach Tutzing zu gehen.

Mit herzlichem Gruß und besten Wünschen für gutes Gelingen Ihrer GeschäfteGeorg Stollberg war geschäftlich offenbar in Wien, wie aus einem anderen Brief hervorgeht [vgl. Wedekind an Georg Stollberg, 22.8.1898].
Ihr
Frank Wedekind.


München, 20 VIII.98.


Beiliegende CarteDie Visitenkarte von Ludwig Müller, „Correspondent“ [Adreßbuch von München für das Jahr 1899, Teil I, S. 369] in München (Holzstraße 10), liegt dem Brief nicht mehr bei (ob die Visitenkarte dem Brief zusätzlich zu den oben genannten beiden Visitenkarten beigelegt oder eine der beiden war, ist unklar). Ludwig Müller wurde abgegeben. Der Herr will am Donnerstagder 25.8.1898; vermutlich sollte Georg Stollberg da wieder vor Ort in München sein. wiederkommen.

Georg Stollberg schrieb am 21. August 1898 in Wien folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Brief an Georg Stollberg vom 22.8.1898 aus München:]


Mit Freuden ersehe ich aus Ihrem Telegramm [...]

Frank Wedekind schrieb am 22. August 1898 in München folgenden Brief
an Georg Stollberg

München, 22. August 98.


Lieber Herr Stollberg,

die hand- und fußlose ErklärungIn Münchner Zeitungen ist am 20.8.1898 (Samstag) eine Replik von Emil Drach, dem früheren Direktor des Münchner Schauspielhauses, auf eine Stellungnahme des neuen Direktors Georg Stollberg zum Wechsel der Direktion des Schauspielhauses erschienen [vgl. Allgemeine Zeitung, Jg. 101, Nr. 228, 19.8.1898, 2. Abendblatt, S. 5], die ebenfalls eine Replik war [vgl. Wedekind an Georg Stollberg, 20.8.1898], so in den „Münchner Neuesten Nachrichten“ (redaktionell eingeleitet: „Herr Drach bittet uns um Aufnahme nachstehender Zuschrift“): „Bezüglich der meine letzte Mittheilung betreffenden Erklärung der Herrn Stollberg beschränke ich mich darauf, zwei seiner Behauptungen, die meinen Ruf schädigen, als nicht den Thatsachen entsprechend festzustellen. Es ist unwahr, daß ich meinem Personal gegenüber schon früher ‚unzählige Male‘ in Zahlungsschwierigkeiten gerathen sei. Es sind bis zur letzten durch das trostlose Geschäft bedingten kritischen Zeit den Mitgliedern gegenüber überhaupt keine Stockungen vorgekommen. Ich hatte z. B. während der Zeit des Baues drei Gagetage ohne einen Pfennig Einnahme, die regelmäßig eingehalten wurden. Die Mitglieder haben ihr Geld ohne jede Gegenleistung erhalten und keines hat auch nur den geringsten Theil seiner Forderung nachgelassen. Die einzige Schwierigkeit trat bei der Sommergage ein und war eben in dem schlechten Geschäft begründet. Eine so prekäre Lage schließt die zweite unrichtige Behauptung des Herrn Stollberg von selbst aus, ich hätte mein Ehrenwort für den Weiterbestand eines rechnerisch nicht zu haltenden Unternehmens gegeben.“ [Münchner Schauspielhaus. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 51, Nr. 282, 20.8.1898, Morgenblatt, S. 3], die Drach am Samstag in den Blättern erließ, schien mir zur Genüge sich selbst zu richten und ich glaube, daß e/s/ sich nicht mehr lohnt in der Öffentlichkeit darauf zu antworten, vorausgesetzt daß Sie nicht beabsichtigen, ihn wegen Verleumdung zu verklagen. Übrigens widerspricht er sich ja selber in der gegen Sie erhobenen Anschuldigung der Unwahrheit.

Was ich heute bei Ihnen vorfindeWedekind hat wiederum – wie schon am Samstag [vgl. Wedekind an Georg Stollberg, 20.8.1898] – die für Georg Stollberg eingetroffene Post in dessen Wohnung (Kanalstraße 29, 2. Stock) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1899, Teil I, S. 549] gesichtet. | ist ein Schreiben von Frl. MeittingerLina Meittinger war Schauspielerin am Deutschen Volkstheater in Prag (Direktion: August Kurz) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1899, S. 470]. in Prag die Ihnen eine NaiveRollenfach der jugendlichen Liebhaberin. empfieltSchreibversehen, statt: empfiehlt. mit beigelegter nicht viel versprechender Photographie. Frl. Meittinger bietet Ihnen überdies ein Gastspiel an. Ich schreibe ihrHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Lina Meittinger, 22.8.1898., Sie würden ihr sofort nach RückkehrGeorg Stollberg wollte wohl am 25.8.1898 aus Wien zurück wieder vor Ort in München sein [vgl. Wedekind an Georg Stollberg, 20.8.1898]. Bescheidt Schreibversehen, statt: Bescheid.geben. Ein Dr. StilgebauerDr. phil. Edward Stilgebauer lebte seinerzeit als Schriftsteller und Privatdozent an der Universitär in Lausanne-Ouchy (Villa Jolisite) [vgl. Deutscher Litteratur-Kalender auf das Jahr 1898, Teil II, Sp. 1355]. bietet ein modernes Dramanicht ermittelt. an. Ich ersuche ihnHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Edward Stilgebauer, 22.8.1898. natürlich es einzuschicken. Dann ein Anstellungsgesuch von einer Garderobièrenicht identifiziert; es könnte sich entweder um die Obergarderobiere Anna Besenreiter oder um die Garderobiere Louise Wentzel gehandelt haben, die beide in diesen Funktionen zum technischen Personal des Münchner Schauspielhauses unter der Direktion Georg Stollberg gehört haben [vgl. Neuer Theater-Almanach 1899, S. 469], nicht aber unter der Direktion Emil Drach.. Dann eine Anfrage von Eirich in WienDr. jur. Oskar Friedrich Eirich in Wien (Praterstraße 38) war dort Inhaber der Theaterzeitschrift „Novitäten-Courier“ [vgl. Lehmann’s Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger für Wien 1899, Bd. 2, Teil VII, S. 211], außerdem Dramatiker und Theateragent., wegen der dem Theater unter Drach angebotenen Stücke. Ich habe ihm Ihren persönlichen Besuch in Wien in Aussicht gestelltHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Otto Friedrich Eirich, 22.8.1898.. Außerdem schreibt Dr. MayerWedekinds Vorgänger; Dr. jur. Carl Maier (Maximilianstraße 25) war unter der Direktion Emil Drach Dramaturg und Sekretär am Münchner Schauspielhaus [vgl. Neuer Theater-Almanach 1898, S. 468]. eine bedeutungslose Carte und ein | Correspondentnicht identifiziert; das „Frankfurter Journal“ war eine verbreitete Zeitung mit zahlreichen Korrespondenten. Feuilletonredakteur in Frankfurt am Main war Georg Held [vgl. Deutscher Litteratur-Kalender auf das Jahr 1898, Teil II), S. 1625]. des Frankf. Journals kommt um Freikarten ein. Letzteren habe ich gebetenHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Frankfurter Journal, 22.8.1898. sich beim Beginn der Vorstellungen in’s Theater bemühen zu wollen.

Heute Nachmittag werde ich die BibliothekWedekind hat zwei Tage zuvor mit dem Ordnen der Theaterbibliothek begonnen [vgl. Wedekind an Georg Stollberg, 20.8.1898]. fertig ordnen und den Katalog anlegen, der nicht sehr umfangreich sein wird.

Mit Freuden ersehe ich aus Ihrem Telegrammnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Georg Stollberg an Wedekind, 21.8.1898., daß Alles gut von statten geht. Mit bestem Gruß bin ich Ihr
Frank Wedekind.

Frank Wedekind schrieb am 2. September 1898 in München folgenden Brief
an Georg Stollberg

Lieber Herr Stollberg,

ich habe keine Ursache von jemandem, dem ich Gefälligkeiten erweise, persönlichen Tadel entgegenzunehmen. Anderseits: wenn ich jemandem gegenüber meine Pflicht nicht erfülle, wäre es nicht nur lächerlich sondern eine Unverschämtheit von mir, ihm gefällig sein zu wollen. In der Voraussetzung, daß Sie mir in diesen beiden Argumenten ohne Besinnen Recht geben, erlauben Sie mir bitte, mich auf die Bestimmungen unseres Contractesnicht überliefert. Der Inhalt von Wedekinds Vertrag mit dem Münchner Schauspielhaus über seine Tätigkeit als Sekretär, Dramaturg und Schauspieler ist teilweise durch den vorliegenden Brief zu rekonstruieren. zu beschränken. Ich werde gewissenhaft den Proben beiwohnen und meine Thätigkeit als Dramaturg an dem Tage aufnehmen, an dem mein Engagement, d.h. meine Bezahlung beginntam 7.9.1898, wie unten im Brief gesagt, dem Premierentag von Georg Hirschfelds Schauspiel „Die Mütter“, der ersten Inszenierung am Münchner Schauspielhaus unter der Direktion Georg Stollberg.. An diesem meinem Entschluß ist nichts mehr zu ändern und ich bitte Sie, in Ihren Entschließungen damit rechnen zu wollen. |

Es haben heute während des vierten Aktesentweder der 4. Akt von Gerhart Hauptmanns vieraktigem Lustspiel „Der Biberpelz“ (Premiere im Münchner Schauspielhaus am 10.9.1898) oder der 4. Akt von Georg Hirschfelds vieraktigem Stück „Die Mütter“, das am 7.9.1898 unter der Regie des Direktors Georg Stollberg am Münchner Schauspielhaus Premiere hatte, „zum ersten Male unter der neuen Direktion [...] ,Die Mütter‘, Schauspiel in vier Akten“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 51, Nr. 415, 9.9.1898, Morgenblatt, S. 1], wie die Presse schrieb; das Münchner Schauspielhaus hatte ankündigen lassen, es beginne „am 7. September seine Vorstellungen mit der Aufführung des vieraktigen Schauspiels ‚Die Mütter‘ von Georg Hirschfeld. [...] Herr Direktor Stollberg, der das Stück mit großer Sorgfalt, und den Intentionen des Dichters auf das Gewissenhafteste folgend einstudirte, hat [...] als Dramaturgen den bekannten Schriftsteller Frank Wedekind gewonnen.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 51, Nr. 407, 4.9.1898, S. 2] fast sämmtliche Schauspieler ihre RollenEs spielten in Georg Hirschfelds Schauspiel „Die Mütter“ am 7.9.1898 im Münchner Schauspielhaus Betty L’Arronge („Frau Dora Frey“), Hans Sturm („Robert“), Rose Enzinger („Hedwig“), Siegfried Raabe („Ludwig Frey“), Emmy Heyne („Frau Munk“), Hans Stock („Rudolf Munk“), Anna Berneck („Luise“), Ida Müller („Marie Weil“), Marie Fröhlich („Frau Prinz“), Centa Bré („Grete“), Karl Deutschinger („Josef“), Franz Steinkirchen („Ein Arbeitsmann“) [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 51, Nr. 412, 7.9.1898, General-Anzeiger, S. 1]; in Gerhart Hauptmanns „Der Biberpelz. Eine Diebskomödie“ spielten am 10.9.1898 im Münchner Schauspielhaus Hans Stock („v. Wehrhahn“), Oskar Wallner („Krüger“), Frank Wedekind („Dr. Fleischer“), Willy Faber („Philipp“), Hans Sturm („Motes“), Rose Enzinger („Frau Motes“), Betty L’Arronge („Frau Wolf“), Edmund May („Julius Wolf“), Centa Bré („Adelheid“), Anna Berneck („Leontine“), Siegfried Raabe („Wulkow“), Karl Deutschinger („Glasenapp“), Reinhard Freyer („Mitteldorf“) [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 51, Nr. 417, 10.9.1898, General-Anzeiger, S. 1]. abgelesen. Sie entgegnen mir: Diese Schauspieler haben doppelt so viel zu lernen wie Sie. ‒ Ich entgegne Ihnen: Dafür haben sie die doppelte Gage. Den Unterschied von 150 Mk.150 Mark war auch die Summe, die Wedekind anfangs von Carl Heine erhielt [vgl. Wedekind an Beate Heine, 25.8.1898]. muß ich mir nebenher verdienen wenn ich leben will, und somit bleibt meine Arbeitsleistung zum mindesten die Gleiche wie die der Anderen und verdiene ich mindestens die nämliche Rücksichtnahme.

Ich besorge übrigens nicht im geringsten, daß mir meine Collegen den nötigen Respect versagen möchten.

