Sehr verehrliche RedaktionChefredakteur des „Berliner Tageblatt“ war Theodor Wolff, verantwortlich für das Feuilleton war Hans Fischer (Kurt Aram).
In Ihrer Betrachtungdie Besprechung Paul Schlenthers (Theaterkritiker des „Berliner Tageblatt“) von Max Reinhardts „Othello“- Inszenierung am Deutschen Theater in Berlin (siehe unten) [vgl. Paul Schlenther: „Othello“ im Deutschen Theater. In: Berliner Tageblatt, Jg. 39, Nr. 629, 12.12.1910, Montags-Ausgabe, S. (1-2)], aus der Wedekind zitiert (siehe unten). der Othello Vorstellungdie Premiere der Inszenierung von William Shakespeares Tragödie „Othello“ unter der Regie von Max Reinhardt am 10.12.1910 am Deutschen Theater (Direktion: Max Reinhardt) in Berlin (Bühnenbild und Kostüme: Ernst Stern). Es folgten 33 Vorstellungen, die letzte am 6.6.1911. im Deutschen
Theater lese ich den Vorschlag, einmal das Forum Mark AntonsZitat aus Paul Schlenthers Besprechung der Berliner „Othello“-Premiere (siehe oben), in der es heißt: „Man sollte mit der Betonung des Lokalkolorits bei Shakespeare enthaltsam sein […]: erst jüngst erwog ich mit einem hervorragenden Archäologen, der das Unhistorische an Shakespeares ‚Julius Cäsar‘ berührte, die Möglichkeit, daß ein so wagelustiger Mann, wie der Direktor des Deutschen Theaters, einmal das Forum Mark Antons nach London lege und die falschen Römer der Republik zu echten Engländern der Shakespearezeit mache: der Archäologe war beinahe dafür.“ [Paul Schlenther: „Othello“ im Deutschen Theater. In: Berliner Tageblatt, Jg. 39, Nr. 629, 12.12.1910, Montags-Ausgabe, S. (1)] nach London zu
verlegen und die falschen Römer der Republik zu echten Engländern der
Schäkspearzeit zu machen.
Voraussetzung dazu wäre wohl | daß die echten Engländer der
Schäkspearzeit in den Renaissancekostümen auftreten müßten wie sie uns Rubens
überliefert hat.
Für das Theater hätte das den Vortheil, daß man die beiden
Aufführungen auf einandertreffen lassen könnte. Heute Römisches | Kostüm auf
dem Forum Mark Antons Morgen Renaissance Kostüm vor der St. Paulskirche in
London Sollte diese Combination ihre Wirkung eingebüßt haben, dann böte sich
sofort die andere dar: heute Renaissancekostüm auf dem Forum Mark Antons und
morgen | römisches Kostüm vor der St. Paulskirche in London. Ich glaube daß
sich bei dieser Einrichtung solcher Abwechselung die Darsteller der HauptrollenDie Hauptrollen in der Berliner „Othello“-Premiere (siehe oben) spielten Albert Bassermann (Othello), Else Heims (Desdemona), Paul Wegener (Jago), Jakob Tiedtke (Cassio), Paul Biensfeldt (Roderigo). nicht mehr der rigorosen
BeurtheilungPaul Schlenther zufolge gab Albert Bassermann bei der Berliner „Othello“-Premiere (siehe oben) in der Titelrolle „statt des Mauren einen etwas pudelhaften Neger: da er ihn mit dem kurz wiehernden Negergurgellaut viel lachen ließ, […] so blieb mein Grundeindruck lange der: Black bleckt die Zähne. Da weder der große Kriegsmann, noch der leidenschaftlich Liebende recht zum Ausdruck kommen wollte, so war mein Endeindruck: der arme Nigger tut mir leid!“ Verfehlt habe er die „Menschengröße des Othello, dessen Natur ihm fehlt.“ Else Heims als Desdemona sei „ein nettes Desdemönchen“ und über Paul Wegeners Darstellung des Jago heißt es: „es fehlt ihm ein unentbehrliches Stück dieser Natur: der Humor“, über Jakob Tiedtke (namentlich nicht genannt) als Cassio: „Ganz schwach […] war der Darsteller der herrlichen Rolle des jungen Leutnants Cassio“, schließlich über Jakob Tiedtke als Roderigo: „Der blöde, weibische Rodrigo des Herrn Biensfeld […] hat mich nicht gestört, weil er komisch war; aber an dieses starre, tote Gesicht würde Jago kaum so viel Worte verschwendet haben, die der Tropf gar nicht zu hören scheint.“ [Paul Schlenther: „Othello“ im Deutschen Theater. In: Berliner Tageblatt, Jg. 39, Nr. 629, 12.12.1910, Montags-Ausgabe, S. (1-2)] aussetzen werden mit der Sie diese gänzlich schuldlos, im Grund
genommen durchaus gutwilligen Künstler in Ihrer Besprechung (zur Verantwortung
ziehen) ans Messer liefern