HOTEL
MADISON
48, RUE DES PETITS CHAMPS
(ANGLE DE L’AVENUE DE L’OPÉRA)
TÉLÉGRAMMES: MADISOTEL – PARIS
PARIS 10.7.14.
Innigst geliebte Tilly!
Herzlichsten Dank für Deinen lieben Briefvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 8.7.1914.. Mit dem Gastspielein Gastspiel am Schauspielhaus Düsseldorf (Direktion: Louise Dumont und Gustav Lindemann) unter der Regie von Fritz Holl [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 8.7.1914], das nicht zustande kam.
Erdgeist, Stein d. Weisen Kammersänger in Düsseldorf wäre ich meinerseits sehr
einverstanden. Ich möchte den Leuten nur nicht gleich schreiben, da sie sonst
beim Abschluß die Gage drücken werden. Wenn Du jemanden, Dumont, Lindemann oder
Herrn Holl siehst, dann kannst Du ja Deine Befürwortung in Aussicht stellen.
Voraussichtlich reise ich hier | Montag oder DienstagWedekind reiste am 13.7.1914 (Montag) ab: „Abfahrt von Paris“ [Tb]. Abend ab, wäre also
Dienstag oder Mittwoch Abend in München. Wenn Du noch Geld brauchst, dann laß
es mich bitte umgehend wissen, im Notfall per Telegramm. Gestern AbendWedekind verbrachte dem Tagebuch zufolge („Telephoniere an Eugen esse mit ihm zu Abend Blv Sebastopol 35 Wir sehen in der Olympia die Revue an. Gehen in die Brasserie Chateau d’Un bis zwei Uhr“) den Abend des 9.7.1914 mit seinem Schwager Eugéne Perré, mit dem er zunächst ein Restaurant (Boulevard Sébastopol 34) besuchte, anschließend die Music-Hall Olympia, wo ein Programm „La Revue des Femmes“ [Le Journal du soir, Jg. 10, Nr. 2181, 9.7.1914, S. (4)] zu sehen war und abschließend ein Bierlokal. war ich
wieder mit Eugen zusammen. Wir trafen uns um 7 Uhr in einem Restaurant, gingen dann
zusammen ins Theater und nachher zu einem Glas Bier. Heute Abend fährt er nach
LenzburgEugène Perré, dessen Frau Emilie (Mati) Wedekind bereits am 6.7.1914 von Paris nach Lenzburg gefahren ist [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 6.7.1914], fuhr zu seiner Schwiegermutter, zu Emilie Wedekind, die außerdem Besuch von ihrer Tochter Erika Wedekind mit Familie – Eva und Walther Oschwald – hatte., wo gegenwärtig auch Mieze mit Familie weilt. Eugène wird in
BrestenbergSchloss Brestenberg in Seengen, etwa 12 Kilometer südlich von Lenzburg. einquartiert um Mama keine Arbeit zu machen. Mama scheint es
übrigens ganz gut zu gehen.
Diese Woche habe ich wunderschöne FahrtenWedekind unternahm dem Tagebuch zufolge am 6.7.1914 einen Ausflug nach Saint-Cloude etwa 10 Kilometer südwestlich von Paris an der Seine gelegen („St. Cloud Rückfahrt mit dem Dampfboot“) und besuchte am 7.7.1914 den Schlosspark von Versailles („Versailles“). | am Nachmittag nach
St. Cloud und Versailles
gemacht, beides prachtvolle Parks in der Art von Nymphenburg aber
unvergleichlich schöner gelegen. Ich fuhr auf der Seine
mit dem Dampfschiff jeweilen nach Paris zurück. Abends war ich immer im
TheaterWedekind besuchte dem Tagebuch zufolge am 7.7.1914 („Theatre Moderne espêce de Cabaret“) eine Art Cabaret (unklar, welche Bühne), am 8.7.1914 („Athéné Je ne trompe pas mon Mari“) die Komödie „Je ne trompe pas mon mari!“ (‚Ich betrüge meinen Mann nicht‘) von Georges Feydeau und René Peter im Théâtre l’Athénée [vgl. Le Figaro, Jg. 60, Nr. 189, 3. Blatt, 8.7.1914, S. 5] und war am 9.7.1914 mit seinem Schwager im Olympia (siehe oben).. Wenn wir in Düsseldorf gastiert haben, können wir in wenigen Stunden
hierherfahren. Wenn wir nur 3 oder 4 Tage hier bleiben können hat sich die
Reise reichlich gelohnt.
Also auf ein recht baldiges glückliches | Wiedersehen! Grüße
und küsse die Kinder von mir.
Mit innigstem Kuß
Dein
Frank.
[Kuvert:]
Allemagne
Madame
Tilly Wedekind
Prinzregentenstrasse 50
München |
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PARIS