Nun kommt noch folgendes: Sie geben mir die Versicherung, daß ich in meineSchreibversehen, statt: meinen. BureauxstundenBürostunden. meine eignen Arbeiten erledigen könnte. Das ist aber ein Ding der Unmöglichkeit wenn man alle 30 Sekunden unterbrochen wird. Ich habe mich von Ihnen als Dramaturg und nicht als Ladenhüter engagiren lassen. Die ArbeitWedekind schrieb seit zwei Jahren für Albert Langens Zeitschrift „Simplicissimus“ zahlreiche Beiträge (Gedichte vor allem, aber auch Prosa und Essayistisches)., die mir Albert Langen honorirt, muß eine durchaus persönliche sein. Albert | Langen hat vor Jahresfrist durch öffentliche InsertionAlbert Langens Inserat ist nicht ermittelt. jemanden gesucht, der ihm ähnliche Artikel schreibt. Er hat in ganz Deutschland niemanden gefunden und daraus resultirt seine jetzige große Anhänglichkeit an mich. Wenn ich aber im Stande wäre, derartige Artikel unter fortwährender halbminütlicher Unterbrechung zu schreiben, dann würde ich überhaupt auf jeden normalen Erwerb verzichten und mich statt dessen im Colosseum für Geld sehen lassenim Kolosseum oder Colosseum (Colosseumstraße 4) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1899, Teil II, S. 112], ein Tanzlokal mit Singspielhalle und Bühne, das Varieté, Artistik sowie Box- und Ringkämpfe bot, genannt auch Kil’s Kolosseum (1872 von Franz Kil gegründet)..

Diese Thatsachen werden Ihnen erklären, daß ich in den letzten Tagen nicht nur nichts bei Ihnen verdient (da meine Bezahlung erst vom 7. ds. an beginnt) sondern auch auf meinen Verdienst bei Albert Langen habe verzichten müssen. Außerdem habe ich noch die Ehre, mir Vorwürfe über Mangel an Fleiß gefallen lassen zu müssen.

Ich werde morgen Abend um 6 Uhrum 18 Uhr. pünktlich zur Probe erscheinen. Daß ich meine RolleWedekind spielte in Gerhart Hauptmanns Lustspiel „Der Biberpelz“ (Premiere: 10.9.1898) die Rolle des Dr. Fleischer [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 51, Nr. 417, 10.9.1898, General-Anzeiger, S. 1]; in Georg Hirschfelds Schauspiel „Die Mütter“ (Premiere: 7.9.1898) spielte er keine Bühnenrolle. fließend beherrsche ist selbstverständlich. Sollten Sie auf meine Mitwirkung nicht | reflectiren, so können Sie mich das durch einen Blick wissen lassen, der uns beiden die Worte erspart. Sollten Sie aber irgend einen Beweggrund haben, mir auf diese Zeilen zu antworten, so möchte ich Sie sehr darum bitten, das schriftlich und nicht mündlich zu thun.

Ich bin mit herzlichem Gruß in vollster Hochschätzung
Ihr
Frank Wedekind.


München, Türkenstraße 69.II.

2. September 98.

Georg Stollberg schrieb am 18. November 1898 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[1. Hinweis in Wedekinds Brief an Max Halbe vom 20.11.1898 aus Zürich:]


[...] gestern erhielt ich einen Brief worin Stollberg [...] über meinen Bruder Donald herfällt. [...] wenn es wirklich der Fall ist, wie mir Stollberg schreibt, daß er sich in München absolut unmöglich gemacht habe [...]


[2. Hinweis in Wedekinds Brief an Georg Stollberg vom 21.11.1898 aus Zürich:]


[...] ich habe Ihren Brief mit unendlichem Bedauern gelesen [...] Ihre geehrten Zeilen [...].

In Ihrem 6seitigen Brief verwenden Sie drei Seiten auf die Schilderung alles dessen, was Sie für meinen Bruder gethan haben. [...]

Sie schließen Ihre Zeilen [...]

Frank Wedekind schrieb am 21. November 1898 in Zürich folgenden Brief
an Georg Stollberg

Lieber Herr Stollberg,

ich habe Ihren Briefnicht überliefert: erschlossenes Korrespondenzstück: Georg Stollberg an Wedekind, 18.11.1898. mit unendlichem Bedauern gelesen und bitte Sie meinerseits um Verzeihung, daß so etwas vorfallen konnte und zwar ebenso aufrichtig und ernstlich, als wäre ich es selber gewesen, der sich die UngezogenheitDonald Wedekind hat sich Grete Stollberg gegenüber ungebührlich betragen (vermutlich ein verbaler oder tätlicher sexueller Übergriff), sie möglicherweise „sexuell belästigt“ [Buchmayr 2011, S. 202], ein Vorfall jedenfalls, der Georg Stollberg äußerst erzürnt hat. gegen Ihre hochverehrte Frau Gemahlin hätte zu Schulden kommen lassen. Ich kann Ihnen bei alledem nicht verhehlen, daß Sie die Angelegenheit meines Erachtens, der ich sie nur aus Ihrer Darstellung kenne, zu schwer nehmen. Auf jeden Fall haben Sie meinem Bruder durch Ihre Beschimpfungen | jede Möglichkeit genommen seinen Fehler wieder gut zu machen. Wenn man vier Wochen lang mit einem Menschen am gleichen Tisch gesessen hat, dann droht man auch im schlimmsten Fall nicht ohne weiteres mit Ohrfeigen, noch gebraucht man Ausdrücke, die einem Menschen von Anstand und Erziehung jede entschuldigende Erwiderung unmöglich machen. Was die 20 M. betrifft die Sie meinem Bruder geliehen, so kann ich von meinem Bruder kaum glauben, daß er Sie darum gebeten hat. Vermutlich haben Sie sie ihm aus eigenem Antriebe angetragen. Das th wäre natürlich nur um so anerkennenswerther, nimmt Ihnen aber die Berechtigung, darüber | zu sprechen. Sie thun das mit Vorliebe, wie ich aus Erfahrung weiß. Es hat mich das oft genug daran gehindert, auf Ihre freundlich gemachten Anerbietungen von Gefälligkeiten einzugehen.

Und nun zu etwas anderem, worauf ich I ohne Ihre geehrten Zeilen kaum je zu sprechen gekommen wäre. Seit 14 Tagenseit dem 7.11.1898, vom Briefdatum aus gerechnet. höre ich von vier verschiedenen Seiten(nicht erhaltene) Briefe von vier nur in einem Fall (siehe unten) zu identifizierenden Personen aus München an Wedekind in Zürich. die Nachricht bestätigt, (mein Bruder und Weinhöppel sind nicht dabei betheiligtHans Richard Weinhöppel war nachweislich beteiligt, denn Wedekind bedankte sich bei ihm über dessen Bericht darüber, was Georg Stollberg über ihn gesagt habe [vgl. Wedekind an Hans Richard Weinhöppel, 14.11.1898]., sie zeichnen sich vielmehr beide durch absolute Schreibfaulheit aus) daß Sie in München jedem der es hören will, erzählen, ich hätte bei Ihnen meine Pflicht nicht gethanWedekind hat sich schon einmal gegen Vorwürfe Georg Stollbergs verwahrt, er habe seine Aufgaben als Sekretär, Dramaturg und Schauerspieler am Münchner Schauspielhaus nicht angemessen erledigt [vgl. Wedekind an Georg Stollberg, 2.9.1898]., ich hätte im ganzen höchstens 4 oder 5 Dramen gelesen, Sie würden micht mich ein zweites Mal nicht wieder engagiert haben. e ct. e. ct. Dementgegen bitte ich Sie, mir zu bestätigen, daß ich alle | Correspondenz, die mir vorlag, umgehend erledigt habe, daß ich durchschnittlich täglich mindestens ein Stück auf seine Aufführbarkeit geprüft habe und daß ich auf der Bühne zu keinerlei Klagen Veranlassung gab. Es hat Sie freilich immer geärgert daß ich nicht von früh bis spät wie ein treuer Hund zu Ihren Füßen lag, um durch meine bloße Anwesenheit zu Ihrer Glorificierung als DirectorGeorg Stollberg wurde als neuer Direktor des Münchner Schauspielhauses – mit der Eröffnung der neuen Spielzeit am 7.9.1898 dank der finanziellen Konsolidierung des Theaters – gefeiert. beizutragen; aber was kann es Ihnen nützen, jetzt nach meiner AbreiseWedekinds Flucht aus München am 30.10.1898 nach Zürich, um der drohenden Verhaftung wegen Majestätsbeleidigung zu entgehen (wegen seines Gedichts „Im heiligen Land“ am 25.10.1898 im „Simplicissimus“). mein Andenken in München zu verunglimpfen.

In Ihrem 6seitigen BriefWedekind hat den Umfang von Georg Stollbergs Brief an ihn vom 18.11.1898 (siehe oben) acht Tage später übertrieben mit „10 Seiten“ [Wedekind an Hans Richard Weinhöppel, 29.11.1898] angegeben. verwenden Sie drei Seiten auf die Schilderung alles dessen, was Sie für meinen Bruder gethan haben. Ich bitte Sie, mir zu bestätigen, daß Sie nichts für ihn gethan haben. Das Einzige was Sie für ihn hätten thun können, nämlich ihm die SecretärstelleDonald Wedekind hat dem vorliegenden Brief zufolge die Stelle als Sekretär am Münchner Schauspielhaus (Direktion: Georg Stollberg) nicht von seinem Bruder Frank Wedekind übernommen, der sie mit seiner Flucht aus München am 30.10.1898 notgedrungen hatte aufgeben müssen. Georg Stollberg war offenbar nicht bereit, wie Frank Wedekind auch an anderer Stelle konstatierte, „den Posten“ mit seinem Bruder Donald Wedekind „neu zu besetzen“ [Wedekind an Hans Richard Weinhöppel, 14.11.1898]. übergeben haben Sie nicht gethan. Ich weiß nicht welche | Fähigkeiten mein Bruder für eine StellungGeorg Stollberg scheint Donald Wedekind für eine Stelle bei der Bayerischen Bank in München (Maximiliansplatz 5) empfohlen zu haben. f an der Bayrischen Bank mit sich bringt. Mir wäre es niemals eingefallen, ihn für eines derartige Stellung zu empfehlen, so gut ich anderseits weiß, daß er den Posten eines Theatersekretärs vollkommen ausgefüllt hätte. Nun laufen Sie aber in ganz München herum und erzählen wunder was Sie für ihn gethan hätten. Sie haben ihm in einem unglücklichen Augenblick 20 Mark aufgedrängt. Das ist alles was Sie für ihn gethan haben.

Ich habe wie gesagt noch durch niemand als durch Sie von dem Vorfall Kenntniß erhalten. Wenn ich aber von meinem Bruder höre, daß Herr und Frau Schmederer durch Sie von der Sache unterrichtet worden sind, dann werde ich mich durch Ihre über|triebene Darstellung für berechtigt halten, Herrn SchmedererCajetan Schmederer in München (Wagmüllerstraße 23) [vgl. Adreßbuch für München auf das Jahr 1899, Teil I, S. 478], Gutsbesitzer, Mitinhaber der Aktienbrauerei Gebrüder Schmederer und Mäzen, in zweiter Ehe mit Marie Schmederer (geb. Neubauer) verheiratet, hat bei dem Wechsel der Direktion des Münchner Schauspielhauses im Sommer 1898 von Emil Drach zu Georg Stollberg die entscheidende Rolle gespielt, da er durch seine Geldmittel den finanziellen Ruin des Theaters abwenden und es unter dem neuen Direktor weiter existieren konnte. Retrospektiv heißt es, er sei „der rettende Lotse“ gewesen, der „das gefährdete Boot in den ruhigen Hafen“ gebracht habe, „Herr Cajetan Schmederer, ein wohlhabender und wohlwollender Münchner Kunstmäcen“ mit „dem weiten Blick des Großkaufmanns“ [Siegried Raabe: Ein Münchner Theaterdirektor. Erinnerungen an I.G. Stollberg. In: Münchner Neuester Nachrichten, Jg. 79, Nr. 87, 28.3.1926, S. 3]. Cajetan Schmederer übernahm dann neben Georg Stollberg die Direktion des Münchner Schauspielhauses [vgl. Neuer Theater Almanach 1900, S. 158] – „in den ersten Tagen des Jahres 1899“ trat der „tatkräftige Protektor des Theaters [...] offiziell in die Direktion desselben“ [Das Münchener Schauspielhaus. Denkschrift zur Feier der Eröffnung. Hg. vom Baugeschäft Heilmann & Littmann G.m.b.H. München 1901, S. 1] ein; er sorgte dann auch für den am 20.4.1901 eröffneten Neubau des Münchner Schauspielhauses (und somit für den Umzug von der Neuturmstraße 1 in die Maximilianstraße 35). meine Auffassung der Angelegenheit mitzutheilen.

