Erstdruck
Briefe Frank Wedekinds
Titel des Aufsatzes:
Briefe Frank Wedekinds
Verlag:
Wien: Verlag "Die Fackel"
Kommentar:
Detaillierter Nachweis: Briefe Frank Wedekinds. In: Die Fackel, Jg. 21, Nr. 521-530, Januar 1920, S. 119-120. Im Erstdruck ist die Postkarte um den Gruß von Tilly Wedekind gekürzt, mit dem Hinweis „Berlin, 8.V.06“ und zwei Fußnoten versehen. Nach „Scheußlichkeit“ ist angemerkt: „Damit hätte er nicht viel Glück gehabt. Er entschloß sich schon am nächsten Tage, den Protest in der ‚Fackel‘ zu veröffentlichen.“ Nach „einlassen!“ ist angemerkt (auf die Nachkriegssituation von 1920 bezogen): „Wedekind irrte. Ich hatte mich damit nicht weiter eingelassen als der Passant mit dem Ziegelstein, der ihm auf den Kopf fällt. Das Nachtleben dieser Kriegszeiten, und daß der tragische Karneval in einem Kabarett zu Ende geht, interessiert mich mehr. Denn wiewohl der Gerichtshof zweiter Instanz dem Mann den mildernden Umstand der Volltrunkenheit zugerechnet und die Arreststrafe nachgesehen hat, betätigt er seinen Groll gegen Österreich derzeit durch eine journalistische Tätigkeit, die auf dessen Wiederaufbau unter habsburgischem Szepter abzielt. Dieser Kabarettgedanke wird zwischen Paris und den in der Schweiz weilenden Trümmern der Monarchie abgehandelt, und all dem Nachtgelichter, durch dessen Wirken wir nicht nur einer traurigen Gegenwart teilhaft wurden, sondern nach dessen Wünschen wir auch einer traurigen Vergangenheit entgegengehen sollen, der diplomatischen Lebewelt, die über unsern Leichnam zu ihren Privilegien gelangen möchte, denen um Windisch-Graetz und Berchtold, stellt heute ein emeritierter Bänkelsänger, dem die Gunst der Zeiten zu einem einträglicheren Organ verholfen hat, die ‚Stimme der Entente‘ dar. So ist das Nachtleben.“ – Neuedition: Nottscheid 2008, S. 67 (Nr. 53).