17.IV.16.
Innigst geliebter Frank, heute Mittag
kam Deine liebe Kartevgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 16.4.1916. von gestern. Ich habe täglich geschrieben. Die „Zukunft“ wurde
geschicktHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben zur Sendung des „Zukunft“-Heftes an Wedekinds Adresse; erschlossenes Korrespondenzstück: Buchhandlung Heinrich Jaffe an Wedekind, 17.4.1916. – Geschickt wurde allerdings ein falsches Heft [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 19.4.1916]., von Jaffée, ich werde den Artikel lesen. Gestern Nachmittag
war ich mit den Kindern in „Robert u. Bertram“ sie unterhielten sich
ausgezeichnet. Es war auch eine sehr gute AufführungTilly Wedekind besuchte mit ihren Töchtern Pamela und Kadidja im Münchner Volkstheater am 16.4.1916 von 16 bis 18 Uhr die Posse „Robert und Bertram“ von Gustav Raeder (1856): „Nachmittags-Vorstellung zu ermäßigten Preisen: Robert und Bertram oder Die lustigen Vagabunden. Posse in vier Abteilungen von Gustav Raeder.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 69, Nr. 196, 16.4.1916, General-Anzeiger, S. 2] Die Presse urteilte über die Inszenierung: „Räders lustiges Vagabundenstück ‚Robert und Bertram‘ ist in seiner Art eine klassische Posse. Gewiß, die Witze des Stückes, seine harmlose Satire, seine Situationskomik sind alt, aber immer wirksam, und schließlich: auch die neuesten Schwänke, welche ja im Grunde nichts Neues bringen, leben von den gleichen Witzen, Kniffen und Tricks. So kann man sich denn, zumal in einer so frischen Aufführung, wie sie das Volkstheater bringt, die alte Posse gut ansehen.“ [Allgemeine Zeitung, Jg. 119, Nr. 14, 1.4.1916, S. 177]. Heute sind | einige
kleine Freundinnen bei ihnen.
Verzeih’ dass ich den Brief vom Schutzverbandnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Schutzverband Deutscher Schriftsteller an Wedekind, 15.4.1916. – Der Brief dürfte dem vorliegenden Brief beigelegen haben. öffnete. Ich dachte
es seien vielleicht Karten drin, weil Will Vesper heute bei Steini/e/cke
einen VortragWill Vespers Vortrag am 17.4.1916 im Kunstsaal Steinicke (Adalbertstraße 15), seit 1914 als Veranstaltungsort für Lesungen und Vorträge betrieben von dem Münchner Buchhändler Carl Georg Steinicke [vgl. Adreßbuch für München 1917, Teil I, S. 715], war angekündigt: „Will Vesper liest Montag, 17. April, abends 8 Uhr zum Besten des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller im Kunstsaal Steinicke eigene Dichtungen“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 69, Nr. 189, 13.4.1916, Vorabendblatt, S. 2]. hat. Eben telegraphiert mirDas Telegramm von Dagobert Newes an seine Schwester ist nicht überliefert. Bertl, ob es uns recht sei wenn er
Osterdienstagam 25.4.1916. Wedekinds Schwager traf dann bereits am 22.4.1916 bei seiner Schwester in München ein [vgl. Tilly Wedekind, Dagobert Newes an Frank Wedekind, 22.4.1916]. nach München kommt. Ich werde ihm telegraphieren, dass Du in
Berlin bist u. ich mich freuen würde ihn | zu sehen. Ich weiß ja nicht, wie lange
Du fortbleiben willst. Wenn Du zu Ostern hier bist, könnte
er ja auswärts wohnen. Wenn es Dir aber lieber ist, kann ich ihm auch noch
absagen. Er scheint jetzt über Wien u. Graz zu fahren.
Ich freue mich so sehr über jede Deiner Karten!
Am Donnerstag kommen die B. Wedell | u. Fr. Dr. Pariser zu mir. Ich werde sehen, dass wir
ein BildLida von Wedell porträtierte Tilly Wedekind dem Tagebuch zufolge am 2.5.1916 („Lydia von Wedel macht Zeichnung von Tilly“) und 3.5.1916 („Die B. Wedel zeichnet Tilly“). beginnen, bis jetzt hatte ich halt
meistens die Kinder bei mir, weil die Mädchen„die Hausangestellten“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 290] Anna Wölfel, „das Münchner Kindermädchen“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 125], und Franziska, die „Haushaltshilfe“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 285]. Wäsche hatten.
Lass’ es Dir recht gut gehen mein liebster Frank u. sei
innigst von mir umarmt
Deine Tilly
Viele BusserlnKüsse. von den Kindern die eben Kleinigkeiten
verlosen.