Mit dem Vorwurf, mein Bruder habe keine Erziehung werden Sie bei niemandem, der ihn näher kennt Glück haben. Er selber hat sich mit Trunkenheit entschuldigen wollen. Ich erkläre mir seine Ungezogenheit einfach aus daraus, daß er sich langweilte. Die Langeweile gebiert ärgere Untaten als es die schlimmste Leidenschaft vermag. Und, seien wir offen, lieber Herr Stollberg, ist Ihnen denn in Ihrem ganzen Leben nie etwas ähnliches passiert? Waren Sie immer ein solcher Mustermensch? Ich erinnere mich aus meiner eigenen Vergangenheit allein dreier Fälle; eines Falles in LondonWedekind verbrachte die erste Jahreshälfte 1894 in London (Ankunft: 24.1.1894). Dem vorliegenden Brief zufolge hatte er dort eine Affäre mit der Französin Elisa Germaine (Kaya) Batut (oder mit ihr anzubandeln versucht), der Lebensgefährtin des niederländischen Journalisten Alexander Cohen, dem sie, als er 1893 aus Frankreich nach England ausgewiesen wurde, nach London gefolgt ist. Alexander Cohen lebte seit 1888 im Exil in Paris (er schrieb dort für anarchistische Blätter und für „Le Figaro“), dann von 1893 bis 1896 in London; das Paar hat sich 1893 in Paris kennengelernt, wo es seit dem 15.8.1893 in einer gemeinsamen Wohnung lebte und in Kreisen der Boheme verkehrte, es lebte dann auch in London zusammen (hier wie in Paris in großer Armut), heiratete aber erst 25 Jahre später – im Jahr 1918 [vgl. Biografisch woordenboek van Nederland. Bd. 3. ’s-Gravenhage 1989, S. 29-33]. Wedekinds Bekanntschaft mit Kaya Batut und Alexander Cohen war bisher nicht bekannt., wo der Ehegatte ebenso unvernünftig | wie Sie war und sofort Skandal schlug (es war der bekannte Anarchist Kohèn, ÜbersetzerAlexander Cohen hat nicht Gerhart Hauptmanns Drama „Die Weber“ (1892) übersetzt, sondern dessen Stück „Einsame Menschen“ (1891): „Ames solitaires. Drame. Traduction d’Alexandre Cohen. Paris: L. Grasilier 1894“ [Sigrid Hoefert: Internationale Bibliographie zum Werk Gerhart Hauptmanns. Bd. 1. Berlin 1986, S. 201]; französische Übersetzungen des Dramas „Die Weber“ lagen von Henry Maubel und Jean Thorel vor – 1892 in Fortsetzungsfolgen in der Zeitschrift „La Société nouvelle“ („Les Tisserands. Drame d’il y quarante ans. Traduction d’Henry Maubel“) sowie 1893 in Paris als Buchausgabe („Les Tisserands. Drame en cinq actes, en prose. Traduction Française de M. Jean Thorel“) [ebd., S. 200f.]. Die Zeitgenossen kannten den niederländischen Journalisten als Übersetzer und Befürworter Gerhart Hauptmanns – so 1894 Heinrich Bulthaupt: „Der Uebersetzer der ‚Einsamen Menschen‘ war der Anarchist Alexander Cohen [...], der Anarchist Cohen war der Uebersetzer und Protektor Hauptmanns“ [Brauneck/Müller 1987, S. 321]. von HauptmannsWebern“) eines anderen Falles in BerlinWedekind war 1889 und 1896/97 in Berlin; die hier angedeutete Affäre ist nicht eindeutig zu identifizieren., wo es mir noch zur rechten Zeit gelang, die erzürnte Gattin, eine in der Gesellschaft sehr hochstehende Frau, mit Hülfe eines niederschmetternden Blickes zu besänftigen. Und eines Falles hier in ZürichWedekind war 1886/87 und 1895 in Zürich; die hier angedeutete Affäre ist nicht eindeutig zu identifizieren., wo kein Mensch etwas gemerkt hätte, wenn ich den beleidich/g/ten Ehemann nicht Um um Entschuldigung gebeten hätte. Und Sie, Herr Stollberg, sollten so ganz ohne Unglück durchs Leben gekommen sein. Sie haben meiner Ansicht nach die Angelegenheit sehr unrichtig behandelt. Sie hätten meinen Bruder zurechtweisen können wie man einSchreibversehen, statt: einen. Schuljungen zurechtweist aber Sie brauchten ihn nicht zu beschimpfen. Mein Bruder wird Ihnen nicht den Gefallen thun, unsichtbar in | München zu werden oder sich sonstwie unmöglich zu machen. Sie haben somit nichts weiter erreicht, als daß, sooft Sie und er einander in einem Lokal begegnen, das Gespräch auf Ihre Frau Gemahlin kommen wird. Das heiße ich seiner Frau einen sehr schlechten Dienst leisten.

Mein Bruder wird Ihnen keine Genugthuung versagen, wenn er weiß daß sie anständig entgegengenommen wird. Und ich halte es auch jetzt noch für das klügste Ihrerseits, um jedes Geschwätz niederzuschlagen, daß Sie sich mit ihm aussöhnen, und weiter mit ihm verkehren nota bene(lat.) merke wohl = wohlgemerkt, übrigens., ohne noch etwas „für ihn zu thun“ ‒ denn so dringend hat er das schließlich auch nicht nötig, daß ganz München davon zu erfahren braucht.

Sie schreiben mir, Sie hätten die | Acten über meinen Bruder geschlossen, er existire für Sie nicht mehr. Darauf kann ich Ihnen nur das eine antworten, daß ich in diesem Falle die Acten über Sie geschlossen habenSchreibversehen, statt: habe. und Sie für mich nicht mehr existiren. Ich kann doch unmöglich mit jemandem im Verkehr stehen, der es für schimpflich hält mit meinem Bruder, noch dazu mit einem Bruder, den ich sehr lieb habe zu verkehren. Ich wiederhole Ihnen, Herr Stollberg, überlegen Sie sich die Sache kalten Blutes und geben Sie meinem Bruder Gelegenheit, Ihnen zu zeigen, daß er nicht derjenige ist, für den Sie ihn halten.

Sie schließen Ihre Zeilen mit der Versicherung, daß Sie meinem neuemSchreibversehen, statt: neuen. Drama das gr trotz des Vorgefallenen | trotz des das größte Interesse entgegenbringen werden. Potz Wetter, schon wieder eine Wohlthat! Ja wissen Sie denn nicht, daß es mein gutes Recht ist, Ihnen meine Stücke zuzuschicken und daß es Ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit ist, sie zu prüfen. Ich hoffe sehr, daß mein neues DramaWedekind begann am 1.11.1898 in Zürich mit der Niederschrift eines auf vier Akte angelegten Schauspiels „Ein Genußmensch“ (erhalten ist nur wenig mehr als der erste Aufzug), brach die Arbeit daran ab und schrieb es in neuer Konzeption dann in Paris unter dem Titel „Ein gefallener Teufel“ fort, die Urfassung des „Marquis von Keith“ [vgl. KSA 4, S. 411f.]. derart ist, daß Sie es berücksichtigen müssen, ob unsere Beziehungen nun die alten sind oder nicht.

Trotzdem hoffe ich, daß sie es bleiben werden. Ihrer verehrten Frau Gemahlin sprechen Sie bitte mein tiefstes Bedauern über den Vorfall aus. Aber legen Sie bitte zugleich bei Ihrer Frau Gemahlin sowol wie bei sich selbst ein gutes versöhnendes | Wort für meinen Bruder ein. Wenn Sie das nicht thun wäre ich gezwungen, ihn in München durch Empfehlungen derart gesellschaftlich zu stützen, was mir nicht schwer fallen würde, daß die von Ihnen ausgehenden Anklagen gegen ihn wirkungslos blieben. Ich hoffe indessen trotzdem, daß Sie sich bei ruhiger Überlegung noch zu ersterem entschließen werden und bin mit herzlichen Grüßen an Ihre Frau Gemahlin und Sie
Ihr Ihnen treu ergebener
Frank Wedekind.


Zürich, 21. Nov. 98.

Leonhardstraße 12.II.

Frank Wedekind schrieb am 22. November 1898 in Zürich folgenden Brief
an Georg Stollberg

Lieber Herr Stollberg,

es ist mir rein unfaßlich, daß ich bis jetzt noch von keiner anderen Seele über den bedauernswerthen VorfallDonald Wedekind hat sich Grete Stollberg gegenüber ungebührlich betragen (vermutlich ein verbaler oder tätlicher sexueller Übergriff), über den Georg Stollberg empört war und entsprechend an Frank Wedekind geschrieben hat (siehe unten). ein Wort gehört habe. Ich habe daher Ihre Zeilennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Georg Stollberg an Wedekind, 18.11.1898. ‒ Wedekind hat diesen umfangreichen Brief am Vortag bereits ausführlich beantwortet [vgl. Wedekind an Georg Stollberg, 21.11.1898]. vorgestern an einen unserer beiderseitigen Bekannten geschicktvgl. Wedekind an Max Halbe, 20.11.1898. Dem vorliegenden Brief zufolge hat Wedekind dem Brief an Max Halbe den Brief Georg Stollbergs an ihn vom 18.11.1898 beigelegt (vermutlich in einer Abschrift). mit der Bitte mich möglichst über Stimmung e.ct. zu orientiren. Zugleich habe ich ihn gefragt, ob | es seine Richtigkeit hat, daß Sie in München nach meiner AbreiseWedekinds Flucht aus München am 30.10.1898 nach Zürich, um der drohenden Verhaftung wegen Majestätsbeleidigung zu entgehen (wegen seines Gedichts „Im heiligen Land“ am 25.10.1898 im „Simplicissimus“). nachtheilig über mich gesprochen. Da ich es um alles in der Welt vermeiden möchte, Ihnen Unrecht zu thun, werde ich unserem Bekannten eventuell auch meine Beantwortung Ihrer Schilderung des Vorfalles zuschicken, mit der Bitte, mir seine Ansicht zu sagen. Sobald ich Antwort habeWedekind erhielt Antwort und bedankte sich bei Max Halbe für dessen tröstliche Zeilen, die Georg Stollberg betrafen [vgl. Wedekind an Max Halbe, 1.12.1898]., erfahren Sie den Namen des BetreffendenMax Halbe (siehe oben)..

Indessen bin ich mit herzlichem Gruß
Ihr getreuer
Frank Wedekind.


22.11.98.

Frank Wedekind schrieb am 28. Mai 1899 in Paris folgenden Brief
an Georg Stollberg

Paris, den 28 Mai 1899. ‒ 49 rue Bonaparte.


Lieber Herr Stollberg,

sehr spät komme ich dazu, Ihnen einen Brief zu schreiben, der mir seit 6 MonatenWedekinds letzter Brief an den Direktor des Münchner Schauspielhauses, ganz von einer Streitsache um seinen Bruder (siehe unten) geprägt, lag rund sechs Monate zurück [vgl. Wedekind an Georg Stollberg, 22.11.1898]. auf dem Gewissen liegt. Diese Verzögerung kann höchstens dadurch entschuldigt werden, daß ich in der verflossenen Zeit sehr angestrengt arbeitete und außer den zum Leben direct notwendigen Briefen mit niemandem correspondirte.

Es thut mir sehr leid, auf eine SacheDonald Wedekind hatte sich im November 1898 in München Grete Stollberg gegenüber, der Gattin des Direktors des Münchner Schauspielhauses, ungebührlich betragen (vermutlich ein verbaler oder tätlicher sexueller Übergriff), über den Georg Stollberg empört war. zurückkommen zu müssen, die dazu angethan war, Sie aufs tiefste zu verletzen, aber erlauben Sie mir, Ihnen meine Art darauf zu reagieren, verständlich zu machen. Die Ausdrücke, die Sie in Ihrer Mittheilung an michnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Georg Stollberg an Wedekind, 18.11.1898. auf meinen Bruder anwandten, | kann niemand auf seinen Bruder anwenden lassen, mag derselbe gethan haben, was er will. Gestehen Sie mir, lieber Herr Stollberg, daß Sie bei der großen Liebenswürdigkeit, die Ihr Wesen für gewöhnlich charakterisirt, wenn Sie in Zorn geraten ein Hitzkopf sind, so wie ich das auch bin. Erlauben Sie mir, zu Ihrer Ehre vorauszusetzen, daß Sie in meinem Falle nicht anders gehandelt haben würden als ich, nur hätten Sie vielleicht nicht so lange auf diese Zeilen der Versöhnung warten lassen. Wollen Sie mir also bitte den Gefallen thun, Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin mein tiefstes Bedauern über den Vorfall auszudrücken. Ich bitte Sie, auch Herrn und Frau SchmedererCajetan Schmederer, in zweiter Ehe mit Marie Schmederer (geb. Neubauer) verheiratet, war inzwischen – zusammen mit Georg Stollberg – Direktor des Münchner Schauspielhauses [vgl. Neuer Theater Almanach 1900, S. 158]. von diesen Zeilen in Kenntnis zu setzen.

