Briefwechsel

von Max Krüger und Frank Wedekind

Max Krüger schrieb am 4. Juni 1916 in Mannheim folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds erstem Brief an Max Krüger vom 4.9.1916 aus München:]


[...] da ich Ihnen Ihren Brief vom 4. Juni noch immer nicht beantwortet habe.

Max Krüger schrieb am 1. August 1916 in Mannheim folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds erstem Brief an Max Krüger vom 4.9.1916 aus München:]


Später erhielt ich dann von Ihnen die Nachricht [...]

Max Krüger schrieb am 2. September 1916 in Mannheim folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds erstem Brief an Max Krüger vom 4.9.1916 aus München:]


Ihre freundlichen Zeilen von 2. dieses beschämen mich tief [...]

Max Krüger schrieb am 3. September 1916 in Mannheim folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds zweitem Brief an Max Krüger vom 4.9.1916 aus München:]


Empfangen Sie verbindlichen Dank für Ihre freundlichen Zeilen [...]

Frank Wedekind schrieb am 4. September 1916 in München folgenden Brief
an Max Krüger

München 4. September 1916.


Sehr geehrter Herr Doctor!

Empfangen Sie verbindlichen Dank für Ihre freundlichen Zeilennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Max Krüger an Wedekind, 3.9.1916. – Wedekind hat diese Zeilen vermutlich erst erhalten, als er den ersten Brief an Max Krüger vom 4.9.1916 bereits geschrieben und abgeschickt hatte., in denen Sie mir den Plan Ihres verehrten Herrn IntendantenCarl Hagemann, seit dem Vorjahr wieder Intendant am Großherzoglichen Hof- und Nationaltheater in Mannheim [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1916, S. 492] (er war seit 1910 zwischenzeitlich künstlerischer Leiter am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, wo er „Hidalla“ inszenierte, und ist nach Mannheim zurückgekehrt), hat zu Beginn des Jahres zwei Stücke Wedekinds auf die Hoftheaterbühne gebracht – ein Gastspiel von Frank und Tilly Wedekind, die vom 19. bis 25.1.1916 in Mannheim waren, mit „König Nicolo oder So ist das Leben“ (Vorstellung am 22.1.1916) und „Erdgeist“ (Vorstellung am 24.1.1916). mittheilen, einzelne Scenen aus meinem „Bismarkin einer MatinéeCarl Hagemann führte die früher erfolgreichen Matineen am Mannheimer Hoftheater wieder ein, eröffnet mit einer Otto von Bismarck gewidmeten Veranstaltung, in die Wedekinds Stück eingebunden war, wie die Presse wenige Tage später meldete: „Die erste soll im Monat Oktober stattfinden und Bismarck gewidmet sein. Frank Wedekind hat die Erlaubnis gegeben, daß eine markante Stelle aus seinem neuesten Schauspiel ‚Bismarck‘, dessen Uraufführung erst für später bevorsteht, gespielt werden darf.“ [K.: Dichter-Matineen im Mannheimer Hoftheater. In: Karlsruher Tagblatt, Jg. 113, Nr. 251, 10.9.1916, 1. Blatt, S. 39] Sie fand am 12.11.1916 statt, wie Wedekind in München notierte: „In Mannheim Bismark 8. Bild Matinée“ [Tb] ‒ uraufgeführt wurde am Mannheimer Hoftheater aus seinem Drama „Bismarck“ jedoch das 7. Bild („Waffenruhe“) und zwar unter dem „Titel des 6. Bildes, ‚Nikolsburg‘“ [KSA 8, S. 861], „vermutlich aus zensorischen Rücksichten“ [KSA 8, S. 866]. Hermann Sinsheimer hat die Inszenierung gesehen, wie Wedekind am 13.11.1916 notierte: „Sinsheimer erzählt von Mannheimer Bismark“ [Tb]. Eine Wiederholung fand am 26.11.1916 statt [vgl. KSA 8, S. 867]. aufzuführen. Wollen Sie dem Intendanten Herrn Dr. Hagemann bitte meinen aufrichtigen herzlichen Dank für seine für mich so wertvolle und ehrenvolle Absicht in dieser drückenden Zeit übermitteln. | Herr Dr. Hagemann wird mir erlauben, zwei Gesichtspunkte anzunehmen.

