Kennung: 5630

München, 9. März 1900 (Freitag), Telegramm

Autor*in

  • Goethe-Bund München, (Verein)

Koautoren*in

  • Geheeb, Reinhold
  • Wilke, Rudolf
  • Dauthendey, Max
  • Conrad, Michael Georg
  • Holm, Korfiz
  • Weber, Leopold
  • Wedekind, Frank
  • Scholz, Wilhelm von
  • Steiger, Edgar
  • Halbe, Max
  • Lenbach, Franz
  • Kaulbach, Friedrich August von
  • Thoma, Ludwig
  • Thuille, Ludwig
  • Schaumberg, Georg
  • Bernstein, Max
  • Kellermann, Berthold
  • Ostini, Fritz von
  • Paul, Bruno
  • Dreßler, Anton
  • Prestele, Friedrich Maria
  • Sachs, Ernst Melchior
  • Schaumberger, Julius
  • Schwartz, Heinrich
  • Falckenberg, Otto
  • Greiner, Leo
  • Fuchs, Eduard
  • Oppenheim, Alfred
  • Heyse, Paul
  • Hirth, Georg
  • Henckell, Karl
  • Uhde, Fritz von
  • Eichler, Max
  • Stollberg, Georg
  • Stavenhagen, Bernhard
  • Thöny, Eduard
  • Lipps, Theodor
  • Stuck, Franz von
  • Bach, Eduard
  • Weigand, Wilhelm
  • Weinhöppel, Hans Richard
  • Döscher, Max
  • Lingg, Hermann
  • Reznicek, Ferdinand

Adressat*in

  • Komitee gegen das "lex Heinze", Berlin, (Verein)

Inhalt

In München hat sich soeben ein Goethe-BundIn München wurde im Zuge der Proteste gegen das Gesetzesvorhaben des „lex Heinze“ (s. u.), nach einer Versammlung im Bürgerbräukeller am 7.3.1900 [vgl. Allgemeine Zeitung, Jg. 103, , Nr. 66, 8.3.1900, 2. Morgenblatt, S. (5)] tags darauf „ein Komitee ‚Goethe-Bund. Schutzliga für deutsche Kunst und Kultur‘ organisiert. Wedekind war Mitglied des Gründungskomitees, das zu einer ersten Sitzung am 9.III.1900 zusammentrat [...] Am 15.III. konstituierte sich schließlich der Münchner Goethe-Bund unter dem Namen ‚Goethebund zum Schutze freier Kunst und Wissenschaft‘“ [KSA 5/III, S. 416f.]. Er war damit der erste einer „Gruppe von Vereinigungen, die im März 1900 ins Leben gerufen wurde, als die künstlerischen und literarischen Kreise Deutschlands durch den im Reichstage vorgelegten neuen Entwurf der lex Heinze (s. d.) die Freiheit des künstlerischen Schaffens bedroht sahen. Die Anregung dazu ging von München aus, wo ein G. begründet wurde, der alle zum Beitritt aufforderte, denen das Wohl der deutschen Kunst und Wissenschaft am Herzen liegt. Auf München folgte unmittelbar Berlin [...] Da auch in andern deutschen Städten (Dresden, Stuttgart, Darmstadt, Mainz, Hamburg etc.) Vereinigungen zu gleichem Zweck und mit gleichem Namen gegründet worden sind, bildete sich ein allgemeiner deutscher G., dessen verschiedene Glieder jedoch nicht von einer Zentralstelle abhängig sind“ [Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Aufl. Bd. 8. Leipzig, Wien 1904, S. 168]. zum Schutze freier Kunst und Wissenschaft konstituirt, der dauernd und energisch alle die unerhörten Unterdrückungsversuche gegen den freien Geist bekämpfen wird, wie sie mit oder ohne „lex Heinzeumstrittenes Gesetzesvorhaben zur Verschärfung des Strafrechts bei Sittlichkeitsverbrechen – eine Gesetzesnovelle, die bereits 1892 auf den Weg gebracht worden war, „aus Anlaß der Berliner Gerichtsverhandlung gegen den Zuhälter Heinze und dessen der Prostitution ergebenen Ehefrau“ [Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Aufl. Bd. 12. Leipzig, Wien 1905, S. 494], und nun neu verhandelt wurde. Neben Maßnahmen gegen Zuhälterei und Kuppelei umfasste das Gesetzesvorhaben auch solche gegen Kunst, Literatur und Theater. „Ende Februar 1900 erhob sich eine lebhafte öffentliche Bewegung gegen die sogen. Kunst- und Theaterparagraphen, auf die sich die Regierung und Reichstagskommission geeinigt hatten. Der eine Paragraph verbietet, Schriften und Darstellungen, die, ohne unzüchtig zu sein, das Schamgefühl gröblich verletzten, zu geschäftlichen Zwecken in Ärgernis erregender Weise öffentlich (z. B. in Schaufenstern) auszustellen oder anzuschlagen. Der andre Paragraph wendet sich gegen öffentliche Aufführungen, die durch gröbliche Verletzung des Scham- und Sittlichkeitsgefühls Ärgernis zu erregen geeignet ist. Die Agitation, an deren Spitze sich der Goethe-Bund (s. d.) stellte, hatte Erfolg“ [ebd.] und die Paragraphen wurden aus dem 25.6.1900 verabschiedeten Gesetz gestrichen.“ Tag für Tag gewagt werden. Der Bund soll sich auf volksthümlicher Grundlage über ganz Deutschland ausdehnen und die Vertreter deutscher Kunst und Wissenschaft sowie alle Freunde einer freien Kulturentwicklung ohne Rücksicht auf Partei und Richtung umfassen. Der Goethe-Bund vereinigt seinen Protest mit dem Ihrendem Protest des Berliner Komitees gegen das „lex Heinze“, das offenbar Adressat des Telegramms war. Eine geplante Protestveranstaltung am 9.3.1900 in der Berliner Philharmonie konnte wegen des „gewaltigen, unerhörten Andranges der Bürgerschaft“ [Berliner Tageblatt, Jg. 29, Nr. 126, 10.3.1900, Morgen-Ausgabe, S. (1)] nicht stattfinden, einzelne Mitglieder des Komitees traten schließlich in einem Sitzungszimmer unter dem Vorsitz von Ernst Wichert zusammen und verabschiedeten eine Erklärung [vgl. ebd.]. In diesem Kontext wurde offenbar auch das von Wedekind mitunterzeichnete und vom „Berliner Tageblatt“ abgedruckte Telegramm des Münchner Goethe-Bundes verlesen und rief „Freudige Bewegung“ [ebd.] hervor.. Hoch freie Kunst und Wissenschaft!