Mit großer Freude habe ich von Ihren mannigfachen und steten Erfolgen des verflossenen Winters gehört und gratulire Ihnen zu der beneidenswerthen Position die Sie sich durch Ihre künstlerische Arbeit | geschaffen. Was mich betrifft, so habe ich mein Stück endlich fertigWedekind hat in Paris sein Stück „Ein gefallener Teufel“, die Urfassung des „Marquis von Keith“, fertiggestellt [vgl. KSA 4, S. 413]. und werde in den nächsten Tagen nach Leipzig reisenWedekind reiste von Paris über Köln nach Leipzig, wo er am 2.6.1899 abends eintraf und sich den Behörden stellte. Die Presse meldete: „Der s.[einer] Z.[eit] in die ‚Simplicissimus‘-Affäre verwickelte, wegen Majestätsbeleidigung verfolgte und flüchtig gewordene Franklin Wedekind hat sich heute Abend, direct aus Paris kommend, der hiesigen Polizeibehörde freiwillig gestellt.“ [Leipziger Tageblatt, Jg. 93, Nr. 277, 3.6.1899, Morgen-Ausgabe, 1. Beilage, S. 4365] Wedekind war zunächst in Leipzig in Untersuchungshaft, dann bis zum 3.2.1900 auf der Festung Königsstein inhaftiert. um meine Strafe abzusitzen. Eines liegt mir besonders am Herzen, Ihnen zu schreiben: Fürchten Sie nicht daß ich nach Ablauf der Strafe direct nach München kommen und Ihnen etwa zur Last fallen sollte. Ihre Pflicht, Ihr Kunstinstitut vor erschütternden Ereignissen zu wahren, würde Ihnen direct verbieten, mich wieder zu engagierenGeorg Stollberg, der Wedekind im Sommer 1898 als Sekretär, Dramaturg und Schauspieler am Münchner Schauspielhaus engagiert hatte, das Engagement aber am 30.11.1898 mit Wedekinds Flucht nach Zürich als beendet anzusehen war, hat Wedekind nicht wieder engagiert. und ich würde vor der Hand anderwärts auch mein Fortkommen finden. Um so sicherer rechne ich aber darauf, daß wir trotz unseres unerfreulichen Briefwechsels Freunde bleiben werden, sowie ich auch in Zukunft nicht aufhören werde, für meinen Bruder zu thun, was irgend in meiner Kraft steht. Ich habe ihm augenblicklich rentable Arbeit bei den ZeitungenDonald Wedekind war 1899 „Redakteur an der Zürcher Post“ [Vinçon 2021, Bd. 2, S. 322]. verschafft und hoffe nur, daß auch Sie vielleicht noch | dazu kommen werden, Ihr hartes Urtheil über ihn zurückzunehmen.

Lieber Herr Stollberg, ich hätte Ihnen noch sehr viel zu schreiben, aber die begreifliche Aufregung in der ich mich befinde hindert mich daran. Beantworten Sie mir bitte diese Zeilen nicht; der Brief würde mich vermutlich nicht mehr treffen; ich warte nur auf Geld, um zu reisen.

Empfehlen Sie mich bitte aufs beste Ihrer geehrten Frau Gemahlin, sowie Herrn und Frau Schmederer, und seien Sie selber herzlichst gegrüßt von Ihrem
ergebenen
Frank Wedekind.


Darf ich Sie noch ersuchen, meinen Vorsatz betreff der Reise nicht in die Öffentlichkeit gelangen zu lassen.

Georg Stollberg schrieb am 18. April 1903 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Brief an Georg Stollberg vom 20.4.1903 aus München:]


Meinen verbindlichsten Dank für die liebenswürdige Übersendung des Marquis v. Keith.

Frank Wedekind schrieb am 20. April 1903 in München folgenden Brief
an Georg Stollberg

Sehr geehrter Herr Director!

Meinen verbindlichsten Dank für die liebenswürdige ÜbersendungHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Georg Stollberg an Wedekind, 18.4.1903. Wedekinds „Marquis von Keith“ war am Münchner Schauspielhaus inszeniert worden, mit ihm in der Titelrolle und unter seiner Regie zusammen mit Fritz Brüggemann, dem Vorsitzenden des Akademisch-Dramatischen Vereins, der die Inszenierung veranstaltet hatte (Premiere am 20.10.1902 vor geladenem Publikum als geschlossene Vorstellung, am 27.10.1902 eine öffentliche Vorstellung). Georg Stollberg, Direktor des Münchner Schauspielhauses, dürfte Wedekind das für diese Inszenierung benutzte Exemplar des Stücks zurückgeschickt haben – womöglich mit Blick auf die anstehende Wiener Premiere des „Marquis von Keith“ am 29.4.1903 im Theater in der Josefstadt. des Marquis v. Keith. Mir geht es soweit vorzüglich bis auf den HausarrestWedekind hat sich am 10.4.1903 das Bein gebrochen [vgl. Wedekind an Korfiz Holm, 12.4.1903]; darüber hat die Presse in Hamburg – „Frank Wedekind glitt in München auf der Straße aus und erlitt einen Beinbruch“ [Neue Hamburger Zeitung, Jg. 8, Nr. 176, 16.4.1903, Abend-Ausgabe, S. (1)] – und Wien – „Schriftsteller Franz Wedekind ist in München auf der Straße gefallen und hat sich den Fuß gebrochen“ [Die Zeit, Jg. 2, Nr. 197, 17.4.1903, Morgenblatt, S. 7] – berichtet., dem ich mich für die nächsten Wochen noch geduldig unterziehen muß. Von Ihrem überaus freundlichen Anerbieten, mir jemand aus Ihrem geschätzten PersonalLili Marberg war seinerzeit als Schauspielerin am Münchner Schauspielhaus engagiert [vgl. Neuer Theater-Almanach 1904, S. 441]. Sie hatte in der Inszenierung des „Marquis von Keith“ am Münchner Schauspielhaus unter der Regie von Wedekind und Fritz Brüggemann (siehe oben) die Rolle des Hermann Casimir gespielt und Wedekind die Titelrolle [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 55, Nr. 487, 20.10.1902, General-Anzeiger, S. 1]. zur | Pflege überlassen zu wollen, würde ich im Notfalle mit Vergnügen Gebrauch machen. Ich würde Sie dann speziell ersuchen, Fräulein Lili Marberg ein vierzehntägiges Gastspielscherzhaft gemeint. Wedekind rechnete also damit, noch zwei Wochen wegen seines Beinbruchs zuhause bleiben zu müssen. Er war in diesen Tagen offenbar guter Stimmung, wie Max Halbe am 26.4.1903 notierte: „Besuche Wedekind, der das Bein gebrochen hat, finde ihn fröhlich und philosophisch“ [Tb Halbe]. bei mir absolvieren zu lassen, vorausgesetzt natürlich, daß die Dame einem lahmen Autor ihre uneingeschränkte Kunstbegeistung Schreibversehen, statt: Kunstbegeisterung.entgegenzubringen vermag. Ungemein gefreut habe ich mich über die gepfefferte FestnagelungDas „Berliner Tageblatt“ hatte zwei Tage zuvor einen offenen Brief von Joseph Schürmann, Impresario der Sängerin und Schauspielerin Georgette Leblanc, die Lebensgefährtin von Maurice Maeterlinck, bissig kommentiert; die redaktionelle Vorbemerkung lautet: „Ein Geschäftsmann von seltener ‚Tüchtigkeit‘ ist offenbar der Impresario der Madame Maeterlinck, Herr Schürmann. Unser Münchener Korrespondent teilt uns die folgende Probe seiner gewinnenden Geschäftsführung mit: Herr Schürmann bot der Direktion des Schauspielhauses in München ein neues Gastspiel der Madame Georgette Leblanc-Maeterlinck für den Herbst dieses Jahres an; da das erste Gastspiel den erwarteten künstlerischen und materiellen Erfolg keineswegs gehabt hat, lehnten die Direktoren Stolberg und Schmederer das Anerbieten ab. Damit wäre die Angelegenheit für jeden anderen erledigt gewesen, denn einen widerwilligen Direktor kann man schließlich doch zu seinem Glück nicht zwingen; Herr Schürmann aber dachte anders. Er schrieb der Direktion des Münchener Schauspielhauses einen Brief, in dem es unter anderem hieß:“ es folgt der Brief (siehe unten); die redaktionelle Nachbemerkung lautet: „Das ist ein Brief, der Herrn Schürmann eine gewisse Aehnlichkeit mit Monna Vanna gibt: beide zeigen sich ohne Mantel. Nur fürchten wir, der Impresario wird sich bei dieser Gelegenheit erkälten; es dürften sich wenige Bühnen in Deutschland finden, die sich von dem Diktator Schürmann in dieser sonderbaren Weise behandeln lassen. Und für die wenigen, die wirklich schon ‚Joyzelle‘ für Georgette eingetauscht haben, ist das Gastspiel der Madame Maeterlinck nun, nachdem man weiß, wie’s gemacht wurde, doppelt verdorben.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 32, Nr. 195, 18.4.1903, Abend-Ausgabe, S. (2)] des Schürmannschen SchreibensDer vom „Berliner Tageblatt“ mit einem bissigen Kommentar (siehe oben) versehene und gekürzt abgedruckte offene Brief des Impresarios Joseph Schürmann lautet: „Wie Sie wissen werden, ist von jetzt an das Maeterlinck-Repertoir in deutscher Sprache mein Eigentum, und selbstverständlich gebe ich nur das Aufführungsrecht in deutscher Sprache an die Bühnen, wo man für die Vorstellungen der Frau Maeterlinck kontrahiert. Soll ich das Aufführungsrecht für ‚Joyzelle‘, das neue Stück, das beste, was Maeterlinck je geschrieben, einer anderen Bühne übergeben? Ich erbitte hierüber Ihre umgehende Entschließung. Entweder Sie acceptieren den Vertrag für Frau Georgette Leblanc-Maeterlinck am 20./21. November und bekommen das Aufführungsrecht für ‚Joyzelle‘ in deutscher Sprache (dieselben Bedingungen wie ‚Monna Vanna‘) – oder Sie lehnen die Vorstellungen ab und damit auch für immer das Aufführungsrecht über Maeterlinck-Stücke. Erwarte Ihre umgehende Antwort.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 32, Nr. 195, 18.4.1903, Abend-Ausgabe, S. (2)] Die Münchner Presse hat den von der Direktion des Münchner Schauspielhauses an die Zeitungsredaktionen versandten Brief von Joseph Schürmann an die Direktion des Schauspielhauses (geschrieben in Paris, 15.4.1903) vollständig abgedruckt [vgl. La bourse ou la vie! In: Allgemeine Zeitung, Jg. 106, Nr. 107, 18.4.1903, 3. Abendblatt, Münchner Stadt-Anzeiger, S. 3; Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 56, Nr. 182, 19.4.1903, S. 3]. im Berliner Tageblatt. Sie denken sich vielleicht, mein Autoren-Neid | freue sich darüber, daß der AufführungMaurice Maeterlincks Stück „Monna Vanna“ (1902) hatte am 27.9.1902 am Münchner Schauspielhaus deutschsprachige Premiere gehabt (übersetzt von Friedrich von Oppeln-Bronikowski) und stand noch immer auf dem Spielplan. Ein „Gastspiel der Madame Georgette Leblanc-Maeterlinck mir ihrer französischen Gesellschaft“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 56, Nr. 70, 12.2.1903, Morgenblatt, S. 2] mit Georgette Leblanc in der Titelrolle der französischsprachigen Originalfassung von „Monna Vanna“ fand ‒ annonciert als „Tournée Schürmann. [...] Gala Mme. Georgette Leblanc (Madame Maeterlinck)“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 56, Nr. 74, 14.2.1903, General-Anzeiger, S. 1] ‒ am 13. und 14.2.1903 am Theater am Gärtnerplatz statt, wie das Münchner Schauspielhaus unter der Direktion von Georg Stollberg und Cajetan Schmederer [vgl. Neuer Theater-Almanach 1904, S. 441]. eines Maeterlinkschen Stückes Schwierigkeiten erwachsen; thatsächlich gilt mein Mitgefühl aber mehr unserer Münchner Schauspielkunst, die ich liebe und hochschätze, gegenüber den mit ungeheurem Reklameaufwand importirten fremden Sensationsnummern.

