Lieber FelixFelix Hollaender, Schriftsteller in Berlin (Goethestraße 78) [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1907, Teil II, Sp. 660], Dramaturg am Deutschen Theater zu Berlin (Direktion: Max Reinhardt) sowie Mitglied im Vorstand des Deutschen Theaters [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 286], war „engster Mitarbeiter Max Reinhardts am Deutschen Theater.“ [KSA 3/II, S. 1260] Wedekind hat am 13.6.1904 in München seine Bekanntschaft gemacht: „Holländer kennen gelernt.“ [Tb] Seitdem gab es vor allem in Berlin seit dem 2.3.1905 zahlreiche Begegnungen [vgl. Tb].,
als wir uns in München trafenWedekind hat das Treffen mit Felix Hollaender am 18.7.1906 in München notiert: „mit […] Holländer im Hoftheaterrestaurant“ [Tb]., war davon die
Rede, daß Engels aus dem Verband des Deutschen Theaters austrittGeorg Engels, Schauspieler und prominentes Ensemblemitglied des Deutschen Theaters [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 271], dessen Gründungsmitglied er 1883 gewesen ist, war zum 1.7.1906 aus dem Verband der Bühnen Max Reinhardts ausgetreten, wie Siegfried Jacobsohn bemerkte: „Denn eben stellt sich heraus, daß Georg Engels seit dem ersten Juli dem Deutschen Theater nicht mehr angehört.“ [Die Schaubühne, Jg. 2, Nr. 28, 12.7.1906, S. 33]. Wenn ich mich
recht erinnre, | sollte
Engels in der B.d.P.Die am Deutschen Theater in Berlin geplante Inszenierung von Wedekinds Tragödie „Die Büchse der Pandora“ wurde wegen Schwierigkeiten mit der Zensur nicht realisiert – es scheiterten „seit 1906 sämtliche Versuche der Direktion des Deutschen Theaters, eine Freigabe des Stückes zu erwirken“ [KSA 3/II, S. 1206]; die Freigabe scheiterte am Veto des für Theaterangelegenheiten zuständigen Oberregierungsrats Curt von Glasenapp [vgl. KSA 3/II, S. 1260], eine öffentliche Aufführung kam bis 1918 nicht zustande. Felix Hollaender hat Wedekind dem Tagebuch zufolge in Berlin über die Zensurprobleme informiert – so am 26.9.1906 („bei Steinert. Holländer theilt mir mit daß Glasenapp nur drei Aufführungen gestatten will“) und am 2.10.1906 („Nachts im Café Kurfürstendamm erzählt mir Holländer seinen Kampf mit Glasenapp“). den Schigolch spielen. Ich würde Dich nur bitten diese
Rolle, bevor Du sie jemand anders übergiebst, mit mir zu versuchen. Ich glaube
daß ich dem Stück als Schigolch größere Dienste leisten könnte denn als Jack und
daß leichter ein | Ersatz für
Jack als für Schigolch zu finden wäre. Immerhin ist dies nur ein Vorschlag.
Als wir uns das letzte MalWedekind hat Felix Hollaender in Berlin zuletzt am 23.4.1906 gesprochen: „Gespräch mit Holländer über Tournee“ [Tb]. im Deutschen Theater
sprachen, waren die ArrangierprobenWedekind notierte am 15.6.1906: „Im Deutschen Theater wird die Arrangierprobe der B.d.P. festgesetzt.“ [Tb] Die ersten Proben zur geplanten Inszenierung der „Büchse der Pandora“ (siehe oben) fanden offenbar am 23. und 24.8.1906 statt. Wedekind selbst hat nach der Rückkehr von einem Gastspiel in Breslau zuerst am 27.8.1906 in Berlin an einer „Pandoraprobe“ [Tb] teilgenommen, dann an zahlreichen weiteren Proben, zuletzt am 18.9.1906 [vgl. Tb]. für B.d.P. auf 23. und 24. August
festgesetzt. Sollte darin eine Änderung eingetreten sein, dann | bitte ich Dich mir das gelegentlich mittheilen
zu lassen. Ich bleibe jedenfalls noch etwa vierzehn TageWedekind, der sich seit dem 31.7.1906 in Lenzburg aufhielt, reiste am 11.8.1906 von dort wieder ab, zuerst nach München, dann am 17.8.1906 zurück nach Berlin [Tb]. hier in Lenzburg.
Mit den herzlichsten Grüßen Dein
FrWedekind.
Lenzburg Schweiz. Ct. Aargau.
2. August 6.