Kennung: 4186

Zürich, 6. Dezember 1917 (Donnerstag), Telegramm

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Tilly

Inhalt

Telegramm. [...]


=tilly wedekind prinzregentenstrasse 50
muenchen =

München.


Königlich Bayerische Telegraphenanstalt
München.


Telegramm aus Zürich [...]


= innigst geliebte tilly ankomme sonntag fruehestens samstagder 8.12.1917, an dem Wedekind notierte: „Abfahrt von Zürich. Müller und Martha holen mich an der Bahn ab und kommen mit mir nach Hause.“ [Tb] Seine Schwägerin Martha Müller (geb. Newes) und deren Mann Hans Carl Müller haben ihn am Münchner Hauptbahnhof abgeholt; seine Frau lag in der Klinik (siehe unten). innigste herzliche wuensche fuer deine besserungWedekind hat am 5.11.1917 in Zürich den Brief seiner Schwägerin über den Suizidversuch seiner Frau erhalten: „Im Hotel finde ich Marthas Brief mit der Nachricht von Tilly Selbstmordversuch.“ [Tb] Er notierte am 30.11.1917 nachträglich: „Tilly nimmt Gift.“ [Tb] Seine Frau hatte sich „mit Sublimat-Tabletten vergiftet, ein aus Quecksilberchlorid bestehendes Desinfektionsmittel“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 368]. Tilly Wedekind, die im Kapitel „Vergiftung“ ihrer Autobiografie ihren Selbstmordversuch schilderte [vgl. Wedekind 1969, S. 185-193], hatte sich am 30.11.1917 abends „im Hotel Deutscher Kaiser am Münchner Hauptbahnhof unter dem Mädchennamen ihrer Mutter ein Zimmer gemietet“ [Regnier 2008, S. 385], dort nachts das Gift genommen und als Grund ihre unglückliche Ehe angegeben: „Wenn er nicht starb – dann wollte ich sterben.“ [Wedekind 1969, S. 188] Sie schrieb am 19.1.1918 an Adele Sandrock: „Seit Frank krank war, ist es immer schlimmer geworden. [...] Nachdem ich nun im Sommer in Zürich sehr schöne Erfolge hatte, nahm er mich jetzt im Herbst nicht mit, obwohl der Director mit mir gerechnet hatte. Er sagte er könne meine Depression nicht ertragen. [...] Ich tat es in seelischer Depression u. in dem Gefühl, jetzt kommt er von Zürich zurück u. all das Entsetzliche u. Quälende beginnt wieder von vorn.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 370f.] Ihre Schwester und ihr Schwager „Marthl und Hans Carl [...] hatten seit drei Tagen nach mir gesucht“ [Wedekind 1969, S. 188], sie dann gefunden und in die von dem Hofrat Dr. Ernst Rehm geleitete Kuranstalt Neufriedenheim (Fürstenriederstraße 155) [vgl. Adreßbuch für München 1918, Teil I, S. 576] gebracht. = frank wedekind. –

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Maschinenschrift.
Schreibwerkzeuge:
Fernschreiber.
Schriftträger:
Papier. Telegrammformular. 26 x 20 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Das Telegramm ist mit Zustellvermerken von fremder Hand, Stempelaufdrucken und einer Marke („Telegramm“) versehen.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Aufgegeben: Zürich, 6.12.1917 um 10.35 Uhr. Aufgenommen: München, 6.12.1917 um 13.29 Uhr.

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
482
Briefnummer:
732
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 320
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 6.12.1917. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

10.09.2024 17:17