Paul Heyse, Ehrenpräsident des Goethe-Bundes, Eduard Bach. Max Bernstein. Michael Georg Conrad. Max Dauthendey. Doescher. Anton Dreßler. Max Eichler. Otto Falckenberg. Eduard Fuchs, Reinhold Geheeb. Leo Greiner. Max Halbe. Karl Henckell. Georg Hirth. Korfiz Holm. v. Kaulbach. Berthold Kellermann. Franz v. Lenbach. Hermann v. Lingg. Professor Lipps. Alfred Oppenheim. Fritz v. Ostini. Bruno Paul. Prestele. Reznicek-SachsSchreibversehen, statt: Reznicek. Sachs.. Georg Schaumberg. Julius Schaumberger. Wilhelm v. Scholz. Heinrich Schwarz. Bernhard Stavenhagen. Edgar Steiger. Georg Stollberg. Franz Stuck. Ludwig Thoma. Eduard Thony. Ludwig Thuille. Fritz v. Uhde. Leopold Weber. Frank Wedekind. Wilhelm Weygand. Rudolf Wilke. Richard Weinhöppel.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 0 Blatt, davon 0 Seiten beschrieben

Sonstiges:
Das Telegramm ist nur im Druck überliefert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 9.3.1900 ist als Ankerdatum gesetzt – das späteste mögliche Schreibdatum für das Grußtelegramm zu der Veranstaltung am gleichen Tag.

  • Schreibort

    München
    9. März 1900 (Freitag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Berliner Tageblatt

Ort der Herausgabe:
Berlin
Verlag:
Rudolf Mosse
Kommentar:
Detaillierter Nachweis: Berliner Tageblatt, Jg. 29, Nr. 126, 10.3.1900, Morgen-Ausgabe, S. (1); das Telegramm ist in einem längeren Artikel mit dem Titel: „Auch ein Protest gegen die ‚lex Heinze‘!“ abgedruckt und redaktionell eingeleitet mit den Worten: „Freudige Bewegung rief das nachstehende werthvolle Telegramm aus München hervor:“
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Es gibt keine Informationen zum Standort..

Zitierempfehlung

(Verein) Goethe-Bund München, Reinhold Geheeb, Rudolf Wilke, Max Dauthendey, Michael Georg Conrad, Korfiz Holm, Leopold Weber, Frank Wedekind, Wilhelm von Scholz, Edgar Steiger, Max Halbe, Franz Lenbach, Friedrich August von Kaulbach, Ludwig Thoma, Ludwig Thuille, Georg Schaumberg, Max Bernstein, Berthold Kellermann, Fritz von Ostini, Bruno Paul, Anton Dreßler, Friedrich Maria Prestele, Ernst Melchior Sachs, Julius Schaumberger, Heinrich Schwartz, Otto Falckenberg, Leo Greiner, Eduard Fuchs, Alfred Oppenheim, Paul Heyse, Georg Hirth, Karl Henckell, Fritz von Uhde, Max Eichler, Georg Stollberg, Bernhard Stavenhagen, Eduard Thöny, Theodor Lipps, Franz von Stuck, Eduard Bach, Wilhelm Weigand, Hans Richard Weinhöppel, Max Döscher, Hermann Lingg, Ferdinand Reznicek an (Verein) Komitee gegen das "lex Heinze", Berlin, 9.3.1900. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

11.11.2024 15:53