30.4.16. Lieber Martens! Seit einigen Tagen bin ich wieder hierWedekind, der vom 10. bis 24.4.1916 Berlin besucht hat, war am 24.4.1916 abends zurück in München [vgl. Tb].
und ersehne Deine RückkehrKurt Martens war offenbar im Begriff, bald nach München zurückzukehren, den er hat Wedekind bereits am 3.5.1916 in München besucht: „Abendessen [...]. Dann kommen Martens und Friedenthal.“ [Tb]. In Berlin habe ich mir allerhand GeschäfteWedekind hat sich in Berlin um Aufführungen seiner Dramen, mögliche Gastspiele und Lesungen gekümmert sowie am 17.4.1916 einen Vortrag in der Deutschen Gesellschaft 1914 – „Vortrag im Klub“ [Tb] – gehalten.
aufgeladen, sodaß für Dresden keine freie Zeit übrig blieb und ich direkt
zurückfuhrWedekind hatte geplant, auf dem Rückweg von Berlin nach München über Dresden zu reisen, wovon seine Frau ausging [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 12.4.1916], was er ihr bestätigte [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 17.4.1916] und zunächst an dem Plan festhielt [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 21.4.1916]; er hatte vorgehabt, in Dresden Kurt Martens zu treffen.. Ich hoffe, daß Du die schönen Frühlingstage frohen Herzens
genießest. In Berlin sprach ich allerhand Leute, die den | Schicksalsmächtendie politische und ökonomische Machtelite. Wedekind ist in Berlin Menschen in Machtpositionen begegnet, so etwa – im Tagebuch notiert – in der Deutschen Gesellschaft 1914 (genannt: Klub, 1915 gegründet von dem Diplomaten und Staatsekretär im Reichskolonialamt Wilhelm Solf) [vgl. Martin 1996, S. 131f.] am 17.4.1916 („Nachher Klub. Exz. Solf Reinhardt Theodor Wolff Erich Reiß Baron Rummel“), 18.4.1916 („Abends mit Herbert Gutmann im Klub gegessen“), 19.4.1916 („Mittag im Club“), 20.4.1916 („Mittag im Klub mit Theodor Wolff“), 22.4.1916 („Mittagessen im Club“) und 23.4.1916 („Mittagessen im Klub“); er hat den Elektroindustriellen Walther Rathenau, der 1914/15 die Kriegsrohstoffabteilung im preußischen Kriegsministerium geleitet hatte, am 15.4.1916 („Treffe Rathenau auf der Potzdamer Straße“) und 16.4.1916 („Abends [...] bei Rathenau“) getroffen und den Herausgeber der politischen Wochenschrift „Die Zukunft“ Maximilian Harden am 21.4.1916 („Zu Mittag bei Harden“), aber auch den Chefredakteur des „Berliner Tageblatt“ Theodor Wolff am 19.4.1916 („Abends bei Borchardt mit Reinhardt Theodor Wolff Weingarter Baron Schein. Mit Wolff und Herrn Kleefeld nach Hause gegangen“) sowie den Tag darauf und zuvor schon am 17.4.1916.
nahe stehen und freue mich sehr darauf, wenn wir unsere Wahrnehmungen wieder austauschen
können. Seit einigen Tagen ist Kutscher hierunklar, seit wann. Wedekind hat die letzte Begegnung mit Artur Kutscher, der seit Kriegsbeginn 1914 als Soldat im Felde stand (zwischenzeitlich Heimaturlaub), am 4.12.1915 notiert: „Verabschiede mich von Kutscher“ [Tb]. Wedekind war aber seit rund zwei Wochen darüber informiert, dass Artur Kutscher bald nach München kommen werde [vgl. Wedekind an Artur Kutscher, 12.4.1916]., leicht verwundetArtur Kutscher, als Soldat auf Heimaturlaub in München, hatte sich im Krieg während eines Marsches mit schwerem Gepäck eine Knieverletzung zugezogen [vgl. Kutscher 1960, S. 117-119].. Mit
herzlichsten Grüßen in alter Freundschaft
Dein
FrWedekind.
Königreich Bayern
Postkarte
S.
H.
Herrn
Dr. Kurt Martens
Loschwitz bei Dresden
Villa Starckedie Villa seiner Mutter, der Amtshauptmannswitwe Antonie Starke-Martens in Loschwitz (Schillerstraße 24) [vgl. Adreßbuch für Dresden und Vororte 1916, Teil VI, S. 285], bei der Kurt Martens zu Besuch war: sein Elternhaus.