München,
3.IV.17
Geliebtester Frank,
nochmals herzlichsten Dank für das gesandte Geld500 Mark per Scheck als Briefbeilage [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 1.4.1917].! Es ist
jetzt alles schauderhaft teuer u. täglich wird es schwieriger etwas zu bekommen.
Heute habe ich die letzten ZwibäckeSchreibversehen, statt: Zwiebäcke. geholt, Kakeseine Art Gewürzkuchen. wird es auch
nicht mehr geben u. Kuchen nur mit Mehl- oder Brotkarte. Na
ja, lassen wir das.
Über Deine Nachrichten habe ich mich immer sehr gefreut; vor
allem dass Du | gute Gesellschaft gefunden u. Dich unterhalten hast.
Wenn Du Samstag das letzte Mal spielst, verbringst Du die Feiertage doch vielleicht in Dresden? So sehr wir auf Dein Kommen
warten u. uns darauf freuen, möchte ich Dich nicht drängen. Wenn Du gern einige
Tage in DresdenWedekind reiste nach seinem Gastspiel in Berlin nicht nach Dresden. bleibst, lass’ Dich nicht abhalten, auch nicht durch meinen
GeburtstagTilly Wedekind hatte am 11.4.1917 ihren 31. Geburtstag.. Den können wir ja nachträglich feiern.
Das Wetter ist schauderhaft. So | schlecht war’s zu Ostern schon
lange nicht. Es schneit u. ist nasskalt. Falls es besser werden sollte u. Du fährst nach Dresden, gehe ich mit den Kindern wenn es Dir
recht ist, vielleicht auf paar Tage nach Herrsching. Vor Deiner RükkehrSchreibversehen, statt: Rückkehr. möchte
ich auf alle Fälle bischen Vorräte holen; da könnte man gleich 2 – 3 Tage
bleiben.
Pamela bekommt morgen oder übermorgen
ihre Noten. Sie haben auch eine Karte an Dichnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Pamela und Kadidja Wedekind an Frank Wedekind, 3.4.1917. angefangen u. werden sie Dir morgen
schicken. |
Gestern u. heute habe ich Niemanden gesehen, nur Besorgungen
gemacht, Bezugscheine geholt etz.
Von zu Hausevon ihrem Vater Eduard Newes in Graz, der gesundheitliche Probleme hatte. hab ich immer ziemlich
gleiche Nachrichten. Falls das Wetter besser würde, wäre ja eher an Erholung zu
denken.
Hoffentlich hast Du in dieser WeinstubeWedekind in Berlin hatte von Besuchen in der Weinstube C. Huth und Sohn (Potsdamer Straße 139) berichtet [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 29.3.1917 und 30.3.1917]. auch gut zu essen bekommen.
Wenn nur wenigstens die WurstWedekind hatte das am 21.3.1917 in München aufgegebene Päckchen mit der Wurst am 30.3.1917 in Berlin erhalten [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 30.3.1917]. in dem Päckchen noch gut war.
Sei innigst umarmt u. geküsst
Liebster von Deiner Tilly
BusserlnKüsse. v. d. Kindern.