[Hinweis in Wedekinds Tagebuch
vom 18.3.1910 in München:]
AnnonceWedekinds Annonce „Schmerzensgeld!“ [KSA 5/II, S. 359f.], ein Zeugnis des Streits mit dem Verleger Bruno Cassirer [vgl. KSA 5/III, S. 750-753], zugleich ein offener Brief [vgl. Wedekind an Verlagsbuchhändler, 18.3.1910], erschien im Annoncenteil der Zeitung [vgl. B.Z. am Mittag, Jg. 34, Nr. 67, 21.3.1910, 1. Beiblatt, S. (4)]. für BZ
Mittag aufgegeben.
[Druck der
Beilage:]
Schmerzensgeld!
Der Verlag BRUNO
CASSIRER in Berlin bietet in Nr. 56
des „Börsenblattes für den deutschen
Buchhandel“ die Verlagsrechte und Büchervorräte meiner zwanzigjährigen
geistigen Produktion öffentlich zum VerkaufWedekinds Verleger Bruno Cassirer hatte folgende Annonce aufgegeben: „Ich beabsichtige, aus meinem Verlage sämtliche bei mir erschienenen Werke von / FRANK WEDEKIND / zu verkaufen. / Es handelt sich um die Dramen: / TOTENTANZ, 4te Aufl. / BÜCHSE DER PANDORA, 6te Aufl. / ZENSUR / SO IST DAS LEBEN, 2te Aufl. / OAHA, 2te Aufl. / FRÜHLINGS ERWACHEN, 24te Aufl. / DER KAMMERSÄNGER, 4te Aufl. / ERDGEIST, 7te Aufl. / MUSIK, 4te Aufl. / JUNGE WELT, 2te Aufl. / MARQUIS VON KEITH, 2te Aufl. / um den Gedichtband: VIER JAHRESZEITEN, 4te Aufl. / und die Erzählungen: FEUERWERK, 3te Aufl. / Ich bitte die Herren Kollegen, die sich für den Ankauf der Bücher Wedekinds mit allen Vorräten und Rechten für Neuauflagen interessieren, sich mit mir in Verbindung setzen zu wollen. / Hochachtungsvoll / BRUNO CASSIRER, VERLAG. BERLIN W., / Derfflingerstr. 16.“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 77, Nr. 56, 10.3.1910, S. 3079] aus. Dieses Vorgehen nötigt mich, den
Herren Verlagsbuchhändlern mitzuteilen, daß ein rechtsgültiger Verkauf dieser
Rechte und Vorräte nur unter meiner ausdrücklichen Zustimmung zustande kommen
kann. Trotz des erfolgten Ausgebots läßt aber der Verlag BRUNO CASSIRER die Anfragen
nach dem Verkaufspreis, die verschiedene erste Verlagsfirmen an ihn richteten,
bis heute völlig unbeantwortet, ein sicheres Zeichen dafür, daß ihm die
endgültige Trennung von meinem Lebenswerk nachträglich doch wiederum recht weh tut.
Ich erkläre mich daher öffentlich gerne bereit, der
Verlagsbuchhandlung BRUNO CASSIRER für den Fall, daß sie den Verlag meiner Werke zu
einem seinem Wert entsprechenden Preis verkauft, ein angemessenes Schmerzensgeld auszuzahlen.
München, 20. März 1910Wedekinds Notiz vom 18.3.1910 zum Versand der Annonce zufolge ist sie in der „B.Z. am Mittag“ (siehe oben) auf den 20.3.1910 vordatiert worden.
Frank Wedekind.