Euer Hochwohlgeboren
möchten wird hierdurch einladen, an dem Buche „In memoriam Otto Julius Bierbaum“
mitzuarbeitenWedekind, der mit Sicherheit angeschrieben wurde, ist unter den 40 Beiträgern und Beiträgerinnen des Bandes „Otto Julius Bierbaum zum Gedächtnis“ (1912) nicht vertreten; er schrieb einem der Herausgeber (sie sind in der Titelei des Gedächtnisbandes nicht genannt, haben aber den Einladungsbrief zur Mitarbeit unterzeichnet), dass er „nicht versprechen“ könne, „den Beitrag zu liefern“ [Wedekind an Hans Brandenburg, 6.12.1911]. Beiträge lieferten (in dieser Reihenfolge abgedruckt): Auguste Henriette Bierbaum, Kurt Martens, Michael Georg Conrad, Alois Wohlmuth, Wladimir Schereschewsky, Anna Croissant-Rust, Hermann Croissant, Franz von Stuck, Karl Gerster, Hermann Eichfeld, Hermann Haak, Agnes Rust, Ernst von Wolzogen, Max Bernstein, Hans Thoma, Hedwig Lachmann, Paul Scheerbart, Karl Friedrich Baberadt, Lisette Stremel, Max Arthur Stremel, Hermann Bahr, Arno Krüche, Hugo Salus, Josef August Beringer, Oscar von Chelius, Max Schillings, Gerhard Ouckama Knoop, Georg Müller, Ludwig Finck, Karl Heckel, Josef Kinkel, Thomas Mann, Hans von Weber, Richard Elchinger, Hans Brandenburg, Artur Landsberger, Gustav Werner Peters, Carl Schüddekopf, Fritz Droop, Heinrich Franz Bachmair., das bei Georg Müller in München erscheinen wirdDer Band erschien erst im Herbst 1912 im Georg Müller Verlag in München [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 79, Nr. 252, 28.10.1912, S. 13277], angekündigt mit den Titelangaben: „Otto Julius Bierbaum zum Gedächtnis / Herausgegeben von M. G. Conrad, Anna Croissant-Rust u. Hans Brandenburg / Mit 40 Bildbeigaben“ [S. 13317].. Man hat in Zeitungen
und Zeitschriften so viele verlegene und ausweichende Worte gesprochen, so viel
schnell geprägte, durch Tagesmoden und durch Cliquen in Kurs gebrachte Urteile,
die man beim Tode BierbaumsWedekind notierte nachträglich für den 1.2.1910: „Otto Julius Bierbaum †“ [Tb], erfuhr am 2.2.1910 von Otto Julius Bierbaums Tod in Dresden und telegrafierte der Witwe [vgl. Frank und Tilly Wedekind an Gemma Bierbaum, 2.2.1910]: „Lese die Nachricht von Bierbaums Tod, telegraphiere Gemma“ [Tb], organisierte in Berlin einen Kranz für Dresden [vgl. Frank Wedekind an Erika Wedekind, 2.2.1910] und war sehr bewegt vom Tod des Freundes und langjährigen Weggefährten, zugleich aber auch von Existenzsorgen als Schriftsteller durch die Streitigkeiten mit seinem Verleger Bruno Cassirer geplagt [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 4.2.1910]. endlich hätte einziehen sollen, neu ausgegeben, ja,
man hat dem Dichter so viele Verunglimpfungen und Entstellungen seines Charakters,
seiner Leistungen und seines Strebens unmittelbar ins Grab nachgerufen, daß es
als eine Ehrenpflicht der Pietät und Gerechtigkeit erscheint, in einem Gedächtniswerke
Aufzeichnungen solcher Männer und Frauen zu sammeln, die dem Verstorbenen näher
getreten sind oder doch in kürzerem oder längerem persönlichen Verkehr
bemerkenswerte Eindrücke von ihm empfangen haben. Auch wenn diese Beziehungen
schon längst der Vergangenheit angehören und durch Schicksale, Umstände oder persönliche
Divergenzen irgendwelcher Art ein Ende nahmen, wird ihre vorurteilsfreie Darstellung
als ein authentisches Zeugnis für unsern Zweck von Wichtigkeit sein. Selbstverständlich
denken wir uns diese Gedächtnisblätter durchaus als persönliche Erinnerungen,
die in erster Linie den Menschen Bierbaum zeigen und
gelegentlich auch einen heiteren Charakter tragen, und nicht als literarische Würdigungen
und Abschätzungen. Wir bitten Euer Hochwohlgeboren, den Beitrag, der in knapper
Form gehalten sein müßte, damit das Buch nicht so umfangreich wird, so bald wie
irgend möglich zu senden und uns einstweilen sogleich mitzuteilen, ob und bis
wann wir auf ihn rechnen dürfen. Als äußersten Einsendungstermin müssen wir den
15. Maiden 15.5.1910. Dieser Termin wurde nicht eingehalten, wie Hans Brandenburg im Vorwort zum Band „Otto Julius Bierbaum zum Gedächtnis“ (1912) beklagte: „Viele Antworten blieben aus, Einsendungen verzögerten sich, Wiederholungen unserer Bitte waren notwendig und somit eine langwierige Korrespondenz sowohl wie öftere Hinausschiebung des Redaktionsschlusses, Zusagen und Versprechungen wurden nicht eingehalten, und unter denen, die uns im Stiche ließen, befanden sich solche, welche am meisten hätten sagen können, oder auf welche wir am sichersten rechnen zu dürfen glaubten, da sie, wie wir wußten, Bierbaum verpflichtet waren.“ [S. VII] Das zielte durchaus auf Wedekind. festsetzen. Wir sagen für die gütige Erfüllung unserer Bitte Euer Hochwohlgeboren
schon jetzt unsern besten Dank, auch im Namen des Herrn Verlegers, Georg Müller,
an dessen Adresse, München, Josephplatz 7die Adresse von Georg Müller (Josephplatz 7, Parterre), „Verlagsbuchhändler“ [Adreßbuch für München 1910, Teil I, S. 392], wenige Wochen später nach der Trennung vom Bruno Cassirer Verlag Wedekinds neuer Verleger., wir Zuschriften und Manuskripte zu
richten bitten. Mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst
Michael Georg Conrad. Anna Croissant-Rust. Hans
Brandenburg.