Kennung: 595

München, 3. Mai 1910 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Landsberger, Artur

Inhalt

München 3. Mai 1910Wedekind hat den auf den 3.5.1910 datierten „Brief an [...] Landsberger“ [Tb] bereits am 2.5.1910 notiert.


Sehr verehrter Herr Doctor!

Empfangen Sie meinen ergebensten Dank für Ihre beiden liebenswürdigen Briefenicht überliefert; erschlossene Korrespondenzstücke: Artur Landsberger an Wedekind, 26.4.1910 und 29.4.1910., für Ihre Bemühungen und Ihren Rat. Ich bedaure nur, daß Sie dabei leidend sind. Hoffentlich hebt sich die Behinderung bald wieder. Von Harden erhielt ich zwei Briefevgl. Maximilian Harden an Wedekind, 28.4.1910 und 30.4.1910 bis 1.5.1910.. Inliegend sende ich Ihnen eine Abschrift des KontraktesDem Brief liegt die Abschrift des Vertrags (wohl der zwischen dem Albert Langen Verlag und dem Bruno Cassirer Verlag abgeschlossene Vertrag über die Übernahme von Wedekinds Werken) nicht mehr bei. den sich Cassirer als unkündbar hat aufschwatzen lassenwohl seinerzeit von Albert Langen. und den er jetzt gerne für 8000 M | los werden möchte. Der Kontrakt ist längst gekündigt, die KündigungWedekind hat sich dazu in der Beilage zu seinem letzten Brief an Maximilian Harden [vgl. Wedekind an Maximilian Harden, 30.4.1910 bis 1.5.1910] geäußert. bestätigt, und wurde neuerdings noch einmal gekündigt. Das hindert Cassirer nicht, darüber an Müller zu schreibenDieser Brief von Bruno Cassirer an Georg Müller ist nicht ermittelt. Das Zitat daraus brachte Wedekind auch in der Beilage zu seinem letzten Brief an Maximilian Harden [vgl. Wedekind an Maximilian Harden, 30.4.1910 bis 1.5.1910].: „Die Bühnenrechte der oben genannten Werke besitze ich als einen unkündbaren Besitz.Schreibversehen (fehlende Abführungszeichen), statt Besitz.“ Als Müller sich eine Abschrift erbittetDieser Brief von Georg Müller an Bruno Cassirer ist nicht ermittelt., bekommt er sie natürlich nicht unter der Begründung: Dieser Vertrag ist nur im Zusammenhang mit anderen Verträgen klar verständlich.

Im Übrigen liegt für meine Logik | die Sache sehr einfach. Entweder wollte Cassirer meinen Buchverlag mit Gewinn verkaufen. Dann konnte das nur unter der Hand geschehen, da ja höchstens 20 Firmen in Deutschland in Betracht kommen. Dann durfte er den Verlag nicht im Buchhändlerbörsenblatt öffentlich ausbieten.

Oder aber, er bietet ihn, um ihn loszuwerden, öffentlich aus, dann entwertet er das Kaufobjekt in solchem Maße, daß er unmöglich mehr erwarten kann, einen Gewinn damit zu erzielen

Wenn Herr Cassirer das nicht einsieht | dann war das InseratBruno Cassirer hatte folgende Anzeige aufgegeben: „Ich beabsichtige, aus meinem Verlage sämtliche bei mir erschienenen Werke von / FRANK WEDEKIND / zu verkaufen. / Es handelt sich um die Dramen: / TOTENTANZ, 4te Aufl. / BÜCHSE DER PANDORA, 6te Aufl. / ZENSUR / SO IST DAS LEBEN, 2te Aufl. / OAHA, 2te Aufl. / FRÜHLINGS ERWACHEN, 24te Aufl. / DER KAMMERSÄNGER, 4te Aufl. / ERDGEIST, 7te Aufl. / MUSIK, 4te Aufl. / JUNGE WELT, 2te Aufl. / MARQUIS VON KEITH, 2te Aufl. / um den Gedichtband: VIER JAHRESZEITEN, 4te Aufl. / und die Erzählungen: FEUERWERK, 3te Aufl. / Ich bitte die Herren Kollegen, die sich für den Ankauf der Bücher Wedekinds mit allen Vorräten und Rechten für Neuauflagen interessieren, sich mit mir in Verbindung setzen zu wollen. / Hochachtungsvoll / BRUNO CASSIRER, VERLAG. BERLIN W., / Derfflingerstr. 16.“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 77, Nr. 56, 10.3.1910, S. 3079] im Börsenblatt entweder wieder eine echt-Cassirersche ‒ Unklugheit, oder er hat er/s/ veröffentlicht, um sich für die ihm angethane Beleidigung in sehr empfindlicher Weise an mir zu rächen. Dann hat er mich dadurch aber auch so sehr gekränkt und geschädigt, daß sich die beiden Beleidigungen meiner Ansicht nach reichlich aufheben und ich keinen Anlaß zur Abgabe einer Erklärung sehe.

Ich frage mich fortwährend ob sich diese einfachste LogigSchreibversehen, statt: Logik. nicht irgendwo |

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14,5 x 18,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Es handelt sich um ein Brieffragment, das am Ende von Seite 4 mitten im Satz abbricht; oben auf Seite 1 ist von fremder Hand mit Bleistift „Fragment“ vermerkt.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    3. Mai 1910 (Dienstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Stadtbibliothek Hannover

Hildesheimer Straße 12
30169 Hannover

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Niedersächsisches Handschriftenarchiv
Signatur des Dokuments:
54.3851
Standort:
Stadtbibliothek Hannover (Hannover)

Danksagung

Wir danken der Stadtbibliothek Hannover für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Artur Landsberger, 3.5.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

30.07.2024 12:16