Mein Lieber!
Wegen unserm verabredeten
Zusammentreffen auf der
PostSeit dem 1.9.1875 besaß Lenzburg ein eigenes Postgebäude; es befand sich in der Bahnhofstraße (später in Poststrasse umbenannt) [vgl. Christoph Moser: Die Poststrasse, an der es keine Post (mehr) gibt. In: We Love Lenzburg, 20.9.2020 (https://welovelenzburg.ch/die-poststrasse-an-der-es-keine-post-mehr-gibt/ abgerufen: 19.9.2024)]., das leider
nicht statt finden
konnte, bitte ich Dich um Entschuldigung. Es ist dies einzig nur meinem, damalsWerner Ringier (siehe unten) dürfte spätestens am 3.10.1884 von Lenzburg nach Winterthur gereist sein, um am Folgetag (Samstag, den 4.10.1884) pünktlich die Aufnahmeprüfung am Technikum absolvieren zu können. Der Unterricht begann am Montag, den 6.10.1884. zu kurzen Gedächtniß
zuzuschreiben.
Indem
ich Dir noch meinen | innigsten Dank ausspreche, ruft Dir ein herzl.
Lebewohl zu, Dein
treuer
WERNER RINGIERWerner Ringier aus Lenzburg, Bruder von Arnold, Marie und Hans Ringier und Cousin von Walter Oschwald, besuchte die Lenzburger Bezirksschule, dann das im Sommersemester 1884 neueröffnete Technikum in Winterthur. Im Wintersemester 1884/85 war er dort als Schüler der II. Klasse der Handelsabteilung gemeldet („85. Ringier Werner, Lenzburg.“), im Sommersemester 1885 als Schüler der III. Klasse („136. Ringier Werner, Lenzburg.“), im Wintersemester 1885/86 als Schüler der IV. Klasse („202. Ringier Werner, Lenzburg.“) [vgl. TECHNIKUM DES KANTONS ZÜRICH IN WINTERTHUR. PROGRAMM. 11. Jahresbericht pro 1884/85, S. 26; 12. Jahresbericht pro 1885/86, S. 28; S. 30].
Die Büchernicht identifiziert. werden Dir durch Deine „alte Tante“Das Zitat verweist auf das Lied „Die alte Tante!“ („Ich hatt’ ’ne alte Tante gar eine böse Frau, / die hat mich großgezogen mit Schlägen braun u. blau.“), ein Marsch mit humoristischem Text, der – von Moritz Peuschel für Klavier, Orchester, Männerchor komponiert (op. 37) – im April 1878 bei Eulenburg in Leipzig erschienen war [vgl. Hofmeister XIX, April 1878, S. 119; des Weiteren S. 99; S. 124]. Das populäre Lied (42. Auflage um 1910 [vgl. SLUB Dresden, Sign. 5.Mus.2.4634]) wurde nicht nur jahrzehntelang in Tanzlokalen gesungen, sondern gehörte schon früh zu Wedekinds Repertoire am heimischen Klavier [vgl. KSA 1/II, S. 1286; Erika Wedekind an Frank Wedekind, 27.8.1885]. – Mit der humoristischen Anspielung dürfte Bertha Jahn, Wedekinds ‚erotische Tante‘, gemeint sein, die selbst in Briefen auf das Lied verweist [vgl. Korrespondenz Bertha Jahn]; sie war eine Schwester von Werner Ringiers 1878 verstorbenem Vater Ludwig Arnold Ringier. zugeschickt.