Darf ich Sie bitten, an Frau Director Stollberg meine ergebenste Empfehlung ausrichten zu wollen.

Mit besten Grüßen
Ihr
Frank Wedekind.


20 April 1903.

Frank Wedekind schrieb am 22. Februar 1905 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Georg Stollberg

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 22.2.1905 in München:]


Brief an Stollberg [...]

Frank Wedekind schrieb am 6. Januar 1908 in Berlin folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Georg Stollberg

[Hinweis in Wedekinds Brief an Georg Stollberg vom 6.1.1908 aus Berlin:]


[...] mit gleicher Post erlaube ich mir, Ihnen Musik zu übersenden.

Frank Wedekind schrieb am 6. Januar 1908 in Berlin folgenden Brief
an Georg Stollberg

Sehr verehrter Herr Stollberg,

mit gleicher Post erlaube ich mir, Ihnen Musik zu übersendenHinweis auf nicht überlieferte Begleitzeilen zur Buchsendung; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Georg Stollberg. Berlin, 6.1.1908. Wedekind sandte Georg Stollberg die Erstausgabe von „Musik. Sittengemälde in vier Bilder“ (1908), die im Albert Langen Verlag in München vordatiert auf 1908 „bereits im Herbst1907“ [KSA 6, S. 724] erschienen ist.. Ich bin aber nach wie vor dafür, daß das Stück in diesem WinterWedekind reiste am 9.1.1908 von Berlin ab nach Nürnberg [vgl. Tb], wo am Intimen Theater am 11.1.1908 „Musik“ uraufgeführt wurde (Regie: Emil Meßthaler) – „mit sensationellem Erfolg“ [KSA 6, S. 793]. Am Münchner Schauspielhaus hatte „Musik“ erst am 26.9.1908 Premiere (Regie: Georg Stollberg). in München nicht gegeben würde. Die GründeDas dramatische Sittengemälde „Musik“, ein Stück über Folgen des Abtreibungsparagraphen 218, gilt als Schlüsselstück, das einen Fall aus Wedekinds Münchner Freundeskreis aufgreift; reale Personen waren Vorbilder für Figuren des Stücks – der seit 1891 mit Lotte Dreßler (geb. Kray) verheiratete Opernsänger und Gesangslehrer Anton Dreßler inspirierte den fiktiven Gesangspädagogen Josef Reißner [vgl. KSA 6, S. 746f.], Lotte Dreßler dessen fiktive Gattin Else Reißner [vgl. KSA 6, S. 743], die mit Anton Dreßler liierte Gertrude Rolffs die fiktive Musikschülerin Klara Hünerwadel [vgl. Martin 2018, S. 69-71, 113f.]. Der Skandalfall wurde in der Presse totgeschwiegen. Die Affäre hatte aber nachweisbare Folgen für Anton Dreßler, dessen „Enthebung [...] von seiner Stellung als Gesangslehrer an der Akademie für Tonkunst“ [KSA 6, S. 746] in München am 1.10.1906 erfolgte. Fritz Strich kommentierte: „Das Drama behandelt eine Affäre Dresslers.“ [GB 2, S. 364] sind sehr ernst, da es denen die sich betroffen fühlen könnten | augenblicklich offenbar schlechter geht als je vorher. Der Orientierung wegen habe ich Vorschläge für eine spätere BesetzungBei der Münchner Premiere von „Musik“ am 26.9.1908 im Münchner Schauspielhaus spielten Colla Jessen (Josef Reißner), Alma Lind (Else Reißner), Fritzi Schaffer (Klara Hünerwadel), George Burghardt (Gefängnisdirektor), Luise Fischer (Gefängnisaufseherin), Julius Seger (Wachtmeister), Karl Peppler (Franz Lindekuh), Hedwig Remig (Hildegard), Max Eßlair (Dr. Schwarzkopf), Hildegard Osterloh (Frau Oberst) [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 61, Nr. 451, 26.9.1908, General-Anzeiger, S. 2]. zu den PersonenverzeichnissenDas Exemplar von „Musik“ mit den handschriftlichen Vorschlägen zur Besetzung der Rollen ist nicht überliefert. notiert.

Nachträglich sende ich Ihnen sowohl wie Ihrer verehrten Frau Gemahlin noch die besten Wünsche zum neuen Jahr. Meine Frau läßt sich Frau Direktor Stollberg und Ihnen empfehlen.

Mit den besten Grüßen
Ihr
Frank Wedekind.


6.1.8.

Frank Wedekind schrieb am 13. Juni 1909 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Georg Stollberg

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 13.6.1909 in München:]


Brief an Stollberg wegen GlümerZusammenhang nicht ermittelt. Marie Glümer, verheiratet mit Paul Martin, frühere Geliebte Arthur Schnitzlers, war Schauspielerin am Münchner Schauspielhaus [vgl. Neuer Theater-Almanach 1910, S. 553]. Sie war dort gerade in der Rolle der Emmy Stuffberg in Carl Rößlers erfolgreichen Stück „Hinterm Zaun“ (Uraufführung: 9.6.1909) zu sehen, so auch am Abend des 13.6.1909, in der Nachmittagsvorstellung zusätzlich in der Rolle der Marquise von Juvigny im Lustspiel „Die Liebe wacht“ („L’Amour veille“) von Gaston-Arman Caillavet und Robert de Flers..

Frank Wedekind schrieb am 25. August 1909 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Georg Stollberg

[Hinweis in Wedekinds Tagebuch vom 25.8.1909 in München:]


Brief an Stollberg [...]

Frank Wedekind schrieb am 27. September 1909 in München folgenden Brief
an Georg Stollberg

Verehrter Herr Stollberg!

Eben erhalte ich beiliegenden Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Max Samst an Wedekind, 25.9.1909., den ich mir erlaube Ihnen zuzusenden. Direktor SamstMax Samst war Direktor des Residenztheaters in Stuttgart und führte dort die Oberregie [vgl. Neuer Theater-Almanach 1910, S. 637]. Wedekind könnte während seines letzten Aufenthalts in Stuttgart (20. bis 22.3.1909) mit ihm gesprochen haben. Ein Gastspiel am Stuttgarter Residenztheater kam nicht zustande. hatte mir ein mehrmaliges mehrmaliges Gastspiel vorgeschlagen. Ich machte ihn dann darauf aufmerksam, daß unendlich viel an Einstudierungsarbeit erspart würde, wenn ein Gastspiel des Münchner Schauspielhauses stattfände, wie es meines Wissens vergangenen Winter geplant war. Dabei fiel mir ein, daß einzelne Stücke, wie „Musik10 Personen oder die Einakter, auch „Erdgeist14 Personen auswärts gespielt werden könnten ohne daß das Repertoir des Schauspielhauses | dadurch im geringsten beeinflußt würde, und daß solche Gastspiele nicht nur in Stuttgart sondern auch in anderen Städten, Regensburg, UlmWedekind hatte in Regensburg und Ulm keine Gastspiele. e. ct. stattfinden könnten.

Das ist eine Idee, die ich Ihnen hiemit vorzulegen mir erlaube. Eine Antwort erwartete ich nicht darauf, da ich weiß, wie sehr Sie augenblicklich beschäftigt sind und es mir auch gar nicht eilt, das Stuttgarter GastspielWedekind war vom 29.4.1912 bis 12.5.1912 zu einem Gastspiel in Stuttgart – am Hoftheater (Intendant: Joachim Gans zu Putlitz), nicht am Residenztheater. abzuschließen.

Mit ergebenstem Gruß
Ihr
Frank Wedekind.


27.9.9.

Frank Wedekind schrieb am 28. Oktober 1909 in München folgenden Brief
an Georg Stollberg

Sehr verehrter Herr Stollberg!

ich freue mich, Ihnen mittheilen zu können daß die Zensurbehörde gegen eine Vereinsaufführung von „Totentanz“, auch in unverkürzter Form, im Münchner Schauspielhaus nichts einzuwendenWedekind notierte am 28.10.1909 ein Gespräch ‒ dessen Ergebnis war der unmittelbare Schreibanlass für den vorliegenden Brief ‒ mit Dr. jur. Dietrich Bittinger, bei der Münchner Polizeidirektion der „für die Theaterzensur zuständige Referent“ [Meyer 1982, S. 69], über die geplante Aufführung von „Totentanz“ durch den Neuen Verein im Münchner Schauspielhaus: „Besuch auf der Polizei. Dr. Bittinger giebt Totentanz für Vereinsvorstellung frei“ [Tb]. Die geplante geschlossene Veranstaltung fand nicht statt – „wegen immer neuer Einlassungen der Zensurbehörde“, die sich am 22.12.1909 „auf ihr Verbot einer öffentlichen Aufführung“ vom 11.6.1906 berief und diese „sich zeitlich mehr und mehr zu verzögern drohte“; daher „verzichtete der Neue Verein schließlich auf das Projekt.“ [KSA 6, S. 681] hat.

Als BesetzungDie genannten Rollen sollten neben Frank und Tilly Wedekind Ottilie Gerhäuser und Hans Steiner spielen, beide im Ensemble des Münchner Schauspielhauses [vgl. Neuer Theater-Almanach 1910, S. 553]. habe ich den Herrn der Freien StudentenschaftWedekind hat am 26.10.1909 notiert: „Nach Tisch kommen zwei Herren von der freien Studentenschaft mit denen ich Totentanzaufführung verabrede. Gemeinschaftliche Unterredung bei Stollberg.“ [Tb] Die literarische Abteilung der Münchner Freien Studentenschaft – die „Organisation der nichtinkorporierten Studierenden der Universität München“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 58, Nr. 529, 13.11.1905, S. 4], „Geschäftsstelle: Universität Audit. 116“ [Adreßbuch für München 1910, Teil III, S. 197] – veranstaltete Vorträge und Aufführungen von Dramen. Mitglieder der Münchner Freien Studentenschaft dürften zugleich Mitglieder des Neuen Vereins gewesen sein, der aus dem studentischen Akademisch-Dramatischen Verein hervorgegangen war und „bald mehrere hundert Mitglieder“ [Kutscher 1912, S. 288] zählte., Ihr Einverständnis natürlich | vorausgesetzt, in Vorschlag gebracht:
Marquis Casti-Piani – Wedekind
Elfriede von Malchus – Frau Gerhäuser
Herr König – Hans Steiner

Lisiska – Frau Wedekind.

Für Ihr liebenswürdiges Entgegenkommendas Münchner Schauspielhaus als Spielstätte zur Verfügung zu stellen; verabredet am 26.10.1909 (siehe oben). erlauben Sie mir, Ihnen meinen aufrichtigen herzlichen Dank auszusprechen

Mit besten Empfehlungen
Ihr
Frank Wedekind.


28.10.9.

Georg Stollberg schrieb am 14. Dezember 1909 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Brief an Georg Stollberg vom 20.12.1909 aus Wien:]


[...] in Erwiderung Ihrer geehrten Anfrage von 14 dCs. [...]

Frank Wedekind schrieb am 20. Dezember 1909 in Wien folgenden Brief
an Georg Stollberg

HOTEL TEGETTHOFF, I., JOHANNESGASSE 23, WIEN.
TELEGRAMME:
TEGETTHOFFHOTEL, WIEN.


Sehr geehrter Herr Stollberg!

in Erwiderung Ihrer geehrten Anfragenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Georg Stollberg an Wedekind, 14.12.1909. Es dürfte sich um eine Anfrage nach einem zweiten großen Wedekind-Zyklus am Schauspielhaus in München gehandelt haben (siehe unten). von 14 dCs. erkläre ich mich im Prinzip damit einverstanden und werde mir erlauben Sie in den ersten Tagen nach meiner RückkehrWedekind, der seit dem 4.12.1909 zu einem Gastspiel in Wien war, reiste am 22.12.1909 mit dem Nachtzug von Wien ab und war am 23.12.1909 zurück in München, wie er notierte: „Ankunft in München.“ [Tb] Georg Stollberg suchte er am 29.12.1909 auf: „Besuch bei Stollberg mit dem ich Gastspiel für Juli abschließe.“ [Tb] Er vereinbarte mit dem Direktor des Münchner Schauspielhauses den zweiten großen Wedekind-Zyklus am Schauspielhaus in München (1. bis 31.7.1910). aufzusuchen.

