[Hinweis und Notiz zum
Kontext in Wedekinds Tagebuch vom 26.8.1889 in München:]
Die ganze Nacht über träum ich von Matthäi. [...] Gegen
Abend kommt Welti mit der Nachricht, er müsse mit seiner Braut in’s Theater da
er Matthäi von seiner Anwesenheit nicht hat benachrichtigen können erbiete ich
mich mit wahrem Feuereifer ihn aufzusuchen. Ich esse also rasch zu Abend und
gehe die unendlichlange Hessstraße hinaus. Die Hausnummer hab ich vergessen
dagegen weiß ich es ist das letzte Haus. [...] Herr Matthäi wohneAlbert Matthaei wohnte in München, wo er bis zum Wintersemester 1885/86 an der Philosophischen Fakultät der Universität eingeschrieben und nun schriftstellerisch tätig war, in Untermiete (siehe unten) noch immer in der Heßstraße 31 (2. Stock, links) [vgl. Amtliches Verzeichnis des Personals der Lehrer, Beamten und Studierenden an der königlich bayerischen Ludwig-Maximilians-Universität zu München. Winter-Semester 1885/86. München 1885, S. 63]. Wedekind hat in der Liste seiner Bekannten im Anhang seines Münchner Tagebuchs 1889/90 notiert: „Matthei Literat.“ über drei
Stiegen links. Ich steige weiter und tappe mich dann mit den Händen bis zu der
bezeichneten Thür. [...] Matthäi ist ausgegangen. [...] Auf meine Bitte ihm
etwas Schriftliches hinterlassen zu dürfen werd ich in sein Zimmer geführt
[...]. In einer Ecke neben dem Fenster steht ein ganz kleiner Tisch auf dem
sehr säuberlich geordnet einiges Schreibzeug liegt. Das heißt ich finde doch
nur ein hartes Bleistift mit dem ich meinen Auftrag auf meine CarteWedekind dürfte eine Visitenkarte beschrieben haben, die er den Tag darauf als Billet bezeichnete. schreibe.
Ich gebe mir die größte Mühe eine gediegene bescheidene Ausdrucksweise zu stande
zu bringen und fürchte schließlich doch daß ich mich nicht höflich genug gefaßt
habe. Ich lese die Carte noch einmal durch und finde orthographische Fehler.
Kein Wunder. Die WirthinApollonia Lechner (geb. Döllner), Buchhalterwitwe in München (Heßstraße 31, 2. Stock) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1890, Teil I, S. 198; Teil II, S. 126], Zimmerwirtin von Albert Matthaei „seit zehn Jahren“ [Tb], wie Wedekind am 26.8.1889 notierte. Wedekind hat sich bei ihr nach ihrem Untermieter erkundigt, wie er ebenfalls am 26.8.1889 festhielt: „Ich frage ob er in einer Münchner Zeitung schreibt. In Münchner nicht. Aber in Berliner, Hamburger ect.“ [Tb] steht ununterbrochen hart an meiner Seite, hält die
Lampe und sieht mir auf die Finger.
[Hinweis in Wedekinds
Tagebuch vom 27.8.1889 in München:]
Bei Mattäi entschuldige ich mich sofort für den Fall daß
mein Billet gestern ein wenig verworren, wie ich mich ausdrücke ausgefallen.