OJB
MÜNCHEN 38
WOTANSTR. 44
TELEFON-NUMMER 10164.
19.2.5.
Lieber Herr Wedekind, –
Ich habe Ihnen bereits nach dem 3. Akte gesternWedekind, der am 18.2.1905 „Uraufführung Hidalla“ [Tb] notierte, hat offenbar in der Pause nach dem 3. Akt seines fünfaktigen Schauspiels mit Otto Julius Bierbaum gesprochen, der mit seiner Ehefrau Gemma Bierbaum die Uraufführung im Münchner Schauspielhaus (Direktion: Georg Stollberg) unter der Regie von Georg Stollberg mit Wedekind in der Rolle des Karl Hetmann besucht hat (Beginn: 19.30 Uhr, Ende: 22 Uhr): „Samstag, den 18. Februar. Uhraufführung: Hidalla oder Sein und Haben. Schauspiel in fünf Akten von Frank Wedekind. [...] Herr Frank Wedekind als Gast.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 58, Nr. 82, 18.2.1905, General-Anzeiger, S. 3] Die Inszenierung war sehr erfolgreich und hatte ein entsprechendes Presseecho [vgl. KSA 6, S. 536, 544-548]. gesagt, wie
tief mich Ihre Dichtung und Ihr Spiel ergriffen hat. Wir haben
gestern einen der bedeutsamsten Theaterabende unserer Zeit
erlebt. Ihnen erwachsen daraus gewaltige
Verpflichtungen, denn von Ihnen erwarten nun wol a/A/lle, die
Urtheil haben, das Höchste moderner deutscher Dramatik. In der Gestalt Het|mannsKarl Hetmann, die männliche Hauptfigur in „Hidalla“ (1904), in der Uraufführung (und später noch oft) von Wedekind gespielt (siehe oben).
erblicke ich den Beweis Ihrer Kraft zum Höchsten, und der dramatische Konflikt zwischen
ihr und der weiblichen GestaltFanny Kettler, die weibliche Hauptfigur in „Hidalla“ (1904), in der Uraufführung am 18.2.1905 im Münchner Schauspielhaus von Ottilie Gerhäuser gespielt. ist für mich gleichfalls eine schwere und souverän
bewältigte Kraftprobe. – Entschuldigen Sie dieses Geurteile. Aber Sie müssen
sich das ja jetzt von Jedermann gefallen lassen. – Es würde
mich freuen, Sie bald einmal zu sehenWedekind kam am 24.2.1905 zum Essen [vgl. Otto Julius Bierbaum an Wedekind, 23.2.1905]..
Mit bestem Gruße
Ihr
Otto Julius Bierbaum
Ja, ich würde mich auch herzlichst freuen Sie bald
bei uns zu begrüssen und Ihnen mündlich sagen alles was ich genossen habe,
gestern Abend im Theater!! Kommen Sie bald: telefonieren Sie unsWedekind hat geschrieben, wie aus der Antwort hervorgeht [vgl. Otto Julius Bierbaum an Wedekind, 23.2.1905]. Im gedruckten Briefkopf des vorliegenden Briefs ist die Telefonnummer angegeben. wann Sie zu
uns zu Tische kommen können! Heute, nur meine ergebenste Grüsse.
Gemma Bierbaum