Hubertusstrasse
13Dr. phil. Franz Blei war als Schriftsteller in München inzwischen in der Hubertusstraße 13 gemeldet [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1906, Teil II, Sp. 119], im 1. Stock [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1906, Teil I, S. 47]; davor wohnte er in München in der Arcisstraße 19 [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1905, Teil II, Sp. 114]. Franz Blei teilte André Gide am 25.2.1905 mit, „dass meine Adresse vom 1. März ab ist: München-West, Hubertusstrasse 13.“ [Theis 1997, S. 25]
Lieber
Wedekind, ich ärgere mich heute noch über die unwürdige Unterhaltung damalsAnspielung auf den heftigen Streit mit Franz Blei, den Wedekind am 9.5.1905 in München notiert hat: „Nach Krakel mit Blei in der Torggelstube.“ [Tb] Danach kam es erst einmal zu keiner weiteren Begegnung mehr; man traf sich erst am 30.7.1906 in München wieder [vgl. Tb]. im
Hofgarten, die ich verschuldete und derentwegen ich dich und mich um Verzeihung
bitte. Jeder hat einmal ganz blödsinnige Augenblicke und ich hatte sie damals.
Wollen wir es ganz vergangen sein lassen, ja?
Hier
ist das 5. AmethystheftFranz Blei schickte Wedekind Heft 5 [April 1906] der von ihm herausgegebenen Monatsschrift „Der Amethyst“ (1905/06), von der nur ein Jahrgang erschienen ist (12 Hefte, davon Heft 6/7, Heft 9/10, Heft 11/12 Doppelhefte), die als Privatdruck nur für Subskribenten hergestellt wurde und vom ersten Heft an auf dem Umschlag den Hinweis enthält: „GEDRUCKT FÜR SUBSCRIBENTEN“ [Der Amethyst. Blätter für seltsame Kunst und Litteratur, Jg. 1, Heft 1, Dezember 1905, Umschlag]. Das war der Zensur geschuldet, stand die illustrierte Zeitschrift mit ihren erotischen und sexuellen Themen doch unter dem Verdacht, es handle sich um Pornografie, wie Franz Blei sehr wohl wusste, als er André Gide am 13.3.1906 schrieb: „Der Amethyst – [...] ich muss es wie Ihr Prometheus machen, da er die pornographischen Bilder vertheilte – ohne das bekäme diese Zeitung nicht die ihr nötigen 800 Subscribenten“ [Theis 1997, S. 51]. Die Presse meldete über die in Wien vom Verlag C. W. Stern vertriebene Zeitschrift: „Aus Wien wird neu angekündigt: ‚Der Amethyst‘. Blätter für seltsame Kunst und Literatur, herausgegeben von Dr. Franz Blei (monatlich ein Heft mit je einem Kunstblatt). Diese Zeitschrift wird nur für Subskribenten gedruckt und kommt nicht in den Handel. Preis jährlich 35 Mk., Luxusausgabe auf Japan 70 Mk.“ [Von Zeitschriften. In: Das literarische Echo, Jg. 8, Heft 8, 15.1.1906, Sp. 609] – ich schickte das 4. nach NürnbergHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben zur Sendung; erschlossenes Korrespondenzstück: Franz Blei an Wedekind, 3.5.1906. Franz Blei hat Heft 4 seiner Zeitschrift „Der Amethyst“ (siehe oben) nach Nürnberg geschickt, an das Intime Theater (Direktion: Emil Meßthaler), wo am 2.5.1906 Wedekinds „Totentanz“ uraufgeführt wurde, worüber die Presse berichtete: „Im Nürnberger Intimen Theater fand gestern die Uraufführung von Wedekinds ‚Totentanz‘ mit Verfasser in der Hauptrolle statt.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 35, Nr. 222, 3.5.1906, Morgen-Ausgabe, S. (2)] Wedekind reiste am 5.5.1906 zurück nach Berlin [vgl. Tb]. Franz Blei hat Heft 4 des „Amethyst“ [März 1906] auch an André Gide geschickt, der den Empfang von „le quatrième No de l’‚Amethyst‘“ [Theis 1997, S. 57] am 10.4.1906 meldete (nicht etwa in seinem früheren Brief vom 2.4.1906, ein Indiz dafür, dass die Monatsschrift nicht sehr pünktlich erschien). Heft 4 dürfte das erste Heft seiner Zeitschrift gewesen sein, das Franz Blei nach dem Streit mit Wedekind (siehe oben) an ihn verschickt hat., dieses ans |
Deutsche Theateran das Deutsche Theater (Direktion: Max Reinhardt) in Berlin (Schumannstraße 13a) [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Teil I, Übersichtspläne der Theater, S. 29], wo Wedekind als Schauspieler engagiert war [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 287].. Bitte schreib mir eine Zeile, ob dieses eine sichere Adresse
ist und du die Sachen da bekommst oder soll ich sie wo anders hinschicken?
Mit
bestem Gruss
Dein FBlei