Mit herzlichen Wünschen zu fröhlichen Feiertagen und besten Empfehlungen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


20.12.9.

Georg Stollberg schrieb am 4. März 1910 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Brief an Georg Stollberg vom 7.3.1910 aus Prag:]


Empfangen Sie meinen herzlichen Dank für Ihre liebenswürdige Einladung.

Frank Wedekind schrieb am 7. März 1910 in Prag folgenden Brief
an Georg Stollberg

HÔTEL BLAUER STERN
CARL SELTMANN.
TELEGRAMM-ADRESSE:
STERNHÔTEL PRAG.


PRAGWedekind, der sich vom 4. bis 7.3.1910 in Prag aufhielt (er logierte im Hotel Blauer Stern), war im Aufbruch begriffen, um in Teplitz einen Vortrag zu halten, wie er am 7.3.1910 notierte: „Abfahrt von Prag, Versäume umzusteigen komme eine Stunde zu spät nach Teplitz. Vortrag“ [Tb]., 7 III.10.


Sehr verehrter Herr Stollberg!

Empfangen Sie meinen herzlichen Dank für Ihre liebenswürdige Einladungnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Georg Stollberg an Wedekind, 4.3.1910.. Ich glaube aber nicht, daß ich am zwölftenWedekind war am 12.3.1910 von seiner Vortragsreise, die ihn über Wien, Olmütz, Prag, Teplitz und Dresden führte (26.2.1910 bis 10.3.1910), zwar zurück in München [vgl. Tb], besuchte dem Tagebuch zufolge aber nicht den Gesellschaftsabend im Hause Stollberg. schon in München sein werde. Ihnen, Ihrer verehrten Frau Gemahlin und Ihren Gästen wünsche ich von ganzem Herzen einen sehr vergnügten Abend. Mit der Bitte, der gnädigen Frau meinen Handkuß übermitteln zu wollen und besten Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.

Frank Wedekind und Tilly Wedekind schrieben am 16. August 1910 in Lenzburg folgende Bildpostkarte
an Georg Stollberg , Grete Stollberg

Herrn und Frau Direktor
Georg Stollberg.
München
Cuvillièz StrasseWedekind hat an die Privatadresse von Georg Stollberg (ausgewiesen als Direktor der vereinigten Theater) und seiner Frau Grete Stollberg (geb. Kramme) geschrieben ‒ Cuvilliésstraße 31 (Parterre und 1. Stock) [vgl. Adreßbuch für München 1910, Teil I, S. 600]


Sehr geehrter Herr Direktor!

Ihnen und Ihrer verehrten Frau Gemahlin senden wir aus dem idyllischsten Städtchen der SchweizWedekind war vom 6.8.1910 bis 2.9.1910 in Ferien in der Schweiz, in Lenzburg [vgl. Tb], wo seine Mutter wohnte. die herzlichsten Grüße
Frank Wedekind.

Tilly Wedekind. |


Schloss Lenzburg.

Frank Wedekind schrieb am 7. September 1910 in München folgenden Brief
an Georg Stollberg

Sehr geehrter Herr Stollberg!

Herr Dr. Max BrodDr. jur. Max Brod, Schriftsteller und Übersetzer in Prag (I, Schalengasse 1) [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1911, Teil II, Sp. 209]. in Prag übersendet mirvgl. Max Brod an Wedekind, 4.9.1910. inliegenden EinakterMax Brod hat Wedekind ein Manuskript seines noch unveröffentlichten Einakters „Die Höhe des Gefühls“ (Buchausgabe erst 1913) geschickt (siehe oben), die Beilage des vorliegenden Briefs (nicht überliefert). Das Stück wurde im Herbst 1910 in der „Schaubühne“ gekürzt vorabgedruckt, mit einer redaktionellen Vorbemerkung, die auf die vom Neuen Club veranstaltete Lesung des Autors am 19.11.1910 im Salon Paul Cassirer [vgl. Berliner Tageblatt, Jg. 39, Nr. 578, 13.11.1910, Morgen-Ausgabe, 10. Beilage, S. (2)] aufmerksam machte: „Dieser Akt wird von dem Autor am neunzehnten November im Salon Cassirer vorgelesen. Hier folgt die erste Hälfte.“ [Max Brod: Die Höhe des Gefühls. In: Die Schaubühne, Jg. 6, Nr. 46, 17.11.1910, S. 1179-1187, hier S. 1179] mit der Bitte, ihn Ihnen einzureichen. Herr Dr. Brod ist unter den jüngeren Schriftstellern ein sehr geschätzter Name besonders auch in Berlin | und sein Stern befindet sich entschieden in aufsteigender Linie. Ich glaube daß eine UraufführungGeorg Stollberg hat das Stück von Max Brod zu diesem Zeitpunkt nicht für eine Inszenierung am Münchner Schauspielhaus angenommen. ‒ „Die Höhe des Gefühls“ wurde am 10.3.1918 in einer Matinee am Königlichen Schauspielhaus in Dresden uraufgeführt. Noch im selben Jahr meldete die Presse: „‚Die Höhe des Gefühls‘, eine Szene von Max Brod, die am Hoftheater in Dresden und Landestheater in Prag aufgeführt wurde, ist vom Schauspielhaus in München [...] erworben worden.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 71, Nr. 529, 19.10.1918, Morgen-Ausgabe, S. 2] Premiere am Schauspielhaus in München hatte „Die Höhe des Gefühls“ erst am 24.4.1920 [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 73, Nr. 166, 24.4.1920, General-Anzeiger, S. 2]. Sie geriet zu einem „Theaterskandal im Schauspielhaus“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 73, Nr. 168, 26.4.1920, S. 1]. von Max Brod auch außerhalb Münchens bedeutendes Interesse erwecken würde. In der Hoffnung Ihnen ein bühnenreifes Werk übersandt zu haben
mit besten Empfehlungen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


München.
7.9.10.

Frank Wedekind schrieb am 27. Oktober 1910 in München folgenden Brief
an Georg Stollberg

Sehr geehrter Herr Stollberg!

Empfangen Sie meinen herzlichen aufrichtigen Dank für die wundervolle Vorstellung„Neueinstudiert“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 63, Nr. 484, 15.10.1910, General-Anzeiger, S. 2] stand auf dem Spielplan des Münchner Schauspielhauses bei „Erdgeist. Tragödie in vier Aufzügen“ (Premiere: 15.10.1910) – unter der Regie von Georg Stollberg. Wedekind sah die Vorstellung vom 26.10.1910: „Mit Tilly in Erdgeist. Peppler Dr. Schön Schaffer Lulu. Nachher Torggelstube mit Consuela Nicoletti.“ [Tb] Er notierte Consuela Nicoletti (genannt: Konsul), mit der er nach der Vorstellung zusammen war, nicht als Darstellerin der Rolle des Gymnasiasten Hugenberg [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 63, Nr. 502, 26.10.1910, General-Anzeiger, S. 2], sondern lediglich die Neubesetzung der Hauptrollen, die auch für die Theaterkritik (Richard Elchinger) interessant war: „Neu einstudiert: Erdgeist. Die beiden Hauptrollen waren neu besetzt, Lulu mit Fräulein Schaffer, Doktor Schön mit Herrn Peppler. [...] Das Publikum zeichnete die Darsteller am Schluß mit lebhaftem Beifall aus.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 63, Nr. 487, 18.10.1910, Vorabendblatt, S. 3] von „Erdgeist“, die wir gestern sahen. Ich finde die Aufführung von einer prachtvollen Lebendigkeit, dabei künstlerisch ausgeglichen von der ersten bis zur letzten Scene. Ich fand, | daß mehrere Scenen an Kraft bedeutend gewonnen haben. So SchigolchHans Raabe, Schauspieler am Münchner Schauspielhaus [vgl. Neuer Theater-Almanach 1911, S. 577], spielte die Rolle des Schigolch [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 63, Nr. 502, 26.10.1910, General-Anzeiger, S. 2]. Wedekind kannte ihn seit der Zeit, als er selbst gerade seine Stelle am Münchner Schauspielhaus angetreten hatte [vgl. Wedekind an Georg Stollberg, 20.8.1898].. Frau SchafferFritzi Schaffer, Schauspielerin am Münchner Schauspielhaus [vgl. Neuer Theater-Almanach 1911, S. 578], spielte die Rolle der Lulu. Sie hatte einen Namen als Darstellerin von Oscar Wildes Salome und als Tänzerin. Die Theaterkritik (Richard Elchinger) verglich sie als Lulu-Interpretin mit Tilly Wedekind und Gertrud Eysoldt: „Frau Wedekinds Erbschaft hat Fräulein Schaffer angetreten. In einer Szene war die Vorgängerin von tieferer Ueberzeugungskraft, in dem Briefakt. Vielleicht hat man, um den Anschein einer Kopie zu vermeiden, das erprobte Arrangement vermieden. Nicht zum Vorteil der Wirkung. Im übrigen erwies sich indes die Figur der Lulu von geschmackvoller Eigenart. Sie war in ihrer Wesenheit jenseits der durch die Eysoldt für die Interpretierung dieser Rolle eingeführten Perversitätskomplexe angesiedelt. Das Nichtwissend-Unbewußte Evas kam zu vollem Ausdruck, und verhalf nach Wedekindschen Intentionen dieser Lulu zur Vollkommenheit.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 63, Nr. 487, 18.10.1910, Vorabendblatt, S. 3] fand ich, ganz vereinzelte Schärfen und Geziertheiten ausgenommen perfekt. Aber auch PeplerKarl Peppler, Regisseur und Schauspieler am Münchner Schauspielhaus [vgl. Neuer Theater-Almanach 1911, S. 577], spielte die Rolle des Dr. Schön. Die Theaterkritik (Richard Elchinger) meinte: „Herr Peppler gab dem Schön in der äußeren Erscheinung viel Kraft und Originalität mit auf den Weg. Nur schien zuweilen mehr Warmblütigkeit und gutes Herz zum Durchbruch zu kommen, als man dem Schön zu konzedieren neigt. Das machte sich gegen den Schluß hin geltend, dem es etwas an der ehernen Stilisierung fehlte.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 63, Nr. 487, 18.10.1910, Vorabendblatt, S. 3], der die unvergleichlich schwerere Arbeit zu bewältigen hat, fand ich an einzelnen Stellen monumental. Vor allem | aber fand ich alle vier Akte ungemein farbig, lebendig und lustig. Also noch einmal besten Dank.

Mit schönsten Empfehlungen an Sie und Ihre verehrte Frau Gemahlin von meiner Frau und mir
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


München 27.10.10.

Frank Wedekind schrieb am 26. Februar 1911 in München folgenden Brief
an Georg Stollberg

Sehr geehrter Herr Stollberg!

In Beiliegendem erlaube ich mir Ihnen drei Exemplare von „Stein der Weisen“ zu übersendenWedekind hat die drei Exemplare von ,,Der Stein der Weisen. Eine Geisterbeschwörung“ ‒ die 1909 von Paul Cassirer in Berlin verlegte Buchausgabe [vgl. KSA 6, S. 916] seines Stücks ‒ mit dem vorliegenden Begleitbrief nicht mit der Post verschickt, sondern am 26.2.1911 persönlich befördert: „Bringe St. d. W. ins Gärtnertheater.“ [Tb] Georg Stollberg war Direktor des Theaters am Gärtnerplatz und des Münchner Schauspielhauses (Vereinigte Theater) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1911, S. 577]. Die kurzfristig angesetzte Premiere des Gastspiels von Frank und Tilly Wedekind in „Der Stein der Weisen“ am 4.3.1911 im Schauspielhaus in München war mit dem Direktor am 25.2.1911 besprochen worden: „Besuch bei Stollberg. Besprechung von Sommer-Gastspiel und Gastspiel St. d. Weisen.“ [Tb]. Gleichzeitig gestatten Sie mir, Sie noch einmal von ganzem Herzen zu dem großen, von allen Seiten wohlverdienten Erfolg von gestern AbendDas Lustspiel „Der große Name“ (1909) von Victor Léon (Pseudonym von Victor Hirschfeld) und seinem jüngeren Bruder Leo Feld (Pseudonym von Leo Hirschfeld) hatte am 25.2.1911 im Münchner Schauspielhaus (Direktion: Georg Stollberg) Premiere (Beginn: 19.30 Uhr) [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 64, Nr. 93, 25.2.1911, Vorabendblatt, S. 5]. Wedekind notierte für diesen Abend seinen Besuch im Schauspielhaus: „Premiere Hirschfeld d. große Name.“ [Tb] und der makellos glänzenden Darstellung zu beglückwünschen.

