Hotel St.
Gotthard-Terminus
Walter Doepfner
Luzern
Sehr verehrter Herr Harden!
Wollen Sie bitte den Ausdruck tiefsten Mitempfindens mit dem
schweren Verhängnisein erneutes Verbot der von Maximilian Harden herausgegebenen Wochenschrift. Wegen eines „Zukunft“-Artikels [vgl. Vor dem vierten Thor. In: Die Zukunft, Jg. 25, Nr. 39, 30.6.1917, S. 331-354], in dem „Meinungsäußerungen der Entente über die Kriegszielpolitik der deutschen Sozialdemokratie und über die geplante Stockholmer Friedenskonferenz abgedruckt“ [Hellige 1983, S. 730] war, wurde von der militärischen Zensurbehörde ein Dauerverbot verfügt, das Maximilian Harden in seinem Brief an Walther Rathenau vom 5.7.1917 beschrieb und die Mitteilung zitierte: „Die Zkft. ist ‚für die Dauer des Krieges‘ verboten, weil ‚die Ausführungen im letzten Heft den Interessen der militärischen Kriegführung zuwider laufen‘. Das Grab meines bißchen ‚Wirkens‘. 5 Zeilen.“ [Hellige 1983, S. 732] Die Zeitschrift war vom 3.7.1917 bis 1.12.1917 verboten und zu dem Publikationsverbot kam für Maximilian Harden ein Redeverbot [vgl. Martin 1996, S. 139]., das über Sie und Ihr Werk hereingebrochen ist entgegennehmen
Ihr herzlich ergebener
Frank Wedekind.
Sehr
geschätzter Herr Harden!
Als DirectorWaldemar Wendland war Direktor des Künstlertheaters (im Saal Zur Kaufleuten) in Zürich, seine Frau Olga Wohlbrück dort Oberregisseurin und deren Tochter Vera Bern Bürochefin [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1918, S. 635]. des Künstler-Theaters und der sich in diesem
Herbst – Winter daran anschließenden | Schweizer Volksbühneder Dramatische Verein Zürich (als freie Bühne im Zentralverband Schweizer Dramatischer Vereine), der im Herbst nicht am Künstlertheater (siehe oben), sondern „nach langjähriger Pause zum erstenmal wieder“ [Neue Zürcher Nachrichten, Jg. 12, Nr. 324, 23.11.1917, 2. Blatt, S. (2)] am Pfauentheater und Stadttheater gastierte., zweier Bühnen, die
Vorträge prominenter deutscher Persönlichkeiten in ihr Programm aufgenommen
haben, will ich mit größter Freude und Hoffnung und mit Unterstützung Herrn
Wedekinds bei der mir recht gewogenen Berner deutschen GesandschaftSchreibversehen, statt: Gesandtschaft. Das deutsche Konsulat, die Gesandtschaft des Deutschen Reichs in Bern [vgl. Adressbuch der Stadt Bern 1917, Teil I, S. 21], war für Kulturangelegenheiten zuständig; seit Ende 1916 war Harry Graf Kessler Leiter der Abteilung für deutsche Kulturpropaganda und somit für Vorträge in der Schweiz verantwortlich. versuchen,
in der Schweiz im September ‒
Oktober einige Vortragsabende für Sie zu arrangieren ‒ wenn Sie wollen. Wollen Sie? Und Thema??? Wir wären
sehr glücklich, Ihnen eine Freude | damit zu machen.
In aufrichtiger Verehrung
Ihr
Waldemar Wendland
Verehrter
Meister Harden,
wir schaffens, daß wir Sie hier sehen. Wedekind und
einige andere werden mir helfen. Tausend Grüße
Ihres immer getreuen
Steinthal
(Zürich, Fraumünsterstraße 19) |
Sehr
verehrter Herr Harden,
Ich hoffe sehr, Sie bald in unsrer Mitte zu sehen. Ihnen
zuhören zu dürfen und mit Ihnen auf die „Zukunft“ anzustoßen, die wir uns nie
u. nimmer nehmen lassen!
Aufrichtig ergeben
Olga Wohlbrück-Wendland
Hochverehrte
Herr Harden, dies schrieben wirErläuterung von Walther Steinthal zum vorliegenden Brief, ein dem Brief später hinzugefügter Nachsatz, der nicht exakt zu datieren ist. vor ein paar Wochenam 11.8.1917, wie Wedekind an diesem Tag notierte: „Fahrt nach Luzern. Hotel Germania. Abendessen mit Wendland, Wohlbrück, Frl. Wera und Dr. Steinthal (Berliner Montagszeitung) im St. Gotthart.“ [Tb] in Luzern, bekamen es aber
nicht über die Grenze. Nun bin ich hier und brachte es mit. –
Stets in Verehrung Ihr
W. St.