Briefwechsel

von Ernst Altman und Frank Wedekind

Frank Wedekind schrieb am 13. Februar 1914 in München folgenden Brief
an Ernst Altman

Sehr geehrter Herr Altman!

Wollen Sie mir erlauben, noch einmal auf unsere heutige UnterredungWedekind notierte eine weitere Unterredung den Tag darauf, am 14.2.1914: „Dreimaskenverlag Unterredung mit Rundt Sobotka und Altman wegen Gastspielen“ [Tb]. Ernst Altman in München (Franz Josephstraße 5) [vgl. Adreßbuch für München 1914, Teil I, S. 8], dort seit 1913 Prokurist beim Drei Masken Verlag (Karlstraße 21) [vgl. Adreßbuch für München 1914, Teil I, S. 118], Wedekinds Bühnenverlag, organisierte offenbar Gastspiele Wedekinds. wegen eines Gastspiels zurückzukommen. Ein Gastspiel in MünchenBegonnen wurde am 26.7.1914 an den Münchner Kammerspielen (Direktion: Georg Stollberg) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1914, S. 565] ein Wedekind-Zyklus („Franziska“, „Hidalla“), der mit Kriegsbeginn am 1.8.1914 abgebrochen wurde („Marquis von Keith“ kam nicht mehr zur Aufführung). wäre mir natürlich am angenehmsten. Dürfte ich Sie daher ersuchen, vielleicht doch einmal bei Stollberg anzufragen. Soviel ich weiß gastiert im JuliDie Presse hatte zunächst angekündigt: „Auch dieses Jahr werden Helene Fehdmer und Friedrich Kayßler im Spätfrühling wieder während eines ganzen Monats im Münchner Schauspielhaus gastieren.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 67, Nr. 20, 12.1.1914, Morgenblatt, S. 2] Erst später meldete sie, was Wedekind schon früher wusste: „Im Juli d. Js. gastiert wiederum das Künstlerpaar Friedrich Kayßler und Helene Fehdmer.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 67, Nr. 113, 3.3.1914, Vorabendblatt, S. 4] Das Gastspiel des Künstlerehepaars Friedrich Kayßler und Helene Fehdmer am Münchner Schauspielhaus (Direktion: Georg Stollberg) fand vom 1. bis 21.7.1914 statt. Kayßler bei ihm. Es | ließe sich ja aber doch denken, daß ihm ein solches Unternehmen vielleicht auch im Monat August gelegen käme. Wenn es nichts damit ist, dann wäre ich Ihnen allerdings für eine Verwendung in BerlinGespielt wurde vom 1. bis 15.6.1914 an den Kammerspielen des Deutschen Theaters zu Berlin (Direktion: Max Reinhardt) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1914, S. 306] ein Wedekind-Zyklus („Marquis von Keith“, „Erdgeist“, „Franziska“, „Oaha“, „Hidalla“, „Stein der Weisen“, „Der Kammersänger“). sehr verbunden.

In vorzüglicher Hochschätzung
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


13.2.14.

Ernst Altman schrieb am 14. Februar 1914 in München folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis durch den handschriftlichen Eintrag des Schreibdatums im Stempel auf Wedekinds Brief an Ernst Altman vom 13.2.1914 aus München:]


Eingeg. 14 FEBRUAR 1914

Beantw. ...... 14 IIder 14.2.1914, das Schreibdatum von Ernst Altmans Antwort auf einen Brief Wedekinds [vgl. Wedekind an Ernst Altman, 13.2.1914], die zu möglichen Gastspielen Wedekinds in München oder Berlin Stellung genommen haben dürfte. ..... 191..... durch .....

Erledigt .................... 191..... durch ..... Altman

Frank Wedekind schrieb am 2. April 1914 in München folgende Postkarte
an Ernst Altman , (Verlag) Drei Masken Verlag

Königreich Bayern
Postkarte


Tit
Drei Masken Verlag
München
Karlstrasse 21.


2.4.14.


Sehr geehrter Herr Altman!

