Freitag,
22.9.16.
abends.
Innigst geliebter Geliebter,
anbei einen Brief von Schmidnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Alfred Schmid Nachfolger an Wedekind, 21.9.1916. – Die Münchner Konzertagentur und Musikalienhandlung Alfred Schmid Nachfolger (Residenzstraße 7) wurde geführt von Unico Hensel [vgl. Adreßbuch für München 1917, Teil I, S. 629], der sie 1892 übernommen hatte, seit 1913 mit Sitz an der genannten Adresse [vgl. M.H.: Unico Hensel 60 Jahre. In: Zeitschrift für Instrumentenbau, Jg. 49, Nr. 6, 15.12.1928, S. 258f.]. den ich öffnete, weil ich
dachte es seien vielleicht nur Billetts.
Leider kam auch eine Karte von mir zurückvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 19.9.1916., die ich nach
Dresden geschickt hatte. Vielleicht giebstSchreibversehen, statt: gibst. Du bei der Abreise immer Deine
nächste Adresse an u. schreibst mir auch rechtzeitig Deine neue Adresse, sonst bist Du am Ende mehrere Tage ohne Nachricht, ohne
dasSchreibversehen, statt: dass. ich was dafür kann. Ich habe täglich vom 1. Tag anvom 17.9.1916 an, mit Beginn des Urlaubs in Herrsching am Ammersee. geschrieben, vorgestern
| sogar 3malam 20.9.1916 eine Bildpostkarte und eine Briefkarte (mit nachgesandter Post als Beilage) sowie ein nicht überliefertes Schreiben (vermutlich ebenfalls nachgesandte Post begleitend); erschlossenes Korrespondenzstück: Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 20.9.1916., heute 2maldie nachmittags am 22.9.1916 in Fischen am Ammersee geschriebene Bildpostkarte und der vorliegende Brief.. Heute geht es allerdings nicht mehr weg; die Karte
von Fischendie nachmittags am 22.9.1916 in Fischen am Ammersee geschriebene Bildpostkarte. kann ich hier erst einwerfen, denn in Fischen kommt die Post nur
einmal Mittags um 3 Uhr hin. Wir waren den ganzen Tag Nachmittag drüben,
es war herrlich. Ein wunderschöner Weg 1½ fast 2 Stunden immer am See entlang
u. durch den Wald.
Die Zeit vergeht uns furchtbar schnell. Zum Lesen komme ich leider
zu wenig. Denn wenn es irgend geht lauft man spazieren, auch war es bis jetzt
in den Zimmern einfach zu kalt um zu sitzen. | Wir saßen nur immer Mittags u.
abends eine Stunde länger im W Gasthaus in der warmen Stube. Heute war
ja herrliche Sonne, so darf es die nächsten 8 Tage bleiben. Der Sonnenuntergang
hinter dem See war unbeschreiblich schön!
Vom Schloss Seefeldvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 21.9.1916. muss ich Dir noch Karten schicken, das gefiel
mir sehr. Hier kann ich aber keine bekommen, wir gehen nochmal hinüber.
Sonst kann ich Dir nichts interessantesSchreibversehen, statt: Interessantes.
erzählen. Ich hoffe nur, dasSchreibversehen, statt: dass. wir dies alles auch noch gemeinsam genießen
werden. Im Sommer entschließt | Du Dich doch vielleicht mal „auf’s Land“ zu
gehen. Wenn’s nur für 8 Tage ist.
Die Kinder sind in’s Bett, ich werde noch „Überfürchtenichts“
lesenTilly Wedekind las ein Typoskript des am 17.7.1916 diktierten Versdramas „Überfürchtenichts“ [vgl. KSA 8, S. 934], das erst im Dezember 1917 im Georg Müller Verlag erschien [vgl. KSA 8, S. 943]..
Im „Till Eulenspiegel“ glaub ich, bleibe ich bei meiner
RolleTilly Wedekind übernahm – wie schon in „Oaha“ – in der am 1.12.1916 an den Münchner Kammerspielen unter der Regie von Frank Wedekind uraufgeführten Überarbeitung „Till Eulenspiegel“ die Rolle der Gattin Georg Sterners, die nun Wanda Washington heißt..
Der Schluss ist jetzt viel besser u. knapper.
Unterhalte Dich gut u. sei innigst umarmt u. geküsst,
von Deiner Tilly