Kennung: 5496

Winterthur, 2. November 1884 (Sonntag), Visitenkarte

Autor*in

  • Ringier, Werner

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Mein Lieber!

Wegen unserm verabredeten Zusammentreffen auf der PostSeit dem 1.9.1875 besaß Lenzburg ein eigenes Postgebäude; es befand sich in der Bahnhofstraße (später in Poststrasse umbenannt) [vgl. Christoph Moser: Die Poststrasse, an der es keine Post (mehr) gibt. In: We Love Lenzburg, 20.9.2020 (https://welovelenzburg.ch/die-poststrasse-an-der-es-keine-post-mehr-gibt/ abgerufen: 19.9.2024)]., das leider nicht statt finden konnte, bitte ich Dich um Entschuldigung. Es ist dies einzig nur meinem, damalsWerner Ringier (siehe unten) dürfte spätestens am 3.10.1884 von Lenzburg nach Winterthur gereist sein, um am Folgetag (Samstag, den 4.10.1884) pünktlich die Aufnahmeprüfung am Technikum absolvieren zu können. Der Unterricht begann am Montag, den 6.10.1884. zu kurzen Gedächtniß zuzuschreiben.

Indem ich Dir noch meinen | innigsten Dank ausspreche, ruft Dir ein herzl.
Lebewohl zu, Dein treuer

WERNER RINGIERWerner Ringier aus Lenzburg, Bruder von Arnold, Marie und Hans Ringier und Cousin von Walter Oschwald, besuchte die Lenzburger Bezirksschule, dann das im Sommersemester 1884 neueröffnete Technikum in Winterthur. Im Wintersemester 1884/85 war er dort als Schüler der II. Klasse der Handelsabteilung gemeldet („85. Ringier Werner, Lenzburg.“), im Sommersemester 1885 als Schüler der III. Klasse („136. Ringier Werner, Lenzburg.“), im Wintersemester 1885/86 als Schüler der IV. Klasse („202. Ringier Werner, Lenzburg.“) [vgl. TECHNIKUM DES KANTONS ZÜRICH IN WINTERTHUR. PROGRAMM. 11. Jahresbericht pro 1884/85, S. 26; 12. Jahresbericht pro 1885/86, S. 28; S. 30].

Die Büchernicht identifiziert. werden Dir durch Deine „alte TanteDas Zitat verweist auf das Lied „Die alte Tante!“ („Ich hatt’ ’ne alte Tante gar eine böse Frau, / die hat mich großgezogen mit Schlägen braun u. blau.“), ein Marsch mit humoristischem Text, der – von Moritz Peuschel für Klavier, Orchester, Männerchor komponiert (op. 37) – im April 1878 bei Eulenburg in Leipzig erschienen war [vgl. Hofmeister XIX, April 1878, S. 119; des Weiteren S. 99; S. 124]. Das populäre Lied (42. Auflage um 1910 [vgl. SLUB Dresden, Sign. 5.Mus.2.4634]) wurde nicht nur jahrzehntelang in Tanzlokalen gesungen, sondern gehörte schon früh zu Wedekinds Repertoire am heimischen Klavier [vgl. KSA 1/II, S. 1286; Erika Wedekind an Frank Wedekind, 27.8.1885]. – Mit der humoristischen Anspielung dürfte Bertha Jahn, Wedekinds ‚erotische Tante‘, gemeint sein, die selbst in Briefen auf das Lied verweist [vgl. Korrespondenz Bertha Jahn]; sie war eine Schwester von Werner Ringiers 1878 verstorbenem Vater Ludwig Arnold Ringier. zugeschickt.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 9 x 6 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 2.11.1884 ist recht spekulativ als Ankerdatum gesetzt – das früheste mögliche Schreibdatum am einem Sonntag nach Wedekinds Ankunft in München – einem schulfreien Tag für Werner Ringier. Der Kartentext enthält mehrere Indizien, die für eine Datierung auf Herbst 1884 sprechen. So deutet das „Lebewohl“ darauf hin, dass sich die Lebenswege der jungen Leute trennen, was durch das eine Studiensemester Wedekinds an der Académie de Lausanne (Sommer 1884) noch nicht, sondern erst durch Werner Rinigers Wegzug nach Winterthur und Wedekinds Studium an der Universität München eintraf. Auf diese Konstellation deutet auch hin, dass Werner Riniger die erwähnten Bücher nicht selbst sendet, sondern die Tante (vermutlich Bertha Jahn).

Als Absende- und Empfangsort können die Wohnorte der Korrespondenzpartner am erschlossenen Schreibdatum angenommen werden.

  • Schreibort

    Winterthur
    2. November 1884 (Sonntag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    Winterthur
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 324
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Werner Ringier an Frank Wedekind, 2.11.1884. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (03.12.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

21.09.2024 03:56