Darf ich Sie bitten, wenn Sie im Lauf des Vormittags Antwort von BarnowskyWedekind, der am 1.4.1914 gerade erst aus Berlin zurück in München war [vgl. Tb], dürfte mit Victor Barnowsky über ein „Simson“-Gastspiel in Wien gesprochen haben. Das Verhältnis zwischen Wedekind und dem Direktor des Lessingtheaters in Berlin war nach der Uraufführung von Wedekinds Versdrama „Simson“ dort am 24.1.1914 angespannt gewesen, da Wedekind kurz vor der Premiere wegen Kompetenzstreitigkeiten am 21.1.1914 von Berlin abgereist war [vgl. Wedekind an Victor Barnowsky, 20.1.1914]. Die Situation hatte sich aber wieder entspannt, als Wedekind nach Berlin kam, um in den „Simson“-Vorstellungen vom 26. und 30.3.1914 am Lessingtheater zu spielen. Zurück in München erwartete er eine Stellungnahme. erhalten mich sofort anrufen zu wollen | Die Sache ist für mich von äußerster Wichtigkeit, da ich für die Wiener Simson AufführungAbreise nach Wien war am 6.5.1914, die erste Probe fand am 7.5.1914 statt [vgl. Tb] und die Premiere des „Simson“ ‒ unter Wedekinds Regie mit ihm in der Rolle des Og von Basan und Albert Steinrück in der Titelrolle ‒ als Ensemble-Gastspiel der Wiener Volksbühne am Johann Strauß-Theater am 11.5.1914 (zwei weitere Vorstellungen folgten am 12. und 13.5.1914). schon größere Opfer gebracht habe als für irgend ein bisheriges Gastspiel.

Mit besten Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.

Ernst Altman schrieb am 22. August 1914 in Metz folgendes Erschlossenes Korrespondenzstück
an Frank Wedekind

[Hinweis in Wedekinds Postkarte an Ernst Altman vom 16.9.1914 aus München:]


Empfangen Sie verbindlichsten Dank für Ihre liebenswürdige Karte [...]

Frank Wedekind schrieb am 16. September 1914 in München folgende Postkarte
an Ernst Altman

Feldpostkarte


An den Unterofficier

Herrn E. Altman

Bayer. I Bayr. ArmeekorpsErnst Altman, Prokurist des Drei Masken Verlags in München, gehörte als Soldat im Ersten Weltkrieg dem Königlich Bayerischen 1. Schwere Reiter-Regiment, 1. Eskadron, an, das zu Kriegsbeginn an der Westfront in Lothringen eingesetzt war.
Abteilung Nr.

I bayr Kavallerie Division
Kompagnie Nr.

I Schweres Reiterregiment Regiment Nr.
I Eskadron
Bataillon Nr.
Batterie

Kolonne Nr.


Absender:
Name Frank Wedekind

Wohnung in München, Prinzregentenstr Straße Nr. 50 |


Sehr geehrter Herr Altman!

Empfangen Sie verbindlichsten Dank für Ihre liebenswürdige Kartenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Ernst Altman an Wedekind, 22.8.1914. ‒ Die Postkarte dürfte während der Schlacht in Lothringen (20. bis 22.8.1914) in der Nähe von Metz geschrieben worden sein (sie endete mit einem taktischen deutschen Sieg, was zu einem erneuten französischen Angriff vom 25. bis 27.8.1914 führte), wie der Inhalt der vorliegenden Postkarte („Schlachtfeld“, „Nachrichten Ihrer Siege“) nahelegt.
Es ist mir eine Freude und Ehre, solche Grüße vom Schlachtfeld zu bekommen. Dr. Kutscher schrieb mir auchvgl. Artur Kutscher an Wedekind, 3.9.1914. schon. Was zurückgeblieben ist befindet sich im Gefühl des Überflüssigseins in gedrückter Stimmung. Unsere Lichtmomente sind die Nachrichten Ihrer Siege. Bleiben Sie gesund und bei froher Stimmung, das wünsche ich Ihnen und Ihren wackern Kameraden von ganzem Herzen!

Auf recht baldiges Wiedersehn.

Mit besten Grüßen auch von meiner Frau Ihr
Frank Wedekind.