Mit der Bitte, Ihrer verehrten Frau | Gemahlin unsere Empfehlungen aussprechen zu wollen und herzlichem Gruß
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


26.2.11.

Frank Wedekind schrieb am 28. Februar 1911 in München folgenden Brief
an Georg Stollberg

Lieber Herr Stollberg,

zu meinem großen Bedauern mußte ich gestern NachmittagDer praktische Arzt, den Wedekind dem Tagebuch zufolge am 27.2.1911 aufgesucht hat („Besuch bei Horncke“), Dr. med. Paul Hornke, Spezialist für Hals-, Nasen und Ohrenkrankheiten (Dienerstraße 6, 1. Stock), hatte werktags von 14 bis 16 Uhr Sprechstunde [vgl. Adreßbuch für München 1911, Teil III, S. 71]. Besuche bei diesem Arzt, der am 19.11.1907 in München promoviert worden ist [vgl. Chronik der Ludwig-Maximilians-Universität München für das Jahr 1907/1908. München 1908, S. 17], sind im Tagebuch seit dem 9.4.1910 verzeichnet. zum Arzt, sonst hätten wir uns das Vergnügen nicht entgehen lassen zu Ihnen zu kommen. Die Besetzung habe ich auf beigelegtem ZettelDem Brief liegt die Besetzungsliste für die Gastspielpremiere „Der Stein der Weisen“ am 4.3.1911 im Münchner Schauspielhaus (Regie: Georg Stollberg) nicht mehr bei. Frank Wedekind spielte den Nekromanten Basilius Valentinus, Hans Raabe den Dominikanermönch (siehe unten) und Tilly Wedekind war in den anderen vier Rollen des Stücks zu sehen. Diese Besetzung sowie überhaupt die Premiere von „Der Stein der Weisen“ zusammen mit einem Stück von Edward Locke war erst kurzfristig publik geworden: „Den Abend eröffnet Wedekinds ‚Der Stein der Weisen‘, worin außer Frank Wedekind und Frau noch Herr Hans Raabe auftritt.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 64, Nr. 101, 2.3.1911, Vorabendblatt, S. 3] ausgefüllt. Für Herrn Hans Raabe (PorphyrionFigur aus Wedekinds Stück „Der Stein der Weisen“ (1909): „PATER PORPHYRION, ein Dominikanermönch“ [KSA 6, S. 235]. Diese Rolle spielte Hans Raabe, Schauspieler am Theater am Gärtnerplatz und am Münchner Schauspielhaus [vgl. Neuer Theater-Almanach 1911, S. 577].) sende ich ein Exemplar | mit. Für den Fall, daß noch etwas zu besprechen ist, komme ich heute AbendWedekind hielt am 28.2.1928 in München fest: „Besuch bei Stollberg.“ [Tb] um 6 Uhrum 18 Uhr. jedenfalls aufs Bureau. Die ProbenWedekind notierte am 2. und 3.3.1911: „Probe von Stein der Weisen“ [Tb], am 4.3.1911: „Generalprobe. Nachmittag geschlafen. Premiere von Stein der Weisen mit Sang der Seele.“ [Tb] Das war die Doppelpremiere von Wedekinds Versdrama und Edward Lockes Stück „Der Sang der Seele“ („The Climax“, 1910; übersetzt von Erich Motz), beide unter der Regie von Georg Stollberg am Münchner Schauspielhaus. habe ich mir notiert.

Mit besten Grüßen
Ihr
Frank Wedekind.

Frank Wedekind schrieb am 7. April 1911 in München folgenden Brief
an Georg Stollberg

Sehr geehrter Herr Stollberg!

InliegendDem Brief liegen die beiden Verträge (verschollen) nicht mehr bei, deren Versand Wedekind am 7.4.1911 notierte: „Kontrakt unterschrieben an Stollberg geschickt.“ [Tb] Die vertraglichen Vereinbarungen, wohl Ergebnis einer am 31.3.1911 notierten „Unterredung [...] mit Stollberg“ [Tb], dürften einerseits den dritten großen Wedekind-Zyklus (8. bis 31.7.1911) im Münchner Schauspielhaus (Direktion: Georg Stollberg) zum Gegenstand gehabt haben, andererseits könnte es sich bei einem der beiden Schriftstücke auch um Vereinbarungen über die im Frühjahr 1911 hergestellte Umarbeitung von „Oaha“ (1908) gehandelt haben, die Wedekind am Münchner Schauspielhaus oder jedenfalls „in München zur Uraufführung zu bringen“ gedachte; Georg Stollberg, der sich 1908 bei der Zensurbehörde ohne Erfolg für eine Aufführung des Stücks eingesetzt hatte, „erneuerte“ am 19.4.1911 „sein Ersuchen bei der Münchner Polizeidirektion.“ [KSA 8, S. 616] die beiden Verträge. Die ExemplareDer Autor hatte „Oaha. Schauspiel in fünf Aufzügen“ (1908 bei Bruno Cassirer in Berlin erschienen) in die Fassung „Óaha, die Satire der Satire. Eine Komödie in vier Aufzügen von Frank Wedekind. Zweite umgearbeitet Auflage“ [KSA 8, S. 420] überarbeitet, die 1911 im Georg Müller Verlag (München und Leipzig) erschien – Wedekind kündigt hier Vorabexemplare dieser von ihm am 21.3.1911 vorläufig fertiggestellten Komödienfassung – „Diktat von Oaha fertig“ [Tb] – an. Ein solches Exemplar könnte er Georg Stollberg am 17.4.1911 persönlich übergeben haben: „Besuch bei Stollberg“ [Tb]. von Oaha werden eben gebunden. Sobald eines fertig ist werde ich mir erlauben, es Ihnen zuzuschicken.

Mit hochachtungsvollem Gruß
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


München, 7. April 1911.

Frank Wedekind schrieb am 8. Juli 1911 in München folgende Visitenkarte
an Georg Stollberg

Frank Wedekind


Prinzregentenstrasse 50 |


Sehr geehrter Herr Direktor!

Darf ich Sie höflichst ersuchen, Herrn Privatdozent Dr. Kutscher für die heutige VorstellungBei der Auftaktvorstellung zum dritten großen Wedekind-Zyklus am Münchner Schauspielhaus (Direktion: Georg Stollberg) vom 8. bis 31.7.1911 wurde „König Nicolo“ gegeben, wie Wedekind am 8.7.1911 im Tagebuch notierte („Nicolo Vorstellung“) und auch festhielt, dass Georg Stollberg bei der anschließenden geselligen Runde in der Torggelstube dabei war („Nachher T.St. mit Halbe Stollberg Mühsam Dr. Ricklinger Weigert“), nicht aber Artur Kutscher. einen guten Platz überlassen zu wollen.

Hochachtungsvoll
FrWedekind.


8.7.11.

Georg Stollberg schrieb am 29. September 1911 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Brief an Georg Stollberg vom 30.9.1911 aus München:]


Empfangen Sie [...] meinen ergebensten Dank für Ihre liebenswürdige Einladung [...]

Frank Wedekind schrieb am 30. September 1911 in München folgenden Brief
an Georg Stollberg

Sehr geehrter Herr Stollberg!

Empfangen Sie meiner Frau und meinen ergebensten Dank für Ihre liebenswürdige Einladungnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Georg Stollberg an Wedekind, 29.9.1911. Es dürfte sich um eine Einladung zu einer Premierenvorstellung im Münchner Schauspielhaus (Direktion: Georg Stollberg) gehandelt haben – zur „Uraufführung: Der Schmied von Kochel. Tragödie in 4 Akten von Josef Ruederer“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 64, Nr. 458, 30.9.1911, General-Anzeiger, S. 2] – sowie zur anschließenden Premierenfeier im Hotel Vier Jahreszeiten. Wedekind notierte am 30.9.1911 in München: „Rüdererpremiere Schmidt von Kochel“ sowie „Nachher großes Diner 4 Jahreszeiten. Tilly fährt zum Stillen nach Haus.“ [Tb], der wir mit Vergnügen folgen werden. Wollen Sie Ihrer verehrten Frau Gemahlin bitte meinen Handkuß und die besten Empfehlungen von meiner Frau übermitteln.

Mit herzlichem Gruß
Ihr ergebener Frank Wedekind.


30. Sept. 11.

Frank Wedekind schrieb am 2. Januar 1912 in München folgenden Brief
an Georg Stollberg

Sehr verehrter Herr Stollberg!

Indem ich Ihnen für Ihr überaus liebenswürdiges Entgegennehmen meiner BitteWedekind hat den Direktor des Münchner Schauspielhauses am 27.12.1911 persönlich gebeten, die in seinem Ensemble als Schauspielerin tätige Ottilie Gerhäuser [vgl. Neuer Theater Almanach 1912, S. 561] für ein Gastspiel in Wien – die geplante Uraufführung von „Schloß Wetterstein“ – freizustellen: „bei Stollberg wegen Gerhäuser“ [Tb]. Die Wiener Presse meldete erst Wochen später, dass in der Inszenierung in Wien in einer der „Hauptrollen [...] Frau Ottilie Gerhäuser vom Münchner Schauspielhaus“ [Neues Wiener Tagblatt, Jg. 46, Nr. 19, 21.1.1912, S. 18] zu sehen sein werde. Sie sollte in „Schloß Wetterstein“ die Rolle der Leonore spielen., Frau Gerhäuser an unserer Wettersteinaufführung in Wien theilnehmen zu lassen noch einmal meinen herzlichen Dank sage, erlaube ich mir, Ihnen mitzutheilen, daß als AufführungsterminDie Wiener Presse meldete wenige Tage später, ohne den 11.2.1912 oder einen anderen Termin zu nennen: „Wedekinds bisher unaufgeführte Komödie ‚Schloß Wetterstein‘ wird demnächst in einer vom Akademischen Verband veranstalteten Sondervorstellung unter persönlicher Mitwirkung Frank Wedekinds und hervorragender Wiener und Münchener Künstler zur Uraufführung gelangen. Da die Aufführung von vornherein nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt ist und daher hinter geschlossenen Türen stattfindet, kann der Zutritt nur gegen Einladungen, die auf Namen lauten, und gegen gleichzeitige Erlegung eines Regie-Beitrages, der nach Maßgabe der Plätze 20 Kronen bis 3 Kronen betragen wird, gestattet werden.“ [Die Zeit, Jg. 11, Nr. 3333, 5.1.1912, Abendblatt, S. 2] Wedekind notierte dann am 5.2.1912: „Wetterstein in Wien aufgeschoben“ [Tb]. Die geschlossene Vorstellung war nun auf den 2.3.1912 angesetzt worden und Wedekind reiste erneut nach Wien, sie wurde aber „während der Proben abgesagt“ [KSA 7/II, S. 908]. „Schloß Wetterstein“ wurde erst am 15.11.1917 in Zürich uraufgeführt. der 11. (elfte) Februar festgesetzt wurde, daß es sich also um einen Urlaub | der Frau Gerhäuser vom 10 bis inklusive 12 Februar handeln würde

Mit der Bitte, den Ausdruck größter Hochschätzung entgegenzunehmen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


2.1.12.

Frank Wedekind schrieb am 13. Februar 1912 in München folgenden Brief
an Georg Stollberg

Sehr verehrter Herr Stollberg!