1. Hat Herr Intendant die Absicht nur eine Scene als Probe aufzuführen, dann würde ich die Auswahl ihm selber vollkommen anheimstellen. Die Londoner KonferenzWedekind nennt das 2. Bild aus seinem Drama „Bismarck“ (1915) ‒ „Die Londoner Konferenz“ (es hat den Zusatz „17. Mai 1864“) [vgl. KSA 8, S. 169-177]. läßt sich bei einer Gesammtaufführung am leichtesten ausschalten. Unter der ausgezeichneten RegieRegie führte Max Krüger, nicht Carl Hagemann. Im Programm heißt es: „In Szene gesetzt von Max Krüger.“ [KSA 8, S. 866] Darauf bezog sich auch die Kritik: „Im Rahmen einer vom Intendanten Hagemann veranstalteten Bismarck-Feier hat das Mannheimer Hoftheater unter der sorgfältigen Regie Dr. Krügers eine der beiden Hauptszenen aus dem ‚Bismarck‘ von Frank Wedekind zur Uraufführung gebracht, die Szene ‚Nicolsburg‘, oder, wie sie im Original heißt: ‚Waffenruhe‘.“ [Ernst Leopold Stahl: Uraufführung einer Wedekindschen Bismarck-Szene. In: Karlsruher Tagblatt, Jg. 113, Nr. 318, 16.11.1916, 1. Blatt, S. 2] des Herrn Intendanten könnte sie indessen zu einer ganz selbstständigen Wirkung gelangen und böte den großen Vorteil daß die Frage der Darstellbarkeit des Helden selber dabei vollkommen ausgeschaltet | wäre. Nicht daß ich an dieser Darstellbarkeit im geringsten zweifle. aber die Verehrung für den Helden wird sich bei vielen Zuschauern unwillkührlich in diesen Zweifel kleiden.

2. Der zweite Gesichtspunkt wäre der Plan, dem Zuschauer ein abgeschlossenes Ganzes zu bieten. Die vier Bilder:
Bündnisdanach mit Bleistift von fremder Hand „I.“ notiert. „Bündnis“ (es hat den Zusatz „24. November 1863“) ist das 1. Bild aus Wedekinds Drama „Bismarck“ (1915) betitelt [vgl. KSA 8, S. 157].
Die Bedingungendanach mit Bleistift von fremder Hand „IV.“ notiert. „Die Bedingungen“ (es hat den Zusatz „8. Februar 1865“) ist das 4. Bild aus Wedekinds Drama „Bismarck“ (1915) betitelt [vgl. KSA 8, S. 186].
Bitte recht freundlichdanach mit Bleistift von fremder Hand „V.“ notiert. „Bitte recht freundlich!“ (es hat den Zusatz „21. August 1865“) ist das 5. Bild aus Wedekinds Drama „Bismarck“ (1915) betitelt [vgl. KSA 8, S. 199].
Waffenruhedanach mit Bleistift von fremder Hand „VII.“ notiert. „Bitte recht freundlich!“ (mit dem Zusatz „24. Juli 1866“) ist das 7. Bild aus Wedekinds Drama „Bismarck“ (1915) betitelt [vgl. KSA 8, S. 215].
würden meinem Gefühl nach ein abgeschlossenes Ganze bilden. Eine solche Zeit Darbietung ließe sich aber wohl kaum mit der Zeitdauer einer Matinee verein|baren.

Auf jeden Fall war mir Ihre Nachricht eine große Freude und ich bitte Sie noch einmal Herrn Intendanten Dr. Hagemann meinen Dank dafür zu sagen.

Mit hochachtungsvollen Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.

Frank Wedekind schrieb am 4. September 1916 in München folgenden Brief
an Max Krüger

München 4. September 1916.


Sehr geehrter Herr Doctor!Dr. Max Krüger war am Großherzoglichen Hof- und Nationaltheater in Mannheim als Spielleiter tätig [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1916, S. 493]. Wedekind, der vom 19. bis 25.1.1916 zu einem Gastspiel in Mannheim war, hatte den Abend vor seiner Abreise mit ihm verbracht, wie er am 24.1.1916 notierte: „Durlacher Hof mit Dr. Krüger, Dramaturg“ [Tb].

Ihre freundlichen Zeilen von 2.nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Max Krüger an Wedekind, 2.9.1916. dieses beschämen mich tief, da ich Ihnen Ihren Brief vom 4. Juninicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Max Krüger an Wedekind, 4.6.1916. noch immer nicht beantwortet habe. Ich war damals durch ein im höchsten GeradeSchreibversehen, statt: Grade. anstrengendes Gastspiel in Berlin festgehalten, 26 Vorstellungen in ununterbrochener Reihenfolge, die mich bis Mitte JuliWedekind war vom 31.5.1916 bis 7.7.1916 in Berlin, zu einem Gastspiel mit „Marquis von Keith“, „Erdgeist“ und „Simson“ (9.6.1916 bis 6.7.1916), dem Wedekind-Zyklus an den Kammerspielen des Deutschen Theaters (Direktion: Max Reinhardt). Er reiste am 8.7.1916 zurück: „Schöne Fahrt nach München.“ [Tb] festhielten. So konnte ich in Ihrer Sachenicht ermittelt. leider nichts tun. Später erhielt ich dann von Ihnen die Nachrichtnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Max Krüger an Wedekind, 1.8.1916. | daß die Angelegenheit nicht mehr in Frage käme. Darf ich Sie bitten aus dieser Untätigkeit nicht den Schluß zu ziehen, zu dem Sie berechtigt wären. Bewahren Sie mir bitte das Zutrauen, daß Sie auf mich rechnen können, wo ich mündlich etwas ausrichten kann, was in diesem Fall leider nicht möglich war. Nur das Briefschreiben ist nicht meine starke Seite. Dadurch schade ich mir selber am allermeisten und bitte Sie nur mich nicht danach beurteilen zu wollen.

Mit hochachtungsvollem Gruß
Ihr ergebener
Frank Wedekind.