[Hinweis in Wedekinds
Tagebuch vom 28.10.1908 in München:]
Laut TelegrammDas Telegramm könnte zwar auch Robert d’Humières [vgl. Robert d’Humières an Wedekind, 15.9.1908], Gründer des Théâtre des Arts, „seinem Theater“ [Otto Grautoff: Robert d’Humières. In: Die Schaubühne, Jg. 4, Nr. 53, 31.12.1908, S. 663], aufgegeben haben, wahrscheinlicher aber dürfte Daisy Andrews die Absenderin gewesen sein, der Wedekind drei Tage später am 21.10.1908 antwortete: „Ich telegraphiere nach Paris an Miss Andrews.“ [Tb] Sie war seinerzeit für das Théâtre des Arts in Paris tätig und eine Theateragentin Wedekinds: „Das Vertriebsrecht seiner Stücke für Frankreich und England hatte die Agentur von Miß Andrews, welche im Pariser Théâtre des arts Frühlingserwachen spielen ließ“ [Kutscher 3, S. 79]. Wedekind hatte dem Tagebuch zufolge mit ihr drei Monate zuvor in Berlin wohl die Pariser Premiere von „Frühlings Erwachen“ (siehe unten) auf den Weg gebracht – so am 27.7.1908 („Nachmittag Besprechung mit Miss Andrews bei Baruch“), 29.7.1908 („Vormittag mit Miss Andrews und Baruch bei Dr. Bamberger“) und 30.7.1908 („Fahre mit Tilly zu Dr. Bamberger, treffen dort Baruch und Miss Andrews. Unterzeichnung des Kontraktes zwischen Miss Adrews und mir Beglaubigung der Unterschriften“). PremiereWedekinds „Frühlings Erwachen“ hatte am 28.10.1908 im Théâtre des Arts in Paris (Boulevard des Batignolles 78) [vgl. Paris-Adresses 1907, Teil I, S. 94] in der französischen Fassung „L’Eveil du Printemps“ (drei Akte, 15 Bilder) von Robert d’Humières Premiere – um 14 Uhr fand die Generalprobe statt, um 20.30 Uhr die Vorstellung, wie die Pariser Presse meldete: „Cet après-midi, à deux heures, répétition générale, et ce soir, à huit heure et demie, première représentation au Théâtre des Arts, de L’Eveil du Printemps, pièce en trois actes et quinze tableaux, de Frank Wedeking, version française de Robert d’Humières“ [Comœdia, Jg. 2, Nr. 394, 28.10.1908, S. 1]. Die deutsche Presse berichtete einerseits: „Aus Paris meldet man: Von einer jungen Truppe sehr temperamentvoll dargestellt, erregte Wedekinds ‚Frühlings Erwachen‘ in der sorgsamen Humièreschen Übertragung bei dem meist aus Literaten bestehenden Publikum des Théâtre des arts lebhaftes Interesse“ [Dresdner Journal, Nr. 253, 29.10.1908, Beilage, S. (1)], sprach von einem „großen Achtungserfolg“ [Hannoverscher Courier, Jg. 55, Nr. 27724, 1.11.1908, Morgen-Ausgabe, 6. Blatt, S. 21; vgl. Leipziger Tageblatt, Jg. 102, Nr. 305, 4.11.1908, 3. Beilage, S. (2)] oder davon, dem Stück sei „starker Beifall zuteil“ [Kölnische Zeitung, Nr. 1140, 30.10.1908, 2. Morgen-Ausgabe, S. 1] geworden; sie relativierte andererseits den Erfolg: „Frank Wedekinds ‚Frühlings Erwachen‘ ist nun auch in Paris gegeben worden und hat bei seiner Erstaufführung im Théâtre des Arts mehr Erstaunen und Verwunderung als Begeisterung und Entzücken hervorgerufen“ [Prager Tagblatt, Nr. 302, 2.11.1908, Mittag-Ausgabe, S. 4]; das Stück „trug [...] einen Kuriositätserfolg davon“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 61, Nr. 509, 30.10.1908, Morgenblatt, S. 4]. „Unter nicht sehr glücklichen Bedingungen wurde Frank Wedekinds ‚Frühlings Erwachen‘ in einer Übersetzung von Robert d’Humières im kleinen Théâtre des Arts gegeben.“ [Das literarische Echo, Jg. 11, Heft 5, 1.12.1908, Sp. 357] Fr. Erw.
in Paris.