Sofort nach unserer heutigen BegegnungWedekind hat im Tagebuch für den 13.2.1912 keine Begegnungen vermerkt, für den 12.2.1912 und dann gleichlautend nochmals für den 14.2.1912 aber einen Besuch bei seinem Verleger Georg Müller („Bringe Müller Wetterstein“). ging ich zu meinem Verleger Georg Müller und erfuhr dort zu meinem Bedauern, daß über „Franziska“ schon mit dem Lustspielhaus VertragDer Vertrag zwischen dem Georg Müller Verlag und Eugen Robert, Direktor und Oberregisseur am Lustspielhaus in München [vgl. Neuer Theater-Almanach 1912, S. 558], das umbenannt wurde in Münchner Kammerspiele (eröffnet am 1.7.1911) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1913, S. 554], wo „Franziska“ am 30.11.1912 unter der Regie von Eugen Robert uraufgeführt wurde, ist nicht überliefert. geschlossen wurde. Der Grund war wohl in erster Linie, daß sich Herr Direktor Robert sehr dringend um das Stück beworben hat. Erlauben Sie mir nun, geehrter Herr Stollberg bei dieser Gelegenheit noch einmal darauf zurückzukommen, | daß das ganze Ergebnis unserer gemeinsamen zehnjährigen Arbeit, bei der ich Ihrer Kunst, Ihrer Führung und Ihrem Theater mehr zu verdanken habe als allen übrigen Theaterleitern zusammengenommen, daß dies Ergebnis brach liegt. Begreiflich ist es mir ja und ich sehe auch keinen Ausweg. Während 95 % der Theater absolut nichts von mir wissen wollten haben Sie jedes meiner Stücke aufgeführt. Begreiflich wäre es, wenn sich dieser so weit vorgeschobene Posten nicht behaupten ließe. Am besten kann ich | Ihre Sympathie für meine Kunst sicherlich dadurch rechtfertigen, daß ich möglichst viel aus/s/wärts spiele. Soeben habe ich ein GastspielWedekind reiste am 28.4.1912 von München ab zu einem Gastspiel am Stuttgarter Hoftheater, wo er „Erdgeist“ (am 6.5.1912) und „Marquis von Keith“ (am 9. und 11.5.1912) spielte [vgl. Tb]. mit dem Hoftheater Stuttgart abgeschlossen. Diesen Weg kommen werde ich möglichst energisch verfolgen. Dann kommen Sie vielleicht doch noch dazu den Dank für das ganz außergewöhnliche große Vertrauen zu erndten, das Sie seit vierzehn Jahrenseit 1898, als Wedekind bei Georg Stollberg am Münchner Schauspielhaus als Sekretär, Dramaturg und Schauspieler engagiert war. in meine Arbeiten setzten. Am Tagder 30.10.1898 – ein Tag nach der Münchner „Erdgeist“-Premiere am 29.10.1898 im Münchner Schauspielhaus. Wedekind floh, um der Verhaftung wegen Majestätsbeleidigung im Zusammenhang mit der „Simplicissimus“-Affäre zu entgehen, am 30.10.1898 frühmorgens aus München nach Zürich [vgl. Wedekind an Beate Heine, 12.11.1898]. Wer ihm an diesem Tag die kolportierte Äußerung über „Erdgeist“ erzählte, ist nicht bekannt. nach der ersten Erdgeistaufführung erzählte man mir, daß der Baron SchewitschWedekind dürfte sich an Serge von Schewitsch auch erinnert haben, weil dessen Tod (27.9.1911) und Beerdigung (30.9.1911) in München nicht lange zurück lag. 1898 war der aus russischem Adel stammende Sozialist, ein weitgereister Journalist, der mit einer Münchner Schauspielerin verheiratet war, eine schillernde Persönlichkeit der Münchner Boheme. Noch unter der Direktion von Emil Drach ist im Münchner Schauspielhaus das Schauspiel „Elena“ von Serge von Schewitsch aufgeführt worden (Premiere: 7.5.1898) [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 51, Nr. 211, 7.5.1898, General-Anzeiger, S. 1] – mit nur mäßigem Erfolg. Fritz Strich kommentierte hier: „Bekannte Münchner Persönlichkeit, Gatte jener Frau, um derentwillen Lassalle im Duell fiel. Er nahm sich selbst das Leben.“ [GB 2, S. 370] Sie gefragt habe wie Sie ein solches Schundstück geben könnten Und daß Sie ihm geantwortet hätten: Sie hätten die Überzeugung, daß ich | in zehn Jahren einer der meistgespielten d/A/utoren wäre. Dies Wort klang mir seither oft in den Ohren und ich werde es nie vergessen, obschon Ihnen die Zeit nicht recht gab. Mit der Bitte, Ihrer Frau Gemahlin meinen Handkuß zu bestellen und herzlichem Gruß
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


München 13.2.12.

Georg Stollberg schrieb am 14. Februar 1912 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Brief an Georg Stollberg vom 15.2.1912 aus München:]


[...] aus Ihren freundlichen Zeilen [...]

Frank Wedekind schrieb am 15. Februar 1912 in München folgenden Brief
an Georg Stollberg

Sehr geehrter Herr Stollberg!

zu meinem großem Bedauern glaube ich aus Ihren freundlichen Zeilennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Georg Stollberg an Wedekind, 14.2.1912. auf eine Mißstimmung schließen zu müssen. Am Abend der KleistfeierAm 20.11.1911 fand im Münchner Schauspielhaus eine Feier zum 100. Todestag Heinrich von Kleists statt (Wedekind hielt dort seine Kleist-Rede), die in der Presse angekündigt war: „Münchner Schauspielhaus. Montag [...] findet eine Kleist-Feier statt, eine Aufführung von ‚Der zerbrochene Krug‘. [...] Zum Schluß der Feier wird [...] Frank Wedekind eine Gedächtnisrede auf Kleist halten.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 64, Nr. 537, 17.11.1911, Vorabendblatt, S. 3] sagten Sie mir, daß Sie von „Franziska“ noch kein BuchDie Erstausgabe „Franziska. Ein modernes Mysterium in fünf Akten von Frank Wedekind“ [KSA 7/II, S. 994] ist vordatiert auf 1912 im Verlag von Georg Müller in München erschienen; sie war am 27.11.1911 als Neuerscheinung gemeldet [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 78, Nr. 275, 27.11.1911, S. 14819] und dürfte insofern wenige Tage zuvor gedruckt vorgelegen haben. zugeschickt bekommen haben. Ich reklamierte sofort bei meinem Verleger, der mir versicherte, Sie hätten das erste Buch erhalten, das überhaupt in München verschickt worden | wäre. Darauf theilte ich ihm mit, daß Sie die Absicht hätten, Franziska zu erwerben, worüber Müller sehr erfreut war. Der VertragWedekind hat den Direktor des Münchner Schauspielhauses in seinem letzten Brief über den „Franziska“ betreffenden Vertrag seines Verlegers Georg Müller mit dem Lustspielhaus (Direktion: Eugen Robert) informiert [vgl. Wedekind an Georg Stollberg, 13.2.1912]. mit dem Lustspielhaus ist meines Wissens erst mehrere Wochen später zustande gekommen.

Mit besten Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


15.2.12.

Frank Wedekind schrieb am 22. Februar 1912 in München folgenden Brief
an Georg Stollberg

Sehr verehrter Herr Stollberg!

zu unserem großen aufrichtigen Bedauern werden meine Frau und ich morgen Abend nicht den Genuß haben, der PremiereGrete Stollbergs Schauspiel „Christl Lenz“ (ein in Berlin angesiedeltes Gegenwartsstück um eine Heirat) wurde durch den Neuen Verein, der es einige Wochen zuvor „zur Uraufführung erworben“ [Neuer Verein. In: Allgemeine Zeitung, Jg. 115, Nr. 1, 6.1.1912, S. 20] hatte, am 23.2.1912 als geschlossene Vorstellung im Münchner Schauspielhaus uraufgeführt. „Die Regie führt Direktor Stollberg.“ [Neuer Verein. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 65, Nr. 92, 21.2.1912, Vorabendblatt, S. 2] Das Stück fand beim Publikum eine „freundliche Aufnahme“ [E. (= Richard Elchinger): Christl Lenz. Schauspiel in drei Akten von Grete Stollberg. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 65, Nr. 100, 25.2.1912, Vorabendblatt, S. 2] von „Christl Lenz“ beizuwohnen. Wir werden Samstag früh in Wien zur Probe erwartetWedekind reiste dem Tagebuch zufolge am 23.2.1912 ab nach Wien („Abfahrt von München“), wo er am 24.2.1912 eintraf („Ankunft in Wien“), um noch am selben Tag damit zu beginnen, die Proben zu der für den 2.3.1912 an der Neuen Wiener Bühne geplanten Uraufführung von „Schloß Wetterstein“ (als einmalige geschlossene Vorstellung vor geladenen Gästen) zu leiten („Nachmittags Probe. 1. und 2. Akt“). Weitere Proben zu der Inszenierung, die dann wegen Querelen in der Rollenbesetzung nicht stattfand [vgl. KSA 7/II, S. 877], gab es am 25. und 26.2.1912 („Vormittag 11 Uhr Probe“), am 27.2.1912 („Nachmittags Probe. 3 und 2 Akt“) sowie am 28.2.1912 („Probe“). und haben bis morgen Abend noch reichlich mit Packen zu thun. | In Gedanken aber werden wir in Ihrem Theater sein und freuen uns sehr darauf das Werk der von uns beiden so sehr verehrten Dichterin nach unserer RückkehrWedekind reiste dem Tagebuch zufolge am 4.3.1912 von Wien zurück nach München („Rückfahrt nach München“). Er besucht die Vorstellung von Grete Stollbergs Stücks am 7.3.1912 ‒ „Christl Lenz“ [Tb] ‒ im Münchner Schauspielhaus, die um 19.30 Uhr begann [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 65, Nr. 121, 7.3.1912, General-Anzeiger, S. 2] genießen zu können.

Mit herzlichem Gruß und schönen Empfehlungen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


22.2.12.

Frank Wedekind schrieb am 5. November 1914 in München folgenden Brief
an Georg Stollberg

München 5.11.14.


Sehr verehrter Herr Stollberg!

Darf ich Sie bitten, für die liebenswürdige Überlassung der beiden PlätzeFreikarten für den Theaterbesuch, den Wedekind am 5.11.1914 notiert hat: „Mit Tilly in Querulant von Bahr.“ [Tb] Die Vorstellung von Hermann Bahrs Komödie „Der Querulant“, die am 16.10.1914 im Münchner Schauspielhaus unter der Regie von Georg Stollberg uraufgeführt worden ist (Wedekind war da noch in Lenzburg), dauerte von 19.30 bis 22 Uhr [Münchner neueste Nachrichten, Jg. 67, Nr. 568, 5.11.1914, General-Anzeiger, S. 2]. Dem Briefdatum zufolge dürfte Wedekind den vorliegenden Brief noch an diesem Abend nach der Vorstellung geschrieben haben. zu „Querulant“ meiner Frau und meinen besten Dank entgegennehmen zu wollen. Der Abend war ein vollkommener künstlerischer Genuß, das geistig | vornehmste, was ich an Lustspiel seit langer Zeit auf der Bühne gesehen und die Darstellung von einer Frische und Leichtigkeit die mich umso mehr in Erstaunen setzte, da doch stellenweise sehr schwere tiefernste Materialien zu bewältigen sind. Die Aufführung erschien mir als eine Meisterleistung des Schauspiel|hauses, ebenso wie mir das Drama als das vollkommenste Werk erscheint, das wir Hermann Bahr bis heute verdanken. Schade daß beides in s eine so tieftraurige ZeitAnspielung auf den Krieg, der nun schon gut drei Monate dauerte. fällt.

Wollen Sie bitte Ihrer verehrten Frau Gemahlin unsere ergebensten Empfehlungen aussprechen.

Mit besten Grüßen
Ihr
Frank Wedekind.

Georg Stollberg schrieb am 27. September 1916 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Tilly Wedekinds zweitem Brief an Frank Wedekind vom 27.9.1916 aus Herrsching am Ammersee:]


[...] anbei 2 Telegrammedas hier erschlossene Telegramm und ein weiteres nicht überliefertes Telegramm (Absender unsicher): Carl Meinhard an Wedekind, 27.9.1916. die heute abends kamen.

Frank Wedekind schrieb am 7. Januar 1918 in München folgenden Brief
an Georg Stollberg

München 7 Januar
1918.


Sehr verehrter
Herr Intendanzrat!

Darf ich mir die Ehre nehmen, Sie zu dem schönen AngebindeGeschenk., das Ihnen der heutige TagGeorg Stollbergs Ernennung zum Königlichen Intendanzrat könnte Wedekind der Presse entnommen haben, der Morgenausgabe der „Münchner Neuesten Nachrichten“ vom 7.1.1918. Dort sind „Auszeichnungen und Ernennungen zu Königs Geburtstag“ (Ludwig III. von Bayern hatte am 7.1.1918 seinen 73. Geburtstag) verzeichnet, eine amtliche Liste, in der auch Georg Stollberg zu finden ist (unter der Rubrik: „Im Geschäftsbereich des Kulturministeriums“): „Titel eines K. Intendanzrates: Direktor des Münchener Schauspielhauses in München Gg. Stollberg“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 71, Nr. 10, 7.1.1918, Morgen-Ausgabe, S. 3-4]. gebracht, und das Sie sich durch Ihre großen Verdienste die Sie sich um uns alle, um unsere Kunst und um | unser menschliches Gedeihen in so hohem Maße durch Ihre künstlerische Arbeit, durch Ihr warmherziges Wirken, erworben haben, meiner Frau und meine herzlichsten aufrichtigen Glückwünsche darzubringen.

Mit der Bitte, Ihrer verehrten Frau Gemahlin meiner Frau und meine ergebensten Empfehlungen auszusprechen
in alter Dankbarkeit
Ihr
Frank Wedekind.